Название | Afrikanische Märchen auf 668 Seiten |
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Автор произведения | T. von Held |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742763129 |
Eine Fliege sorgt nicht für die andere.
Izinto azimutaka Ngqika zonke.
Nicht jeder ist Gaikas Sohn. (Gaika war der bedeutendste
und vom Glück begünstigste Häuptling in
Südafrika im Anfange des 19. Jahrhunderts.)
Indonga ziwelene.
Mauern kämpfen miteinander.
Akuko ramnewa lingagqimiyo kowalo umseuma.
Jedes Tier schreit in seiner Höhle. (Jeder ist Herr in
seinem Hause.)
Yimbabala yolwantunge.
Er ist ein Bock in einem endlosen Walde. (Er
bleibt nicht stetig bei einer Arbeit.)
Sprichwörter der Zulu.
Aku 'ndhlela ingayi 'kaya.
Alle Wege führen nach Haus.
Wolibamba lingatshoni.
Wirke, so lange es Zeit ist.
Inhlanzi itshelwa ng 'amanzi.
Der Fisch sitzt auf dem Trockenen.
Zuluschlummerlied.
Tula mtwana!
unyoko kalimanga;
walibala innqoba,
innqoba is 'ematsheni.
Kindlein, laß das Schreien sein,
Mutter wird hübsch bleiben;
Brachte gestern Wurzeln heim,
Wird sie heut' zerreiben.
A. Seidel
Geschichten und Lieder der Afrikaner
Sr. Hoheit dem Herzog
Johann Albrecht zu Mecklenburg
Präsidenten
der Deutschen Kolonialgesellschaft
in tiefster Ehrerbietung
gewidmet
vom
Verfasser
Vorwort
Die Volkslitteratur hat seit einiger Zeit eine erhöhte
Bedeutung gewonnen, die darin zu suchen ist, daß
sich das Denken und Fühlen eines Volkes in seiner
ganzen Reinheit treuer darin widerspiegelt als in der
verfeinerten und ihrer Ursprünglichkeit mehr oder weniger
beraubten Bücherlitteratur. In den letzten Jahrzehnten
ist das Dunkel, das über dem afrikanischen
Kontinent lag, zum guten Teil aufgehellt worden; nur
über das Geistes- und Gemütsleben seiner Bewohner
herrscht noch vielerlei Unklarheit. Ich habe geglaubt,
nicht besser den lange verkannten Afrikanern zu
ihrem Rechte verhelfen zu können, als wenn ich eine
Auswahl aus den Erzeugnissen ihrer Volkslitteratur
zusammenstellte und dem Leser überließe, daraus
selbst den Schluß zu ziehen, wie groß oder wie klein
der Abstand ist, der den Neger in seinem Denken und
Fühlen von dem kultursatten Europäer trennt.
B e r l i n im März 1896
A. Seidel
Einleitung
»Volkslitteratur der Afrikaner!« wird mancher erstaunt
ausrufen, wenn er dies Werkchen in die Hände
bekommt. Scheint doch der Begriff Litteratur mit der
landläufigen Vorstellung von den geistigen Fähigkeiten
des Durchschnittsafrikaners vollständig unvereinbar
zu sein, unvereinbar, selbst wenn man den Begriff
auf die V o l k s - litteratur einschränkt. Ein wilder
Afrikaner! Ein schwarzes Tier! Er sollte denken! Er
sollte fühlen! Seine Phantasie sich als schöpferisch
erweisen! Ja, mehr noch, er sollte Sinn und Verständnis
haben für poetische Formen, für Rythmus und
Reim! Es scheint ganz undenkbar, und doch ist es so.
Als man vor Jahrhunderten zuerst mit dem Neger in
Berührung trat, sah man in ihm ein zähes, gegen harte
Arbeit und mörderische Klimata widerstandsfähiges
Arbeitstier, führte ihn ins Exil, beugte ihn unter ein
schmähliches Sklavenjoch und behandelte ihn wie
eine Bestie, für die man geneigt war, ihn zu halten.
Kein Wunder, daß das Göttliche in ihm allmählich
verkümmerte und vom Tierischen immer mehr überwuchert
wurde. Was erst eine grausame, eigensüchtige
Fiktion der Sklavenhalter gewesen war, die Überzeugung
von des Negers Menschenunähnlichkeit, das
schien jetzt durch die Thatsachen immer mehr ge-
rechtfertigt zu werden. So entstand das Charakterbild
des Negers, wie es noch heute in weiten Kreisen
durch jahrhundertelange Überlieferung eingewurzelt
ist, ein Charakterbild, das kaum noch einen menschlichen
Zug aufweist.
Und selbst in unserm Jahrhundert, als Europa endlich
die Eroberung des dunkeln Erdteils für die christliche
Kultur mit allen Kräften in Angriff nahm, wurde
diese irrige Vorstellung ohne weiteres auch auf die
Neger in ihrem Vaterlande übertragen.
Die Enttäuschung war um so schwieriger, als man
die Sprachen der Eingeborenen nicht verstand und,
von Vorurteilen verblendet, nicht daran dachte, durch
Beobachtung des Geistes- und Seelenlebens des Negers
der Wahrheit nachzuspüren.
Die jammervollen Zustände der amerikanischen
Negersklaven gaben den ersten Anstoß zu einer gerechteren
Würdigung der Schwarzen, die allerdings in
ihren ersten Anläufen, wie jede derartige Bewegung,
fast über das Ziel hinausschoß.
Fleecy locks and black complexion
Cannot forfeit nature's claim:
Skins may differ; but affection
Dwells in white and black the same.
So der Dichter jener Tage! Missionaren, die in
langdauerndem, unmittelbarem, durch Kenntnis der
Landessprachen verinnigtem Verkehr die beste Gelegenheit
hatten, den Neger kennen zu lernen, gebührt
das Verdienst, die Überschwänglichkeiten der Sklavenbefreiungsperiode
auf das rechte Maß zurückgeführt
und zuerst ein zutreffenderes Bild von der natürlichen
Begabung der Schwarzen entworfen zu haben.
Philologen, mit der genauen Kenntnis der Landessprachen