Promise. Sarah L. R. Schneiter

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Название Promise
Автор произведения Sarah L. R. Schneiter
Жанр Языкознание
Серия Promise
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783748564638



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zu. „Und nein, Optimismus steht dir wirklich schlecht.“

      „Sollen wir das Transpondersignal fälschen?“, wollte Dan wissen. „So können sie uns zwar nicht mehr identifizieren und verfolgen, wenn wir rasch genug wegkommen, doch wenn sie uns sehen sollten, können sie den Namen auf dem Rumpf lesen und gleich herausfinden, dass wir Schmuggler sind.“

      Natala versuchte, die beiden Optionen abzuwiegen. Da beide gewaltige Nachteile mit sich brachten, entschied sie sich, ihrem Bauchgefühl zu folgen: „Tu es. Setzen wir alles auf eine Karte.“

      Dan tippte auf der interaktiven Tastatur seiner Konsole einige Kanji-Symbole an. „Gut, wir heißen jetzt ‚Wildcard‘, ich hoffe mal, wir kommen vorher weg oder die schauen nicht allzu genau aus dem Fenster.“

      Eben wollte Natala etwas entgegnen, als sie über das Bordcom einen erschrockenen Schrei hören konnte. Dan fragte: „Nani, alles okay?“

      „Ja, alles klar“, war die Antwort nach einigen Sekunden zu vernehmen. Das Piepsen des Coms unterband weitere Nachfragen. Natala las die holographische Anzeige ab und meldete dann bedrückt: „Das Kanonenboot ruft uns.“

      „Na, dann quatsch sie mal in den Boden, dass sie nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht“, entgegnete Stanley, der seine Schmerzen stoisch auszuhalten schien. „Am besten, du lässt die Bildübertragung gleich aus, je weniger die von uns sehen, desto besser.“

      Natala nickte, ehe sie in Richtung des Bordcoms rief: „Nani, uns bleibt nur noch wenig Zeit.“ Die gereizte Antwort geflissentlich ignorierend, nahm sie den Anruf an.

      „Unbekannter Frachter, hier spricht Captain Ron Morgan vom Kanonenboot Spirit of Zisun der Flotte der Vereinten Systeme. Erbitten Identifikation.“

      Natala räusperte sich. „Spirit of Zisun, hier ist die Wildcard, Captain Sandra Ying.“

      „Wildcard, wir führen eine Zollkontrolle durch. Halten Sie den Kurs und bereiten sie sich aufs Andocken vor.“

      „Verstanden Spirit of Zisun, wir halten Kurs. Wir haben nichts vor dem Gesetz zu verbergen. Kontakt in sechs Minuten.“

      Anaata meldete sich, sobald Natala die Verbindung trennte: „Das nennst du die in den Boden quatschen?“

      „Sollen sie doch glauben, wir spielen mit, bis wir springen können“, wandte Stanley ein. „Das macht die Sache einfacher.“

      „Auch ein Argument. Viel wichtiger: Ich will hoffen, mein Mantel ist ganz geblieben, das war mein liebster.“

      „Vergiss es“, kommentierte Stanley trocken. „Weißt du, wie viele Tonnen Druck die Laderampe ausüben kann?“

      Dan wandte sich nach hinten und wetterte: „Wir sind noch einige hundert Klicks plus ein paar Minuten weg von einem Leben in Gefängnis und machst dir Sorgen um deine Kleidung?“

      „Man muss Prioritäten setzen“, entgegnete Anaata, kramte eine Zigarette hervor und zündete sie an. Mit einem Seufzen wandte sich der Pilot wieder dem Brückenfenster zu und fragte sich, ob Stanley wirklich so gelassen war oder bloß Fatalismus vorschob. Mittlerweile konnte er weit entfernt einen hellen Punkt erkennen, der stärker glomm als die weit entfernten Sterne. „Wir kommen schnell näher an den Kreuzer, die da unten sollten sich besser beeilen.“

      Das Zischen der entweichenden Luft, die Nani unsanft gegen die geschlossene Laderampe drücke und ihr Bewegung nahezu verunmöglichte, ließ nach und hörte schließlich ganz auf. Sie atmete auf, offenbar war die ganze Atmosphäre aus dem Laderaum entwichen. Dafür hatte sie nun das Problem, nicht mehr vom Druck gegen die Rampe und damit in die Nähe des eingeklemmten Mantels gepresst zu sein und es im leeren Raum schwerer war, gezielt zu navigieren. Rasch rief sie: „Sven, kannst du die Rampe öffnen, sobald ich den Mantel habe?“

      „Klar, bereit, wenn du es bist.“

      „Erst muss mich mal an das Mistding rankommen“, gab Nani zurück und fischte in einer Tasche am Hosenbein des Anzugs nach einem Minijet. Minijets funktionierten ähnlich wie Jetpacks und gaben der Person, die sie hielt, einen leichten Stoß, sodass man in eine Richtung driftete, waren aber relativ klein. Das Gerät, das sie hervorkramte, war ein kleiner weißer Zylinder, den man gut in der Hand halten konnte. Nani hielt es bereit, richtete das Ende ins Innere der Promise und bat: „Gib mir mal etwas mehr Seil.“

