Promise. Sarah L. R. Schneiter

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Название Promise
Автор произведения Sarah L. R. Schneiter
Жанр Языкознание
Серия Promise
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783748564638



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zu hören, das beim Andocken einer Gangway entstand und ein sanfter Ruck durchlief die Promise.

      Die vier übrigen Schmuggler waren in der Ladebucht versammelt und hatten sich der Luftschleuse zugewandt, die nebst der Rampe der einzige Eingang zur Promise war. Der kleine Raum der Schleuse lag links in der Ladebucht, sie würden die Offiziellen gleich zu Beginn gut eintreten sehen. Als Nani sich umschaute, konnte sie die Nervosität aller ziemlich gut erkennen. Natala stand breitbeinig in der Mitte der Ladebucht der Schleuse gegenüber wie ein typischer Captain, der Gäste auf seinem Schiff erwartete. Oberflächlich wirkte sie gelassen, wohl weil sie vor sich ihren ungebetenen Gästen keine Blöße geben wollte, nur kannte Nani sie lange genug, um ihr Pokerface zu durchschauen. Dan und Sven hatten sich auf die Treppe gesetzt und unterhielten sich leise miteinander – Nani konnte ihr Gespräch nicht verstehen, vermutete aber, es ging um ihre Chancen bei der Zollinspektion. Sie selbst war oben auf dem Steg stehen geblieben, um einen möglichst guten Überblick zu haben und rauchte ans Geländer gelehnt eine Zigarette. Sie mochte es, sich im Hintergrund zu halten, wollte beobachten, wie die Crew dieses Kanonenboots arbeitete. Ihr war bei der Vorstellung, wie die Promise gleich von Soldaten und Zollbeamten durchsucht wurde, unwohl zumute. Nani hatte selbst auf der Flottenakademie die Ausbildung zur Offizierin gemacht, sie kannte die Gründlichkeit und Umsicht, mit der Raumsoldaten der Flotte vorgingen. Hätte sie sich gegen eine Existenz als Abenteurerin entschieden, könnte sie jetzt genauso gut die Truppe anführen, welche gleich an Bord kam.

      Auch wenn die Promise in erster Linie einfach ein alter Frachter war, der aussah, als hätte er seine besten Tage hinter sich, so würde sie wegen vieler Details auf die Offiziellen wahrscheinlich wie ein Schmuggler- oder Abenteurerschiff wirken. Natürlich könnte sie auch einer aufrichtigen Frachtercrew gehören, doch im Gegensatz zu den normalen Besatzungen kleiner Frachtschiffe hatten Schmuggler ihre eigene Art von Raumfahrer-Subkultur, die man sowohl dem Schiff als auch dessen Bewohnern ansah. Ob es nun die vielen Souvenirs von unterschiedlichsten Welten waren, die im Wohnzimmer an der Wand hinter der Bar hingen, die Blaster an den Gürteln von Natala, Stanley und ihr selbst oder Stans Verletzung, alles deutete auf einen Lebenswandel hin, der kaum typisch für das legale Frachtgeschäft war. Nur, solange die Offiziellen weder Anaata noch das Geld fanden, hätten sie nichts gegen die Schmuggler in der Hand, davon war Nani überzeugt. Ihr Gedankengang wurde von dem tutenden Signal der Luftschleuse unterbrochen, die Gangway war gesichert, nun handelte es sich bestenfalls noch um Minuten.

      „Okay, sie kommen“, begann Natala gut vernehmbar. „Für die von euch, die noch nie eine Zollkontrolle erlebt haben: Es macht nichts, wenn wir etwas nervös und unsicher wirken, wir sind ja offiziell keine abgebrühten Schmuggler, sondern einfache Frachtleute. Also macht euch möglichst wenig Sorgen, bleibt einigermaßen ruhig und wir werden das schon überstehen.“

      „Na, das nenne ich mal Optimismus“, raunte Sven dem Piloten sarkastisch zu, was Dan noch mehr zu verunsichern schien. Natala trat nach vorne und öffnete die dicke, metallene Tür der Luftschleuse, die leise knarrend aufschwang.

      Wenige Sekunden später traten zwei Raumsoldaten der Flotte in olivfarbenen Kampfanzügen in die Ladebucht, ihre Blastergewehre im Anschlag. Sie sahen sich um, prüften, ob Gefahr herrschte, erst dann folgte der Captain in seiner blauen Uniform aus der Schleuse, offenbar hatte er sich entschieden, höchstpersönlich an Bord zu kommen. Er war ein dunkelhäutiger, stämmiger Mann in mittleren Jahren, dessen trainiertem Körper und Haltung man ansehen konnte, dass er in seinen Tagen als Soldat ein guter Kämpfer gewesen sein musste. In angemessener Geschwindigkeit schritt er auf Natala zu und bot ihr die Hand dar. „Guten Tag, ich bin Captain Ron Morgan, Kommandant der Spirit of Zisun.“

      „Freut mich, Captain Sandra Ying von der Wildcard, willkommen an Bord. Und das ist meine Crew“, begrüsste ihn Natala und deutete in einer ausladenden Bewegung auf ihre Kameraden. „Ich nehme an, Sie wollen eine Zollkontrolle durchführen?“

