Название | Ein Hauch von Vorsehung |
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Автор произведения | Ava Patell |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783746718651 |
»Natürlich.«
Dark Side Records war ein großes Independent-Label. Es war in einige Abteilungen untergliedert, die sich nicht nur mit den verschiedenen Musikrichtungen befassten, sondern auch mit dem Marketing, der Öffentlichkeitsarbeit, den Verträgen oder schlichtweg mit der eintreffenden Post. Allerdings bewahrte sich Nikolaj bewusst eine Unternehmensgröße, die es den Künstlern erlaubte, sich mit persönlichen Ansprechpartnern zu unterhalten, ohne vorgefertigte Formulierungen zu erhalten. Die persönliche Komponente, die DSR zu so etwas wie einer Familie für die Künstler machte, führte bisweilen dazu, dass Nikolaj in Arbeit versank. Doch es war auch genau das, was Dark Side Records von Major-Labels unterschied, denen nur daran gelegen war, den größten Profit aus ihren Künstlern zu schlagen. Nikolaj konnte von sich behaupten, dass es ihm vor allem um die Musik ging.
***
Kaden sank auf den Stuhl und nahm das Handy aus seiner Verpackung, schaltete es ein. Es erklang eine leise Musik und er stellte es als erstes auf Vibration. Sicherlich kam es gar nicht gut an, wenn ein Handy in der Besprechung klingelte. Von nun an würde er also mit zwei Handys durch die Gegend laufen, was er absolut überzogen fand. Doch ein so neues und tolles in der Hand zu halten, war schon etwas Besonderes.
Dann klappte er den super schmalen Laptop auf und schaltete auch diesen an. Auf der Schreibtischunterlage lag ein Zettel mit den Anmeldedaten und der Instruktion, wie man das voreingestellte Passwort änderte, was er gleich tat. Und dann begann er, sich mit dem System vertraut zu machen.
Die Ordnerstruktur war übersichtlich und Kaden fand sich schnell zurecht. Das Ganze war intuitiv angelegt. Es gab die üblichen Office-Programme. Ein Youtube-Schnell-Link war eingerichtet und er musste kurz überlegen, warum es den gab. Musikbusiness und Youtube hingen eng zusammen, fiel ihm ein. Dann suchte er den Ordner des Künstlers, den Nikolaj ihm genannt hatte. Es gab eine Menge Aufzeichnungen, einen Ordner mit Verträgen, mit Vereinbarungen, mit Notizen. Er hatte keine Zeit, das alles zu lesen. Nicht jetzt. Aber ein Dokument fesselte seine Aufmerksamkeit. Vorlieben. Er überflog das Word-Dokument so schnell er konnte. Dann lächelte Kaden, erhob sich, verließ das Büro, kam noch einmal zurück, weil er das Handy hatte liegen lassen und ging dann in die Personalküche. Er brauchte nicht lange in den Schränken suchen und fand eine Thermoskanne, setzte Wasser im Wasserkocher auf und fand Gott sei Dank einen schwarzen Tee. Laut des Schriftstückes einer der liebsten Tees dieses Mannes. Zur Sicherheit kochte er auch noch Kaffee, weil er nicht wusste, wer noch alles kam und stellte die Kannen auf ein Tablett.
»Hey. Ein neues Gesicht«, erklang eine weibliche Stimme hinter Kaden und er drehte sich fragend um. Vor ihm stand eine junge Frau. Vermutlich Ende 20. Die für Asiaten typische helle Haut, langes, schwarzes und glattes Haar.
»Hi. Ich bin Mai«, stellte sie sich vor und reichte Kaden die Hand. Sie hatte einen erstaunlich festen Händedruck.
»Kaden.«
»Tolles Outfit. Von Darea ausgesucht, oder?«
Kaden spürte, wie ihm das Blut in die Wangen stieg.
Sie gluckste. »Das erkennt man sofort. Ihr Stil ist unverkennbar.«
Kaden stellte die Tassen auf das Tablett. »Ich würde gerne noch weiter plaudern, aber ...«
Sie winkte ab. »Absolut kein Problem. Hat mich gefreut, Kaden.«
Er nickte und balancierte das Tablett an ihr vorbei, fühlte sich sofort an die Zeit erinnert, in der er gekellnert hatte. Er trug alles zum Konferenzraum, den er nach einer kurzen Frage an einen vorbeieilenden Mitarbeiter auch fand. Der Konferenzraum war groß, ein langer Tisch stand darin, komplett aus Glas, genau wie die Front des Raumes, und Kaden schob das Tablett vorsichtig auf den Tisch. Es war noch niemand hier, also war er nicht zu spät. Erst als er das Tablett abgestellt hatte, fiel ihm auf, was er vergessen hatte. Löffel. Zucker. Und Milch. Schnell huschte er noch einmal in die Küche, um das Fehlende zu holen.
