Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis

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Название Die Geisterbande Dekalogie
Автор произведения Dennis Weis
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783750213913



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die Gefahr ist dennoch da… Poltergeist wird kommen.“

      „Ich denke, wir hören jetzt auf mit den Märchen“, sagte mein Vater mit ernster Stimme und ebenso ernster Miene.

      Mein Vater war eigentlich ein entspannter Typ, aber wenn er auf die Art anfing, etwas zu sagen, dann sollte man vorsichtig sein, denn er meinte es nicht mehr spaßig.

      „Aber…“, wand ich ein, aber es wurde durch ein kurzes, „NEIN!“ meines Vaters unterbrochen. Zudem hob er seinen Zeigefinger als wolle er mich ermahnen.

      „Tjalf, ist es wegen des Umzugs?“ wollte meine Mutter wissen.

      Sie klang sehr besorgt und kam näher. Sie war im Begriff, mich zu umarmen, aber ich blockte ab.

      „Nein“, rief ich, „es ist nicht wegen des Umzugs und auch aus keinen anderem Grund. Es gibt wirklich einen Poltergeist und der kommt hierher und wird uns was antun, wenn wir nicht verschwinden.“

      Ich konnte gar nicht aussprechen, dass er in Wirklichkeit meine Eltern und mich zu Hackfleisch verarbeiten würde, wenn er auf uns treffe.

      „Jetzt reicht es, Tjalf Theodor Balthasar Andresen“, überkam es meinen Vater.

      Er ließ meine Gedanken und meine Stimme stocken. Ich hatte noch nie meinen vollständigen Namen gehört, außer zur Taufe und vermutlich zu meiner Geburt, aber an beides konnte ich mich nicht bewusst erinnern. Ich schluckte kurz, denn ich merkte, dass ich durch jedes weitere Wort, meinen alten Herrn womöglich provozieren würde. Also stellte ich es ein.

      „Du bekommst eine Woche Hausarrest“, ergänzte er, „ab auf dein Zimmer, Ich will dich heute nicht mehr sehen. Denk‘ mal darüber nach, was du mit deinen Verrücktheiten mir und besonders deiner Mutter antust!“

      Ich sah zum Spiegel rüber, wo Peter noch immer stand und mich ansah, als hätte ich den größten Fehler aller Zeiten gemacht. Ich drehte mich weg, denn ich schämte mich ein wenig. Darüber hinaus wollte ich aber auch dem „Befehl“ meines Vaters nachkommen, nun auf mein Zimmer zu gehen.

      „Vielleicht sollten wir nicht zu streng mit ihm sein“, wandte meine Mutter ein, aber auch das blockte mein Vater ab, denn er wollte dieses Mal ein Zeichen setzen und sich wohl nicht veralbern lassen von seinem Sohn.

      Ich stieg die die Dachtreppe hinab und ging direkt zu meinem Zimmer. Ich schloss die Tür und spürte den gesamten Druck, der auf meinen Schultern lastete. Sollte die Rettung meiner Eltern jetzt daran scheitern, dass ich Hausarrest hatte? Das konnte es doch nicht sein.

      Ich verzweifelte, denn meine Gedanken drehten sich im Kreis und machten meinen Kopf ganz schwindelig. Ich legte mich hin und merkte, wie erschöpft ich in Wirklichkeit war. Es dauerte nicht lange ehe ich das erste Mal einnickte. Ich dagegen, denn es war keine Zeit, um sich auszuruhen, denn immerhin war der Poltergeist bald zurück im Schloss Brachenfeld und bis dahin sollte ich dringend einen Plan entwickelt haben.

      Die Tür meines Zimmers öffnete sich und ich erkannte meine Mutter. Ich wandte mich von ihr ab. Ich wollte jetzt keine Diskussion darüber haben, dass es mein Vater nicht so gemeint hat oder über meine Gefühle reden, wie es mir mit dem Umzug ergangen ist. Eigentlich wussten es meine Eltern und haben es die ganze Zeit ignoriert, weil sie eigene Interessen hatte. Wenn sie aus purer Überzeugung für meine Meinung Verständnis gehabt hätte, dann wären wir wohl nie hier gelandet. Dann wäre nicht jedes „NEIN“ von meiner Seite abgebügelt worden oder beschwichtigt worden mit Sätzen wie „du wirst dort auch Freunde finden“ oder „bestimmt wird es toll“. Sie hätten zugehört.

      Jetzt erging es mir anders, aber sie verstanden nicht, was mit mir los war. Sie wollten es nicht, so wie es eigentlich immer der Fall war. Werden Eltern von Blindheit kontrolliert? Ich wusste es nicht. Aber warum konnte sie mir nicht einfach glauben?

