Название | Afrikanische Märchen auf 668 Seiten |
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Автор произведения | T. von Held |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742763129 |
Spielplatz. Da fragte das Mädchen, welches den
Regen gemacht hatte:
»Hat einer von euch mein Geheimnis verraten?«
»Niemand,« antworteten sie.
Ein Mädchen unter ihnen aber hatte sich eine List
ausgesonnen und zwei Wassertöpfe mitgebracht. Den
einen versteckte es im Gebüsch.
Wieder blickte das andere Kind auf zum Himmel
und hieß ihre Gespielen schnell ihre Wasserkrüge um
sie herumzusetzen.
Da kam eine große Wolke, die gab vielen Regen,
aber der Regen fiel nur in die aufgestellten Krüge.
Als es aufgehört hatte zu regnen, goß das Kind,
welches zwei Krüge hatte, einen Teil des Wassers
heimlich in den Krug, den es im Busche versteckt
hatte. Bald darauf, als sie fertig gekocht und gegessen
hatten, gingen sie heim. Da es Nacht war und alles
schlief, ging das Kind zu seiner Mutter, weckte sie
und sprach:
»Ich habe dir etwas zu erzählen; erst aber versprich,
daß du es niemandem weiter sagst.«
Sie antwortete:
»Erzähle, mein Kind!«
Darauf faßte das Kind seine Mutter bei der Hand
und führte sie dahin, wo sie den Topf mit dem Wasser
versteckt hatte.
Die Frau erzählte die Geschichte von dem wunderbaren
Regen einer anderen und diese wieder einer anderen,
bis schließlich der Sultan davon hörte.
Der Sultan schickte sofort zu seinem Vezier und
befragte ihn in der Angelegenheit.
»Laß uns Brunnen graben,« sprach der Vezier, und
alsbald wurden viele und tiefe Brunnen gegraben.
Als die Brunnen fertig waren, ließ der Sultan das
Kind, welches den Regen gemacht hatte, holen, gab
ihm vielen Schmuck und sprach: »Laß Regen für
mein Land herniederfallen.«
Das Kind sprach zu dem Sultan und den Leuten,
welche sich um ihn versammelt hatten:
»Geht weiter fort von mir!«
Sie alle aber weigerten sich, diesen Worten zu gehorchen.
Endlich blickte das Kind auf zu den Wolken, deren
eine Menge am Himmel standen. Sofort ergoß sich
unendlicher Regen auf das Land, und es blitzte und
donnerte, so daß alle Menschen erschraken. Dabei
sahen sie, wie inmitten von Blitz und Donner das
Kind vor ihren Blicken von der Erde fortgenommen
wurde und in den Wolken verschwand.
Der Löwe und der Schakal.1
Ein Hottentottenmärchen.
Der Löwe und der Schakal kamen einstmals überein,
daß sie auf Jagd gehen und die Beute miteinander teilen
wollten, damit sie für sich und ihre Familien für
die Regenzeit einen guten Vorrat hätten.
Da der Löwe von den beiden bei weitem der beste
Jäger war, so schlug der Schakal vor, daß sie sich in
die Arbeit teilen wollten. Der Löwe sollte jagen, während
der Schakal mit seiner Frau das Erlegte in die
Höhlen schleppte, das Fleisch zubereitete und trocknete.
Es verstünde sich von selbst, fügte der Schakal
hinzu, daß er die Frau des Löwen und seine Kinder
reichlich mit Nahrung versehen würde.
Auf diesen Vorschlag ging der Löwe ein, und die
Jagd begann.
Nachdem er eine überaus reiche Beute an Wild
aller Art gemacht hatte und längere Zeit von den Seinen
abwesend gewesen war, kehrte er heim. Schon auf
dem Wege freute er sich auf die Mahlzeit, welche ihn
dort erwartete. Zu seinem Staunen fand er sein Weib
und seine Kinder dem Hungertode nahe. Der Schakal
hatte ihnen stets nur armselige Brocken von seinem
Überfluß gegeben und sich immer damit entschuldigt,
daß das Jagdergebnis wider Erwarten schlecht sei. Inzwischen
aber schwelgte seine eigene Familie.
Der Löwe war wütend. Sofort trabte er los, schwur
dem nichtswürdigen Schakal und seinen Angehörigen
einen sicheren Tod, wann und wo er sie treffen würde.
Der Schakal hatte sich inzwischen schon auf alles
vorbereitet. Er war mit allem, was er sein eigen nannte,
auf einen hohen Felsen gegangen, zu dessen Spitze
nur ein äußerst schwieriger, geheimer Pfad führte.
Als der Schakal den Löwen sah, rief er ihm sofort
von seiner sicheren Höhe einen freundlichen »Guten
Morgen, Onkel!« zu. Der Löwe aber brüllte ihm mit
weithin donnernder Stimme zu:
»Wie kannst du es wagen, mich Onkel zu nennen,
du frecher Schurke, nachdem du dich so schamlos
gegen meine Familie benommen hast!«
»O Onkel, Onkel, wie kann ich dir das alles erklären!
« jammerte der Schakal. »Das scheußliche Weib,
dies gräßliche Geschöpf!«
Bumm! bumm! bumm! hörte der Löwe, als der
Schakal mit einem Stock auf eine getrocknete Tierhaut
schlug und seine Frau ein klägliches Geheul an-
stimmte, als wäre es ihr Rücken, der die Schläge
bekam; auch die kleinen Schakals stimmten ein.
»Das Scheusal!« schrie der Schakal immer wieder.
»Es ist einzig und allein ihre Schuld! Ich schlage sie
tot! tot! tot!«
Schließlich war der Löwe so gerührt durch das entsetzliche
Geheul, welches er oben auf dem Felsen
hörte, daß er den Schakal bat, mit seiner Züchtigung
innezuhalten. Da lud der Schakal den Löwen ein,
doch zu ihm heraufzukommen, um bei ihm zu essen.
Nach verschiedenen vergeblichen Versuchen, die steile
Höhe zu erklimmen, erklärte der Löwe, er müsse es
aufgeben.
Der Schakal aber, der stets Rat wußte, war auch
jetzt in keiner Verlegenheit. Er schlug vor, seinen
Onkel an einem langen Riemen hinaufzuziehen. Der