Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis

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Название Die Geisterbande Dekalogie
Автор произведения Dennis Weis
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750213913



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der zweiten Stufe an. Sie besaßen die Fähigkeit, mit Geistern zu kommunizieren, sie auch sehen zu können, auch wenn sie es nicht wollten.

      Ein Lacin oder auch „Handelnder“ wurde der dritten Stufe zugeordnet. Sie besaßen magische Fähigkeiten, die sie erlernen mussten. Dazu gehörten mehr Abwehrzauber, wie Schutzschilde und Gegenzauber, vereinzelt aber auch Angriffszauber, wie Magicazauber, der Geistern aller Art Schaden zufügen könnte. Allerdings ist er eher als schwach einzustufen.

      Zur vierten Stufe und zur seltensten Gruppe gehörte der Venator. Er hatte starke Abwehrzauber und Deuszauber, einen starken Angriffszauber. Zudem verfügte er über eine eigene magische Waffe, meist ein Schwert oder eine Axt, welche eine immense Schlagkraft hatten und nur durch ihn benutzt werden konnten.

      Der Rest waren normale Menschen.

      Menschen nahmen die Geister und anderen Wesen als solches gar nicht wahr. Sie konnten lediglich ihre Spuren sehen und wenn sich Gegenstände bewegten. Natürlich konnten Geister bewusst zulassen, dass Menschen sie sahen. Ein sogenannter Geisterkodex hatte es allerdings verboten, da es gerade im Mittelalter zu vermehrten Erscheinungen kam. Daher hielten sich Geister daran, es sei denn sie beabsichtigten sowieso, den Menschen zu töten.

      Geister ernährten sich von Seelen. Je niedriger die Geisterklasse war, desto weniger Seelen benötigten sie. Ein normaler Geist kann mit einer Seele auskommen, während ein Dämon mindestens eine Seele pro Tag brauchte. Es gab einen Zusammenhang zwischen der Macht über die ein Geist verfügte und seinem Seelenverbrauch.

      „Das reicht für heute“, unterbrach mich der Professor und dabei hatte ich erst ein paar Seiten.

      „Warum?“ fragte ich enttäuscht.

      „Viel hilft nicht viel, eher weniger ist mehr“, entgegnete Professor Lux, „du musst eher seine Fertigkeiten trainieren, statt nur zu lesen.“

      „Und wie soll ich das lernen?“ fragte ich ihn, denn ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass ich als Lacin Magie anwenden könnte. Es war noch immer unbegreiflich.

      „Üben“, antwortete der Professor, „üben, üben und nochmals üben. Ich will dich nicht unter Druck setzen, aber du hast nicht viel Zeit. Wir wissen zwar nicht wie viel, aber ich denke, dass es nicht mehr lange dauert. Nenne mich einen Pessimisten, aber ich stehe dazu.“

      „Ich glaube, sie haben mich nicht verstanden“, entgegnete ich dem Professor, „aber…“

      „Ich verstehe dich sehr wohl“, unterbrach er mich, „schaue in dich und horche auf deine Energie. Sie wird es dir zeigen und alles geht von selbst. Mehr weiß ich nicht. Ich war nur ein Indoles und kannte mich mit Artefakten aus. Über die Magie habe ich in all meinen Jahren wenig erfahren können und glaube mir, ich hätte gerne mehr gewusst.“

      In mich horchen? Wie sollte das denn gehen? Ich schlug das Buch trotz Protestes des Professors zu, denn ich brauchte Stille, um nachdenken zu können. Das Buch zu lesen und die Dinge, die darin stehen zu verstehen, war meiner Meinung nach nicht sonderlich schwierig. Aber Magie erlernen? Ohne einem Lehrer? Wie sollte das gehen? In diesem Moment wurden meine Gedanken unterbrochen, denn meine Mutter kam in mein Zimmer.

      „Oh, lass‘ dich nicht stören“, sagte sie und nahm sich ein paar Kleidungsstücke, die gewaschen werden mussten.

      Als sie mein verdutztes Gesicht sah, hielt sie inne.

      „Was ist denn los?“ fragte sie, „bekümmert dich irgendetwas? Kann ich dir helfen?“

      „Nein, leider nicht“, antwortete ich, „es ist etwas, was ich alleine lösen muss.“

      „Wie willst du denn wissen, ob ich dich unterstützen kann oder nicht, wenn du es nicht mal ausprobiert hast?“ entgegnete sie fragend.

