Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Название Das Erbe der Ax´lán
Автор произведения Hans Nordländer
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738038279



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werden konnte, und alles, was zu einem unabhängigen Geheimstützpunkt gehörte.

      Nachdem die Ax´lán ausgestorben waren, lag der Stützpunkt viele Jahre verwaist. Er war schon vorher aufgegeben worden, als die Besatzung feststellen musste, dass er für die herrschenden Ax´lán auf dem Festland keine Bedeutung mehr hatte. Da sie aber nicht wissen konnten, ob sie nicht doch eines Tages wieder zurückkehren würden, hatten sie die notwendigen Maßnahmen getroffen, um den Stützpunkt in einem Zustand zu verlassen, der seine Funktionsfähigkeit noch über lange Zeit gewährleistete.

      Als die Priester auf ihn aufmerksam wurden, hatte er allerdings so lange brachgelegen, dass trotz aller Schutzmaßnahmen ein Teil der Einrichtung bereits Schaden genommen hatte. Immerhin hatte es noch keinen vollständigen Wassereinbruch gegeben und die Aufzeichnungen der Ax´lán, die sie über den Stützpunkt fanden - sie waren für eine spätere Besatzung hinterlassen worden - waren so umfassend, dass es ihnen nach nur wenigen missglückten Versuchen gelang, die Lebensbedingungen so weit wieder herzustellen, dass sie die Anlage nutzen konnten. Mit ihrer Inbetriebnahme hatten sie eine glücklichere Hand als Jahre später im »Eisernen Wächter«, dessen technische Einrichtung sich allerdings auf einem höheren Niveau befand als die des vergleichsweise einfach angelegten Meeresstützpunktes.

      Ursprünglich war die Absicht der Priester gewesen, ihn nur aus Neugierde zu erforschen, als sie aber feststellen mussten, dass sich die Zahl ihrer Widersacher vergrößerte, nicht nur die Sinaraner zählten dazu, auch elveranische Mächte waren auf sie aufmerksam geworden und bemüht, den Orden auszuheben, nachdem immer mehr Gerüchte über ihn in Umlauf kamen - der Name »Orden von Enkhór-mûl« war inzwischen auch einigen anderen Menschen bekannt geworden - entschlossen sich die Priester, ihren Hauptsitz in diesen Stützpunkt zu verlegen. Und das war er seit mehr als dreihundert Jahren, als Taligh und seine Leute ihre Mission auf Elveran begannen.

      Von den Oson hatte der Orden bis zu diesem Zeitpunkt jedoch immer noch keinen blassen Schimmer, obwohl sie einpaar rätselhafte Funksprüche aufgefangen hatten und seither versuchten, ihre Urheber ausfindig zu machen. Auch wenn ihnen inzwischen der Name »Oson« ein Begriff war, konnten sie mit ihm nur wenig anfangen. Aber sie fürchteten, dass es sich um einen vergleichbaren Geheimbund handelte wie ihr eigener, und gewiss bediente er sich sogar ax´lánischer Technik, denn Funkgeräte waren auf Elveran noch unbekannt. Die Priester beunruhigte der Gedanke, dass dieser Geheimbund, so jung wie er zu sein schien, schon solche Fortschritte gemacht hatte. Offensichtlich bediente er sich sogar einer Geheimsprache, denn die Funksprüche waren nicht in bekanntem Elveranisch gehalten und deshalb hatten die Priester nur sehr wenig davon entschlüsseln können. Eines davon war der mutmaßliche Name dieses neuen Geheimbundes. Sie schlossen aus allem, dass er sehr mächtig war oder werden konnte. Und wie sie selbst schien sich auch der Bund der Oson geschickt zu verbergen.

      Mit leise summenden Aggregaten manövrierte Amonpa das U-Boot durch den Felskanal. Als sie in der Bucht ankamen, war es später Nachmittag und noch war es nicht dunkel, sonst hätten er und Tarkas es vor der Küste auf Grund setzen und den kommenden Tag abwarten müssen. Immerhin erreichten die beiden Priester die Bucht zum Zeitpunkt des Hochwassers.

      Es gab einige Sicherheitsregeln, die lauteten, dass der Stützpunkt bei Barkbergen nur am Tage angefahren werden durfte. Es war sehr unwahrscheinlich, dass irgendwer nachts an der Felsenküste stand und die Lichter des Unterwassergefährtes sehen konnte, aber selbst dieses geringe Risiko wollten die Priester vermeiden. Der Stützpunkt war unverzichtbar, denn er beherbergte einige Dinge von großer Bedeutung für den Orden, und daher musste jede Möglichkeit der Entdeckung ausgeschlossen werden. Eine weitere Maßnahme war das Einschleusen bei Flut, denn nur dann stand genug Wasser in der Bucht, dass der dunkle Körper des U-Bootes auch am Tage nicht von den Felsen her erkannt werden konnte.

