Gefahren - Abwehr. Jürgen Ruhr

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Название Gefahren - Abwehr
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742716774



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war.

      „Intensions?“, fragte ich nun meinerseits, „was soll das bedeuten?“

      Der Junge grinste und hob eine Hand: „Intentons gibt es im Englischen nicht. Und Intensions bedeutet so viel wie ‚Absicht‘ oder ‚Bestreben‘. Das kommt ursprünglich aus dem Lateinischen von ‚intendere‘.“

      „Klugscheißer“, gab ich leise von mir, als sich ein Gegenstand, der mich stark an den Lauf einer Pistole erinnerte, in meinen Rücken bohrte. Ich erstarrte. Verdammt, was war hier los? Hatte eine fremde Macht das Krav Maga Studio übernommen? Schlug jetzt meine letzte Stunde? Kampflos würde ich nicht aufgeben.

      In bester Krav Maga Manier wirbelte ich herum und wollte dem Mann hinter mir die Waffe aus der Hand schlagen. Doch da war niemand mehr und zwei Meter entfernt stand Jennifer und blickte mich grinsend an. „Jonathan Lärpers“, meinte sie, verstummte dann aber in ungläubigem Staunen. „Wie siehst du denn aus? Rasierer kaputt? Oder bist du zum Affen mutiert?“ Sie trat auf mich zu und nahm mich in die Arme. „Willkommen zurück. Bernd wartet schon auf dich.“

      Ich grinste und versuchte ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken, aber Jenny drehte sich rasch fort. „Hey lass das, Jonathan. Rasiere dich erst einmal. Soll ich dir einen Rasierer leihen?“

      Ich ging auf ihre Frage nicht ein und zeigte auf den jungen Mann: „Wer ist denn das Früchtchen, das nicht einmal die Mitarbeiter hier kennt?“

      Jennifer trat hinter den Tresen und schüttelte den Kopf: „Jonathan, mit dem Bewuchs im Gesicht hätte ich dich auch nicht erkannt. Gut, dass deine Stimme wenigstens noch gleichgeblieben ist. Das ist übrigens Gisbert Orbach. Gisbert ist Schüler am Odenkirchener Gymnasium und möchte einmal Rechtswissenschaften studieren. Bernd hat ihn als Praktikant eingestellt und Gisbert wird nach und nach alle Abteilungen bei uns durchlaufen. Vielleicht bekommst du ihn ja später auch einmal zugeteilt. Jetzt jedenfalls hilft er erst einmal mir hier in der Rezeption.“

      Der junge Mann hielt mir seine Hand hin und ich schüttelte sie herzlich. „Na dann willkommen an Bord und auf gute Zusammenarbeit“, begrüßte ich ihn. „Und nichts für ungut wegen des kleinen Scherzes.“

      „Ja“, fiel Jenny ein und meinte zu dem Praktikanten: „Jonathan ist so. Daran wirst du dich gewöhnen müssen.“

      Bernd blickte mir lächelnd entgegen, als ich in sein kleines Büro trat. Dann sank seine Kinnlade abrupt herab. „Jonathan, schön dich wiederzusehen. Ich hoffe, du hast dich in deinem Urlaub gut erholt, hier wartet jede Menge Arbeit auf dich. Aber was ist das?“

      Ich sah an mir herab. Die Kleidung war in Ordnung. „Was meinst du, Bernd?“

      „Nun, deine Kleidung meine ich jedenfalls nicht“, erklärte er. „Obwohl ... wie bist du auf die Idee gekommen, zu einer hellblauen Hose ein dunkelgrünes Jackett zu tragen? Ist das immer noch dein Urlaubsoutfit?“

      Er wies auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. „Aber setz dich erst einmal. Und zieh endlich diese dämliche Sonnenbrille aus. Nein, ich meine das Unkraut, das da in deinem Gesicht wuchert. Rasierer kaputt? Ich kann dir gerne einen leihen.“ Dann blickte er auf meine militärisch kurzen Haare: „Na, dafür fehlt dir ja einiges auf dem Kopf. Was soll das denn für eine Frisur sein? Andersherum, also kahl im Gesicht und mehr Haare auf dem Kopf, hat es mir besser gefallen.“

      Ich stöhnte auf: „So etwas Ähnliches hat Jennifer auch schon gemeint. Ich finde der Bart steht mir und meine Haare sind militärisch - modern“, fügte ich dann leicht pikiert hinzu. „Jedenfalls bleibt der Bart dran, egal was ihr sagt. Und du trägst deinen ja auch schon seit Jahren.“

      „Okay, okay“, beschwichtigte mich mein Freund und hob beide Hände. „Allerdings muss ich ganz ehrlich anmerken, dass dir so etwas einfach nicht steht. Aber egal, es gibt schließlich wichtigere Dinge. Wie war es denn in Spanien? Wie hieß das noch, wo du hingefahren bist?“

