Undercover - Auftrag. Jürgen H. Ruhr

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Название Undercover - Auftrag
Автор произведения Jürgen H. Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738044966



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konnte ich wieder einmal nirgends ausmachen. Typisch! Auch Christine schien noch nicht in ihrem Büro zu sein. Mir kam es vor, als wäre ich der Einzige, der hier arbeitete. Wenigstens schien für das Meeting alles vorbereitet zu sein.

      Dieser kleine Konferenzraum war mit allem ausgestattet, was das Herz begehrte: Ovaler Tisch für zehn Personen - na ja elf, wenn der Vortragende stand - auf Knopfdruck schließbare Fensterläden, eine übergroße Leinwand und ein Beamer. Der Raum befand sich noch in dem gleichen Zustand, wie wir ihn bei der Übernahme des Gebäudes vorfanden. Vermutlich führte die Vorgängerfirma damals hier ihre Produkte vor. Mein Vorschlag, diesen Raum ‚Privatdetektivs Oval Office‘ zu nennen, erhielt allerdings keinen Zuspruch.

      Ein Blick zeigte mir, dass Birgit wohl doch schon etwas Vorarbeit geleistet hatte, denn an vier Plätzen lagen Schreibblöcke mit Stiften. Außerdem standen einige Flaschen mit Mineralwasser und Säften neben frischen Gläsern. Soweit - so gut. Jetzt konnten die Kollegen ja kommen. Ich öffnete schon einmal eine Flasche Orangensaft und goss mir ein Glas halbvoll. Soviel Vorbereitung musste einfach sein. Der Saft war eiskalt und schmeckte köstlich. Trotzdem - Kaffee wäre mir jetzt lieber gewesen.

      Ob die Elektrik für das bevorstehende Meeting in Ordnung war? Ich betätigte den Schalter für die Fensterläden. Surrend fuhren sie herunter. Gut, das reichte. Ich wollte den Raum ja jetzt nicht abdunkeln, sondern lediglich die Funktion testen. Rasch drückte ich wieder den Knopf für ‚oben‘. Doch nichts änderte sich. Die Läden fuhren außen an der Scheibe weiter herab. Vielleicht hatte ich ja einfach nicht feste genug gedrückt. Also noch einmal. Diesmal blieben die Läden stehen. Gut, das war ja zumindest schon ein Anfang. Noch einmal drückte ich den Knopf für oben. Knirschend setzten sich die Fensterläden in Bewegung. Na ging doch.

      Vielleicht auch noch eine kurze Überprüfung des Beamers? Noch blieb mir ein wenig Zeit. Die Kontrollleuchte am Gerät zeigte mir, dass die Stromversorgung in Ordnung war. Nur eben schnell den Einschaltknopf gedrückt. Prima, die Lampe flackerte auf. Der Beamer funktionierte. Eigentlich ein Grund, mir noch einen kleinen Schluck Orangensaft zu genehmigen.

      Gerade als ich das Glas an die Lippen setzte, drang ein unheilvolles Knirschen und Knacken von den Rollläden herüber. Vor Schreck verschluckte ich mich und schüttete ein wenig Orangensaft in die Lüftungsschlitze des Beamers. Zischend verlöschte die Lampe. Eine leichte Rauchfahne kräuselte sich aus dem Gerät.

      Aber was war mit den Rollläden? Die schienen doch fast schon wieder oben angekommen. Ich drückte noch einmal den Knopf für ‚abwärts‘. Rumpelnd fuhren die Fensterläden wieder herunter. Na also, schien doch alles in Ordnung zu sein. Nachdem sie etwas über die Hälfte der Fenster verdunkelten, im Raum war es jetzt gemütlich - schummrig, drückte ich erneut den Knopf für ‚oben‘. Schließlich war das nun genug getestet. Rumpelnd ging es wieder aufwärts. Aber nur wenige Zentimeter. Dann krachte es irgendwo in der Mechanik und es bewegte sich nichts mehr. Da konnte ich noch so oft auf die Knöpfe ‚oben‘, ‚unten‘ und ‚stopp‘ drücken.

      Gerade als ich das Licht im Raum anschalten wollte, hörte ich vor der Türe Stimmen. Aha, Bernd und die anderen kamen. Nun, dann konnte es ja bald losgehen. Schnell nahm ich Platz und genehmigte mir auch noch einen Schluck Orangensaft. Ob Birgit uns doch noch mit Kaffee und Brötchen versorgen würde?

      „Morgen Jonathan.“ Nach und nach trudelten alle ein. Erst Sam, dann Christine, danach Monika und zum Schluss Bernd. Wir begrüßten uns herzlich.

      „Warum ist es denn so dunkel hier drin?“, Bernd schaute sich im Raum um. „Ich werde zwar nachher ein paar Dinge an der Leinwand erklären, aber zunächst brauchen wir Licht.“ Mit diesen Worten drückte er den Schalter, um die Jalousien nach oben zu bewegen.

      Dass sich nichts tat, hätte ich ihm auch gleich sagen können, schließlich war ja alles von mir getestet worden.

