Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Название Das Erbe der Ax´lán
Автор произведения Hans Nordländer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738034684



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trocknen können. So würden sie eine weitere Nacht in feuchter Kleidung und klammen Zelten zubringen müssen. So gut es ging, versuchten sich die Gefährten an ihrem Lagerfeuer zu wärmen.

      „Ich hoffe, die Sinaraner wissen zu schätzen, was wir für sie tun“, sagte Erest missmutig. „Selbst wenn wir die Kristallfragmente nicht finden, haben wir uns sehr aufgeopfert.“

      Meneas musste lächeln und stieß einen kleinen Schwall beschlagener Luft aus. Es war an diesem Abend bereits empfindlich kühl. Man konnte spüren, dass der Sommer seinem Ende entgegenging. Bei einer so langwierigen und schwierigen Sache wie der ihren war es nur selbstverständlich, dass Zeiten eintreten würden, in denen der eine oder andere oder auch einmal alle an dem Sinn ihrer Aufgabe und deren Erfüllung zweifelten. Das wusste Meneas. Und auch, dass das Wetter und die ständige Gefahr durch einen mehr oder weniger unsichtbaren Gegner einen guten Teil dazu beitrugen. Er wusste aber auch, dass diese Zweifel spätestens nach ihrem ersten Erfolg für einige Zeit beseitigt sein würden. Meneas hoffte, dass ein solcher Erfolg nicht mehr lange auf sich warten ließ. In diesem Fall gab es aber noch keinen Grund zur Sorge. So gut kannte Meneas seinen Freund Erest schon. Sicher fühlte er sich nicht wohl, aber das tat an diesem Abend keiner von ihnen, doch Erest war weit davon entfernt, entmutigt zu sein.

      „Seid unbesorgt, wir wissen euren Einsatz selbstverständlich zu schätzen“, sagte unvermittelt eine bekannte Stimme vom nahen Waldrand her.

      Die zehn Gefährten blickten überrascht in die Richtung, aus der die unerwarteten Worte gekommen waren.

      „Osir!“, sagte Meneas erstaunt. „Mit Euch hätte ich jetzt am wenigsten gerechnet. Umso mehr freue ich mich, Euch zu sehen.“

      Osir lächelte freundlich. Er trug wie üblich sein gelbes Gewand und ein schwacher Schimmer lag um seine Gestalt. Er schien nicht zu frieren.

      „Unerwartet?“, fragte er verwundert. „Obwohl Ihr mich sprechen wolltet?“

      „Ich wusste nicht, dass Ihr Gedanken lesen könnt“, meinte Meneas. „Ich kann mich schwach erinnern, dass Ihr das einmal abgestritten habt. Doch setzt Euch in unseren Kreis. Ich vermute, eine Erfrischung, die ich einem gewöhnlichen Gast anbieten könnte, würde Euch wenig nützen.“

      „So ist es“, meinte der Sinaraner, nahm aber auf einem nahen Stein Platz. „Trotzdem danke ich Euch. Ich bin hier, um mich davon zu überzeugen, dass es euch gut geht. Es scheint mir allerdings, als würde mir das nicht jeder von euch bestätigen.“

      „Wenn Ihr über unseren Weg unterrichtet seid, dann wisst Ihr, dass er von unerfreulichen Zwischenfällen gepflastert ist, könnte man sagen, die unserem Wohlbefinden nicht gerade förderlich sind“, meinte Erest ein wenig spöttisch.

      „Ja, ich weiß es und es tut mir leid“, gab Osir zu. „Und ich verstehe Euren Unmut, denn es ist bisher nicht gelungen, euch in einer angemessenen Weise zu schützen. So, wie wir es versprochen haben. Der Orden von Enkhór-mûl ist verschlagener, als wir vermutet haben.“

      „Wart Ihr das in der letzten Nacht?“, fragte Valea.

      „Was?“, erwiderte Osir in ehrlicher Unwissenheit.

      „Na, die drei Schwarzen Geister“, antwortete sie mit leicht erhobener Stimme. „Wir fanden ihre Kleidung und ihre Waffen nicht weit von unserem Lager entfernt. Die Körper hatten sich bereits aufgelöst.“

      Osir sah sie fragend an.

      „Damit haben wir nichts zu tun, ehrlich nicht“, sagte er. „Was ist mit ihnen geschehen?“

      „Sie wurden - wir wissen es nicht. Irgendwer hat sie beseitigt.“

      Osir schüttelte langsam und nachdenklich seinen kahlen Schädel.

      „Wir hätten sie vertrieben, wenn wir von ihnen gewusst hätten, aber wir haben es nicht gewusst. Drei waren es, sagtet ihr? Nein, davon weiß ich nichts.“

      „Hm“, machte Idomanê, „aber wer war es dann?“

      Erstaunlich menschlich zuckte Osir mit den Achseln.

