Luna's Töchter. Claudia Trapka

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Название Luna's Töchter
Автор произведения Claudia Trapka
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847621065



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einfach für zu gefährlich. Bei denen versuche ich es aber manchmal im Zoo.

      Die Begegnung

      Es war ein ganz normaler Montag Morgen. Ich ging, wie immer, aus dem Haus, grüßte meine verschlafenen Nachbarn freundlich und begab mich in mein Büro.

      Doch irgendetwas war heute anders. Ich hatte ständig das Gefühl, verfolgt zu werden. Was kein großes Kunststück war, denn die Bäume auf meinem Weg beobachteten mich seit Jahren aufmerksam und hofften, mir würde irgendwann mal ein Mann begegnen, der zu mir passte. Ich war mehr die graue Maus und erwartete daher nicht, dass dieses Wunder jemals geschehen würde.

      Aber es waren nicht die Bäume, die mich verfolgten. An einem Schaufenster blieb ich stehen, tat so, als würde ich die Auslagen betrachten, und blickte mich unauffällig um. Ein junger Mann lief etwas tollpatschig hinter mir her, traute sich aber offensichtlich nicht, mich anzusprechen.

      Zunächst versuchte ich, ihn zu ignorieren und meinen Weg zur Arbeit einfach fortzusetzen. Das gelang mir aber nicht. Denn ich hörte hinter mir immer wieder Mülltonnen umfallen, Reifen quietschen und Ähnliches. Schließlich drehte ich mich ruckartig um und sah ihm direkt ins Gesicht. Er hatte klare braune Augen, wie flüssige Vollmilch-Schokolade mit einem Hauch Karamell. Seine Konturen waren weich, voller Wärme und Sehnsucht und sein Dreitagebart verriet mir, dass er schon eine ganze Weile keinen Spiegel mehr gesehen hatte. Seine Kleidung war weit und zerschlissen. Er muss auch schon bessere Zeiten gesehen haben. Denn der Mantel den er trug, war eindeutig mal teuer gewesen.

      Ich sah ihn offen an und fragte sanft: „Kann ich Ihnen helfen? Gibt es einen Grund, warum Sie hinter mir herlaufen.“

      Er schüttelte verstört den Kopf, wich aber nun nicht mehr von meiner Seite und begleitete mich bis zum Büro. Dort blieb er vor der Tür stehen.

      „Wenn Sie mir wirklich nichts sagen möchten, dann gehe ich jetzt da rein.“

      Er blieb stumm, blickte mich jedoch flehend an.

      „Also, ich muss jetzt arbeiten, vielleicht sehen wir uns ja ein anderes Mal wieder, und Sie haben dann den Mut zu sprechen.“ Ich nickte ihm noch einmal zu und verschwand im Büro.

      Der Tag verlief ruhig. Mein Chef wollte von mir eine Umsatzstatistik der letzten beiden Jahre haben. Eine Arbeit, die mir keinen großen Spaß machte, aber es war halt mein Job. Ich träumte immer davon Abenteuer zu erleben und damit mein Geld zu verdienen, ähnlich wie Indiana Jones. Nur nicht ganz so lebensgefährlich.

      Ich riss mich aus meinen Tagträumen und versuchte mich wieder auf diese verflixte Statistik zu konzentrieren.

      Doch der Mann mit den herrlichen Schokoladen-Augen spukte mir auch immer wieder im Kopf herum. Da ich allein in meinem Büro saß, merkte niemand, dass ich nicht ganz bei der Sache war.

      Als ich dann am späten Nachmittag meinen Arbeitsplatz verließ, hoffte ich, die Statistik war fehlerfrei. Es war mir richtig peinlich, an diesem Tag nicht ganz bei der Sache gewesen zu sein. Das kannte man von mir nicht.

      Plötzlich stand der Mann vor mir.

      Verwirrt lächelte ich ihn an: „Haben Sie auf mich gewartet?“

      Er nickte.

      „Den ganzen Tag?“

      Er nickte wieder.

      „Normalerweise mache ich das nicht, aber Sie machen mich neugierig. Darf ich Sie zum Essen einladen?“

      Er wiegte sich hin und her.

      „Keine Angst, dass geht in Ordnung.“

      Dann nickte er wieder, hakte sich bei mir ein und lächelte zum ersten Mal.

      Wir gingen in ein kleines Lokal in der Nähe. Dort fielen wir nicht weiter auf und konnten uns kennen lernen, dachte ich.

      „Möchten Sie etwas Warmes essen? Sie haben sicher lange nichts gegessen, stimmt’s?“

      Wieder bekam ich als Antwort nur ein Nicken.