      Morgan nickte bedächtig. „Genau, wir hatten einige Meldungen, Schmuggler treiben sich in der Gegend herum. Ich nehme an, Sie kennen das Prozedere bereits? Meine Leute sehen sich etwas um, während ich mit Ihnen das übliche Gespräch führe.“

      „Klar, tun Sie sich keinen Zwang an“, entgegnete Natala möglichst ruhig. „Wenn Sie wollen, können wir uns auf der Brücke unterhalten, da sind wir ungestört.“

      „Ich denke, ich mache lieber erst einen kurzen Rundgang, danach können wir uns hinsetzen. Als Captain ist man immer froh, wenn man die Gelegenheit zu etwas Bewegung hat.“

      Natala hatte mittlerweile begriffen, mit was für einem Mann sie es zu tun hatte: Morgan war gut in dem, was er tat und er ließe sich wohl nicht leicht hinters Licht führen. Anstatt sich auf ihren Vorschlag einzulassen, wollte er sich selbst ein Bild machen – er musste ein guter, gründlicher Beobachter sein und sie zweifelte keine Sekunde daran, er würde jede ihrer Antworten skeptisch hinterfragen. Natala war überzeugt, sie hätte es kaum schlechter treffen können, doch sie ließ sich nichts anmerken und führte ihn durch den Gang im Untergeschoß nach achtern, wo er einen Blick in den hinteren Laderaum und den kleinen Flitzer-Hangar warf.

      „Für das Alter sieht Ihr Schiff ziemlich gut aus“, bemerkte Morgan, als sie durch den Verbindungsgang zum Maschinenraum gingen.

      „Ja, die EC-1500 ist eine gute Serie, sehr robust und beständig. Fällt selten vom Himmel.“

      Er nickte bedächtig. „Schmuggler benutzen sie auch ziemlich gern, weil sie einiges aushält und viele Nischen hat, in denen man Güter verstecken kann.“

      Natala verkrampfte sich leicht und gab sich Mühe, ihre Fassade aufrecht zu erhalten und locker zu wirken. „Das kann ich mir vorstellen. Wir haben nichts zu befürchten, wir haben nur etwas Gemüse für uns selbst geladen. Eigentlich ist das eine Leerfahrt, weil wir keine richtige Fracht bekommen haben.“

      „Dann ist ja alles bestens“, meinte der Captain der Flotte, als sie den Maschinenraum betraten. Sie gingen bloß wenige Meter neben Anaatas Versteck durch, aber obwohl er sich ohne anzuhalten umsah, bemerkte er sie unter der Tarnfelddecke nicht. Als die beiden die Treppe hochgingen, deutete er auf den Blaster an Natalas Gürtel: „Sie tragen eine Waffe?“

      Da sie voranging, wandte sie sich zum Sprechen um und schaute über ihre Schulter. „Ja, es gibt hier bei den Randwelten zu viele Freibeuter, wehrhaft zu sein ist aus meiner Sicht alles andere als ein Luxus. Ich denke kaum, jemand aus meiner Crew fiele gerne einem Sklavenring in die Hände.“

      „Gutes Argument“, stimmte er zu. Trotz seiner Einsilbigkeit wirkte er freundlich, was Natala verwirrte, denn sie war sich ziemlich sicher, dass er sie verdächtigte. Mit einem Blick zu einigen Modifikationen an den Maschinen, welche die Promise schneller und wendiger machten, fügte er hinzu: „Ich nehme an, darum haben Sie auch die Systeme verbessert?“

      „Vorsicht ist besser als Nachsicht.“ Natala wurde immer unwohler – er verstand sogar etwas von den Maschinen, das konnte ja heiter werden! Wenn er jetzt noch nicht begriffen hatte, mit was er es hier zu tun hatte, grenzte das an ein Wunder, daran hegte Natala keine Zweifel mehr. Da Captain Morgan schwieg, traten sie ohne zu sprechen in den oberen Durchgang und gingen von der Maschinensektion zurück zum Hauptschiff, wo sie bald darauf im Wohnbereich anlangten. Natala führte ihn durch den langen Gang nach vorn und hoffte, er hätte kein Interesse am Wohnzimmer, wo Stanley lag, doch er blieb an der Abzweigung des Ganges stehen. „Gehen wir noch da lang.“

      Sie stimmte hilfsbereit zu und folgte ihm. Als er in den Aufenthaltsraum trat, sah er sich kurz um wandte sich sogleich an Stanley, der auf der Couch lag. „Oh, was ist denn mit Ihnen geschehen, haben Sie sich verletzt?“

      Der erste Maat, auf die Frage vorbereitet, antwortete: „Ja, ich habe mich verbrannt, als ich dem Mechaniker mit einem Triebwerk helfen wollte, offenbar war das verdammte Ding noch heiß. Sollte in ein paar Tagen wieder verheilt sein.“

      „Ja, die liebe Technik, immer für eine Überraschung gut. Gute Besserung, Sir“, murmelte Morgan, ehe er sich Natala zuwandte: „Ich habe genug gesehen, danke. Wenn Sie wollen, können wir uns nun auf der Brücke hinsetzen und die Formalitäten klären.“

      „Natürlich“, stimmte sie ruhig zu, obwohl