Promise. Sarah L. R. Schneiter

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Название Promise
Автор произведения Sarah L. R. Schneiter
Жанр Языкознание
Серия Promise
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783748564638



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      „Und niemand hat wirklich gewonnen“, fügte Anaata hinzu. „Immerhin hat diese Lynn dafür das Geld und ein paar ihrer Leute verloren.“

      Alle wandten sich ihr ungläubig zu und Dan rief aus: „Was, sie hat das Geld nicht? Wo soll es denn sonst sein?“

      „Ich habe den Beutel mit den Kreditchips bei unserem Rückzug eingesteckt“, erklärte Anaata. „Er sollte noch in der Tasche meines Mantels sein, bleibt bloß die Frage, wo ihr den hingetan habt, als ich bewusstlos war. Irgendwer muss ihn mir ja ausgezogen haben, oder?“

      Alle musterten einander fragend, bis Nani zögernd vorschlug: „Ich glaube – oder hoffe – der ist noch irgendwo im Frachtraum. Jedenfalls, wenn ihn niemand verloren hat.“

      „Na gut, gehen wir mal einen Mantel suchen“, meinte Natala. „Es wäre ja eine Schande, all die Kreditchips dort unten liegen zu lassen.“

      Nani grinste schelmisch, offenbar hatte sie einen Einfall. „Wer ihn zuerst findet, kriegt hundert Lipos?“

      „Deal. Aber dann kümmere ich mich wieder um das Problem mit der Promise“, stimmte Dan zu, während sich die vier gesunden Schmuggler erhoben und auf die Tür zu hasteten. Anaata blickte ihnen hinterher und murrte: „So viel zu unserer Unterhaltung.“

      Stanley gluckste leise, er wirkte bereits wesentlich fitter. „Aber es war schon beinahe zu erwarten, dass ausgerechnet du am Ende das Geld irgendwo findest und mitnimmst. Du denkst eben immer nur an das Eine.“

      „Ich klaue hauptberuflich, was hast du erwartet?“, gab Anaata erstaunt zurück. „Wie alle halbwegs geistig gesunden Menschen mag ich Geld wirklich. Nur das ganze Geballer hätte mir gestohlen bleiben können, ich habe sowieso kaum was getroffen.“

      „Ich denke, Sozialisten mögen Geld nicht“, sinnierte Stanley.

      Anaata schüttelte entscheiden den Kopf. „Das ist unverständlich. Wahrscheinlich sagen die das bloß, weil sie keins haben, was meinst du?“

      Er musste grinsen. „Du bist einfach ein Original – sag das bloß nie Sven, der war glaube ich mal in der Partei.“ Er machte eine Pause, bevor er fortfuhr: „Um mal ernst zu werden: Danke vielmal, ohne die Bezahlung würde wohl bald wieder was von der Promise abfallen.“

      „Nein, ich muss dir danken, du hast mich einigermaßen zusammengeflickt.“

      „Gern geschehen“, entgegnete Stanley, wobei er den Arm ausstreckte, um sich eine Tasse Tee einzuschenken.

      „Wenn wir schon sinnlos hier rumliegen, kann ich dich mal etwas fragen“, begann Anaata zögernd. Stanley zog wortlos die Augenbrauen hoch und sie fuhr fort: „Warum halten mich alle für verrückt? Das scheint letzthin zu einem Running Gag zu werden.“

      Er musste losprusten und ließ beinahe seine Teetasse fallen. „Nun ja, auf diesem Schiff haben alle einen Hau“, entgegnete er, als er sich etwas beruhigt hatte. „Du bist bloß noch etwas, wie soll ich das sagen, schräger?“

      „Das ist kein bisschen hilfreich“, schmollte Anaata und widmete ihre Aufmerksamkeit stattdessen der Fruchtschale auf dem Couchtisch.

      Die vier Kameraden waren nun schon geraume Zeit in der Ladebucht unterwegs, doch bisher hatte niemand von ihnen Anaatas Mantel gefunden. Sie hatten bereits hinter allen Kisten nachgesehen und manche gar herumgeschoben. Sven kickte genervt gegen eine Box, die ein metallisches Scheppern von sich gab und murrte: „Egal, wo das Geld jetzt ist, wir haben es nicht.“

      Natala setzte sich auf eine kleine Holzkiste. „Wenn es noch in Anaatas Mantel ist, dann müssen wir uns fragen, wo der hingekommen sein kann. Klingt einfacher als gedacht.“

      „Bevor oder nachdem sie dir in den Bauch getreten hat?“, erkundigte sich Dan grinsend.

