Feuerwehr - Challenge. Jürgen Ruhr

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Название Feuerwehr - Challenge
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742770127



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einem anderen Mann. Haha.“

      „Ja, haha“, gab Jenny von sich. „Du hast es mal wieder verbockt, stimmt’s Jonathan? Wird sich der Kunde beschweren?“

      „Also, Puddu ist ja eigentlich nicht unser Kunde ...“, gab ich lahm von mir, nickte dann aber mit gesenktem Blick.

      „Na, dann lass dir mal eine Entschuldigung für Bernd einfallen“, meinte sie achselzuckend und verschwand wieder hinter der Theke. Ich konnte mir vorstellen, wie sie gerade Bingo den Bauch kraulte, der garantiert auf dem Rücken lag und ihre Zärtlichkeiten genoss. „Sei froh, dass Bernd momentan nicht erreichbar ist. Da war nämlich vorhin wirklich ein Anruf für ihn, doch der Mann wollte mir nicht sagen, worum es ging. Der hat nicht einmal seinen Namen genannt, aber er war ziemlich wütend.“

      „Ja, das war vermutlich Puddu“, erklärte ich. „Bernd ist nicht erreichbar?“ Das gab mir noch eine gewisse Frist, in der ich mir entsprechende Ausreden ausdenken konnte.

      Jenny tauchte wieder aus der Versenkung auf. „Bernd ist mit einem neuen Kunden hier im Studio, beziehungsweise drüben in der Detektei unterwegs. Scheint eine ziemlich große Sache zu sein, vielleicht ein neuer Auftraggeber.“

      „Hoffentlich keine Observierungsaufträge.“ Ich hob meine flache Hand über den Kopf. „Die stehen mir nämlich inzwischen bis hier. Hat sich denn Oberstaatsanwalt Eberson nicht gemeldet? Ein Auftrag von ihm wäre jetzt genau nach meinem Geschmack.“

      Jennifer lachte. „Jonathan, Jonathan. Wir können uns das nicht aussuchen, wie du vielleicht weißt. Immerhin müssen wir alle unsere Brötchen verdienen. Ich denke aber, dass Bernd uns zu gegebener Zeit informieren wird.“

      „Ja, bestimmt“, knurrte ich. „Vielleicht können dann ja Christine oder Birgit diese Beschattungen übernehmen. Ich gehe jetzt mal in mein Büro ...“

      „Tu das, Jonathan. Aber schlaf nicht wieder hinter deinem Schreibtisch ein. Denk daran, dass Bernd mit dem Kunden im Haus unterwegs ist. Außerdem hat er für fünfzehn Uhr ein Treffen im Planungsraum angesetzt.“

      „Ich schlafe nie an meinem Schreibtisch“, erklärte ich indigniert. „Meistens denke ich über meine Aufträge nach ...“

      „Was du regelmäßig mit einem Schnarchen kundtust, ich weiß“, lachte die Blonde und beugte sich erneut zu Bingo herab.

      „Liebe Jennifer Enssel, du tust mir unrecht ... Worum geht es denn bei dem Meeting? Hat Bernd da schon etwas verlauten lassen?“

      Jennys Stimme klang hinter dem Tresen hervor: „Es geht um die kommenden Feiertage und eine Feuerwehrübung danach. Fünfzehn Uhr, Jonathan. Sei bitte pünktlich!“

      Ich wandte mich zum Ausgang. Die verbleibende Zeit bis zum Meeting würde ich damit verbringen, über den vergangenen Auftrag nachzudenken. Ich sollte dabei vielleicht meine Bürotür abschließen, um nicht von Bernd und seinem neuen Kunden überrascht zu werden ... „Komm, Bingo, wir gehen ins Büro.“ Ich hielt die Eingangstür auf und wartete darauf, dass der Malinois an mir vorbeistürmen würde, doch der Hund regte sich nicht. „Bingo, komm schon, wir wollen gehen.“

      Nichts.

      „Lass Bingo ruhig bei mir, Jonathan“, meldete sich Jennifer. „Du kannst ihn ja nach dem Meeting abholen.“

      Achselzuckend ging ich zu meinem Wagen. Soviel zu ‚Ein Mann und sein Hund‘. Wirkliche Treue sah anders aus.

      Die Detektei, ein Gebäude wenige Straßen vom Krav Maga Studio entfernt, war früher das Domizil einer Firma gewesen, die auf das Digitalisieren von Schriftstücken spezialisiert war. Nachdem der Inhaber die Firma heruntergewirtschaftet hatte, konnte Bernd das Gebäude günstig erwerben. Jetzt befand sich dort unsere Detektei ‚Argus‘, was hauptsächlich bedeutete, dass Christine, Birgit und ich dort unsere Büros hatten.

