Название | Nächstes Treffen Adria |
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Автор произведения | Johanna Kemme |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783753189789 |
„Kommt ihr aus Deutschland?“ Es ist das Mädchen mit den langen, dunkelbraunen Haaren aus der Gruppe, die gegenüber auf der anderen Seite des Eingangs sitzt, das schmunzeln muss über die überraschten Blicke, die Lena und Tina jetzt tauschen. Das Lachen der beiden, das unweigerlich folgt, aber irritiert die Frau sichtlich. Skeptisch zieht sie ihre Augenbrauen hoch. „Ja“, beeilt Tina sich daher zu sagen. „Und du bist jetzt schon die zweite, die wir hier treffen, die unsere Sprache spricht.“ - “Ach so!“, versteht die junge Frau mit ihren dunkelgrünen Augen nun. „Ja, der ein oder andere in Italien hat schon mal in Deutschland gelebt. Aber hier in dieser Stadt?“ wendet sie sich wie zum Beweis an die drei jungen Frauen und die zwei jungen Typen, die um sie herum sitzen und offensichtlich ihre Bekannten sind. „Tedesco?“ Kopfschütteln, Abwinken, „No!“, ein jeder lächelt nur freundlich. „Du sprichst dafür aber ganz schön gut Deutsch“, ist Tina beeindruckt und die junge Frau vor ihr findet zu einem Lächeln zurück. „Ich bin ja auch in Deutschland aufgewachsen! Ich bin dort zur Schule gegangen.“ Sie hält einen Moment inne, als versuche sie sich an etwas zu erinnern. „Ja, genau wie ihr!“, verkündet sie schließlich und wirft ihre langen, dunklen Haare mit einem Kopfschwung nach hinten. „Nun aber lebe ich hier.“ Forschend blickt sie erst die lange Frau mit den strohblonden Haaren, dann die Kleinere mit den rotblonden, leicht gewellten an. „Und ihr? Woher kommt ihr?“ „Schleswig-Holstein“, versucht Tina gar nicht erst herauszufinden, ob das Mädchen ihren kleinen Heimatort oben im Norden kennt. „Puh“, macht die angesichts der Entfernung. “Das ist weit!“ Und der Ausdruck in ihrem Gesicht zeigt Anerkennung. „Und wie seid ihr hergekommen?“, ist sie neugierig. „Getrampt, nicht wahr?“, hält sie ihnen den ausgestreckten Daumen hin und freut sich über das Nicken der beiden so wie auch darüber, endlich mal wieder Deutsch sprechen zu können. „Wir haben nämlich schon gewettet hier, wisst ihr?“ Und sie macht sich schnell daran, ihren Freunden das Gesagte zu übersetzen. Nur eine der Frauen um sie herum lächelt nun noch. Die anderen wirken enttäuscht. „Wir beide“, zeigt die Deutschsprechende, die problemlos vom Deutschen ins Italienische wechseln kann, auf die Lächelnde „wir beide haben gewonnen!“ Doch der Mann rechts von ihr scheint noch etwas auf dem Herzen zu haben. „Ah, stimmt“, erinnert sie sich, „was ihr hier macht, das war auch noch eine Wette zwischen uns.“ Schön, denkt Tina, wie die Leute sich hier mit Spekulationen über uns die Zeit vertreiben! „Ihr wartet auf eure Partner, stimmt`s?“, hat die Deutsch-Italienerin offensichtlich das Bedürfnis, auch diese Wette zu gewinnen. „Nicht ganz!“, muss Tina sie nun aber enttäuschen. „Wir warten auf zwei Jungs, ja!“, wirft Lena ein. „Aber das sind nur Freunde. „So wie wir!“, legt Tina freundschaftlich den Arm auf Lenas Schulter. Diesmal lässt sich die deutschsprechende Italienerin mit der Übersetzung Zeit. Diesmal lag sie mit ihren Spekulationen über Lena und Tina wohl falsch.
„Ich heiße übrigens Martina“, stellt sie sich vor und zeigt auf die anderen. „Marco, Roberto, Chiara, Antonia, Teresa.“ So schnell also lernt man hier gleich eine ganze Gruppe von Menschen kennen! „Lena“, erwidert Lena das freundliche Nicken eines jeden einzelnen. „Tina. Eigentlich Christina, aber das muss echt nicht sein!“, hält Tina ihr das Peace-Zeichen hin und ihr fällt ein: „Dann hast du also auch einen deutschen Namen?“ Doch Martina schüttelt gleich lächelnd den Kopf. „Ach, nein! Es gibt viele Namen, die im Deutschen und Italienischen gleich sind. Sehr viele!“, und dann fällt ihr ein, „Ihr müsst euch hier drinnen bedienen. Hier kommt keiner heraus, um eine Bestellung aufzunehmen.“ Automatisch wandern Tinas und Lenas Blicke über den Platz zu ihren Rucksäcken hin. „Keine Angst!“, errät Martina ihre Gedanken. „Wir schauen schon auf euer Gepäck!“ Etwas, durchzuckt ein Gedanke Tina kurz, stimmt nicht mit ihren Augen. Doch schon in dem Moment, in dem sie aufgestanden ist, hat sie bereits wieder anderes im Sinn.
