Feuerwehr - Challenge. Jürgen Ruhr

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Название Feuerwehr - Challenge
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742770127



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vollkommen Recht“, lächelte er und kramte in einer Schublade herum. „Ich Schussel habe mich wieder einmal mit dem Spender vertan. Entschuldigen sie bitte, das werde ich umgehend korrigieren.“

      Der Alte grinste. „Entschuldigung angenommen. Und die Pommes waren auch ganz kalt.“

      „Auch das wird sofort behoben“, verkündete Erwin jovial und hielt ein Feuerzeug an die Pommesschale. Eine Stichflamme schoss hoch, verlosch aber sofort wieder. Erwin hielt die Schale unter einen weiteren Spender auf seiner Theke, dann reichte er sie dem Mann zurück. „So, sehen sie. Jetzt sind die Pommes warm und Mayonnaise haben sie diesmal auch.“

      Der Alte betrachtete die Schale skeptisch. „Das ist keine Mayonnaise, das ist Senf“, keuchte er dann.

      „Senf ist genauso gut wie Mayonnaise“, trompete Erwin und jetzt klang sein Ton ein wenig drohend. „Senf ist sogar noch besser! Außerdem haben sie jetzt Mayonnaise und Senf bekommen, mit ihren Sonderwünschen ruinieren sie mich noch.“

      Der Alte murrte leise: „Desinfektionsmittel und Senf“, kehrte aber mit seiner Schale an unseren Tisch zurück.

      „Senf ist wirklich besser als Mayo“, bestätigte ich wider besseres Wissen die Worte meines Freundes. Wir Liebhaber kulinarischer Speisen mussten schließlich zusammenhalten und ich konnte Erwin ja schlecht in den Rücken fallen.

      „Außerdem sind die Pommes jetzt verbrannt. Sehen sie hier, total schwarz.“ Der alte Mann stocherte mit seinem Gäbelchen in dem Senf herum und hob eine schlabbrige, schwarze Pommes heraus.

      „Ich sehe nur Senf“, gab ich zu bedenken und der Alte wischte mit den Fingern so lange an dem Stäbchen herum, bis kein Senf mehr daran klebte. In der Tat war die Pommes ziemlich verbrannt.

      „Aber immerhin ist sie jetzt warm“, versuchte ich die Situation zu retten. Zum Glück trat nun Erwin an unseren Tisch und stellte einen runden Plastikteller vor mich hin.

      „So, Jonathan. Dein Smile Menü. Lass es dir schmecken!“

      Ich betrachtete den Teller, aus dem mich ein Gesicht fröhlich angrinste. Erwin hatte wieder einmal sein hervorragendes Talent bewiesen und schaffte es wirklich, mich zum Lächeln zu bringen. Die Augen des Gesichts auf dem Teller wurden durch zwei Tomatenscheiben gebildet, die Nase stellte eine Essiggurke dar und der lächelnde Mund bestand aus liebevoll drapierter Mayonnaise. Wahrlich ein Meisterwerk!

      Leider konnte ich weder Pommes noch Wurst entdecken.

      „Erwin, du hast dich selbst übertroffen“, schmeichelte ich dem Imbissbesitzer. „Wo aber sind die Pommes Frites? Und wo ist die Wurst?“

      Erwin zwinkerte mir zu. „Jonathan, dies ist ein Smile-Menü. Vegan. Es ist bewiesen, dass Rohkost sich positiv auf die menschliche Psyche auswirkt. Da bedarf es keiner Wurst. Iss einfach und dann wirst du ja sehen ...“

      In diesem Moment betrat eine Gruppe von Bauarbeitern lärmend und johlend den Imbiss und Erwin eilte hinter seine Verkaufstheke zurück. Jetzt begann das Mittagsgeschäft und mein Freund hatte alle Hände voll zu tun.

      In einem unbeobachteten Moment entsorgten der alte Mann und ich unsere Essen in seltener Eintracht im Mülleimer.

      Geduldig stellte ich mich an der Schlange der Bauarbeiter an, die jetzt einen Flachmann herumgehen ließen. Zwischendurch leerten sie in für mich ungewohnter Geschwindigkeit die ein- oder andere Bierflasche, die Erwin geschwind wieder gegen volle auswechselte.

      Endlich begaben sich die Männer mit ihren Frittenschälchen zu einem der Tische, um dort lautstark weiter zu palavern.

      Erwin sah ihnen grinsend hinterher. „Ja, so sind sie, unsere Mönchengladbacher Werkschaffenden.“ Dann wurde er ernst: „Und, Jonathan? Hat dir das Smile-Menü geschmeckt?“

      „Hervorragend Erwin“, log ich. „Du glaubst gar nicht, wie schnell das Essen weg war.“ Angesichts des raschen Verschwindens im Mülleimer musste ich nicht einmal lügen.

