Aidan und die Meerjungfrau. Albertine Gaul

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Название Aidan und die Meerjungfrau
Автор произведения Albertine Gaul
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742789372



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Aufstehen, Aidan. Es geht weiter“, rief er.

      „ Schon? Es ist gerade so gemütlich im Bett“, gähnte der Zauberer. Mühsam krabbelte er aus seinem warmen Lager, kleidete sich an und folgte Caoilte in den Schankraum. Dort brannte wieder ein Feuer und die Frau des Wirtes, eine dralle dunkelhaarige Schönheit mit traurigen Augen bereitete ihnen ein Frühstück zu. Kurz fragte sich Aidan warum sie so schaute, aber sein Hunger war größer und er vergaß seine Überlegungen wieder.

      Nach Eiern mit Speck drängte der große Krieger zum Aufbruch. Aidan überlegte, ob und was Caoilte von dem nächtlichen Spuck mitbekommen hatte, dass er das gastliche Haus so schnell wie möglich verlassen wollte.

      „ Was ist los mit dir“, fragte er ihn daher im Stall, als sie die Pferde sattelten.

      „ Nichts. Es wird nur Zeit weiterzureiten. Der Weg zur Küste ist lang und der Winter naht. Sehen wir zu, dass wir die nächste Herberge noch vor der Dunkelheit erreichen“ erklärte Caoilte kurzangebunden.

      „ Denkst du, wir schaffen die Strecke“, fragte Aidan zweifelnd.

      „ Sicherlich. Rede nicht so viel, steige auf und dann los.“ Caoilte führte sein Pferd aus dem Stall, schwang sich in den Sattel und galoppierte davon. Aidan folgte ihm langsamer, immer noch über die Dinge der Nacht nachdenkend.

      „ Was zögerst du, Aidan? Das nächste Gasthaus wird sicher besser“, rief ihm der Krieger über die Schulter zu.

      „ Warte, ich komme ja schon.“ Aidan gab seinem Pferd die Sporen und so verließen sie das kleine Dorf. Die Ereignisse der Nacht verblassten mit dem ersten Sonnenlicht und der Zauberer fragte sich, ob er nicht alles nur geträumt habe.

      Erst am Mittag erzählte er Caoilte davon. „ Es ist schon verrückt. Jemanden in eine Kröte zu verwandeln, habe ich noch nie gemacht. Aber ich hätte es getan, wenn er nicht verschwunden wäre.“

      „ Dachte mir, dass du davon erzählst. Ich war wach heute Nacht und habe gehört, dass jemand versuchte in unsere Zimmer zu kommen. Die Holzfäller vielleicht? Daher ist es besser, so viel Strecke zwischen uns und sie zu bringen wie möglich.“ Caoilte wirkte nachdenklich, aber nicht beunruhigt.

      „ Warum hast du nichts gesagt? Ich dachte, du schläfst“, fragte Aidan erstaunt.

      „ Ich bin ein Krieger, Aidan. Ich schlafe immer mit dem Schwert im Bett. Es sei denn, eine Frau nächtigt neben mir. Dann nicht!“ Er lachte rau. „ Die Typen gestern waren mir nicht geheuer, die führen etwas im Schilde, das konnte ich spüren.“

      „ Ich hoffe, wir sind sie los“, seufzte Aidan. „ Ich hasse Kampf.“

      „Wir sind weit gekommen. Heute Nacht schlafen wir in Pimpfort, einer kleinen Stadt am Fluss Leehn. Bis zur Küste ist es dann nicht mehr weit.“ Caoilte deutete auf den Weg, der wieder durch Wald führte. Krumme, blattlose Bäume säumten die gepflasterte Straße und bildeten ein Dach gegen den Regen, der erneut einsetzte. Tiefe Spuren in den Steinen zeugten von den vollbeladenen Karren der Händler, die diese Route viel nutzen.

      Aidan entdeckte einen dieser Karren zerbrochen am Wegesrand und er fragte sich, ob in dem Wald wohl Räuber lauerten. Auch Caoilte schien das zu denken, denn er zog sein Schwert aus der Scheide und ritt wachsam weiter. Ein Käuzchen rief und der Zauberer zuckte erschrocken zusammen. Plötzlich sirrte ein Pfeil knapp an seinem Ohr vorbei und eine Horde zerlumpter Männer stürzte auf die Straße.

      „ Halt! Gold her, oder ihr sterbt“, brüllte ihr Anführer, ein magerer Mann mit langen, zotteligen Haaren.

      „ Ich denke gar nicht daran“, fauchte Caoilte zurück. „ Wenn du meine Münzen willst, musst du sie dir holen. Mein Schwert sehnt sich danach, Blut zu trinken.“

      „ Wir sind in der Überzahl“, zischte der Mann und entblößte schwarze Zahnlücken. „Gold oder Leben!“

      Aidan entdeckte am Wegesrand weitere verwahrloste Gestalten, darunter auch Frauen und Kinder. Sie hielten Stöcke und Knüppel in den Händen und machen eine entschlossene Mine.