      „Cala Serena“, erklärte ich stolz. „Mallorca. Cluburlaub all inklusiv. Da gibt es fantastische Sportmöglichkeiten, die bieten für jeden etwas. Golf zum Beispiel oder Motorradfahren. Dann gab es Tennis, Wassersport, Outdoor Abenteuer und und und.“

      Bernd sah mich von oben bis unten an, grinste und meinte schließlich: „Und was für eine Sportart hast du gewählt? Wie mir scheint, hast du im Urlaub ordentlich zugelegt. Naja, nichts, was sich nicht mit ein wenig Training wieder beheben ließe …“

      „Nun“, druckste ich herum, „eigentlich habe ich mehr am Strand gelegen und die Sonne genossen. Und natürlich die Abendveranstaltungen.“

      „Das hört sich ja nach einem enorm spannenden Urlaub an.“

      „Ich brauchte einfach einmal ein wenig Entspannung“, erklärte ich. „Kein Stress, keine übermäßigen Aktivitäten und vor allen Dingen keine Abenteuer.“

      „Ja, das sieht man dir an. Aber schön braun bist du geworden, das ist ja immerhin auch etwas …“

      „Nun, gar nichts habe ich ja auch nicht gemacht. Es wurden Ausflüge über die Insel, nach Palma oder Valldemossa angeboten. Da gab es eine Menge zu sehen. Aber lassen wir das, wie sieht es hier denn aus? Du hast einen Praktikanten eingestellt? Und was machen Moni und Chrissi? Ich habe gestern bei Christine geklingelt, sie war aber nicht zu Hause.“

      Bernd grinste: „Konnte sie auch nicht, denn die beiden sind momentan in Südafrika. Sie begleiten den berühmten Klavierspieler Derot Bliersberg als Personenschützer, der dort mehrere Konzerte gibt.“

      „Derot Bliersberg?“, fragte ich entgeistert. „Nie von dem gehört. Muss der Mann einem ein Begriff sein?“

      Bernd lachte: „Nein, nicht unbedingt. In Fachkreisen kennt ihn aber so gut wie jeder. Bliersberg spielt klassische Musik: Chopin, Liszt, Bach und so weiter. Jedenfalls alles, was sich auf einem Flügel darbieten lässt. Na, jedenfalls hat der Mann von uns Schutz angefordert, da er in Hinsicht auf die Sicherheit dort einige Bedenken hatte. Und es stimmt ja auch, die Kriminalitätsrate in Südafrika ist sehr hoch und Raubüberfälle sind quasi an der Tagesordnung. Bisher ist aber alles in Ordnung, Christine meldet sich täglich und berichtet mir, wie es ihnen dort geht. Zumindest nach dem aktuellen Stand von heute Morgen zwei Uhr ist alles in Ordnung.“

      „So früh erstattet sie Bericht? Wegen der Zeitverschiebung?“

      Bernd schüttelte den Kopf: „Nein, nicht wegen der Zeitverschiebung, es gibt nämlich keine. Christine ruft mich an, wenn sie zurück im Hotel sind und das jeweilige Konzert abgeschlossen ist. Deswegen die späte - oder frühe - Stunde.“

      Ich nickte verstehend.

      Bernd fuhr fort: „Nun, Dozer hält hier wie gehabt die Stellung. Er müsste bald eintreffen, denn sein erster Kurs heute beginnt um zehn Uhr. Soweit läuft alles seinen gewohnten Gang. Und deine Kollegin Birgit Zickler arbeitet momentan verdeckt als Politesse in Rheydt, nachdem es in letzter Zeit mehrere Angriffe auf die Ordnungskräfte der Stadt gab.“ Bernd seufzte leise. „Leider gibt es bisher noch keine Ergebnisse.“

      In diesem Moment klopfte es an der Tür und noch bevor mein Freund ‚herein‘ sagen konnte, schob sich Jennifer mit einem Tablet durch die Tür. Der Duft nach frisch aufgebrühtem Kaffee und knackigen Brötchen zog durch den Raum und mein Magen fing leise an zu knurren. Mit einem Lächeln stellte sie das Tablett auf den Schreibtisch.

      „Du hast doch bestimmt noch nicht gefrühstückt“, meinte sie mit einem Seitenblick auf mich und zwinkerte Bernd zu.

      „Jennifer, du bist ein Engel“, lobte ich und blickte hungrig auf die belegten Brötchen, während ich im Geiste überlegte, mit welchem ich beginnen sollte. Die Standardbrötchen mit profaner Salami oder Käse gedachte ich im Stillen Bernd zu. Mir sagte jetzt eher das duftende Mett oder der saftige Kochschinken zu. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass Bernd die Tassen mit Kaffee füllte, während Jennifer sich mit einem Winken verabschiedete und das Büro verließ.

      Während Bernd noch mit dem Kaffee beschäftigt war, nutzte ich die Gelegenheit die beiden Mettbrötchen vom Teller zu angeln. Rasch klappte ich sie zusammen und biss