Sonnenkaiser. Dirk Meinhard

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Название Sonnenkaiser
Автор произведения Dirk Meinhard
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754172469



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      Albert und Dorian arbeiteten nicht das erste Mal für ihn. Sie hatten bereits eine Reihe von Auftragsmorden und körperlichen Bestrafungen erfolgreich erledigt und dabei die erforderliche Diskretion und Professionalität bewiesen. Dorian war ein intelligenter technisch versierter und sehr umsichtig agierender Auftragskiller. Alberts Fähigkeiten beschränkten sich laut seinem Profil auf den Waffeneinsatz. Es gab scheinbar kein Gerät, das sich zum Töten eignete und das er nicht beherrschte. Und er beherrschte auch das Töten mit Dingen, die auf den ersten Blick nicht gefährlich wirkten.

      Noch war er sich nicht sicher, ob das Ergebnis dieses Einsatzes als Missgeschick zu bewerten war. Die beiden hatten zwar eine Aufnahme gesendet, in der zu sehen war, wie das Boot zerstört wurde. Auch die Hinrichtung der Überlebenden war sehr deutlich zu erkennen. Leider fehlte ein wichtiges Detail.

      Dieses Detail bekam er über einen ungewöhnlichen Weg. Ein anderer Auftrag war zuvor bei ihm eingegangen. Eine Entführung. Präzise Details dazu, wo die Zielperson wann zu finden war. André hatte alles arrangiert, allerdings nicht für Dorian und Albert. Es war einfacher, dafür jemand direkt in Marokko zu beauftragen.

      >>Wir sollten ein Boot samt Besatzung versenken! Das haben wir getan! Wo liegt das Problem? Wann kommt unser restliches Geld?<<, blaffte Albert noch etwas ungehaltener.

      André benötigte eine weitere Denkpause. Er spürte eine gewisse Abneigung dagegen, die Angelegenheit mit Albert zu besprechen. Mit Dorian war eine zielorientierte Unterhaltung möglich. Natürlich hatte es einen Fehler gegeben. Es war nicht nur um das Boot gegangen, sondern um eine bestimmte Person, die das Boot eindeutig vor dem Angriff bereits verlassen hatte.

      Zwei Aufträge von verschiedenen Auftraggebern über die gleiche Zielperson zur gleichen Zeit. Das war ungewöhnlich, fast kurios, auf jeden Fall außerordentlich interessant. Dorian und Albert waren zu spät gekommen. Immerhin hatten sie mit dem Boot, wie er auf dem Video sehen konnte, einwandfreie Arbeit geleistet.

      Dass sie zu spät waren, war nicht ihre Schuld. André hatte einen simplen Fehler begangen. Die Entführung war nach marokkanischer Zeit geplant gewesen und diese hatte er selbst versehentlich auch für die Versenkung des Bootes gesetzt, aber nicht in europäischer Zeit umgerechnet. Ein paar Seemeilen und eine andere Zeitzone. Eine Stunde nur, um die Albert und Dorian ihr Ziel verpasst hatten. Eine Stunde, die André selbst in eine prekäre Situation bringen konnte. Der Auftraggeber bezahlte für einen nicht erledigten Job.

      André hatte die beiden Aufträge zuerst nicht in Verbindung gebracht. Er organisierte die Entführung. Erst als der bestellte Entführer ihm die Nachweise seiner Arbeit zugeschickt hatte, fiel ihm ein kleines entscheidendes Detail auf. Das Gesicht des Liquidationsziels auf dem Boot wies eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Gesicht des Entführungsopfers auf. Ein Dilemma. Aber ein lösbares. Sobald der Entführungsauftrag beendet war, würde der Mordauftrag eben nachträglich erledigt werden. Das Opfer lief ihm ja nicht mehr weg.

      >>Ich konnte den Kunden überzeugen. Die Zahlung erfolgt also.<<

      André wartete ab. Aber wie erwartet, blieb Albert stumm. Der sah aus dem Fenster des Hotelzimmers nach unten auf die Straße und verfolgte ein Paar, das eilig an den Häusern auf der anderen Straßenseite entlang lief. Er zielte mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf die beiden, atmete aus und hielt für einen Moment den Atem an. Der Zeigefinger zuckte kurz. Eine Sekunde später wiederholte sich diese Bewegung.

      >>Der Auftraggeber hat einen weiteren Auftrag angekündigt<<, sprach André weiter.

      >>Sie sind der Boss!<<, erwiderte Albert und grinste. Das Paar da draußen ahnte nicht, dass es gerade in der Fantasie eines Auftragsmörders exekutiert worden war, mit einem sauberen Schuss in jeden Hinterkopf.