      „ Wenn du es willst, hole es dir. Ich ergebe mich nicht kampflos“, knurrte der Krieger und lenkte sein Ross näher an den Kerl heran. Dieser wich zurück, hob aber seinen Bogen und zielte entschlossen auf Caoilte.

      „ Ich denke nicht daran. Mir machst du keine Angst.“ Er winkte und seine Gefolgsleute kreisten die beiden Reiter ein.

      „ Das werden wir sehen, Kerl“, rief der Krieger und begann sein Schwert zu schwingen. „ Geh mir aus dem Weg, oder ich zermalme dich unter den Hufen meines Pferdes.“

      Der Anführer der Bande duckte sich unter den Schwertschlägen, tänzelte zurück und zog ein Messer aus dem Ärmel. Caoilte lachte als er es sah und setzte seine Schwerthiebe nun genauer. Immer wieder lenkte er seinen Hengst an den Mann heran und zielte auf ihn, dieser aber verstand es den Hieben auszuweichen.

      Auch Aidan wurde nun attackiert. Einige Frauen waren knüppelschwingend auf ihn zugestürmt und zerrten nun an seinen Kleidern, um ihn aus dem Sattel zu ziehen. Er schwang seinen Zauberstab aber wie eine Keule und schlug ihnen auf die Finger. Schmerzerfüllt jaulten sie auf und wichen erschrocken zurück, nur um erneut anzugreifen. Mit Hieben und Stechen versuchten sie ihn vom Pferd herunter zu bekommen.

      „ Kröten seid ihr, Dreckspack“, zischte Aidan wütend und setzte eine Macht frei, von der er nicht mal geahnt hatte, dass er sie besaß. Die Spitze des Stabes fing an zu glühen und eine Spur aus Licht entströmte diesem Glühen. Sie hüllte die näher stehenden Frauen ein und verwandelte sie in grüne, glitschige Kröten. Quakend hüpften sie von der Straße. Die weiter weg stehenden Frauen und Kinder schrien erschrocken auf und wichen vor dem Zauberer zurück, als dieser mit dem Stab in ihre Richtung zielte.

      Aidan betrachtete einen Augenblick fassungslos seinen Zauberstab, und konnte es einfach nicht glauben. So etwas war ihm noch nie passiert.

      „ Aidan, bist du fertig mit deinen Betrachtungen“, rief ihm Caoilte zu. Er hatte den Anführer am Kragen gepackt und zerrte ihn hinter seinem Pferd her. „ Aus dem Weg! Oder er stirbt!“

      Die Meute stob auseinander, nur wenige hatten noch die Entschlossenheit in den Augen, die beiden Reisenden zu bestehlen. Wütend hoben sie ihre Fäuste und drohten Caoilte und Aidan.

      Der Krieger ließ den Anführer plötzlich los und gab seinem Pferd die Sporen. Im Galopp durchquerten sie den Wald, ohne von der Bande verfolgt zu werden.

      Am späten Nachmittag erreichten sie endlich den Fluss Leehn, der sie zu der nächsten Stadt führte. Auf dem Wasser Frachtkähne, die von Pferdegespannen gegen den Strom zur nächsten Stadt gezogen wurden. Aidan und Caoilte mussten sich ihren Weg um diese Gespanne herum bahnen und kamen so nur langsam voran.

      Weit in der Ferne konnten sie die Mauern von Pimpfort sehen, der größten Binnenhafenstadt, die das Land besaß. Stolz erklärte Caoilte, das sein Vater einst aus dieser Stadt aufgebrochen sei, um ein großer Krieger zu werden.

      „ Er wollte nicht Händler werden wie sein Vater“, meinte er. „Er hat es auch geschafft, bis er meine Mutter traf und sesshaft wurde. Die Stadt hat er nie wieder gesehen und auch nicht seinen Bruder, der das Geschäft übernommen hat. Heute Nacht werden wir dort schlafen, wo mein Vater aufgewachsen ist.“

      „ Wirst du ihm davon berichten, wenn du deinen Vater siehst“, fragte Aidan neugierig. Er kannte Caoiltes Vater, einen großem, hageren Mann, der nicht viel sprach und sich liebevoll um seine Familie und den Hof kümmerte.

      „ Vermutlich. Aber es wird dauern, bis ich wieder daheim bin. Mein Vater versteht das, er war genauso wie ich als er von hier weg ging“, erläuterte Caoilte knapp.

      Wachsam näherten sie sich dem Stadttor. Wachen standen davor und kontrollierten jeden der Einlass begehrte. So auch den Karren, der vor ihnen das Tor erreichte.

      „ Halt!“, rief der Wachposten und stoppte das Gespannt. „ Was ist Euer Begehr und was habt ihr geladen!“

      „ Ich bin Ferres aus dem Zylthal und möchte