“Cappuccino”, da sind sich Lena und Tina einig und auf die Pizzastücke in der Vitrine kann man zeigen. Während die Frau mit der modischen Brille hinter der Theke an der riesigen Espressomaschine hantiert, breitet Tina ihre italienischen Geldscheine und Münzen vor sich auf dem Tresen aus. Doch es nützt wenig, dass sie sich zuvor mit dem italienischen Zahlungsmittel vertraut gemacht hat, denn weder sie noch Lena verstehen, was die weibliche Bedienung von ihnen für die Heißgetränke und die Pizzen haben möchte. Wohlwollend hält sie ihnen zehn Finger hin. Zehn Lire, da sind sich Tina und Lena schnell einig, wird sie kaum meinen. Amüsiert über die beiden jungen Ausländerinnen zeigt die Frau auf einen der 1000-Lire-Scheine, hält ihnen sogleich noch weitere sechs Finger hin. „Wenn ich mich nicht verrechnet habe“, blickt Tina ihre Freundin an, „dann waren das jetzt keine vier Mark.“ – „Und dass für zwei Kaffe und zwei kleine Pizzen?“, kann Lena kaum glauben. „Das kann ich eigentlich kaum sein!“ – „So was scheint hier erheblich billiger zu sein als bei uns“, ist Tina sich aber doch recht gewiss, dass sie beim Umrechnen keinen Fehler gemacht hat und grinst ihre Freundin erleichtert an.
„Ob das in Griechenland auch so wird?“, stellt Lena sich beim Rausgehen laut die Frage. „Hm, vielleicht“, hat ihre Freundin auch schon in die Zukunft gedacht. „Aber für Griechenland hat Jan doch diese Tabelle mitgenommen.“ Ach, ja, Jan!“, erinnert sich Lena daran, wie er ihnen allen stolz diese kleine Karte bei ihrem letzten Vorbereitungstreffen präsentiert hat. Die Umrechnungstabelle, die Beträge von 10 Pfennige über ein, zwei, drei bis zu 100.000 Mark jeweils den entsprechenden Betrag in Drachme gegenüberstellt. Drehte man sie um, fand man das Ganze umgekehrt. Natürlich hatte man auf dem Kärtchen den Wechselkurs zu einem bestimmten Zeitpunkt zugrundegelegt. Durch die üblichen Kursschwankungen konnte da der Betrag, den man am Ende tatsächlich für sein Geld in der anderen Währung bekam, auch mal etwas abweichen von dem, was auf dem Kärtchen stand. Aber man hatte wenigstens einen Anhaltspunkt, etwas, was man zur Hilfe nehmen konnte, wenn man herausfinden wollte, wie viel Geld man in der fremden Währung da eigentlich gerade zumindest in etwa aus den Händen gab. Ja, Jan war echt organisiert, hatte Lena anerkennend gedacht. Was man von Rainer nicht unbedingt behaupten konnte. So wenig wie von ihr, das wusste sie. Gut daher, dass sie sich nicht alleine auf den Weg gemacht hatten, dass sie Tina und Jan dabei hatten!
„Setzt euch doch zu uns“, lädt Martina sie an ihr rundes Tischchen ein, auf den Stühlen Platz zu nehmen, auf denen eben noch zwei der Männer und eine der Frauen gesessen hatten. „Die müssen noch was besorgen“, erklärt Martina ungefragt. „Ich warte noch auf meinen Mann. Dann muss auch ich gehen.“ Tinas und Lenas erstaunte Blicke verwundern Martina nicht. Sie hat fest mit ihnen gerechnet. „Der mit den kurzen Haaren, der hier saß.“ Zeigt sie auf den immer noch leeren Stuhl ihr gegenüber und erwartet eben diese Reaktion. „Du bist schon verheiratet? Wie alt bist du denn?“ „Einundzwanzig“, lächelt sie, denn sie kennt dieses Erstaunen, diese Art Fragen, ist sie doch in beiden Kulturen aufgewachsen, der deutschen und der italienischen. Von klein auf an musste sie lernen, mit den unterschiedlichen Gepflogenheiten und Gewohnheiten der beiden Kulturkreise umzugehen. „Ja, hier in Italien heiratet man nicht so spät wie bei euch in Deutschland“, erklärt sie den beiden jungen Mädchen daher auch wie selbstverständlich. „Mit neunzehn, zwanzig, einundzwanzig - das ist hier ganz normal.“ Heiraten, wird Tina in diesem Moment klar, das ist bei den Leuten, die sie so kennt, so überhaupt nicht angesagt. Und heiraten in dem Alter, in dem Lena und ich jetzt sind? Noch vor Beendigung der Ausbildung, des Studiums? Das scheint Tina gerade absolut undenkbar. „Hast du denn deinen Mann in Deutschland kennen gelernt?“, will Lena wissen und beißt voller Appetit in ihre Stück Pizza. „Ja, aber er war nur zu Besuch dort. Deshalb spricht er eure Sprache auch nicht. Wegen ihm bin ich auch hier hergekommen, hier in diese kleine Stadt. Aber meine Familie, die ist noch in Deutschland.“ - „Wo genau?“, setzt Tina ihre Tasse wieder ab, ohne getrunken zu haben. Zu heiß noch sind der Kaffee und die Milch darin. „Mayen“, schaut Martina sie mit ihren dunkelgrünen Augen sehnsuchtsvoll an. So unwahrscheinlich es auch ist, so hofft sie doch, wenigsten eine von den beiden würde diesen Ort kennen. „In der Nähe von Koblenz“, ergänzt sie auf das Kopfschütteln der beiden hin und macht einen enttäuschten Eindruck. „Deine Eltern arbeiten dort?“ denkt Lena sich. „Ja“, nickt Martina versonnen. „Sie haben dort ein Restaurant.“ Und es klingt,