      „Es mag sein, dass sie auf einen Gegner stießen, von denen wir nichts wissen“, vermutete er. „Die aber auch nicht notwendigerweise unsere Freunde sind. Immerhin haben sie euch aber in Ruhe gelassen.“

      „Ich glaube, dann ist es müßig sich über sie Gedanken zu machen“, meinte Tjerulf. „Vielleicht kommt der Zeitpunkt, an dem wir mehr darüber erfahren. Viel wichtiger ist, ob Ihr uns einen Rat geben könnt, wie wir uns die Geister, Baumläufer und die anderen Krieger des Ordens vom Hals halten können.“

      „Welche anderen Krieger?“, fragte Valea.

      „Die Schwarzen Geister und die Baumläufer sind bei weitem nicht alles, was die Priester gegen uns ins Feld führen können“, erklärte Tjerulf. „Und ich bin erstaunt und etwas beunruhigt, weil es bisher nur so war, wie es war. Es mag niemanden beruhigen, aber so ist das.“

      „Tjerulf hat Recht“, sagte Osir. „Es scheint aber so zu sein, dass der Orden wenigstens im Augenblick nichts anderes gegen euch aufbieten will, aus welchen Gründen auch immer.“

      „Also waren die bisherigen Angriffe doch nur Warnungen“, vermutete Meneas. „Dann aber ziemlich heftige.“

      „Es scheint so, ja“, meinte der Sinaraner.

      „Was haben sie denn noch?“, wollte Anuim wissen, und seine Stimme klang nicht allzu mutig und unentwegt.

      „Alles, was du dir denken kannst“, antwortete Tjerulf, erklärte es aber nicht näher.

      Meneas sah Tjerulf prüfend an.

      „Trotzdem gibt es vielleicht etwas, das Euch wieder Zuversicht geben kann“, sagte Osir. „Wie ihr festgestellt habt, haben die Überfälle des Ordens in den letzten Tagen zugenommen. Das hat seinen Grund. Wir haben herausgefunden, dass sie euch nicht ins Land Ogmatuum hinein verfolgen können. Bestimmte Umstände machen es ihnen unmöglich. Umstände, die in der Ausstrahlung des Volkes der Ogmari liegen.“

      „Ihr meint also, dass die Erdmenschen allein durch ihre Anwesenheit und ohne zu kämpfen verhindern, dass die Krieger der Priester in ihr Land vordringen“, meinte Freno. „Aber warum zeigt dann Trywfyn keine Wirkung auf unsere Verfolger?“

      „Ich soll keine Wirkung auf sie haben?“, erwiderte Trywfyn gespielt entrüstet und strich über seine Streitaxt. „Das sehe ich aber ganz anders, und die Verfolger, die es mit mir zu tun bekommen, bestimmt auch.“

      „Na ja, so habe ich es ja auch nicht gemeint“, sagte Freno beschwichtigend. „Aber von der Wirkung dieser Ausstrahlung, von der Osir spricht, habe ich bisher nichts bemerkt.“

      Natürlich wusste der Ogmari, was Freno sagen wollte. Trywfyn waren die Besonderheiten seines Volkes durchaus bekannt und die Behauptung des Sinaraners hatte ihn kaum überrascht. Er selbst hatte damit gerechnet, auch wenn er nicht darüber sprechen wollte. Außerdem war er sich nicht sicher gewesen, denn er wusste nicht genug über die Möglichkeiten des Ordens von Enkhór-mûl.

      „Das hat zwei Gründe“, erklärte Osir. „Der Erste: Trywfyns Ausstrahlung ist bei ihm allein zu schwach. Und zweitens, er befindet sich nicht in Ogmatuum, was zusätzlich zu einer Abschwächung seines Strahlungsfeldes führt. Daher bleibt seine Wirkung auf die Verfolger gering. Und weil die Priester um ihre schwindenden Möglichkeiten wissen, versuchen sie natürlich, euch am Erreichen der Landesgrenzen zu hindern.“

      „Mit verminderter Kraft, wenn sie nicht alles gegen uns einsetzen, was sie aufzubieten haben, und obwohl wir kaum sehr lange in Ogmatuum bleiben werden und dann wieder für den Enkhór-mûl erreichbar sind?“, zweifelte Erest. „Irgendetwas stimmt doch an dieser Geschichte nicht. Osir, ich will damit nicht Eure Worte in Zweifel ziehen, aber Ihr müsst zugeben, dass das Verhalten des Ordens nicht völlig einleuchtend ist.“

      „Ja, da habt Ihr Recht und es wäre mir lieber, das wäre Euch nicht aufgefallen, denn ich muss - wieder einmal - zugeben, dass unser Wissen über die Priester etwas lückenhaft ist“, bedauerte