Название | Anne und die Horde |
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Автор произведения | Ines Langel |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738051940 |
„Du siehst doch, was hier zu tun ist“, entschuldigte er sich. „Der Umzug macht sich nicht von alleine, und ich muss bald wieder arbeiten gehen.
“Natürlich sah Anne, dass noch nicht alle Kisten ausgepackt waren, dennoch wollte sie zu Linda. Seufzend saß sie auf ihrem Bett und starrte aus dem Fenster. Wenn sie aus ihrem alten Fester gesehen hatte, waren da immer viele Menschen gewesen. Sie hatte direkt auf den belebten Neumarkt schauen können. Hier war die Aussicht richtig langweilig. Eine Wiese, ein Klettergerüst, ein bisschen Sand und im Hintergrund ein paar Bäume. Kein Mensch weit und breit, geschweige denn ein Kind. Anne hauchte an die Scheibe, bis diese beschlug, dann zeichnete sie ein trauriges kleines Mädchen in den Dunst, das allerdings gleich wieder verschwand. Sie hatte noch fünf Wochen Ferien. Was sollte sie bloß mit der vielen Zeit anfangen? Anne seufzte wieder tief. Da ging die Zimmertüre auf. Mama stand im Türrahmen.
„Was machst du denn da? Wolltest du nicht endlich die Kartons auspacken?“
Anne schüttelte den Kopf. „Nein, das wollte ich nicht. Nicht hier.“
„Ach Anne-Maus“, sagte die Mutter und betrat das Zimmer. „Ich verspreche dir, dass du hier ganz schnell neue Freundinnen finden wirst. Und hast du nicht ein schönes großes Zimmer?“
Anne zuckte mit den Schultern. Es stimmte, dieses Zimmer war doppelt so groß wie ihr altes. Ihr Vater hatte es in Himmelblau gestrichen, ihrer Lieblingsfarbe. Mama hatte zusätzlich eine Wand mit bunten Blumen bemalt. Sie hatte auch neue Möbel bekommen. Anne hatte sie selber ausgesucht. Es war ein schönes Zimmer, doch es war nicht ihr Zimmer. Anne sah ihre Mutter an, freilich nicht mehr ganz so grimmig. Diese lächelte.
„Na siehst du. Komm, ich helfe dir, die Kisten auszupacken.“
Anne seufzte erneut und setzte sich vor die erste Kiste auf den Boden. Alle ihre Spielsachen hatten in zwei große Umzugskartons gepasst. Doch die Bücher und die Brettspiele waren in vier weiteren Kisten untergebracht. Es würde eine Ewigkeit dauern, bis alles ausgepackt war. Anne starrte die Kiste vor sich an.
Bis alles in den Regalen ist, ist Weihnachten vorbei, dachte sie.
Mama hatte schon begonnen, Bücher in das Regal zu stellen. Lustlos klaubte Anne die ersten Sachen aus der Kiste und setzte sie in ihr schönes weißes Regal. Stofftier um Stofftier, Buch um Buch, Spiel um Spiel landeten an ihren neuen Plätzen. Das Zimmer füllte sich. Ganz unten in dem Karton befand sich die Tasche mit den Schlittschuhen. Anne hob sie heraus, überlegte und beschloss, sie unter das Bett zu schieben. Sie legte sich bäuchlings auf den Boden. Es befanden sich schon Dinge unter dem Bett. Zwei Kisten mit ihren Drei Fragezeichen–CDs, sowie eine weitere mit Asterix-Comics, die Swontje nicht mehr haben wollte. Dazu kam der Lego-Zirkus, samt Zubehör. Anne musste erst einige Dinge zur Seite schieben, um ihre Schlittschuhe zu verstauen. Als sie gerade den Zirkus nach rechts schob, sah sie ein behaartes Ding.
Ein Affe mit blauen Augen?
Das Wesen riss die Augen auf, und Anne schrie. Sie schrie, was ihre Lungenflügel hergaben. Panisch schob sie sich unterm Bett hervor. Beim Aufspringen stieß sie sich den Kopf an der Bettkante. Mama war gleich bei ihr. Sie hielt ihre schreiende Tochter mit beiden Händen fest.
„Anne, Anne, Süße, was ist denn? Anne, hör doch auf zu schreien. Was hast du denn?
„Es hat Haare“, kreischte Anne.
Da ging die Tür auf, und Papa kam herein. Hinter ihm blieb Swontje neugierig im Türrahmen stehen.
„Was ist denn los?“, fragte Papa.
Mama zeigte auf das Bett. „Da unten sitzt eine behaarte Spinne.“
„Unterm Bett?“, fragte Papa und bückte sich bereits.