      Natala starrte ihn böse an, aber mit einem Mal hellte sich ihre Miene auf. „Warte mal, dein Witz war gar nicht so schlecht! Wenn ich darüber nachdenke, da hatte sie ihn noch an, also kann sie ihn nur an Bord verloren haben.“

      „Er kann immer noch rausgefallen sein“, wandte Dan ein. „Ihr hattet die Laderampe offen, als wir abhoben.“

      Nani brach plötzlich in Gelächter aus. Auf den fragenden, ja schon fast hoffnungsvollen Blick der anderen erklärte sie: „Sorry, ich habe keine Ahnung, wo das Geld ist. Mir ist nur gerade aufgefallen, wie absurd die Situation ist, bei denen vier Erwachsene ihr halbes Sternenschiff zerlegen, um etwas zu finden, das eigentlich ziemlich groß ist.“

      Sven entgegnete genervt und ungeduldig: „Mach eine verdammte Kaffeepause und erhol dich von der Ironie. Falls es dir nicht aufgefallen ist: Wir brauchend das Geld dringend, an der Promise fällt andauernd wieder was ab, wir können im Moment noch nicht mal springen und haben keine Ahnung, warum.“

      „Ist ja gut, sorry“, brummte Nani mit gerötetem Kopf, ehe sie wesentlich leiser ergänzte: „Ironie ist trotzdem anders definiert, hol dir ein Wörterbuch.“

      „Halt mal – das ist es!“, frohlockte Natala mit plötzlichem Enthusiasmus und hastete durch den Frachtraum los auf die Laderampe zu. Die anderen folgten ihr rasch neugierig und Dan fragte: „Was denn?“

      „Wir konnten nicht in den Hyperraum springen, weil wir einen Systemfehler hatten. Was, wenn der Mantel in der Luftschleuse steckt? Das würde das Problem erklären.“

      „Du hast Recht“, stimmte ihr Dan zu. „Das Schiff verhindert einen Sprung, wenn der Computer glaubt, die Hülle sei beschädigt.“

      „Und darum brauchen wir das Geld, um die Sensoren bei der Luftschleuse zu ersetzen, dann hätten wir eine korrekte Fehlermeldung zu sehen gekriegt“, fügte Sven hinzu, als er neben die anderen trat, die schon an dem kleinen Fenster standen, das in die innere Schleuse der Laderampe eingelassen war.

      Sie versuchten angestrengt in der Dunkelheit auf der anderen Seite etwas zu erkennen, ein Unterfangen, das bei der Suche nach einem schwarzen Kleidungsstück keineswegs einfacher wurde. Schließlich rief Nani, nach oben deutend: „Ich sehe was, da in der Ecke rechts steckt Anaatas Mantel fest.“

      „Das ist ihr Lieblingsmantel, sie wird uns sowas von umbringen“, ächzte Dan überzeugt.

      Sven lachte, wurde jedoch von Dan ungewohnt harsch unterbrochen. „Hey, die Trulla kann der Decke lang gehen, ich will mich nicht mit ihr anlegen.“

      „Wichtigere Frage“, unterbrach Stanley das Geplänkel. „Wie kriegen wir ihn da raus? Wenn wir die Schleuse zum Weltraum hin öffnen, schwebt er im Vakuum davon. Jemand muss in einem Raumanzug da raus.“

      „Na großartig“, schnaubte Nani. „Das bleibt dann wohl an mir und Sven hängen, richtig?“

      „Immer erst die Jobbeschreibung lesen, wenn du einen Vertag unterzeichnest“, gab Natala trocken zurück. Ehe sie weiter planen konnten, wurden sie von dem lauten sonoren Horn eines Alarms unterbrochen, gefolgt von der Computerstimme der Promise, die gleichgültig durch die Ladebucht schallte: „Annäherungsalarm. Unidentifiziertes Schiff auf Kreuzungskurs, ETA in fünfzehn Minuten.“ Dan wandte sich um und rannte als erster die Treppe hoch, dichtauf gefolgt von Natala. Die Treppe hochhastend beschwerte sie sich: „Welcher Trottel ist denn noch hier draußen?“

      Natala und Dan erreichten als erste die Brücke und ließen sich auf die beiden Kommandosessel an den Pilotenkonsolen fallen. Ihre Kameraden traten hinter sie, als Dan bereits die Steuerung vom Autopiloten übernahm und Natala das unbekannte Schiff scannte, das ihren Kurs kreuzte. Einige Sekunden herrschte gespannte Stille, die von Stanley unterbrochen wurde, der langsam in den Raum humpelte und fragte: „Was haben wir?“

      Natala sah von den Hologrammen auf, ihrer Stimme war die Frustration anzuhören. „Ein Kanonenboot der Flotte.“

      „Na großartig, das Militär der Vereinten Systeme, ausgerechnet hier draußen. Was jetzt?“

      Natala atmete tief durch, um sich kurz Zeit zum Nachdenken zu verschaffen. „Wahrscheinlich ist das eine Zollpatrouille, wir rechnen besser damit, dass die uns kontrollieren