Promise. Sarah L. R. Schneiter

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Название Promise
Автор произведения Sarah L. R. Schneiter
Жанр Языкознание
Серия Promise
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783748564638



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all die Souvenirs über der Bar denkt. Die meisten Frachtercrews immer dieselben paar Strecken.“

      „Ja, wir kommen rum. Vor allem, weil wir kaum Stammkunden haben, da nimmt man einfach die nächste Ladung, die man kriegen kann, ganz egal, wohin sie gehen soll.“

      „Das sehe ich ein. Eure Crew scheint sowieso erstaunlich gut zusammenzuhalten, das spricht für den Charakter des Captains.“

      „Nicht unbedingt, wir haben uns einfach im Laufe der Zeit gut angefreundet“, entgegnete Natala, ob dem Kompliment verwirrt. „Man wird zu einem eingespielten Team, auf das man sich wenn es darauf ankommt verlassen kann.“

      „Ja, das ist vieles wert, ist im Frachtgeschäft nur allzu selten der Fall“, entgegnete er nachdenklich, als sie durch die Tür auf die Brücke traten. Natala setzte sich auf ihren Sessel und bot ihrem Gast den Platz am Schreibtisch an.

      Der Captain streckte seine Beine gemächlich aus und gab ein zufriedenes Geräusch von sich. „Wollen wir rasch alles durchgehen, Captain Ying?“

      „Natürlich. Die Daten der Crew habe ich bereits an die Spirit of Zisun gesendet.“

      Er zog sein Com aus der Tasche und tippe etwas in dem über dem Gerät angezeigten Hologramm, wobei er sprach. „Gut, das ist Sache meiner Bürokraten, die haben die Personalien und die Schiffs-ID wohl bald überprüft.“ Er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr. „Können Sie fürs Protokoll nochmals das Schiff identifizieren?“

      „Frachter, EC-Klasse, Typ 1500, registriert auf Berdeg als Wildcard.“

      „Gut, dann müsste ich noch die Route wissen.“

      „Wir kommen von Spes und sind unterwegs nach Lerbina, geladen haben wir einige Kisten Lebensmittel für den Eigengebrauch.“

      „Nicht gerade einträglich“, bemerkte er nachdenklich.

      „Man nimmt, was man kriegen kann.“ Natala bemühte sich, gleichgültig zu wirken. „Dafür werden wir in Lerbina gute Aussichten auf eine bessere Fracht haben.“

      Morgan lächelte. „Ja, aber seien Sie vorsichtig, von da werden besonders viele illegale Güter verschifft. Sonst werden Sie am Ende noch verhaftet, weil sie ein allzu gutes Angebot angenommen haben.“

      „Danke für den Hinweis, man kann nie vorsichtig genug sein.“

      Er nickte. „Auf jeden Fall. Also, alle offiziellen Fragen wären abgehakt, einzig ein paar Details muss ich noch abklären.“

      Natala hatte das Gefühl, als ob er wie ein Geier über seiner Beute kreiste und weiterfragte, darauf wartend, dass sie sich selbst verriet. „Bitte, nur zu.“

      „Wieso sind Sie nicht bereits bei Spes in den Hyperraum gesprungen? Von da gibt es eine gute Route nach Lerbina.“

      „Das werden Sie kaum glauben, wir hatten noch einen Mantel in der Laderampe stecken, der die Luftschleuse blockiert hat. Den mussten wir da erst wieder herausbekommen, wir waren erst bereit zum Sprung, als Sie bereits mit uns Kontakt aufgenommen hatten.“

      Der Captain gluckste leise. „Das habe ich auch noch nie gehört, die Geschichte könnte zu einem Klassiker werden, den man sich in Raumhafenbars erzählt.“ Er wurde rasch wieder sachlich, Natala hatte weiterhin das unangenehme Gefühl, hinter jedem seiner freundlichen Worte die Absicht zu bemerken, weiter nachzubohren. Der Captain schien ein Meister darin zu sein, Dinge zu fragen, ohne sie auszusprechen und jemanden in die Enge zu treiben, ohne ihn anzugreifen. „Da ist es eindeutig besser, seid ihr nicht gesprungen, eine Dekompression im Hyperraum wünscht sich niemand.“ Er dachte kurz nach, ehe er beiläufig mit der Handfläche auf den Schreibtisch tappend erklärte: „Gut, das war’s schon, jetzt müssen wir nur noch auf den Bescheid meiner Leute warten, keine Konterbande gefunden zu haben, dann können Sie weiterreisen. Halb so wild, wie ein Zahnarztbesuch.“

      Natala hatte das erste Mal das Gefühl, aufatmen zu können – vielleicht ginge doch noch alles gut. Sie musste sich ihre Überraschung eingestehen, denn sie hätte von dem Captain nach ihrem bisherigen Gespräch mehr Skepsis und Nachbohren erwartet. „Bestens, Danke“, antwortete sie, bevor sie sich ihrer Manieren entsann und einer alten Raumfahrertradition nachkam: „Möchten Sie einen Whisky, wenn Sie sowieso noch warten müssen? Ich sollte hier noch ein paar Gläser und eine Flasche haben.“

