Название | Silber |
---|---|
Автор произведения | Hans.Joachim Steigertahl |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738034127 |
Als er seinen ersten Hunger ausreichend gestillt hatte, beugte er sich vor, blinzelte seinem Vater und seinem Patenonkel zu: „Habe alles erledigt“, und widmete sich dem Rest seines Fleischstückes. „Dann können wir ja zu Werkgehen!“ antwortete Hohnstein lächelnd und wandte sich an den Alten: “Könnt Ihr das Gesinde vom Zwinger fernhalten, so dass niemand das Holzkohlefeuer und uns sehen kann?“ „ Leute“, wandte sich Gernot der Ältere von Steigerthal an alle im Saal: „Ihr wisst, was gestern Abend passiert ist. Unser hoher Gast und ich werden heute Abend versuchen, eine Gegenwehr zu probieren, die den nächsten Angriff zumindest erschweren wird. Deshalb ein klarer Befehl: Alle, die heute Nacht nicht in der Burg bleiben, verlassen jetzt die Mauern. Die Wachtposten zu mir. Auf euer Wohl“, und er leerte seinen Pokal, „ und gute Nacht!“ Die für die Nachtwache eingeteilten Männer näherten sich dem erhöhten Tisch, erhielten ihre Instruktionen, einschließlich einer geänderten Parole, alle anderen leerten ihre Trinkgefäße, standen auf und räumten den Saal. Die Mägde eilten, alle Überreste des Abendessens wegzuräumen, da viele von ihnen drüben im Dorf wohnten und die Nacht nicht hier in der Burg verbringen wollten. Hohnstein und die Familie erhoben sich und verließen den Saal nicht über die Treppe nach oben zu den Wohnräumen, sondern durch das Tor hinaus in den Hofraum. „Was geht hier vor?“ fragte Ada, die zwar die Ereignisse kannte, nicht aber die Idee des Lösungsversuchs. „Mutter“, Cuno war der Schnellste, „der Landgraf braucht das Silber, das die Banditen uns gestohlen haben. Und da wir es so schnell nicht aus dem Berg holen können, müssen wir etwas anderes versuchen!“ „Cuno hat recht“, gab Hohnstein zu. „Wir müssen in dieser Notlage mit dem Möglichen auskommen, und deswegen, Burschen, holt, was ihr zu holen habt!“ Der Kleine und Cuno stoben davon, während Graf Hohnstein Ada seinen Arm anbot und sie durch den Lichthof in den Zwinger führte.
Der Köhler hatte in der Tat einen Berg Holzkohle herbeigebracht und ihn in der Ausbuchtung der südlichen Bastei der Wallmauer abgelegt. Der Alte bereitete mit wenig Zunder, Kienspan und kleinen Kohlestücken das Feuer vor und zündete es an. Während die Flamme Kraft bekam, eilten alle, die nicht bleiben wollten oder sollten, durch den Zwinger hindurch zum Tor, und sowie die Wachtposten nachgezählt hatten, dass alle Nichtbewohner die Burg verlassen hatten, schlossen sie das Tor und hoben die Zugbrücke über dem Wallgraben, nicht ohne den Gehenden zuzuraunen, dass man so etwas wie eine neue Kanone ausprobieren wolle.
Ada stand wortlos dabei und als ihre beiden Jungen wieder da waren, ahnte sie, was beabsichtigt war: „Ihr wollt nicht wirklich die ehrlichen thüringischen Thaler verschneiden?“ fragte sie empört. „Von Wollen keine Spur“, übernahm Hohnstein die Antwort. „Aber wenn wir bis September keine Thaler im Wert von 150 Pfund gemünzt haben, ist die Herrschaft Friedrichs von Thüringen Eures Vaters, sehr in Gefahr; seit Generationen bemühen wir Hohnsteins uns, die Landgrafschaft zu finanzieren. Wenn also wirklich nicht genügend Silber da ist, müssen wir aus dem bisschen Silber eben mehr Silber machen, wenn wir verhindern wollen, dass in Thüringen wieder der Kampf um die Herrschaft ausbricht. Aber“, und damit kam er dem Einwand Adas zuvor, „wir kennzeichnen diese Münzen, so dass wir sie im Lauf der Jahre wieder durch wirklichen Silbermünzen ersetzten können. Dafür allerdings“ und er schaute Gernot und Cuno an, „dafür müssen wir allerdings lernen, wie wir die Silberausbeute erhöhen.“ „Es ist also ganz wichtig, dass ich nach Böhmen zu dem Herrn Boleslav gehe? Den Nachnamen kann ich mir nicht merken, aber ich habe ihn ja heute auch das erste Mal gehört“ „Ja, Cuno. Es geht natürlich um dich und deine Familie, aber es geht auch um viel mehr – deswegen habe ich dir ja auch die Antwort offen gelassen und dir Zeit zum Überlegen gegeben. Aber jetzt: zur Sache! Kleiner, kannst du die Glut noch etwas anfachen? Hier, nimm den Sack, in dem die Holzkohle gebracht wurde und fächle. Und du, Cuno, lauf hinein und hole uns die Schmelztiegel.“ Als Cuno zurückkam, glühte die Kohle tiefrot. Der Alte nahm ein Stück Silber aus der Tasche: „Das ist genau ein Lot, also der sechzehnte Teil einer Kölner Mark, der normalerweise für einen Thüringer Thaler gebraucht wird,“ und gab ihn in den Tiegel, den der Kleine schon sicher auf der Glut platziert hatte. Nach wenigen Minuten begann das Silberstück zu schmelzen. „Jetzt beobachtet genau, wie es aussieht und wie es sich bewegt, und du Gernot, lege die bleierne Handrohrkugel ebenfalls in die Pfanne.“ Gespannt beobachteten fünf Augenpaare, was in der irdenen Pfanne geschah: auch das Blei fing an zu schmelzen und der Alte begann, mit Hilfe eines Holzscheits die beiden flüssigen Metalle zu vermischen. Zuerst sank das Blei unter das Silber, aber mit einigem Rühren entstand eine Mischung, die reinem Silber sehr ähnlich sah. Der Ritter von Steigerthal nahm die Pfanne und goss den Inhalt in den anderen Schmelztiegel, den Cuno in sicherer Entfernung von der Glut abgestellt hatte. Das Metall zischte, Funken sprühten, stinkender Dampf stieg auf.