      „Macht dann siebenundzwanzig Euro achtzig“, verkündete mein Freund. „Mit der Cola zusammen.“

      „Äh, Erwin, die Cola hattest du ganz vergessen. Ich habe keine bekommen!“

      „Dafür denke ich ja jetzt daran. Sei nicht so kleinlich, Jonathan. Schließlich habe ich für die Smile-Kreation den ganzen Vormittag in der Küche gestanden.“

      „Ich brauche aber noch etwas Spezielles“, orderte ich. „Kannst du mir zwei rohe Bratwürste kleinschneiden und in ein Schälchen tun?“

      Curry- Erwin sah mich irritiert an. „Zwei rohe Bratwürste? Willst du die dir etwa zu Hause braten?“

      Ich lachte. „Nein, mein Freund. Die sind für Bingo.“

      „Bingo? Meinst du den Kö... Hund?“

      „Genau. Der Malinois. Er muss doch schließlich auch etwas zu fressen bekommen.“

      Erwin nickte verstehend. „Ja, so ein Hund ist teuer. Du weißt doch hoffentlich, dass ich rohe Bratwürste nicht zum Normalpreis abgeben kann?“

      „Nicht zum Normalpreis?“ Ich freute mich. Mein guter Freund Erwin würde mir die Würstchen günstiger lassen. „Gerne, Erwin. Du bist ein wirklicher Freund.“

      Erwin schüttelte den Kopf. „Eine rohe Bratwurst ist nicht gebraten, deswe...“

      „Das ist mir klar, Erwin“, unterbrach ich ihn und lachte.

      „Deswegen kosten sie das Doppelte von einer normalen Bratwurst“, ließ der Imbissbesitzer sich nicht aus der Ruhe bringen und schob eine Schale mit kleingeschnittenen Würstchen über die Theke.

      Zähneknirschend bezahlte ich die Wurst, wurde aber nachher dadurch belohnt, dass Bingo sie mit einigermaßen Genuss fraß.

      IV.

      Ein wenig zu forsch bog ich auf den Parkplatz vor Bernds Krav Maga Studio und hätte fast einen dort parkenden Wagen tranchiert. Doch dank meiner schnellen Reaktion schlitterte ich nur Millimeter an dem Wagen vorbei. Mit quietschenden Reifen kam ich genau auf einem freien Platz zum Stehen. Profifahrer bleibt halt Profifahrer.

      Während der Fahrt hier zum Studio hatte ich mir Gedanken gemacht, wie ich Bernd die Sache mit dem Schnulzensänger erklären könnte, ohne ein allzu schlechtes Licht auf mich selbst fallen zu lassen. Leider fiel mir nichts Passendes dazu ein und so nahm ich mir vor, einfach zu improvisieren.

      Jennifer, unser Mädchen für alles, stand hinter der Empfangstheke und sah mir mit gerunzelter Stirn entgegen. Ihre langen blonden Haare fielen lose auf die Schultern und im Licht der Sonne kam sie mir vor wie ein Engel.

      Bingo stürmte auch sofort auf sie zu und verschwand hinter der Theke. Für einem Moment beugte Jenny sich herunter und ich hörte den Malinois wohlig grunzen. Dann richtete die Blonde sich wieder auf und fixierte mich mit ihrem Blick.

      „Hallo Jonathan. Sag mal, was sollte das denn für eine Aktion werden?“

      Ich fühlte mich sofort ertappt. Hatte sich die Angelegenheit mit Puddu denn schon herumgesprochen? „Tja, das ging irgend...“, versuchte ich eine lahme Erklärung, doch Jenny unterbrach mich.

      „Du weißt aber wohl, dass der Parkplatz keine Rennstrecke ist, oder Jonathan?“

      Ich atmete auf. Offensichtlich meinte Jennifer den Beinahe-Unfall auf dem Parkplatz. „Ach, das meinst du, ich dachte, du spielst auf... Ja, ich bin ein wenig zu forsch in die Kurve gegangen. Aber es ist ja nichts passiert.“

      Jennifer sah mich prüfend an. „Was dachtest du, worauf ich anspiele?“

      „Nichts. Ist Bernd in seinem Büro?“

      „Lenk nicht ab, Jonathan Lärpers“, wies Jenny mich mit erhobenem Zeigefinger zurecht. „Was meintest du nun wirklich? Raus mit der Sprache!“

      So, wie die Blonde mich jetzt mit ihrem bohrenden Blick ansah, blieb