Luna's Töchter. Claudia Trapka

Читать онлайн.
Название Luna's Töchter
Автор произведения Claudia Trapka
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847621065



Скачать книгу

schreckte ich auf. Schweißnass saß ich in meinem Bett. Ich stand auf, um mir etwas zu trinken zu holen. Vielleicht könnte ich dann wieder leicht einschlafen. Auf dem Weg in die Küche fiel mir ein, dass ich ja Besuch hatte.

      Nachdem ich in der Küche etwas getrunken hatte,schlich ich zum Arbeitszimmer. Warum, wusste ich selbst nicht. Vielleicht wollte ich wissen, ob ich den gestrigen Tag nur geträumt hatte. Also öffnete ich ganz vorsichtig die Tür.

      Da lag er und schlief friedlich in seinem (Gäste)Bett. Falls er träumte, musste es ein schöner Traum sein, denn er lächelte im Schlaf.

      Leise schloss ich wieder die Tür und ging zurück ins Bett. Ich hatte also nicht geträumt. Das beruhigte mich ein wenig. Alles in allem irritierte mich das Ganze aber trotzdem. Ich kuschelte mich in meine Decke und schloss die Augen. Diesmal schlief ich schnell ein.

      Mein Wecker klingelte viel zu früh. Wie gern wäre ich noch etwas liegen geblieben. Aber ich hatte erst in einigen Wochen ein paar Tage Urlaub. Also stand ich auf, schnappte mir meine Sachen, die ich im Büro tragen wollte und begab mich verschlafen ins Bad.

      Nachdem ich mich gewaschen und angezogen hatte, lief ich in die Küche, um mir Frühstück und ein Brot für die Pause zu machen. Doch…. das war gar nicht mehr nötig. Mir stieg ein Kaffeeduft in die Nase. Diesen hatte ich bisher nicht wahrgenommen. Als ich die Küche betrat, stand eine Tasse heißer Kaffee und ein komplettes Frühstück auf dem Tisch.

      Jo war gerade dabei, ein belegtes Brot einzupacken.

      Lächelnd aber verwirrt brachte ich ein „Guten Morgen“ heraus und setzte mich an den Tisch.

      Jo hatte sogar Brötchen gebacken.

      Wann, um alles in der Welt, war er aufgestanden? Jo hielt Milch und Zucker in der Hand und sah mich fragend an. Dabei fiel mir ein, dass er ja mit mir nicht sprach.

      Freundlich antwortete ich auf seine stumme Frage: „Danke, Jo, Milch und Zucker nehme ich mir gleich selbst.“

      Ich hatte eigentlich nicht viel Zeit zum Frühstücken, aber der Tisch war so liebevoll gedeckt, dass ich es nicht übers Herz brachte, das Frühstück in aller Eile zu mir zu nehmen.

      „Hör zu Jo, ich muss gleich los. Ähm, wenn Du noch bleiben willst, OK, aber ich finde heraus, ob Du in meinen Sachen gewühlt hast.“ Und etwas freundlicher fügte ich hinzu: „Falls Du gehen willst, zieh die Tür gut hinter Dir zu.“

      Jo hatte aufmerksam zugehört. Er legte drei Finger auf sein Herz und drei hob er in die Luft. Dabei machte er ein Gesicht, wie ein kleiner Hund, der ein zu Hause sucht. Ich musste lachen. Wie sollte man da misstrauisch sein?

      Das Frühstück schmeckte mir hervorragend, doch ich musste wirklich los.

      Draußen auf der Straße holte ich erst einmal tief Luft. An diesem Morgen fühlte ich mich leicht und beschwingt. So hatte ich mich schon seit Jahren nicht mehr gefühlt.

      Trotzdem bat ich die Bäume: „Passt bitte auf, dass Jo mir nicht die Wohnung leer räumt, oder so.“

      Das üblich leise Rauschen verriet mir: „Keine Sorge, das wird er nicht.“

      Auf dem Weg ins Büro führte ich, wie sooft, scheinbar Selbstgespräche, aber natürlich sprach ich mit den Bäumen. Und wie so oft, sahen mich die vorüber gehenden Passanten an, als hätte ich nicht alle Tassen im Regal.

      „Habt Ihr inzwischen erfahren, was er von mir will? Ich meine, Ihr habt doch auch rausbekommen, dass ich ihm helfen kann. Es wird ja wohl nicht die Unterkunft gewesen sein.“

      „Nun sicher haben wir einiges gehört, aber die Krähen halten sich sehr bedeckt. Sie rücken nicht mit der Sprache raus. Wir wissen nur inzwischen, dass Jo solange nicht mit Menschen sprechen darf, bis Ihr irgendeine Aufgabe erfüllt habt.“

      „Na, toll.“ Ich verzog mein Gesicht. „Was ist, wenn ich das Vertrauen nicht finde? Ich fand es schon ziemlich viel verlangt, dass ich ihn allein in meiner Wohnung ließ. Aber ich hab’ es auch nicht fertig gebracht, ihn vor die Tür zu setzen.“

      „Das solltest Du auch nicht. Gib ihm die Chance, Dein Vertrauen zu gewinnen. Denn erst dann erfahren wir wirklich mehr. – Nun geh ins Büro, wir passen auf Dich und Deine Wohnung auf.“

      An diesem Tag gelang es mir noch weniger, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, aber ich musste diese verflixte Statistik für die Geschäftsleitung fertig bekommen, denn als ich sie an diesem Morgen kontrollierte hatte ich eben doch ein paar kleine Fehler darin entdeckt. Deshalb wischte ich die Gedanken an Jo immer wieder fort.

