Luna's Töchter. Claudia Trapka

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Название Luna's Töchter
Автор произведения Claudia Trapka
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847621065



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erleichtern, sie zu finden?“ Und nach kurzer Pause fügte ich hinzu: „Müssen wir eigentlich die Reihenfolge einhalten?“

      Jo blickte mich verwirrt an, er schien noch weniger Durchblick über die Situation zu haben, als ich.

      „Dagi, wenn ich das wüsste. Ich habe es nur so verstanden, dass wir die Schwerter in der richtigen Reihenfolge einsetzen müssen.“

      Das war plausibel. Zumal ja das letzte Schwert der Schlüssel zu allem sein sollte.

      Wir schwangen uns auf die Drahtesel und fuhren wieder zum Wald. Ich fühlte mich frei. Kein Chef, der auf mich wartete, kein Büro voller Arbeit, einfach frei. Leider schlich sich immer wieder der Gedanke dazwischen, wie ich auf die Dauer überleben sollte. Aber darüber wollte ich mir im Moment keine Gedanken machen. Mein Chef hatte mir versprochen, mich bis April weiter zu bezahlen. Und bis dahin fiel mir vielleicht etwas ein. (Manchmal ist es wirklich ein großer Vorteil, wenn man Überstunden hat.)

      Und wenn ich wieder bei ihm anfangen wollte, wollte er mich ja auch wieder einstellen. Eigentlich bestand also gar kein Grund zur Sorge. Trotzdem war es ein ungewohntes Gefühl, keine Verpflichtungen mehr zu haben. – Lunas Auftrag sah ich mehr als Abenteuer, denn als Verpflichtung.

      Auf dem Weg in den Wald fuhren wir an einigen Geschäften vorbei. Viele kleine Straßen kreuzten unseren Weg. Zum ersten Mal seit Jahren schaute ich auch auf die Gebäude, die in meiner Stadt standen. Es war eine traurig bunte Mischung aus Fachwerk, Bauhaus und Spiegelglas-Stil. Es wirkte alles halbfertig. Keines der Häuser passte in die Zeit, in die wir symbolisch gerade reisen wollten. Meine Gefühle spielten verrückt, mir liefen die Tränen über die Wangen, ohne das ich wirklich wusste warum. Nur eines war mir klar, es hatte mit meiner fernen Vergangenheit zu tun, von der ich so wenig wusste.

      Am Waldrand schlossen wir die Räder an eine Laterne und machten uns auf den Weg querfeldein. Ganz bewusst konzentrierte ich mich auf die Lieder der Vögel und den Gesang der Pflanzen. Ich hoffte, bei ihnen einen Hinweis auf eines der Schwerter zu finden. Aber leider verstand ich die Lieder nicht. Ihr Sinn wollte sich mir nicht eröffnen. Vielleicht würde ich sie verstehen, wenn die Zeit dafür reif wäre.

      Das Feuerschwert

      An der Stätte angekommen, wichen die Pflanzen wieder zur Seite, und wir konnten den herrlichen Raum betreten. Wieder schaute ich mir den gesamten Raum voller Ehrfurcht an. Dieses Mal versuchte ich jedoch, jedes Detail zu erfassen. Ich hoffte ein Zeichen, welches auf den Verbleib eines Schwertes hinweisen könnte, zu entdecken. Es dauerte eine Weile und ich hatte auch keine große Eile, denn dieses Mal nahm ich mir die Zeit, jede Statue genau zu erfassen, jede Einlassung in den Steinen zu betrachten. Als ich zwischendurch auf Jo blickte, erkannte ich, er tat es mir gleich. Nichts unterbrach unsere Ruhe. Die Pflanzen und Tiere schienen gespannt den Atem anzuhalten.

      Ich fragte mich, warum sie nichts von dem Verbleib der Schwerter wussten. Schließlich konnten sie ja mehr oder weniger alles beobachten. Ein Fuchs kam vorsichtig näher und setzte sich in eine Ecke. Wir wagten nicht, ihn zu fragen, ob es nicht doch jemanden gab, der uns einen Tipp geben konnte.

      Dann entdeckte ich etwas: „Jo komm doch mal her!“, rief ich aufgeregt.

      In wenigen Sprüngen stand er bei mir. Verschreckt sprang der Fuchs davon.

      Jo lachte, „Hast Du etwa was gefunden?“

      Ich nickte nur und zeigte auf die Schwertplätze und die daneben liegenden Reliefs.