      >>Sie werden nach Deutschland fliegen, genau genommen nach Berlin! Danach bleiben Sie in Bereitschaft! Natürlich gegen Kostenerstattung<<, antwortete André.

      Albert setzte sich wieder an den Tisch und legte seine Füße auf die Tischplatte neben dem Koffer mit den darin liegenden Pistolen.

      >>Sie zahlen, wir reisen!<<

      Albert rollte mit den Augen. Er hätte diesem André zu gerne in diesem Moment gegenüber gestanden. Er stellte sich den Mann als schmalschulterigen Bürotypen vor, in einem korrekt sitzenden Anzug, langweilig und farblos, keiner, der selbst wagte, Hand anzulegen. Natürlich hatten sie noch nie direkten Kontakt zu einem dieser Typen gehabt. Das Geschäft erforderte Anonymität. Aber wie sollte schon jemand aussehen, der nicht in der Lage war, seine Probleme selbst zu lösen, indem er einfach eine Waffe in die Hand nahm und abdrückte. Albert grinste und warf einen Blick auf die Wilson Combat.

      >>Ich sende Ihnen die neue Vereinbarung an Dorians Mailbox. Sprechen Sie mit Ihrem Partner! Vor Ihrer Abreise bekommen Sie die nächste Teilzahlung!<<

      >>Ein weiterer Auftrag, sagen Sie. Und dann noch mehr? Und wann? Wir bekommen Langweile, wenn wir zu lange herumsitzen und warten! Andere Aufträge warten auch<<, grinste Albert.

      >>Keine Angst! Sie werden nicht allzu lange untätig sein<<, erwiderte André und versuchte sich Alberts bedingt intelligenten Gesichtsausdruck vorzustellen.

      Albert schlug mit einer Hand auf seinen Oberschenkel. Der laute Knall ließ André unwillkürlich zusammen zucken. Es klang für ihn wie ein Schuss und er fragte sich für einen Moment, ob Albert mit seinen Waffen rumspielte.

      >>Albert? Alles in Ordnung?<<, fragte er irritiert, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass etwas Ernsthaftes passiert war. Albert würde sich schon nicht selbst erschossen haben.

      >>War das zu laut? Sie sind zu schreckhaft! Jetzt reden Sie endlich Klartext! Wie viele Exekutionen kommen noch?<<, grunzte Albert, dem langsam die Geduld ausging. Keine schwierige Hürde, sein Geduldslevel.

      >>Ich erhalte Ihre Ziele selbst von einem Kunden, der sie dann nennt, wenn es an der Zeit ist.<<

      Diese vage Auskunft hatte auf Albert tatsächlich eine beruhigende Wirkung.

      >>Ok, Sie sagen Bescheid, wenn es so weit ist. Wir fliegen erst mal nach Berlin<<, brach es aus ihm raus. Er streckte eine Hand aus und fuhr mit den Fingern am Lauf der Wilson Combat entlang. Ein gutes Gefühl. Glatt, kühl, ehrlich. Die Frage, auf welche Weise Metall ehrlich sein konnte, kam ihm nicht in den Kopf. Es war einfach so.

      Albert steckte seinen Zeigefinger in den Abzugschutz der zweiten Waffe, die in der anderen Kofferhälfte lag. Gemächlich drehte er die Pistole im Kreis und zielte damit auf das Fenster. Das Gespräch begann ihn zu langweilen. Die für ihn wichtigen Dinge waren besprochen. Der Rest war Angelegenheit seines Partners.

      >>Okay! Ich werde Dorian von Ihrem Anruf erzählen! Sie sagen, wenn es weitergeht! Er kann alles nachlesen, weil Sie es ihm ohnehin noch mal schicken!<<

      >>Genau! Danke, Albert!<<

      Albert verdrehte die Augen. Dieser André war ein schleimiger arroganter Idiot.

      >>Dorian meldet sich bei Ihnen! Bis dann!<<

      Albert tippte vorsichtig mit einem Finger auf das Display des Touchbooks, das aufleuchtete.

      Dann drückte er seinen Daumen auf das rote Feld unter der Gesprächsanzeige und beendete das Gespräch.

      >>André, hören Sie mich?<<

      Als keine Antwort kam, lehnte Albert sich zufrieden zurück. Wie es aussah, war für die nächste Zeit für ausreichend Unterhaltung gesorgt. Er betrachtete die schwere Wilson Combat mit zufriedenem Blick und stellte zum wiederholten Mal fest, wie gut sie in seiner Hand lag.

      13.

      Die drei Männer hatten bereits eine Stunde in dem alten Kleintransporter gewartet. Der rostige und großzügig mit Dellen versehene Kleinwagen mit dem kastenförmigen Laderaum stand am Rande eines Waldstücks, verborgen hinter einigen hohen Sträuchern. Von der Anlage aus, die