***
Darea klopfte derweil an Nikolajs Bürotür und trat gleich darauf ein, ohne eine Antwort abzuwarten.
»Miss Velle ist da, um dich abzuholen.«
Nikolaj nickte und trat vor das Büro. »Bereit?«, fragte er die blonde Leiterin der Pop-Abteilung mit der modischen braunen Rahmenbrille und dem streng wirkenden, aber modernen Pony, die vor dem Büro auf ihn wartete.
»Natürlich«, versicherte sie ihm.
»Darea, bring Lucas doch bitte gleich in den Konferenzraum.«
Sie nickte und Nikolaj konnte mit Suzie Velle den Weg dorthin einschlagen. Als sie ankamen, schien der Raum noch leer, aber auf dem Tisch stand ein Tablett mit zwei Thermoskannen.
»Wo kommt das her?«, fragte Suzie.
»Ich glaube, mein Assistent hat das hergebracht.« Er sah auf, als eben jener Assistent den Raum betrat.
»Mr. Williams, ich möchte Ihnen gern Miss Velle vorstellen, die Leiterin der Pop-Abteilung. Suzie, das ist Kaden Williams, mein neuer Assistent.«
Sie lächelte Kaden an. »Ah! Freut mich. Gute Arbeit hier. Ich nehme an, da ist Tee drin?«, fragte sie und nickte zu den Thermoskannen.
»Tee und Kaffee. Und freut mich«, erwiderte Kaden lächelnd. Er war immer noch wahnsinnig nervös. Aber er konnte jetzt wie ein Ertrinkender strampeln und Wasser nach allen Seiten verspritzen, ohne am Ende Erfolg zu haben, oder er versuchte es mit der Wasserleichen-Methode. Ruhig auf dem Rücken liegen und abwarten. Letzteres schien ihm zielführender. Und obwohl ihm das Herz bis zum Hals schlug, zitterten seine Hände kaum, als er jetzt das Milchkännchen auf dem Tisch abstellte.
»Suzie betreut Lucas Jains, seit er bei uns unter Vertrag steht«, erklärte Nikolaj weiter.
»Genau. Wir müssen mit Lucas noch die letzten Infos für die Tour durchgehen, die ab morgen startet. Eine Welttournee, beginnend hier in Amerika.« Suzies Stimme war etwas näselnd, was nicht etwa an einer Erkältung lag, sondern der Normalzustand war.
»Ja. Zumindest das habe ich gelesen.« Kaden begann, Tassen und Kannen auf dem Tisch zu arrangieren und stellte das leere Tablett dann auf ein Sideboard.
»Haben Sie sich den Tourplan angesehen? Sich angehört, was er für Musik macht?«, fragte Suzie weiter.
Kaden schluckte hart und hätte um ein Haar die moderne Vase, die auf dem kleinen Schrank stand, umgeworfen. »Nein.« Er war kein Freund von Lügen.
»Hm«, machte Suzie und warf Nikolaj einen Blick zu, den er stoisch hinnahm. Er wusste genau, was sie ihn fragen wollte, sich aber nicht traute, auszusprechen. Sie wandte sich wieder an Kaden.
Fragend sah Kaden auf die vielen Stühle. »Wo soll ich mich hinsetzen?« Er wusste ja nicht mal, was seine Aufgabe hier war. Was genau er tun sollte.
»Setzen Sie sich einfach hier hin«, sagte Nikolaj und deutete neben sich. »Hören Sie zu. Und bitte unterbrechen Sie uns nicht.«
Kaden nickte schnell, hatte tatsächlich kurz das Verlangen, einen Salut anzudeuten, aber im letzten Moment konnte er sich davon abhalten. Und so griff er nach dem Stuhl, zog ihn von dem gläsernen Tisch zurück und setzte sich darauf.
Nikolaj betrachtete ihn einen Moment, dann widmete er Suzie, die bereits leise begonnen hatte, mit ihm zu sprechen, seine Aufmerksamkeit.
»Denkst du nicht, es wäre besser, die Werbung in Deutschland noch einmal anzuziehen? Bis jetzt verkaufen sich die Karten dort sehr schlecht.«
Nikolaj nickte und sah in ihre Augen. »Leg mir eine Prognose auf den Tisch, dann werde ich sehen, was sich machen lässt.«
Es klopfte an der Tür und alle sahen auf, als Darea den Raum betrat, gefolgt von dem schwarzhaarigen Lucas. Suzie sprang auf und begrüßte ihn herzlich.
»Lucas, hi! Schön, dass du es geschafft hast«, sagte sie und reichte ihm die Hand, was Nikolaj ihr wenig später gleich tat. Dann deutete er auf Kaden.
»Mein Assistent