      „Vielleicht, da du es nicht verstehen kannst“, war meine Antwort, aber ich merkte, dass ich damit meine Mutter nicht zufrieden stellen konnte, im Gegenteil, sie fühlte sich jetzt erst recht aufgefordert.

      „Um was geht es denn?“ fragte die einfach, ohne auf meine Antwort einzugehen.

      „Ich versuche in mein innerstes zu horchen, aber es gelingt mir nicht“, teilte ich meiner Mutter mit.

      Anders als ich erwartet hatte, wollte sie den Grund dafür nicht wissen. Sie wird gedacht haben, es läge an der Geschichte mit dem Umzug, denn das würde für sie einen Sinn ergeben.

      „Tjalf, um zu dir zu finden, benötigst du Selbstvertrauen, du musst an dich glauben“, sprach sie, „denn Glaube versetzt bekanntermaßen Berge.“

      Und auf einmal machte es Klick. Ich kann es nicht erklären, aber die Worte meiner Mutter waren wie eine Initialzündung für meine Gedanken und öffneten mir eine Tür, die mit Zuversicht gekennzeichnet war. Meine Mutter umarmte mich und ihre Wärme war noch eine zusätzliche Stärkung für mich. Genau das habe ich gebraucht.

      „Danke, Mom“, sagte ich.

      „Gerne, Tjalf“, äußerte sie, „und beim nächsten Mal gibst du mir eine Chance, einverstanden?“

      „Einverstanden.“

      Dann ging sie aus meinem Zimmer. In diesem Moment war ich sehr dankbar für meine Mutter. Ich schlug das Buch wieder auf und der Professor erschien.

      „Was sollte das denn?“ fragte er mit verärgerter Stimme, „ich bin doch keine Maschine, die man einfach abschalten kann, wenn einem danach ist.“

      „Es tut mir leid“, sagte ich.

      Professor Lux stoppte und schaute mich an:

      „Ach ist schon gut“, sprach er mit gewohnt freundlicher Miene, „ich kann eh nie lange wütend auf jemandem sein. Bin ein Harmoniemensch… Geist.“

      „Ich habe nachgedacht, beziehungsweise meine Mutter hat mir geholfen, auf eine Lösung zu kommen“, berichtete ich dem Professor, „allerdings weiß ich nicht, was dieser Geisterzauber…“

      „Magica“, verbesserte der Professor mich sofort.

      „…ja, dieses Magica alles kann“, beendete ich meinen Satz.

      „Hast du es deiner Mutter erzählt?“ wollte Professor Lux wissen.

      „Nein, natürlich nicht“, antwortete ich, „aber sie hat trotzdem eine Lösung gehabt.“

      „Mütter eben“, strahlte der Professor, „aber nun gut, um auf deine Frage zu kommen…“

      Er blätterte an eine Stelle weiter hinten, so etwa zwei Drittel des Buches.

      „Hier fängt es an“, sagte er und schaute mich an.

      „Die Verteidigung von Geistern“, las ich.

      Ich erfuhr, dass die Verteidigung meist aus Energieschilden bestand, die einen Angriff abwehren konnten. Je stärker der Anwender eines Schildes war, desto stärker war auch sein Schild.

      „Aber wie sollen wir das üben?“ fragte ich den Professor.

      „Hm, versuch es doch einfach mal“, antwortete er.

      Ich stellte mich also mitten in mein Zimmer und hielt die Arme nach vorne, als wollte ich jemanden aufhalten. Ich dachte an ein Schild, so wie es die Ritter im Mittelalter trugen und glaubte ganz fest daran. Ich hielt diese Position für einige Minuten bis sich meine Oberarmmuskeln meldeten und ich sie senkte.

      „Möglicherweise funktioniert es nur, wenn du auch angegriffen wirst“, bemerkte Professor Lux.

      „Und wer soll mich angreifen?“ fragte ich.

      „Gute Frage“, musste der Professor zugeben, „du könntest doch einen Ball gegen die Wand werfen.“

      „Im Ernst?“ fragte ich, denn die Idee klang komisch.

      „Mein absoluter Ernst“, bestätigte Professor Lux, „Besondere Umstände erfordern besondere Einfälle.“

      Ich konnte nicht hier drinnen einen Ball gegen die Wand