      Sven rollte die Winde ab, bis das Seil lose in der Schleuse schwebte. Nun drückte sie kurz auf den Knopf am Minijet und konnte einen blauen Strahl aus dem Ende des Rohrs feuern sehen, wobei sie fühlte, wie sie nun rasch gegen die obere rechte Ecke der Rampe gezogen wurde. Sie ruderte unbeholfen mit dem Armen, bis sie einen Zipfel des Mantels zu fassen bekam. „Ja, verdammt!“

      „Die Zeit wird knapp“, konnte sie Natalas kurz angebundene Stimme im Com hören, versuchte aber den Stress zu ignorieren und sagte an Sven gewandt: „Jetzt, aufmachen!“

      Der Mechaniker drückte auf den Schalter, die Rampe öffnete sich langsam, was etwas Schauriges an sich hatte, weil dies normalerweise mit Quietschen und Knarren verbunden war, das nun in der absoluten Stille des Vakuums ausblieb. Nani hielt den Mantel fest, zog ihr hastig zu sich, dann fiel ihr Blick durch den etwa einen Meter breiten Spalt hinaus ins All. Endlos breitete sich die Schwärze vor ihr aus, einzig unterbrochen von den unzähligen, weit entfernten weißen Punkten der Sterne. Nani konnte nicht mehr bestimmen, was unten oder oben war, ob sie nun in einen Abgrund oder den Himmel starrte, da sie selbst keinen Boden unter ihren Füssen hatte, keine Gravitation spürte. Ein wunderbares Gefühl der Unendlichkeit überkam sie, da sie nun Teil dieser Leere, dieses universellen Nichts war. Das Wissen darum, nur von einem Seil gehalten zu werden, jagte ihr kalte Schauer den Rücken hinunter. Instinktiv hob sie den Minijet und feuerte nochmals einen Strahl ab, damit sie rückwärts schwebte, hinein in die Sicherheit der Promise. Sven schloss die Rampe, sobald Nani etwas von ihr entfernt war, doch noch während sich die dicke Metallplatte langsam nach oben schob, konnte sie weit entfernt den Schemen des Kanonenboots erkennen. Fasziniert starrte sie durch den kleiner werdenden Spalt hinaus und vergaß völlig, dass trotz der fehlenden Atomsphäre im Innern der Promise noch immer die künstliche Schwerkraft herrschte – ein Fehler, den sie gleich bereute, als sie aus anderthalb Metern Höhe unsanft auf ihren Rücken fiel und nach Luft japste. Sie sah schwarze Punkte in ihrem Sichtfeld tanzen, fühlte die Angst, die ihre Eingeweide regelrecht zusammenzog und sie kämpfte mit aller Willenskraft gegen die Ohnmacht an. Svens Stimme in ihrem Com klang weit entfernt, ja wattig. „Vorbereiten zum Sprung, innere Schleuse schließt sich.“

      Die Antwort der Brücke konnte Nani nicht vernehmen, denn der Mechaniker hatte sie gepackt und schleifte sie unsanft über den Boden, um sie von dem inneren Schleusentor wegzuziehen, das sich nun zu schließen begann. Nach einigen Sekunden konnte Nani wieder einigermaßen klar denken und, viel wichtiger, atmen. Langsam setzte sie sich auf, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie sich ein Meter vor ihren Füssen die dicken Stahltore zuschoben.

      „Nani und Mantel gesichert, bereit zum Sprung“, meldete Sven.

      Einige Sekunden war es still, dann erklang Natalas unangenehm ruhige Antwort: „Zu spät, wir sind im Einzugsbereich ihrer Kraftfeldprojektoren. Sie können uns am Springen hindern.“

      „Und was jetzt?“, fragte Stanley, die Umrisse des sich rasch nähernden Kanonenbootes musternd. Es war ein längliches, mattgrau schimmerndes Sternenschiff, das in seiner Form entfernt an den Torso einer Ameise erinnerte, da es aus drei breiteren Sektionen bestand, die mit schmaleren Teilen verbunden waren. Es war mindestens zehnmal grösser als die Promise und hätte jedes Feuergefecht problemlos gewonnen. Da die Schmuggler nun nahe genug an das Kanonenboot herangekommen waren, konnte es sie mit seinen Kraftfeldprojektoren heranholen, wenn sie zu flüchten versuchten. Natala wandte sich mit einem Seufzen vom Fenster ab. „Wir haben keine Wahl: Wir lassen die Offiziellen an Bord.“

      „Und der Name?“, erkundigte sich Dan. „Der ist ja auch auf den Rumpf gepinselt, hoffen wir einfach, sie übersehen das und achten bloß auf den Transponder?“

      Stanley zuckte mit den Schultern. „So ziemlich, ja. Die wenigsten Leute lesen im Raum den aufgemalten Schiffsnamen, hoffen wir