      Sorgfältig - und diesmal nicht mit überhöhter Geschwindigkeit - parkte ich meinen postgelben Kia Venga auf dem Seitenstreifen und vergewisserte mich, dass alle Fenster geschlossen waren. Zu oft hatten irgendwelche Spaßvögel schon Briefe in den Wagen geworfen. Wieder einmal dachte ich daran, mir endlich einen anderen Wagen zuzulegen, doch nachdem der Kauf eines Porsche so grandios fehlgeschlagen war, wusste ich noch nicht, was für ein Fahrzeug für mich angemessen sein würde. Vielleicht ein Roadster oder doch lieber ein SUV?

      Die Detektei lag verlassen da und die Eingangstüre fand ich fest verschlossen vor. Umso besser, so konnte ich in Ruhe über den Fall Puddu nachdenken ... Bevor ich mich in meinem Bürosessel zurücklehnte, stellte ich am Computer vorsichtshalber die Uhr, so dass sie mich um fünfzehn Minuten vor dem Meeting informieren würde. Sicher war halt sicher ...

      Ich schreckte hoch, als etwas Feuchtes durch mein Gesicht wischte. Im ersten Moment dachte ich, dass Bingo es mit seiner langen Zunge wäre, doch dann hörte ich leises Frauenlachen.

      „Ich habe doch gesagt, dass er schläft“, vernahm ich Birgits Stimme. „Die Wette habe ich gewonnen, Chrissi. Macht zwanzig Euro.“

      Ich öffnete die Augen und sah Birgit Zickler, jetzt wirklich die ‚Zicke‘ mit einem nassen Waschlappen vor meinem Gesicht herumfuchteln.

      „Ich habe nicht geschlafen“, murrte ich und stieß ihren Arm zur Seite. „Nur nachgedacht.“

      Christine stand neben der Tür und lächelte. „Gut geschlafen, Jonathan? In zwanzig Minuten beginnt das Meeting. Du bist doch informiert?“

      In diesem Moment plärrte die Weckfunktion meines Computers los und ich beeilte mich, den schrillen Ton abzustellen. Beide Frauen verließen laut lachend mein Büro. „Danke, sehr kollegial“, rief ich ihnen hinterher. Und: „Ich habe wirklich nicht geschlafen ...“ Doch das glaubte ich eigentlich selber nicht.

      Pünktlich erschien ich im Planungsraum, in dem Christine und Birgit schon auf ihren Plätzen saßen und sich angeregt unterhielten. Ich nickte ihnen kurz zu, sagte aber nichts. Die zwei ließen sich auch durch mich nicht weiter stören und aus ihren Worten vernahm ich, dass es um das kommende Wochenende ging. Die beiden Frauen planten irgendeine Kurzreise, an der auch Jennifer teilnehmen würde.

      „Wo soll’s denn hingehen?“, fragte ich schließlich doch, als meine Neugier siegte.

      Christine lächelte. „In die Lagunenstadt, Jonathan. Und bevor du fragst: Nein, Männer sind nicht zugelassen. Es wird eine reine Mädelsreise.“

      Lagunenstadt? Ich überlegte. Was sollte eine ‚Lagune‘ sein? Unauffällig zog ich mein Handy zu Rate und fand dort eine Erklärung: ‚Vom offenen Meer durch einen natürlich abgetrennten Streifen Land abgetrenntes Wasser.‘ Ich grinste. Chrissi hätte auch einfach ‚Insel‘ sagen können, wenn sie das gemeint hat, doch die Kleine tat immer schon gerne geheimnisvoll. Aber auf welche Insel würden die drei reisen? Eigentlich gab es da ja nur ein Ziel. „Sylt“, schoss es aus mir hervor und ich zeigte den beiden mein gewinnendstes Lächeln.

      Birgit schüttelte den Kopf. „Sylt? Wie kommst du denn darauf, Jonathan? Und lass doch bitte dieses dämliche Grinsen ...“

      „Venedig“, fiel jetzt Christine ein. „Venedig wird auch die ‚Lagunenstadt‘ genannt. Wegen der vielen Kanäle.“

      Wieder half mir mein Handy, denn so leicht wollte ich mich nicht geschlagen geben. Und ich wurde fündig: „Du hättest ja direkt ‚Venedig‘ sagen können. Ueckermünde ist nämlich auch eine Lagunenstadt. Woher sollte ich wissen, wovon die Damen sprechen?“

      „Aber Sylt ist keine Lagunenstadt“, wusste Birgit es wieder einmal besser. „Sylt ist eine Insel.“

      In diesem Moment betrat Jennifer den Raum, dicht gefolgt von Bingo, was mich zum Glück einer Antwort enthob. „Jennifer, da bist du ja“, gab ich überflüssiger Weise von mir und schaute neugierig auf das Tablett, das sie in beiden Händen hielt. Neben einer Thermoskanne standen dort zwei große Teller mit Kuchen. Besonders der Sahnekuchen erregte meine Aufmerksamkeit. „Du weißt, wie du uns verwöhnen kannst“, schmeichelte ich der Blonden und überlegte, ob jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, sie zum Essen einzuladen. Als Birgit mich mit einem