Название | Gefahren - Abwehr |
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Автор произведения | Jürgen Ruhr |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783742716774 |
„Wenn man dich so sieht, Jonathan, dann könnte man meinen, du hättest in deinem Urlaub Hunger leiden müssen“, bemerkte er und nahm selber einen Schluck. „Dagegen spricht aber deine Gewichtszunahme ...“
„Also, so schlimm ist das nun auch wieder nicht“, warf ich gekränkt ein und beobachtete, wie ein angekautes Stück Brötchen knapp vor dem Tablett auf dem Schreibtisch landete. Man sollte halt doch nicht mit vollem Mund sprechen. Zum Glück schien Bernd das aber nicht bemerkt zu haben, denn er bediente sich jetzt seinerseits und griff ausgerechnet zu einer oberen Brötchenhälfte mit Kochschinken, die ich eigentlich für mich auserkoren hatte. Es blieb lediglich die untere Hälfte zurück und untere Hälften sind ja bekanntlich nicht so lecker, wie die oberen.
„Jonathan, was ist los? Du schaust so ernst und scheinst wichtige Gedanken zu hegen“, bemerkte Bernd und nahm auch noch das andere Schinkenbrötchen. Jetzt blieben lediglich Salami, Käse und zwei Hälften mit Marmelade übrig.
„Ich frage mich, ob du schon einen Auftrag für mich hast“, erklärte ich und war mit meinen Gedanken bei den Marmeladenbrötchen. Von Farbe und Konsistenz her konnte es sich um Erdbeermarmelade handeln. Rasch steckte ich den letzten Rest Mettbrötchen in den Mund und griff schnell zu der oberen Hälfte mit dem süßen Aufstrich. Dann nahm ich noch einen Schluck Kaffee und biss anschließend genüsslich in das Brötchen.
„Natürlich habe ich schon einen Auftrag für dich“, ließ sich Bernd vernehmen. „Wir können uns schließlich keinen Leerlauf erlauben. Aber iss erst einmal, du scheinst ja halb verhungert zu sein.“
Ich nickte. Halb verhungert traf es auf den Punkt. Schließlich hatte ich mich an das umfangreiche Buffet im Hotel gewohnt. All ‚you can eat‘ war dort die Devise gewesen und ich ließ mich nicht zweimal bitten. Während Bernd mir lächelnd gegenüber saß und mich beobachtete, schnappte ich mir auch noch das letzte Brötchen. Satt und zufrieden ließ ich mich auf dem Stuhl zurücksinken. Im Urlaub führte mich mein nächster Gang nach dem Frühstück immer direkt zum Strand und bei dem Gedanken daran musste ich leise seufzen.
„Alles in Ordnung?“
„Ja, danke. Ich habe nur gerade an meinen Urlaub denken müssen und jetzt hat mich schon der Alltag zurück ...“
Bernd schüttelte den Kopf: „Jonathan, du hast jetzt vier Wochen Nichtstun hinter dir, wenn ich dich richtig verstanden habe. Jetzt geht es eben wieder an die Arbeit. So ist das Leben halt, denn von irgendetwas müssen wir schließlich alle leben. Haben die keinen Animateur dort gesucht? Das wäre doch vielleicht ein Job für dich. Immer an der Sonne, in frischer Luft und nicht so gefährlich wie unsere Aufträge.“
Ich sah Bernd erschreckt an. Wollte er mich etwa loswerden? Wollte er mir kündigen? Lag es daran, dass ich die Mettbrötchen gegessen hatte? Ich versuchte etwas zu sagen, doch mein Freund hielt die rechte Hand hoch. „Sag jetzt nichts, Jonathan, das war nur ein Scherz. Wir brauchen dich hier und du hast dich in den letzten Jahren ja auch ganz gut eingearbeitet. Und über deinen neuen Job erzähle ich dir gleich mehr, sobald du dich ein wenig gesäubert hast ...“
Ich sah Bernd an. Was meinte er denn jetzt wieder? Dann schaute ich an mir herunter. Alles tadellos. „Was meinst du mit ‚gesäubert‘?“
„Nun ... Du hast da etwas vom Frühstück in deinem Bart hängen, das aussieht wie Marmelade, Mett und Kaffee. Ich glaube, du musst erst noch lernen, mit deinem Bewuchs im Gesicht richtig klarzukommen. Tu mir den Gefallen und geh kurz in den Waschraum. Danach sprechen wir über den Auftrag.“
Im Toilettenraum betrachtete ich mein Spiegelbild. Bernd hatte Recht gehabt und es fanden sich Wurst und Marmeladenreste in dem Bart. Auch etwas Kaffee war dabei. Aber lange nicht so gravierend, wie mein Freund es darstellte. Da hätte er mich im Urlaub erleben müssen! Einmal verfing sich sogar ein komplettes Stück Currywurst in den Haaren. Ich musste grinsen, als ich daran dachte, dass ich den ganzen Abend mit der Wurst im Gesicht herumgelaufen war. Da hätte Bernd mich einmal sehen müssen!
