Название | Wunderwelten |
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Автор произведения | Ernst Friedrich Wilhelm Mader |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753196442 |
Auch Apollonius von Pergä war ein solcher Geistesriese, der den Begriff der Parallaxe entdeckt haben soll, das heißt die Methode zur Berechnung der Entfernung der Gestirne. Hipparch berechnete den Schattenkegel des Mondes mit großer Genauigkeit und schloss daraus auf die Entfernung von Sonne und Mond.
Pythagoras lehrte die Bewegung der Erde als Ursache der scheinbaren Bewegung der Gestirne; Aristarch erkannte, dass die Erde sich um die Sonne drehe und dass die Fixsterne sich in ungeheurer Entfernung von uns befinden. Dies alles scheint übrigens Demokrit schon 400 Jahre vor Christus erkannt zu haben.
Archimedes hatte schon die ersten Ideen von der Gravitation. Aber all diese kühnen Fortschritte lagen hernach jahrhundertelang brach und vergessen, bis Kopernikus sein großes Werk schrieb, zu dessen Prophet sich der unglückliche Giordano Bruno aufwarf.
Dann kam Tycho Brahe, der große Beobachter, dem Kepler so viel verdankte. Johann Kepler stellte die berühmten Gesetze der Planetenbewegung auf, ihre elliptische Bahn um die Sonne, das Gesetz ihrer Bewegungsgeschwindigkeit im Verhältnis zu ihrer Bahn und das Gesetz des Verhältnisses ihrer Umlaufzeit zu ihrer mittleren Entfernung zur Sonne.
Galilei benutzte als Erster das Fernrohr, entdeckte die Monde des Jupiter und die Mondphasen der Venus; Cassini berechnete die Entfernung der Sonne aus ihrer Parallaxse beim Durchgang des Mars; Römer und Leverrier maßen die Geschwindigkeit des Lichts, Newton stellte die Gesetze der Gravitation auf; Kant und Laplace brachten das Weltall mit seinen Bewegungsgesetzen in ein großartiges System und erklärten seine Entstehung, Entwicklung und seine Zukunft. Endlich entdeckte Herschel den Planeten Uranus, Piazzi, Gauß und Olbers die Planetoiden, wiederum Herschel die Eigenbewegung der Fixsterne und das Vorhandensein von Doppelsternen; er war es auch, der die Nebelflecke studierte.
Als nun noch im Jahre 1838 die erste Fixsternparallaxse berechnet wurde, was uns in den Stand setzte die Entfernung und Größe der Himmelskörper außerhalb unsres Sonnensystems zu berechnen, waren die großen astronomischen Entdeckungen zu Ende, wenn wir absehen von den wunderbaren Enthüllungen durch die Spektralanalyse.“
„Danke, weisester aller Professoren!“, sagte Münchhausen lachend: „Sie haben uns da einen Vortrag gehalten, der wahrhaftig ein Abriss der Geschichte der Astronomie in den letzten 10000 Jahren genannt werden darf. Aber in einem Punkte irren Sie: Sie haben sozusagen die großen astronomischen Entdeckungen für abgeschlossen erklärt, und vergessen, dass sie eben jetzt erst recht anfangen, seit wir ausgezogen sind, das Weltall persönlich zu erforschen.“
„Und jetzt haben wir die beste Gelegenheit zu solchen Entdeckungen“, sagte Mietje, die soeben eingetreten war. Sie hatte einen Rundgang durch die Beobachtungszimmer gemacht, wie er abwechselnd jede halbe Stunde ausgeführt wurde, um vor unliebsamen Überraschungen sicher zu sein.
„Was gibt’s?“, fragte Flitmore.
„Wir nähern uns dem Mars mit großer Geschwindigkeit“, erwiderte seine Gattin.
Flitmore stand auf: „Lassen Sie uns sehen, meine Herren“, sagte er, und alle folgten ihm in eines der Äquatorialzimmer, von dem aus die Lady den Planeten beobachtet hatte.
9. Der Mars.
Die Sannah, die seit der vergangenen Nacht, wenn man von einer Nacht reden konnte, nicht mehr von dem Strom der Fliehkraft durchkreist wurde, befand sich in der Anziehungssphäre des Planeten, der seit lange den Beobachtungseifer und die Phantasie der Astronomen am meisten angeregt hat.
Man war ihm schon so nahe, dass man die größeren Gebilde seiner Oberfläche deutlich unterscheiden konnte, ohne das Fernrohr zu benutzen.