      Trotzdem erwischte ich mich immer wieder dabei, dass ich über ihn und diese Aufgabe nachgrübelte. Was für eine Aufgabe sollten wir meistern? Ich bin eine einfache Frau, die nicht einmal besonders stark ist. Und bei meinem Aussehen konnte man geteilter Meinung sein. Ich war nicht wirklich dick, aber hatte schon so mein Gewicht auf den Hüften. Gut, meine Rundungen saßen an den richtigen Stellen und wenn ich mich im Spiegel betrachtete, dann fand ich mich ganz ok. Ich hatte langes aschblondes Haar, welches ich gern mit blonden und kupferfarbenen Strähnen etwas aufpeppte. Meist trug ich einen Pferdeschwanz oder Zopf. Das erleichterte das Arbeiten. Ich mochte es nicht, wenn mir die Haare ins Gesicht fielen. Aber abschneiden wollte ich sie auch nicht. Mit langen Haaren konnte man viel mehr anstellen.

      Meinen blauen Augen konnten die Männer selten widerstehen, wenn ich es drauf anlegte. Nur legte ich es seit Jahren nicht mehr darauf an.

      Ich kleidete mich eher unauffällig und trug einfach auch gern bequeme Sachen. Ich möchte nicht sagen, dass ich unsportlich war, aber aktiv Sport treiben, war nicht so ganz mein Ding. Ich gebe gern zu, dass lag mehr daran, dass mich niemand mitriss. Wenn ich eine Freundin gehabt hätte, die mit mir Joggen gehen würde, wäre ich sicher Joggen gegangen. Mannschaftssport war nichts für mich, aber ganz allein Sport machen, ohne Unterhaltung zwischendurch, machte mir auch keinen Spaß. Darauf verzichtete ich gern.

      Als ich am Abend das Büro verließ, freute ich mich auf ein entspannendes Bad. Ob Jo mir eine Nachricht hinterlassen hatte? Ich fragte die Bäume nicht, meine Gedanken kreisten um Jo, mein Bad und meine gerade fertig gestellte Statistik – eine blöde Mischung.

      Trotz der morgendlichen Aussage der Bäume, glaubte ich mit keiner Silbe daran, dass Jo noch in meiner Wohnung sein könnte. Ich wurde auf die angenehmste Weise eines Besseren belehrt.

      Schon im Hausflur schnupperte ich. Hm, hier hatte jemand gerade gekocht. Und als ich meine Tür öffnete, wusste ich auch wer. Auf dem Esstisch in der Küche dampfte eine Schüssel Reis und eine Schüssel frisches Gemüse mit Kräutern und Knoblauch stand daneben. Jo war gerade dabei ein Stück Fleisch in Scheiben zu schneiden. Ich wusste gar nicht, dass ich noch etwas im Haus gehabt hatte. Er hatte Kerzen auf dem Küchentisch platziert und den Tisch gedeckt. Rundherum wirkte alles so…perfekt.

      Sofort klingelten wieder meine Alarmglocken. Was hatte er vor? Ich ließ mir nichts anmerken und begrüßte ihn fröhlich.

      „Hallo Jo, Du bist ja noch da. Hm, das riecht aber lecker. Hast Du extra für mich gekocht?“

      Jos strahlende Augen beantworteten mir diese Frage. Galant rückte er mir einen Stuhl zurecht und wir aßen gemeinsam.

      Die Situation hatte schon etwas Skurriles. Ich hatte einen Hausmann, den ich nicht kannte, mit dem ich aber ein Abenteuer der besonderen Art erleben sollte.

      Das Essen war vorzüglich. Wenn dieser Mann alles so gut konnte, wie kochen und backen, würde ich ihn freiwillig nicht mehr hergeben wollen. Meine Geschmacksknospen tanzten vor Verzückung Samba. Ich genoss es sehr, so verwöhnt zu werden.

      So, oder ähnlich verliefen die nächsten Tage, bis ich am Freitagabend wissen wollte, ob wir am Samstag etwas zusammen unternehmen wollten. Ich gebe gern zu, ich hatte mich in den paar Tagen sehr daran gewöhnt, so verwöhnt zu werden. Was würde wohl sein, wenn Jo wieder gegangen war? Darüber wollte ich zunächst lieber nicht nachdenken. Erst einmal sollten wir uns näher kennen lernen. Inzwischen fiel es mir