Sonnenkaiser. Dirk Meinhard

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Название Sonnenkaiser
Автор произведения Dirk Meinhard
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754172469



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habe ich dieses kleine Spielzeug dabei.<<

      Ahmed zeigte auf das kleine netzfähige Touchpad auf seinen Knien, an dem ein separates Empfangsmodul klemmte.

      >>Ach, der Computerfreak sagt Dir Bescheid? Warum ist der denn nicht mitgekommen? Will er sich nicht die Hände schmutzig machen? Oder hat er Angst, nicht gut genug klettern zu können?<<, lachte Khaleb mit einem abfälligen Seitenblick auf Mac.

      >>Keine dummen Sprüche über Nightmare! Ohne ihn könnten wir unsere Aktionen kaum durchziehen!<<

      Ahmed warf einen wütenden Blick in den Laderaum.

      >>Wenn Du mich fragst, ist der Typ schon ein bisschen gestört! Mag ja sein, dass er mit seinem Computer umgehen kann, aber wenn er nichts zu tun hat, spielt der Kerl darauf nur Ego-Shooter und ballert als virtueller Superkrieger Hunderte von Gegnern weg. Wenn er nicht gerade wieder bekifft ist.<<

      Er warf einen Blick auf Mac.

      >>Warum spielst Du nicht auch mal solche Spiele?<<

      Khaleb gönnte sich eine Kunstpause, um den Effekt seiner Worte zu steigern.

      >>Weil es in solchen Spielen nichts zu essen gibt!<<

      Er lachte laut los und schlug sich mit den Händen auf die Oberschenkel. Mac streckte ihm eine Hand mit erhobenem Mittelfinger entgegen.

      >>Mensch, halt die Klappe! Wir sind nicht hier, um uns gegenseitig anzufeinden<<, fauchte Ahmed ihn an.

      >>Ist ja gut! Ein kleines Späßchen wird ja wohl noch drin sein, während ich mich hier zu Tode langweile<<, gab Khaleb zurück, ohne wirklich eingeschüchtert zu klingen.

      Sie arbeiteten zum ersten Mal zusammen. Für Ahmed war das eine nicht ganz angenehme Situation, denn er wusste nicht, was er von seinen beiden Begleitern erwarten konnte.

      Hassan, der Anführer ihrer Zelle, hatte zusammen mit Nightmare das Team für diese kleine Aktion zusammengestellt. Eine Aufwärmübung. Ahmed hatte bereits ein paar Anschläge durchgeführt. Am wichtigsten war die Flucht. Sich nicht erwischen lassen. Aber die gegnerische Seite beschützte keine Kaserne oder ein Atomwaffenarsenal.

      Mac war ihr Techniker, versiert im Umgang mit elektrischem Equipment nahezu jeder Art, talentiert mit Werkzeug, aber körperlich ein wenig gehandicapt mit Ballast und fehlender Fitness. Er hatte Hassan tagelang in den Ohren gelegen, weil er unbedingt einmal dabei sein wollte, wenn seine Basteleien zum Einsatz kamen. Der hatte ihn daraufhin einmal im F-Block durch das Treppenhaus gejagt und für einen Einsatz wie diesen für fähig befunden. Wenn man von den technischen Fähigkeiten einer Person abhängig war, fielen Zugeständnisse einfacher. Einen beleidigten Mac konnten sie nicht gebrauchen und Ersatz war schwer zu bekommen.

      Khaleb war erst seit ein paar Wochen bei ihnen. Körperlich gab es an ihm nichts auszusetzen. Lediglich ein etwas zu großes Ego und ein Übermaß an Testosteron standen ihm manchmal im Weg.

      Näher kennengelernt hatten sie sich aber noch nicht. Man konnte sich am Berg, in der Poor Man´s Residenz, problemlos aus dem Weg gehen. Bei den Treffen der Zelle sprachen hauptsächlich Hassan und Nightmare. Die Zelle bestand nicht aus lauter Gleichgesinnten, die auch gerne miteinander Fußball spielten. Sie waren eher fast alle Einzelgänger.

      Mac hockte sowieso lieber in seiner Bastelbude und schraubte an seinen Spielzeugen herum. Khaleb steckte hauptsächlich mit Jungs aus den anderen Blöcken zusammen, die so wie er an harten Muskeln, Imponiergehabe und Kräftemessen interessiert waren.

      Khaleb gähnte theatralisch und wedelte mit einer Hand vor seinem Mund herum. Am Handgelenk raschelte ein schmales graues Armband aus Metallgliedern. Auf einem breiten Plättchen war ein Totenkopf eingraviert.

      Ahmed hätte das Team gerne anders zusammengestellt. Aber Hassan war der Chef und Nightmare hatte auch kein Problem in dieser Kombination gesehen.