      „Scheint ein Defekt zu sein“, bemerkte Bernd auch nur lakonisch und schaute mich dabei merkwürdig an. „Chrissi, würdest du bitte das Licht einschalten?“

      Christine betätigte den Lichtschalter, jedoch blieb es dunkel. ‚Na, das hättest du zuvor ja auch noch testen müssen‘, schoss es mir durch den Kopf. Offensichtlich war hier einiges defekt. Chrissi schüttelte den Kopf: „Vielleicht die Sicherung. Ich gehe kurz einmal nachschauen.“ Und schon war sie verschwunden. Kurze Zeit später flammte die Deckenbeleuchtung auf.

      Komischerweise brannte aber die Kontrollleuchte vom Beamer nicht mehr. Das Kabel steckte doch noch in der Steckdose!?

      „Also, noch einmal guten Morgen zusammen.“ Wir murmelten unser ‚guten Morgen‘ zurück.

      „Wie ihr mittlerweile erfahren haben dürftet, treffen wir uns hier, da uns der Oberstaatsanwalt kontaktiert hat. Es geht um einen Auftrag. Wie ihr alle wisst, ist es der erste Auftrag, den uns Eberson erteilt und ich habe bei dieser Angelegenheit keine Bedenken. Zumindest keine moralischer Art ... Aber dazu gleich mehr. Zunächst einmal: hat jemand eine Frage vorab? Gibt es etwas, das wir - bevor wir jetzt zum Thema kommen - noch klären sollten?“

      Ich meldete mich. Das war jetzt die Gelegenheit. „Ja, ich habe eine Frage.“ - „Gut, Jonathan, dann schieß‘ los!“ - „Wird uns Birgit noch mit Kaffee und Brötchen versorgen?“

      Chrissi kicherte, das konnte ich genau sehen.

      „Nein, ich befürchte nicht, Jonathan. Du wirst dich mit dem begnügen müssen, was hier auf dem Tisch steht.“ Und mit einem Blick auf mein Glas meinte er: „Wie ich sehe, hast du dich ja schon bedient ...“

      Also keine Brötchen. Wie schön war doch die Zeit drüben im Sportstudio gewesen, als Jennifer uns mit Kaffee und Brötchen versorgt hatte. Ob wir Birgit nicht einfach kündigen sollten und vielleicht eine zweite Jennifer einstellen? Oder noch besser: Jennifer und Birgit tauschen. Dann kö...

      Bernds Stimme riss mich aus meinen Gedanken: „Noch irgendwelche Fragen? Jonathan? Gut, dann kann ich ja zum Thema kommen: Gestern kontaktierte mich Oberstaatsanwalt Eberson wegen eines Auftrages. Wie ihr ja wisst, kamen wir überein für ihn Aufträge zu übernehmen, die Polizei und Staatsgewalt so nicht oder nicht so effektiv lösen können. Um uns das noch einmal ins Gedächtnis zu rufen: Wir prüfen, ob die Aufträge moralisch vertretbar und von uns durchführbar sind. Erst dann übernehmen wir solch einen Auftrag. In Fällen allerdings, wo Eindeutigkeit herrscht und keine Zweifel bestehen, da erübrigt sich natürlich diese ‚Moralprüfung‘. Bei diesem Auftrag hier konnte ich dem Oberstaatsanwalt guten Gewissens zusagen.“

      Bernd unterbrach sich kurz und deutete auf seinen Laptop, der vor ihm auf dem Tisch lag. „Sam, würdest du den Rechner bitte am Beamer anschließen? Ich habe da einige Bilder, die ich euch zeigen möchte.“

      Sam nickte. Schon verband der drahtige Asiate Laptop und Beamer. Dann drückte er einige Knöpfe, während Bernd die Leinwand aus der Decke herunterfuhr. Verflixt, die hatte ich ja auch nicht überprüft. Aber zum Glück gab es keine Probleme.

      Dafür drückte Sam jetzt unentwegt auf dem Beamer herum. „Da stimmt etwas nicht“, meinte er nur und war schon unter dem Tisch verschwunden. „Nein, der Stecker ist auch ordentlich in der Steckdose.“ Erneut prüfte er den Beamer. „Der scheint defekt zu sein“, erklärte Sam dann lakonisch.

      „Gut.“ Bernd schaute wieder irritiert auf mich, dann fuhr er die Leinwand wieder hoch. „Chrissi, schnapp‘ dir den Laptop und lass‘ von Birgit jeweils vier Kopien der Fotos und Unterlagen machen. Du findest sie in dem Ordner ‚Eberson-null-eins‘.“

      Schon war Christine mit dem Rechner verschwunden. Neugierig beugte Bernd sich jetzt über den Beamer. „Was hat er denn? Gestern lief das Gerät doch noch.“ Sam schüttelte nur den Kopf: „Keine Ahnung. Der Stecker steckt, ich habe sogar eine andere Steckdose probiert. Spannung ist da. Sieht so aus, als wenn ein Kurzschluss den Beamer zerstört hätte ...“

      Endlich kam Christine mit den Ausdrucken zurück. Sofort verteilte sie die Unterlagen an uns.

      „Gut, dann kann es ja jetzt weitergehen.

      Eberson ist an uns herangetreten, da für die Polizei leider ein Punkt erreicht wurde,