„Da hört sich ja alle Wissenschaft auf!“ war das Erste, was Schultze überrascht und enttäuscht ausrief: „Soll das wirklich der Mars sein? Wo sind denn die Kanäle, meine geliebten Kanäle, die ich so fleißig beobachtet und mit solcher Zärtlichkeit studiert habe, das Wunder, das Rätsel des Mars?“
Von Kanälen war in der Tat keine Spur zu sehen.
Flitmore meinte, zum Professor gewendet: „Ich habe nie recht an jene merkwürdigen Kanalbildungen glauben können und vermutete, dass es sich um optische Täuschung handle. Der Mars ist bedeutend kleiner als unsre Erde, sein Halbmesser beträgt wenig mehr als die Hälfte des ihrigen; seine Polarregionen sind von ungeheurer Ausdehnung, namentlich im Winter. Und nun sollen die mutmaßlichen Bewohner des kleinen bewohnbaren Erdstrichs das Land mit einem gewaltigen Netz ungeheurer Kanäle durchzogen haben?“
„Warum nicht?“, fragte Schultze eigensinnig: „Wenn es die Bewässerung des Landes verlangte.“
„Bei den ausgedehnten Eis- und Schneemassen der Pole, den ungeheuren Schneefällen im Winter und angesichts der meist äußerst raschen Schneeschmelze im Frühling kann ich an Wassermangel auf dem Mars nicht glauben.“
„Na! Aber die Kanäle sollten doch den Wasserzufluss regeln, ihn über das ganze Land verteilen und Überschwemmungen verhüten.“
„Ganz schön, wenn es Kanäle von vernünftigen Größenverhältnissen wären und von vernünftigem Verhalten. Aber diese angeblichen Kanäle zeigten eine Breite von 60 bis 300 Kilometern: Ich bitte Sie, was soll das? Das sind ja unsinnige Maße für einen Kanal! Wenn sie nun aber wenigstens beständig so geblieben wären, aber da wurde ein und derselbe Kanal einmal breiter, dann wieder schmäler; mit Vorliebe verdoppelte er sich plötzlich, oft innerhalb 24 Stunden, ebenso rasch konnte die Verdoppelung wieder verschwinden und hie und da der ursprüngliche Kanal ebenfalls; dann wieder verschwand ein alter Kanal und zwei neue erschienen an seiner Stelle.“
„Ja, ja! Das waren eben die Rätsel dieser merkwürdigen Kanäle“, beharrte der Professor.
„Und nun ist ihr Rätsel gelöst“, lachte Flitmore: „Sie sind einfach gar nicht vorhanden, diese famosen Kanäle.“
„Das muss ich allerdings zugeben“, gestand der Gelehrte zu: „Aber die Sache ist nur umso rätselhafter.“
Doch auch ohne diese geheimnisvollen Gebilde erschien die Landschaft merkwürdig genug: weiß leuchtete der Nordpol mit seinen Eis- und Schneefeldern; das schneefreie Land gegen den Äquator erschien rötlich-gelb unterbrochen von dunkelgrün bewachsenen Streifen; einige kleine Meere oder große Seen trennten streckenweise die Kontinente und breite Flüsse zogen silbergraue Bänder durch die Ebenen.
Überhaupt erschien fast alles eben. Größere Gebirge waren keinesfalls vorhanden und kleinere Erhebungen ließen sich aus der Höhe, in welcher sich die Sannah befand, nur an den Schatten erkennen, die sie warfen; wo jedoch die Sonne die Täler voll erleuchtete, konnte Berg und Tal überhaupt nicht unterschieden werden.
Inzwischen stürzte das Weltschiff mit blitzartiger Schnelle gegen den Planeten und man sah alles von Sekunde zu Sekunde wachsen.
Flitmore beeilte sich daher, den Zentrifugalstrom zu schließen; ehe die Sannah in die atmosphärische Hülle des Planeten gelangte, damit ihre Außenwandungen nicht etwa durch die ungeheure Reibung in Glut versetzt würden.
Der Sturz verlangsamte sich nun zusehends, bis die abstoßende Kraft die Fallgeschwindigkeit überwand und das Weltschiff zunächst ganz langsam zu steigen begann.
„Wollen wir eine Landung auf dem Mars unternehmen?“, fragte nun der Lord.
„Hurrah!“, rief Schultze begeistert.
„O ja, bitte!“ schmeichelte Mietje.
„Ich bin dabei!“, sagte Münchhausen: „die Kerkerhaft behagt