Aufgestaute Sehnsucht und Vertrautheit. Emmi Watson

Читать онлайн.
Название Aufgestaute Sehnsucht und Vertrautheit
Автор произведения Emmi Watson
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750229938



Скачать книгу

       ich mittlerweile angekommen bin, pudelwohl fühle und dort auch bleiben

       möchte. Sie nahm es Achsel zuckend zur Kenntnis.

       Manchmal telefonierten Vanessa und ich mit einander. Es gab keine

       Reihenfolge oder Begründung. Wer wen anrief, es entsprang unserer

       Stimmung. Die Gespräche begannen immer mit belanglosem Zeug und

       steigerten sich fast immer darin, dass einer der oder dem Anderen

       erzählte, wie die Phantasie sich unser Zusammensein ausmalte. Nicht

       selten endete das Gespräch mit einem großen Fleck auf oder vor dem

       Telefonbänkchen. Doch stets verabschiedeten wir uns mit: wir dürfen das

       nicht tun. Es war schon fast ein Ritual, ich bin selbst heute immer

       noch davon überzeugt, dass ich damals glaubte was ich sagte . In dieser

       Zeit, es mögen 6 Wochen gewesen sein, sahen wir uns überhaupt nicht.

       Irgendwie gelang es uns beiden, sich aus dem Weg zu gehen. Mit Maria

       lief unterdessen gar nichts mehr, weil sie entweder total erschöpft

       heimkam, ihre Tage hatte und / oder gleich wieder weg musste. Ehrlich

       gesagt war es mir zu der Zeit gleichgültig. Ich weiß nicht, wie ich

       mich verhalten hätte, wenn Maria Sex gewünscht hätte. In der Zeit

       entwickelte sich bei mir eine sehr ausdauernde Rechte - beim

       Telefonieren.

       Um meinen, Testosteronpegel zu normalisieren begann ich damit, viel mit

       dem Rennrad durch die Gegend zu düsen. Gleichzeitig vermied ich es aber

       konsequent den Ortsteil, in dem Schröders wohnten, zu durchqueren.

       An einem sehr heißen Augusttag, es war Freitag und Maria würde

       frühestens Sonntag zurück sein, machte ich früher Feierabend. Endlich

       wollte ich die von Kollegen empfohlene Berg Tour im Hinterland in

       Angriff nehmen. Es war wirklich sehr heiß und ich war schon ziemlich

       geschafft, als ich bemerkte, dass sich um mich herum gewaltige,

       gefährlich aussehende Wolken auftürmten. Eine gute Stunde bräuchte ich

       noch, bis ich daheim wäre. Noch etwa zehn Minuten vor dem sicheren

       Unterschlupf, schreckte mich ein gewaltiger Kracher auf. Ein Gewitter

       hatte mich unbemerkt eingeholt. So ein Mist. Ich überlegte kurz. Lange

       dauert es sicher nicht mehr bis es echt ungemütlich würde. Unterstellen

       und abwarten ging nicht, deshalb wählte ich den kürzeren, schnelleren

       Weg.

       Es war an sich OK doch führte er bei Schröders, bei Vanessa vorbei. Was

       soll's, ich zische dort so schnell vorbei, da sieht sie mich nicht

       einmal, selbst wenn sie zu Hause wäre. Das Donnern kam näher, eine

       mächtige Böe packte mich und schüttelte mich auf dem Rad durch, bis die

       ersten Regentropfen auf die Strasse klatschten. Zehn trafen mich, ich

       war patschnass.

       Plötzlich erfasste mich ein extrem unangenehmes Gefühl. Die Luft

       knisterte, meine Nackenhaare richteten sich auf, das nasse Trikot

       fühlte ich über eine Gänsehaut raspeln, als mit ohrenbetäubendem

       Knattern ein Blitz in einen Baum, knapp neben der Strasse, einschlug.

       Holzfetzen flogen durch die Luft, es stank nach Ozon und ich wäre vor

       Schreck fast vom Fahrrad gefallen. Keine hundert Meter mehr bis zum

       nächsten Haus, keinen Meter mehr als unbedingt nötig. Auch wenn dort

       Schröders wohnten!

       Im strömenden Wolkenbruch klingelte ich, mit vor Schreck noch immer

       wackeligen Knien. Es dauerte und dauerte, wahrscheinlich war niemand

       da. Dann konnte ich mich ja wenigsten unter dem Windfang unterstellen,

       aber auf keinen Fall auch nur einen Meter in dem Unwetter auf dem Rad

       weiterfahren. Noch einmal drückte ich den Knopf. Dann bewegte sich

       hinter dem Sicherheitsglas der Tür etwas. Vanessa öffnete.

       Aber wie!

       Sie hatte sich ein Saunahandtuch umgeschlungen. Das eine Ende war vorne

       untergesteckt und gab somit dem Ganzen Halt. Erstaunt sah sie mich an.

       "Komm doch rein, - was ist denn los"? Ich erzählte kurz und knapp immer

       noch, nun langsam vor Kälte leicht schlotternd, die Geschichte. "Du

       hast mich gerade unter der Dusche hervorgeholt. Aber genau da gehörst

       du jetzt hin. Los, komm mit". Sie packte mich an der Hand und zog mich

       hinter sich her, die Treppe rauf ins Badezimmer.

       "Zieh dich schon aus, und dann ab unter die heiße Dusche". Heiße Dusche

       klang in meinen noch vom Donner dröhnenden Ohren wie die Verheißung vom

       Paradies mit vielen, vielen Jungfrauen. Und zieh dich schon aus ließ

       mich noch mehr schlottern, aber nicht mehr vor Kälte!

       Vergeblich zerrte ich an meinem nassen, ohnehin eng anliegenden

       Radtrikot. Es ließ sich ums Verrecken nicht abstreifen. "Warte, ich

       helfe dir" und schon zog Vanessa das untere Ende nach oben. Bis zu den

       Schultern ging es einigermaßen, doch dort klebte der nasse Stoff

       regelrecht an der Haut fest. Sie zerrte kräftig, ich musste aufpassen,

       nicht dass Gleichgewicht zu verlieren.

       Plötzlich, mit einem Ruck rutschte der patschnasse Stoff über meinen

       Kopf. Vanessas Arme flogen hoch und das Handtuch rutschte wie ein

       Vorhang zu Boden.

       Einen Moment hielten wir beide überrascht inne. Als wäre mir die Venus

       von Milo zum ersten Mal offenbart worden. Mir stockte der Atem.

       Vanessa in vollendeter, unschuldiger Nacktheit vor mir. Das

       Saunahandtuch wie von einem Künstler um sie herum drapiert. Ihre leicht

       gebräunten Knöchel umschmeichelt vom Weiß des Tuches, schien sie

       Engelgleich auf einer Wolke zu schweben. Makellose geformte feste Beine

       endeten an einem zart schimmernden dunklen Dreieck. Der flache Bauch,

       der vollendete Schwung ihrer Hüften, die den Bogen zu zwei herrlichen

       Früchten aus dem Paradiesgarten einleiteten. Auf der leicht gebräunten

       Haut glitzerten im dezenten Licht ganz winzige Schweißtröpfchen wie

       Diamanten im Morgennebel.

       Vanessa schaute mich mit verlangendem und doch zärtlichen Blick direkt

       in die Augen als sie einen Schritt auf mich zukam. Ihr Blick berührte

       mich tief, viel tiefer als alles, was mich bisher berührte. Er packte

       mich an meiner Seele, umschlang sie, um sie mit unglaublicher