      „Es ist ehrlich gesagt etwas schwierig, mich mit Ihnen zu unterhalten, wenn Sie nichts sagen. Können Sie sprechen?“

      Diesmal nahm er eine Serviette, zückte einen Kugelschreiber – ja, er hatte tatsächlich einen eigenen Kugelschreiber - aus seinem Mantel und schrieb. „Ich kann sprechen, darf aber nicht.“ Darunter setzte er: „Vielen Dank. Sie sind sehr nett.“

      Ich lächelte. „Das Problem ist, ich weiß nicht, was Sie von mir wollen, wer Sie sind, und warum Sie hinter mir herlaufen und sogar auf mich warten.“

      Wieder schrieb er: „Das ERZÄHLE ich, sobald ich darf. Einstweilen, vertrauen Sie mir bitte. Können Sie mir einen Schlafplatz besorgen?“

      Verdattert schaute ich ihn an. Er hatte das Wort ‚Erzählen’ tatsächlich in Großbuchstaben geschrieben. - Vertrauen. - Das hatte ich nur noch den Tieren und Pflanzen gegenüber. Menschen hatten mich zu sehr und zu oft enttäuscht. Und wo er schlafen sollte, wusste ich auch nicht so recht.

      Kurzerhand entschuldigte ich mich und ging Richtung Toilette. Allerdings nahm ich die Hintertür und lief direkt zu einer großen alten Eiche.

      „Puh. Ihr wisst was heute abgegangen ist. Liebe Eiche, was habe ich davon zu halten? Was soll ich tun? Ist dieser Mann OK? Wer ist dieser Mann? Was will er von mir?“

      Ein kräftiges Rauschen in den Blättern setzte ein, die Zweige wiegten sich hin und her. Jeder Mensch, der diese Sprache nicht verstand, hätte gedacht, es weht halt ein leichter Wind.

      Aber ich verstand, was die Eiche mir sagte: „Ich werde mit den anderen Bäumen sprechen. Wenn Ihr das Lokal verlasst, gibt Dir einer von uns Bescheid.“

      Etwas erleichtert ging ich wieder ins Lokal, an meinen Platz. Als ich auf den Tisch zuging, musterte ich den jungen Mann. Gut sah er schon aus, etwas verwittert, als hätte er einige Zeit auf der Straße gelebt. Aber er wirkte keinesfalls verkommen. Außerdem hätten die Bäume ihn gekannt. Seine Jeans wirkten zerschlissen, aber nicht ungepflegt. Sein Pullover erinnerte mich an Schafe auf der Weide. Seine Kleidung war alt aber nicht so wie die eines typischen Bettlers.

      Ich setzte mich wieder zu ihm und bestellte für uns eine vegetarische Pizza und eine Pizza Speziale.

      „Möchten Sie Coke oder Bier oder Wasser?“

      Er hob drei Finger.

      Ich nahm an, er wollte Wasser. „Also, dazu noch ein Wasser und eine Apfelsaftschorle bitte.“

      Die Bedienung ging.

      „Wenn ich Ihnen helfen kann, wohlgemerkt, wenn! Wie heißen Sie überhaupt?“

      Er sah mich traurig an. Seine Finger zeigten mir einen versiegelten Mund.

      „Wenn Sie mir das nicht sagen dürfen, dann sagen Sie mir wenigstens, wie ich Sie nennen soll. Es muss ja nicht Ihr Name sein.“

      Als Antwort erhielt ich einen fragenden Blick, der mich an ein heimatloses Tier erinnerte, was adoptiert werden wollte.

      Ich musste Lächeln. „Ok, dann nenne ich Sie….hm, was passt zu Ihnen, …. Ah, ich weiß, ich nenne Sie Jo. Ist das OK für Sie?“

      Er lächelte und nickte. Wenn ich gewusst hätte, wie nah ich an seinem Namen dran war, dann hätte ich vermutlich laut losgelacht.

      Dieser Monolog ging mir langsam etwas auf die Nerven, so war ich froh, dass unser Essen kam. Jo genoss seine Pizza sichtlich. Jeden Bissen sah er sich genau an und ließ ihn langsam im Mund verschwinden.

      Jemand, der einfach nur Hunger hatte, aß, meiner Meinung nach anders. Aber auch das ist ein Klischee.

      Nach dem Essen zahlte ich, und wir verließen das Restaurant. Draußen blieb ich stehen. Und blickte auf die Bäume.

      Augenblicklich fingen sie an zu rauschen und sich zu bewegen.

      „Vertrau ihm, nimm ihn