      „Gern, mein Dienst heute ist sowieso gleich zu Ende. Und nennen Sie mich doch Ron, von Captain zu Captain.“

      Sie erhob sich, kramte den Whisky aus einem Schränkchen und goss zwei Gläser ein. „Freut mich, du kannst mich Sandra nennen.“

      Sie gab ihm ein Glas und schenkte ein. Ron hob sein Glas: „Auf einen freien Himmel.“

      „Auf einen freien Himmel“, wiederholte Natala, prostete ihm zu, schwenkte ihren Drink und nahm einen kleinen Schluck. Derweil lehnte er sich zurück und erkundigte sich: „Wie kamt ihr auf den Namen Wildcard?“

      Natala überlegte kurz, nun musste sie sich etwas einfallen lassen – sie hatte die gefälschte Registration einfach gekauft, den Namen hatte sie sie dabei nicht gewählt. „Nun, wir sind immer anderswo und transportieren fast jede Ladung, die wir finden können.“ Mit einem Grinsen fügte sie hinzu: „Natürlich nur, wenn sie legal ist.“

      Ron lachte und nahm einen Schluck von seinem Whisky. „Keine Angst, du musst dich nicht rechtfertigen. Ich habe großen Respekt vor Leuten wie dir und deiner Crew, die sich durchs Leben schlagen, unabhängig sind und loyal zueinanderhalten.“

      „Danke. Ich denke mir, ein Leben bei der Flotte kann auch alles andere als einfach sein. Wie kam denn die Spirit of Zisun zu ihrem Namen? Sie scheint ja ein ziemlich neues Schiff zu sein.“

      Sie konnte Ron ansehen, dass er gerne über sein Sternenschiff sprach. „Ja, sie ist ziemlich neu und wurde im Gedenken an die guten Soldaten, die ihr Leben in der Schlacht um Zisun im letzten Jahr verloren haben, getauft. Am Ende waren nur noch vier Offiziere übrig, gestrandet auf dem Planeten. Sie haben letztlich im Alleingang eine feindliche Basis eingenommen, um Hilfe rufen zu können. Um diesen Kampfgeist geht es, du weißt schon, niemals aufgeben und der Bedrohung ins Auge starren.“

      Natala glaubte, in seinem Gesicht etwas lesen zu können und zählte rasch Eins und Eins zusammen. „Du warst einer der vier?“

      Er nickte bedächtig. „Ja, das war hässlich, aber wir haben es geschafft.“ Es herrschte einige Zeit Schweigen und Natala sinnierte, wie viele Kameraden Ron in diesem Krieg verloren hatte. Gleichzeitig konnte sie nur einen großen Respekt vor einem Kämpfer wie ihm empfinden, er hatte bei einem solchen Einsatz mit Sicherheit alles riskiert.

      Die Stille wurde von dem Piepsen seines Coms unterbrochen. Ron erklärte, bevor er den Anruf annahm: „Das müssen meine Leute sein, die sollten mittlerweile mit der Wildcard durch sein.“

      Eben beendete Ron sein Gespräch. Natala hatte bewundert, wie er im Laufe der ganzen Unterhaltung keine Miene verzogen hatte, zudem ließen seine einsilbigen Antworten Natala kaum eine Möglichkeit, zu erkennen, ob es für sie einen Grund zur Sorge gäbe. Er steckte gemächlich das Com weg und nahm einen Schluck von seinem Drink, ehe er sich wieder an sie wandte. „Gut, alles ist klar. Meine Leute sind durch und haben keine Konterbande gefunden.“

      Natala entspannte sich, offenbar war alles gutgegangen. Ron atmete tief und gut hörbar durch und fuhr fort, bereits beim ersten Wort fiel der Schmugglerin seine veränderte Stimmlage auf und diesmal glaubte sie, gleich gefröre ihr Blut. „Doch ich muss dich noch etwas fragen: Deine Crew besteht aus fünf Leuten, nur, es gibt sechs bewohnte Zimmer an Bord dieses Schiffes.“

      „Ja, das stimmt“, entgegnete Natala möglichst ruhig. Nun kam es darauf an, wie gut sie ihren Bluff verkaufen konnte. „Wir hatten noch eine Passagierin, eine Anhalterin, die von Tenowia nach Spes mit uns reiste. Sobald wir auf dem Planeten angekommen sind, ist sie verschwunden, ohne ihre Sachen mitzunehmen. Da wir weiterreisen mussten, haben wir sie gar nicht erst gesucht, sondern sind einfach abgehoben. Irgendwann werden wir das Quartier wohl ausräumen, außer sie meldet sich noch.“

      Ron