Название | Vom Hohen und Tiefen und dem Taumel dazwischen |
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Автор произведения | E. K. Busch |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738078640 |
«Es zwingt dich niemand dazu, dein Wasser der Blume zu geben. Es liegt ganz bei dir.»
Lorenz musterte sie misstrauisch, fast feindselig. Einen Moment herrschte Schweigen, dann hob er die Augenbrauen. «Ist das jetzt die Pointe deiner Geschichte, oder kommt da noch etwas?»
«Genau das ist das Schöne daran. Es ist genau wie im echten Leben. Es gibt keine Pointe.»
Er schien unzufrieden damit. «Aber du würdest der Blume dein Wasser geben, oder nicht?», fragte er nun.
«Ja», meinte Toni leichthin und nickte. «Ich hoffe zumindest, dass ich das tun würde.»
Lorenz schüttelte widerwillig den Kopf. «Und ich hoffe gerade, dass ich es nicht tun würde. Es würde mich mit Ekel erfüllen.»
«Mit Ekel?»
«Weil es mir vorkäme, als wolle ich mir damit einen Sinn erkaufen. Nämlich die Versöhnung. Das käme mir heuchlerisch und abgeschmackt vor, vor allem aber jämmerlich.»
Toni nickte nachdenklich.
«Ich erwarte nicht, dass du das verstehst, Toni», räumte er nun ein. «Es geht darum, Standhaftigkeit zu beweisen im Angesicht des Missklangs, der Disharmonie. Natürlich ist es immer erträglicher, wenn die Dinge sich am Ende in einem allgemeinen Wohlgefallen auflösen, sich alles nahtlos ineinanderfügt. Aber um welchen Preis denn? Die Wahrheit zu verleugnen?»
Nun lächelte sie. «Es ist nicht so, dass ich der Blume mein Wasser geben würde, um dem ganzen Geschehen damit einen Sinn zu verleihen oder gar einen ominösen Kreis zu schließen. Das käme auch mir recht abgeschmackt vor. Nein. Ich würde der Blume mein Wasser geben, um mich auch von diesem letzten illusorischen Hoffnungsträger zu befreien, statt mich bis zum bitteren Ende gierig und beschränkt an diesen albernen Beutel und drei Tropfen Wasser zu klammern. Auch weil es die einzige Freiheit wäre, die ich dann noch besäße.»
«Aber warum verschüttest du das Wasser dann nicht einfach?»
«Weil ich keinem Schicksal, keinem Gott zu trotzen brauche. Weil ich weder an das eine noch an das andere glaube.»
«Wie kommst du darauf, dass ich daran glaube?» Er schüttelte den Kopf. «Ich habe doch gerade eben erklärt, dass ich jede Idee von Sinn und Schicksal ablehne.»
«Eben gerade deswegen komme ich darauf», erwiderte sie nun. «Wenn du nicht an ein Schicksal glauben würdest, dann würde dich diese Geschichte weder mit Zorn noch mit Ekel erfüllen. Dann hättest du nicht dieses Gefühl, verhöhnt zu werden. Dann könntest du dich weder sträuben noch widersetzen. Dann brächtest du nicht diese zornige Gleichgültigkeit an den Tag zu legen.»
Es dauerte einen Augenblick, dann zeigte sich ein sprödes Lächeln in Lorenz' Gesicht. «Das ist eine sehr kluge Schlussfolgerung», meinte er dann.
Sie hob gleichmütig die Arme.
«Überhaupt ist es eine gute Geschichte gewesen», erklärte er in die Stille hinein.
«Ich hatte eher das Gefühl, dass sie dich gegen mich aufgebracht hat.»
«Ich habe ja schon gesagt, dass das die guten Unterhaltungen ausmacht.»
Wiederum herrschte Stille. Toni schien ein wenig beschämt und öffnete die Haustür. «Es ist lange her, dass ich jemandem eine Geschichte erzählt habe. - Vermutlich habe ich zu viel getrunken heute Abend.»
Er sah sie einen Moment aufmerksam an. «Es war ein sehr interessanter und unterhaltsamer Abend.»
Einen Moment musterte man sich schweigend und Toni fragte sich, ob er häufig derartige Gespräche führte. Sie jedenfalls tat es nicht.
«Dann wünsche ich eine gute Nacht.» Er lächelte.
Toni nickte. «Und einen guten Heimweg.»
Er hob noch die Hand zum Abschied, schlenderte dann gemächlich die Straße hinab.
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