      Alle Maßnahmen, und diese beiden waren nicht die einzigen, hatten zur Folge, dass Priester, die zu diesem Stützpunkt wollten, sehr genau planen mussten, wann sie dort ankamen. Und wegen der schwierigen Verhältnisse gab es nur wenige Besuche von der Seeseite her.

      Vor einer unverkennbar bearbeiteten Felswand stoppte Amonpa das Antriebsaggregat und wartete, bis sich das Tor, das sich darin verbarg, teilte und sie durchließ. Der diensthabender Priester hatte schon einige Zeit vorher durch ein kurzes Funksignal von ihrer Ankunft erfahren, und als er den dunklen Körper des U-Bootes durch das Glasfenster im Schleusenüberwachungsraum auf sich zukommen sah, hatte er begonnen, den Raum voll Wasser laufen zu lassen.

      Einpaar letzte Luftblasen entwichen, als das Tor lautlos aufglitt. Die Lichter flammten erst auf, als es sich von neuem geschlossen hatte. Geduldig warteten die beiden Priester, bis das Wasser wieder herausgepumpt war, dann öffneten sie die Luke des U-Bootes.

      Sie wurden nicht erwartet, aber das wussten sie, denn sie hatten sich nicht angemeldet. Trotz seiner erheblichen Bedeutung für den Orden handelte es sich um einen kleinen Stützpunkt und die ständige Besatzung bestand lediglich aus fünf Männern. Sicher hatte der Priester im Kontrollraum den Befehlshaber des Stützpunktes über ihre Ankunft unterrichtet, aber Tarkas und Amonpa kannten sich dort aus und rechneten damit, dass er in seinem Arbeitszimmer auf sie wartete. Einpaar Minuten später standen sie vor ihm und unterrichteten ihn über ihre Absichten.

      Pondis hörte sich die beiden Priester schweigend an und ließ dabei sein Halsamulett zwischen seinen Fingern hin- und herrollen.

      „Wollt ihr selbst gehen?“, fragte er, als Amonpa seinen Bericht beendet hatte.

      Amonpa schüttelte mit dem Kopf.

      „Nein, wir werden es mit den Tum´rei versuchen. Sie sind genügsamer. Diese Wesen brauchen keinen Schlaf und sie essen und trinken nicht.“

      „Aber sie sind der Gruppe bekannt“, wandte Pondis ein. „Soweit ich weiß, hat sie schon gegen sie gekämpft.“

      „Ja, aber dieses Mal werden die Tum´rei den Befehl erhalten, die Reiter nur zu beobachten und sich von ihnen fernzuhalten. Damals sollten sie sie - sagen wir einmal - beeindrucken.“

      „Na, meinetwegen, es ist eure Sache. Mich wundert nur, dass Alben Sur auf euren Plan eingegangen ist?“

      Tarkas lachte.

      „Ehrlich gesagt, uns auch. Aber vielleicht hat ihn der Gedanke getrieben, dass sie wohl nicht anders aufzuhalten sind, als sie in ernsthafte Gefahr zu bringen, und das wollte er vermeiden. Außerdem wiegt der Verlust des Roboters schwer.“

      Dieses Mal lachte Pondis.

      „Ich glaube kaum, dass die Gruppe euer Urteil teilen würde, dass sie noch nicht in ernster Gefahr war. Aber der Verlust einer Maschine ist tatsächlich ein Grund, Pläne zu überdenken. Wann wollt ihr aufbrechen?“

      „Morgen früh.“

      2. Geisterbeschwörung

      Noch vor dem Sonnenaufgang verließen Tarkas und Amonpa den Stützpunkt durch den Ausgang an der Landseite. Er befand sich im Abbruch einer Felswand und war in einer Art und Weise verborgen, wie einst der Tunnel im Palast Trywfyns oder der Eingang in dem Bienenstockfelsen, durch den der König der Ogmari Meneas und seine Freunde das erste Mal in die unterirdische Welt Ogmatuums geführt hatte. Allerdings hatten die Priester den Eingang noch zusätzlich abgesichert.

      Als sie sich dem Tor näherten, konnten sie schon sehen, was vor ihm, draußen, geschah. Das war nichts Besonderes. Und wie zu erwarten war, geschah dort nichts. Die beiden konnten das Tor ohne Schwierigkeiten durchschreiten, als gingen sie durch einen leichten Vorhang, aber ohne ihr Amulett wären sie nicht wieder hineingekommen.

      Das Tor war so beschaffen, dass niemand, der es zufällig fand, was eigentlich schon ein Ding der Unmöglichkeit war, denn es unterschied sich in nichts von der umgebenden Felswand, von außen eindringen konnte. Es besaß von außen eine steinartige Festigkeit, obwohl es ein rein energetisches Gebilde war. Und nur die Amulette der Priester gaben eine Strahlung ab, die diese Festigkeit für eine kurze Zeit aufhob.

      Aber die Gegend war derartig einsam, dass die Priester eine Entdeckung auch ohne diese Schutzmaßnahme kaum zu fürchten brauchten. Außerdem wurde die Sicht auf das Tor durch