      >>Wer interessiert sich schon für uns? In dem Wäldchen hier läuft doch keiner rum. Und da drüben ist kein Hochsicherheitstrakt! Da laufen ein paar Wachleute rum und warten auf ihren Feierabend. Wir sollten einfach losmarschieren, unseren Job erledigen und wieder abhauen! Bevor einer nachschaut, was wir machen, sind wir wieder weg und hier brennt der Himmel!<<

      Gelangweilt begann Khaleb, das Armband um sein Handgelenk zu drehen. Kurz hielt er es und zeigte Mac die Gravur.

      >>Schicke Frisur, nicht wahr? Und wie man sieht, hat er nicht ein Gramm Fett zu viel!<<

      Mac ballte die Fäuste zusammen.

      Das Touchpad gab einen Summton von sich und Ahmed legte das Fernglas zur Seite. Er nickte zufrieden, als er die Nachricht von Nightmare sah.

      >>Jungs, es geht los!<<

      Er legte das Touchpad in den Rucksack vor sich im Fußraum und rutschte wieder hinter das Lenkrad.

      Der Motor drehte ein paar Mal quälend langsam durch, bevor er ansprang und seiner Pflicht nachkam. Obwohl sie die betagte Technik des Wagens geprüft und, soweit notwendig und möglich, repariert hatten, wollte sich bei Ahmed kein wirkliches Vertrauen in ihr Transportmittel einstellen. Auch deswegen gab es einen zweiten Wagen.

      Im Laderaum wurden Khaleb und Mac lebhaft. Sie schoben ihre Taschen zur Hecktür und setzten sich direkt dahinter. Dann hielten sie sich an den Griffen fest und warteten.

      Ahmed lenkte den Kleintransporter vom Feldweg auf die mehrspurige Bundesstraße. Sie hatten sich den Ablauf immer wieder eingeprägt. Sobald sie den Transporter verließen, würden ihnen nur ein paar Minuten bleiben. Durch das Fernglas hatte Ahmed zu seiner Beruhigung feststellen können, dass es keine besonderen Sicherheitsmaßnahmen für die großflächige Anlage gab. Eigentlich verwunderlich, denn FreePeople verübte regelmäßig Anschläge auf Eigentum von DesertEnergy. Diese Anlage war nur noch nicht auf ihrer Liste gewesen.

      Ein mehrere Meter hoher Zaun umgab das Gelände. An den Zufahrten befand sich Wachpersonal. Das Gelände wurde durch Kameras überwacht. Irgendwo mochte jemand sitzen und auf Bildschirme starren, um mögliche Eindringliche schnellstmöglich zu entdecken, unterstützt durch Infrarotsensoren und andere technische Möglichkeiten. In dem Fall würde die Sicherheitsmaschinerie anlaufen und ein paar Bewaffnete ausspucken, die den unerwünschten Besuchern nachstellen würden.

      Sie hatten nicht vor, auf das Gelände vorzudringen. Ihr Job war keine Kamikazeaktion und sie hatten die feste Absicht, zu entkommen.

      Ahmed fuhr das kurze Stück am Umspannwerk vorbei. Dort, wo die Strom führenden Leitungen über den Zaun steil in die Höhe ragten, führte ein spärlich asphaltierter Weg hinter dem Gelände entlang. Zwischen dieser Behelfsstraße und der Anlage in knapp fünfzig Metern Entfernung zum Zaun standen mitten auf der Ackerfläche drei große Strommasten, zu deren weit ausladenden Armen die Leitungen führten.

      Der Transporter bog auf den Weg ab und Ahmed rang ihm seine Leistung ab. Laut röhrend kam der Wagen der Aufforderung nach.

      Aufmerksamkeit würden sie nun bestimmt schon bekommen haben. Ahmed konnte förmlich die Kameras spüren, die ihnen nachfolgten. Noch würden die Leute an den Monitoren rätseln, wohin der Wagen wollte. Der Weg führte ein ordentliches Stück an der Anlage entlang und stieß am Ende auf eine weitere Landstraße. Somit nahmen sie vielleicht erst einmal an, dass der Fahrer nur seinen Weg abkürzen wollte.

      >> Und, Mac, wie sieht es aus? Brauchst Du gleich eine Vorspeise oder ein wenig Vorsprung?<<, lachte Khaleb, der von den Bewegungen des Wagens hin und her geschüttelt wurde, und schlug dem neben ihm sitzenden Mann kräftig auf den das Hosenbein straff ausfüllenden Oberschenkel. Mac zuckte zusammen. Der heftige Schlag mit der flachen Hand brannte. Gequält verzog er das Gesicht. Khaleb saß in einer lässigen Haltung neben ihm und hielt sich nur mit einer Hand fest. Mac benötigte beide Hände, um nicht den Halt zu verlieren. Zu gerne hätte er in diesem Moment eine Hand frei gehabt, um eine Erwiderung auszuteilen, wenn auch der aus seiner Sicht an einem krankhaften Männlichkeitswahn leidende Khaleb diese kaum gespürt hätte.

      Auf der Höhe des