      Er war etwas verwirrt, „was meinst Du?“

      Nun war ich es, die lächelte: „Na schau Dir die Schwerter und die Bilder daneben mal genauer an.“

      Ich machte eine bedeutungsvolle Pause. „Jedes hat einen anderen Griff und eine Art Schild. Ich vermute, die Schilder sind eher magisch, wer sollte so große schwere Schwerter mit einem Schild aus Metall oder Stein sonst führen können? Aber wenn Du sie genau betrachtest, dann siehst Du, dass die jeweiligen Schwerter schon in ihrer Form eindeutig in einen speziellen Einlass gehören. Und dieses hier, es sieht aus, als hätte es eine Art Fackel als Schild, das habe ich schon mal gesehen. Und das Relief daneben sieht auch ein wenig wie eine Flamme aus, findest Du nicht?“

      Ungläubig starrte Jo mich an.

      Nachdenklich fügte ich hinzu: „Wenn mir jetzt noch einfällt wo, dann sind wir schon weiter.“

      „Dagi, warum ist Dir das nicht vorher aufgefallen?“ Aber er strahlte dabei.

      „Ich denke, weil ich vorher nicht bewusst nach einem Hinweis gesucht habe.“ Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Doch dann fuhr ich ernst fort, „ich glaube, in der heutigen Zeit wird dieses Schwert als –Feuerschwert – bezeichnet. Ich muss mal im Internet forschen. Das kann noch nicht so lange her sein, als ich davon gehört habe.“

      Und voller Hoffnung wollte Jo wissen, ob ich auch bei den anderen eine Idee hätte.

      „Nein, tut mir leid. Obwohl sie mir bekannt vorkommen, so habe ich sie bewusst noch nie gesehen. Aber schau, das direkt neben dem Feuerschwert ist eindeutig auch ein Elementschwert. Es wirkt, als hätte es eine Welle als Schild. Vielleicht hilft uns das weiter. Zumal ich mir sicher bin, dass das Feuerschwert nicht weit sein kann.“

      Voller Tatendrang machten wir uns auf den Heimweg. Ich war mir sicher, dass wir den ersten Hinweis auf ein Schwert gefunden hatten.

      Wieder zu Hause angekommen, setzte ich mich sofort an meinen Rechner und suchte im Internet nach dem Feuerschwert. Dies fand ich nicht. Wir spielten mit der Bezeichnung des Schwertes etwas herum und prompt fanden wir in unserem Heimatkundemuseum die Lösung:

      Das gute Stück wird Flammenschwert genannt.

      „Der Legende nach konnte der erste Besitzer mit dem Schwert nicht nur seine Feinde in Schach halten, sondern hatte auch Macht über Flammen. Er soll das Feuer zu seinen Gunsten beeinflusst haben.“

      Ich lächelte: „Das klingt nach einer von Luna’s Töchtern.“

      Genüsslich lehnte ich mich zurück. Wir hatten ein Schwert gefunden. Obwohl mir noch nicht klar war, wie wir beim Heimatkundemuseum an dieses herankamen, so hatten wir es zumindest schon einmal entdeckt.

      Sanft aber doch etwas zweifelnd, fragte Jo mich: „Wie sollen wir an dieses Schwert herankommen?“

      Ich zuckte mit den Schultern. „Ich gebe zu, ich weiß es nicht. Vielleicht können wir sie überzeugen, eine Kopie auszustellen und uns das Schwert zu überlassen.“

      Ironisch gab Jo zurück: „Klar, die sagen, natürlich geben wir Ihnen das Schwert, wenn es zum Besten der Umwelt ist.“

      Ich verstand seinen Unmut gut. Noch wusste ich auch nicht, was wir tun konnten, aber irgendwie fühlte ich, dass Luna uns nicht im Stich lassen würde.

      „Ich habe noch keine Ahnung, wie wir an das Schwert kommen. Vielleicht müssen wir es auch erst einmal dort lassen. Aber ich denke, wir sollten morgen ins Museum gehen, vielleicht finden wir einen Hinweis auf das zweite Schwert. Weißt Du, so wie eine Kette, auf dem Ersten steht ein Hinweis auf das Zweite. Oder so.“

      Jo hatte Recht, das wäre durchaus denkbar.

      „Gut, gehen wir morgen ins Museum.“

      Im Museum liefen wir eigentlich recht desinteressiert umher, bis wir in die Abteilung der Ritterzeit kamen. Hier versuchten wir, alle Gegenstände genau zu erfassen. Es waren einige Schwerter ausgestellt, doch das, welches wir suchten, war nicht dabei.

      Enttäuscht sahen wir uns um. Und trotteten zwischen den anderen Schwertern hin und her. Keines wirkte wirklich machtvoll. Es waren eben Schwerter von normal sterblichen Rittern.

      Dann entdeckte Jo einen Sicherheitsangestellten und ich sprach ihn an.

      „Entschuldigen Sie, ich hörte, dass es hier im Museum ein Schwert mit einem besonderen Namen gibt. Schwert der Flammen oder so ähnlich. Ist es im Moment nicht ausgestellt?“

      Der