      „Tjalf“, sagte meine Mutter zu mir.

      Sie musste wohl seit einem langen Augenblick dort gestanden haben- nicht an der Tür, sondern an meinem Bett. Es hörte sich an wie „Bitte rede doch mit mir“. Aber wenn ich genau das mache und ihrem Wunsch entspreche, hört sie nicht zu. Ein Teufelskreis.

      „Wir können doch reden“, sprach sie weiter.

      Ich versuchte sie zu ignorieren, da ich einen klaren Gedanken fasste musste. Obwohl die Situation zwischen mir und meinen Eltern gerade sehr schwierig war, wollte ich sie retten und dazu musste ich mir etwas einfallen lassen.

      „Ich will jetzt nicht reden“, machte ich deutlich, denn ich wusste, dass meine Mutter nicht nachgeben würde, solange ich nicht reagierte.

      „Aber du musst“, entgegnete sie und sie klang, als sei sie wütend auf mich.

      Ich drehte mich zu ihr und sah in ihre Augen. Ihre Äußerung verwirrte mich.

      „Ich habe doch gar nichts getan“, sagte ich.

      „Doch, mein Junge, du hast deinen Vater zutiefst verletzt und mir das Herz gebrochen“, warf sie mir vor.

      Ich erkannte meine Mutter gar nicht wieder. Ich hatte sie noch nie so erlebt.

      „Was ist los mit dir?“ fragte ich und sah in ihren Augen ein Feuer, „Mama?!“

      Ich schreckte nach hinten und fiel vom Bett. Mein Hinterkopf stieß dabei gewaltig auf den Boden, dass es einen stechenden Schmerz verursachte. Ich machte mich schnellstens auf, um zu schauen, wo sich meine Mutter befand. Sie sprang auf mein Bett. Ihre Augen brannten.

      „Du wirst nicht verhindern, dass er kommt und deine Seele verschlingt“, rief sie so laut, so dass es sich ins Hirn brannte. Ich spürte die Gegenwart von einem unheimlichen Wesen mit einer feurigen und rauchigen Aura.

      „Larvaster?“ fragte ich.

      Meine Mutter oder besser gesagt ihre Hülle war im Begriff, mich zu attackieren. Irgendetwas unter dem Bett hielt mich fest und ich wusste, dass ich nicht mehr fliehen konnte. Ich schloss meine Augen und fing an, laut zu schreien.

      „Tjalf“, hörte ich eine Stimme.

      Es hörte sich zunächst so an, als wäre sie weit weg, aber ich realisierte, dass sie direkt über mir war. Ich öffnete meine Augen und erblickte meine Mutter. Ich wich zurück.

      „Lass‘ mich!“ brüllte ich.

      Ich spürte einen Schmerz an meinem Hinterkopf und fasste mir an die Stelle. Ich hatte wohl geträumt und musste vom Bett gefallen sein.

      „Tjalf, oh nein, was ist nur mit dir los?“ fragte sich meine Mutter und kam zu mir.

      Ich konnte mich nicht wehren, denn mir wurde schwindelig und meine Augen, so sehr ich mich auch dagegen wehrte, wurden schwerer und schlussendlich schloss ich sie.

      „Es wird alles wieder gut“, hörte ich meine Mutter in der Ferne sagen.

       Die Bande

      Ich hatte das Gefühl, ewig geschlafen zu haben als ich meine Augen wieder öffnete. Es fiel mir schwer, überhaupt irgendwo hinzuschauen, denn meine Augen mussten sich an das Tageslicht gewöhnen. Dieses Mal hatte ich nichts geträumt. Es blieb absolut schwarz. Meine Gedanken wurden durch ein Klopfen an meiner Zimmertür unterbrochen.

      „Ja?“ fragte ich und die Person würde merken, dass ich verwundert gewesen bin, dass jemand anklopfte, um sich den Zutritt zu erfragen.

      Die Tür öffnete sich und herein kam ein älterer Herr, den ich sofort als Arzt identifizierte, denn er trug einen Kittel wie ein typischer Doktor. Im Schlepptau hatte er meine Mutter, die ein Strahlen in ihrem Gesicht kaum verbergen konnte.

      „Guten Tag der Herr“, sprach der Doktor und gab mir seine Hand, „wie ich sehe, sind sie wieder bei uns. Ich bin übrigens Doktor Klein.“

      Ich schaute meine Mutter fragend an, da ich nicht wusste, wie der Arzt dies gemeint hatte. Zudem wollte ich überprüfen, ob ich mich wieder in einem Traum befand, denn ich war vorsichtig.

      „Du wurdest bewusstlos“, erklärte sie und ich sah, dass sich ihre Augen