Aber vielleicht stimmte ja, dass es bei mir noch einen gewissen Lernbedarf gab, was meinen Bart und das Essen anbelangte.
„Das hat aber gedauert“, empfing mich mein Chef und deutete erneut auf den Stuhl. „Du hast doch nicht komplett geduscht, oder?“
„Nein, nein. Ich musste nur an einen Abend in Spanien denken, als ich einmal mit Curr...“
„Gut, Jonathan“, unterbrach er mich. „Kommen wir jetzt zu deinem Auftrag, denn du hast um elf Uhr schon einen Termin bei unserem Klienten. Und zuvor willst du doch bestimmt noch kurz die Kollegen begrüßen? Sam wirst du allerdings erst heute Nachmittag treffen können. Also sollten wir jetzt keine Zeit verlieren.“
Ich nickte. Auf Sam freute ich mich schon. Der gerade einmal ein Meter achtundsechzig große Doktor der Molekularen Medizin hieß mit vollem Namen Samuel L. Terbarrus und blickte auf einen asiatischen Ursprung zurück. Auch er hätte in seinem ursprünglichen Beruf ein ruhiges Auskommen haben können, entschied sich damals aber für das aufregende Leben als Personenschützer. Wie wir alle hatte er sich der Bekämpfung des Bösen verschrieben.
Bernd machte mich neugierig auf meinen ersten Job nach dem Urlaub. Ich spürte, wie das Blut in meinen Adern wieder zu pulsieren begann. Ja, ich war wieder da - der Beschützer der Schwachen und Kämpfer für das Gute. Mein Revolver im Schulterholster wartete förmlich auf einen Einsatz und alles in mir wollte laut aufschreien: ‚Ja Bernd, sag es doch endlich. Worum geht es?‘
Stattdessen drang Bernds Stimme in meine Gedanken: „Jonathan, hey was ist - schläfst du? Können wir endlich zu den Fakten kommen?“
„Ja ... ja natürlich. Entschuldige, aber ich freue mich so auf den Einsatz. Was ist es denn, etwas Gefährliches oder eine Observ...“
Bernd unterbrach mich erneut: „Das erkläre ich dir ja gerne, sobald du mich zu Wort kommen lässt. Also, jetzt halte einfach einmal den Mund und höre mir zu!“
Ich nickte und vollführte mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand das Zeichen der Versiegelung der Lippen. Leider vergaß ich meinen Bartwuchs und blieb mit den Fingern darin hängen. Ruckartig drehte sich mein Kopf nach rechts und ich vernahm aus Bernds Richtung ein leises Lachen.
Als ich ihn schließlich wieder anblickte, fuhr er fort: „Es geht um einen guten Bekannten von dir, der ein Problem mit seinem Koffer hat. Es ist der H...“
Ein guter Bekannter? Ich konnte nicht an mich halten und unterbrach Bernd: „Gerd? Ist es Gerd? Oder Egon? Nun sag schon!“
Bernd sah mich ernst an und wiederholte mein Zeichen für den verschlossenen Mund. Nur dass er sich nicht in seinem Bart verhedderte.
„Jonathan, lass mich endlich ausreden“, meinte er ernst und ich hörte ein wenig Ärger in seiner Stimme mitschwingen. „Es handelt sich bei deinem Bekannten um Herrn Weser.“
„Herr Weser?“, fragte ich erschreckt. Dieser dicke Alte war mein schlimmster Albtraum und jedes Mal, wenn ich mit ihm zu tun hatte, musste ich mich stark zurückhalten, den Kerl nicht zu ermorden. Weser kostete mich mit seiner fürchterlichen Art den letzten Nerv.
„Nicht der. Bernd, das kannst du mir nicht antun!“
Mein Chef lächelte: „Weser aber scheint dich zu mögen. Zumindest hat er sich erkundigt, wie es dir geht.“ Dann neigte er leicht den Kopf und fügte hinzu: „Allerdings hat er sich auch nach Christine und Monika erkundigt. Ja, eigentlich fragte er ganz direkt, ob Chrissi ihm nicht helfen könnte. Aber wie ich vorhin ja schon erklärte, befindet sie sich zusammen mit Monika in Südafrika.“
„Bernd, der Alte wird mir die ganze Urlaubserholung ruinieren. Was ist mit Birgit? Kann die den Fall nicht übernehmen?“
Bernd seufzte: „Birgit macht diesen Politessenjob. Schon vergessen? Die steht momentan nicht zur Verfügung.“
„Hat Wesers Auftrag denn nicht Zeit, bis Chrissi und Moni