Anne schüttelte den Kopf. „Keine Spinne, “ entfuhr es ihr, „ein Affe oder so.“
Swontje feixte. Anne warf ihm einen wütenden Blick zu.
„Klar“, sagte ihr großer Bruder, „unter deinem Bett wohnt ein Affe.“
Mama streichelte Anne und drückte sie an sich. Papa war unter dem Bett verschwunden. Nur seine Beine ragten noch heraus.
„Ich sehe nichts“, rief er. „Weder Spinne noch Affe.“
Kopfschüttelnd kam er wieder zum Vorschein.
„Nee, nichts“, versicherte er.
„Vielleicht hat sie sich irgendwohin verkrochen“, meinte Mama. „Sieh doch noch mal genauer nach.“
Achselzuckend verschwand Papa erneut unter dem Bett.
„Wenn das ein Affe ist, bin ich ein Elefant“, witzelte Swontje.
Mama warf ihm einen missbilligenden Blick zu.
„Hast du nicht noch was in deinem Zimmer zu tun?“, fragte sie ihn.
Swontje verdrehte die Augen, trat aber von der Tür zurück. Papa war wieder aufgetaucht.
„Ich finde keine Spinne, wirklich nicht.“
„Na schön“, sagte Mama. „Wir haben ja auch keine Angst, nicht wahr Anne? “
Anne nickte, und zumindest für sie stimmte es. Anne hatte noch nie Angst vor Tieren gehabt, ganz im Gegenteil. Sie wollte Tierforscherin werden und sah sich schon durch afrikanische Savannen und Regenwälder streifen. Mama hingegen tat nur so, als hätte sie keine Angst. In Wahrheit lief sie schon vor Marienkäfern davon.
Papa entstaubte seine Hose, sah sich in Annes Zimmer um und nickte.
„Langsam wird es wohnlich“, meinte er. „Na kommt, ich helfe euch schnell mit dem Rest, und dann kochen wir was Leckeres. Ich kriege langsam Hunger.“
Die Eltern machten sich an die Arbeit. Sie überlegten, was es zu essen geben könnte. Die haarige Spinne war bereits vergessen. Anne starrte ihr Bett an.
Das war keine Spinne und auch kein Affe.
Dessen war sie sicher. Allerdings hatte sie keine Ahnung, was es sonst gewesen sein könnte. Hier ging etwas vor, und Anne musste herausfinden, was es war.
Erdnüsse in der Küchenschublade
Als Mama und Papa am nächsten Tag zum Einkaufen gingen, durfte Anne zu Hause bleiben. Sie durfte nicht oft und auch nie lange alleine bleiben. Doch Papa meinte, dass man auch mal eine Ausnahme machen konnte. Anne vermutete, dass sie nach all dem Ärger mit dem ungewollten Umzug versöhnlich gestimmt werden sollte. Ihr Bruder Swontje fuhr immer mit zum Einkaufen. Wie ein nörglerisches Kleinkind versuchte er die Eltern zu überreden, ihm allerlei Unfug zu kaufen. Anne war zu groß, um sich so albern zu benehmen. Ihr Bruder hingegen war immer nur auf seinen Vorteil bedacht. Als die Drei im Aufbruch waren, hatte Swontje ihr schnell noch die Zunge raus gestreckt. Aber sie hatte sich nicht provozieren lassen.
Anne hatte noch zu viel zu erledigen. Vor allem musste sie auf die Jagd gehen. Wäre doch gelacht, wenn die große Abenteuerin und Zoologin Anne-Lindje Kolbe das haarige Ding nicht zu fassen bekäme. Kaum war sie allein, zog sie ihre Ausrüstung an. Omas altes Nudelsieb war aus Blech. Mama benutzte es nicht, doch weil es schön bemalt war, hing es als Zierde an der Küchenwand. Anne nahm es vom Haken und setzte es sich auf den Kopf. Sie fixierte es mit Paketschnur unter ihrem Kinn. Es war immer gut, einen Helm zu tragen. Um Bauch und Rücken band sie sich zwei kleine Sofakissen. Darüber trug sie Mamas Wildlederweste. Handschuhe fand sie in der Schuhkiste. Dort fingerte sie auch Papas Arbeitsschuhe heraus. Die hatten vorne eine Stahlkappe. Sie passten natürlich nicht, doch ausgestopft mit Zeitung rutschen sie nicht mehr von den Füßen. An den Beinen trug Anne die Knieschoner, die fürs Schlittschuhlaufen gedacht waren. Fertig. Nun brauchte sie nur noch eine Waffe und den Kompass. Im Wandschrank fand sie den Staubsauger. Sie zog die Rohre auseinander und nahm das mittlere mit. Eine gute Schlagwaffe. In ihrem Zimmer zog