Als Hohnstein vorsichtig ein Birkenblatt auf das Metall legte, schrumpelte es zwar zusammen, entzündete sich aber nicht. Daraufhin zog sich der Alte einen Falknerhandschuh über, hob den Tiegel vorsichtig auf und trat unter eine Fackel, die den Durchgang vom Lichthof zum Zwinger beleuchtete: „Das sieht jeder Fachmann, dass das kein reines Silber ist. Wie schwer,“ wandte er sich an seinen ältesten Sohn „war die Handrohrkugel?“ „Etwa drei Lot.“ „Dann fache die Glut nochmal an – wir trennen Blei und Silber und dann nehmen wir nur die Hälfte vom Blei!“ Wie beim ersten Versuch sank das geschmolzene Blei unter das geschmolzene Silber, und diesmal goss Gernot vorsichtig Silber aus der Pfanne in den anderen Tiegel. „Halt die Pfanne gut fest!“ flüsterte er dem Kleinen zu und benutzte seinen Holzscheit von vorhin, um etwa die Hälfte des flüssigen Bleis aus der Pfanne zu schieben. „Jetzt das Silber wieder dazu“ und warf Cuno den Handschuh hinüber. Der nahm vorsichtig das immer noch sehr heiße Silber auf und gab es in die Pfanne. Wieder wurden die beiden Metalle miteinander verrührt, und als der Alte diesmal das neue Gemisch in den Tiegel gab, sahen alle, dass es jetzt aussah wie reines Silber. Der Alte richtete sich auf und schaute Hohnstein und Ada an: „Wenn das beim Schlagen der Münzen keine Fehlstellen zeigt, dann ist Euer Problem und das des Landgrafen gelöst! Meines – unseres, nämlich das der Ehre und der Wahrheit, bleibt bestehen, aber Ihr beschriebt ja vorhin, dass ohne die Münzen die Herrschaft gefährdet sei und Bürgerkrieg drohe, und da gäbe ich eher meine Ehre, die ja sowieso keiner ernst nimmt, her, um das zu verhindern!“ Sprach‘s, wandte sich abrupt um und ging durch den Lichthof zurück in den Saal. Ada lief ihm nach und schloss die Tür hinter sich.
„Nun, ihr Burschen, Euer Vater hat schon Recht: Betrug sollte nicht sein. Und Betrug lohnt sich nicht. Aber in diesem Fall seid nicht Ihr und der Vater diejenigen, die etwas Unrechtes tun, sondern ich werde es zu lassen, indem ich einen meiner Leute mit dem Prägestempel herschicke, wenn wir die Mischung beim Münzenschlagen ausprobiert haben, und er wird genau die benötigte Menge Blei und einige vertrauenswürdige Bewaffnete mitbringen. Ihr müsst nur dafür sorgen, dass der Schachtturm wieder aufgebaut wird, Eure Steiger fleißig arbeiten und die Knechte und die Bauern an den Wochenenden eine Sicherungskammer errichten, die größer und stärker sein muss als die bisherige! Und schaut, dass ihr einen Schmelzofen baut, der mehr Hitze entwickelt als der alte, da hat es immer ewig gedauert, bis das Silber ausgeschmolzen war! So, und du, Cuno, überlegst bis zum Herbst, ob du im Frühjahr zu Boleslav Przsymel als Knappe willst, damit du dich noch vorbereiten kannst und uns keine Schande machst. Jetzt lasst uns hineingehen, euer Vater wird sich schon beruhigen, wenn ihr ihm berichtet, was ich gerade gesagt habe!“
Der lange Weg, Frühjahr 1317
Als Cuno und sein Bruder Gernot in Steigerthal aufbrachen, meinte es das Wetter gut mit ihnen: Die Wege waren trocken, der leichte Wind umspielte die gerüsteten Gestalten, die Sonne schien gerade so, dass es angenehm war zu reiten.
Cuno - nur sein Vater nannte ihn jetzt Cuonrad – hatte lange darüber nachgegrübelt, ob er es sich zutraute, nach Iglau zu gehen und viele Jahre weit weg von Mutter und Vater zu verbringen. Er hatte mit