Feuerwehr - Challenge. Jürgen Ruhr

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Название Feuerwehr - Challenge
Автор произведения Jürgen Ruhr
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742770127



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überlegte, wie ich Tier und Knochen würde problemlos trennen können. Doch Bingo schien meine Gedanken zu ahnen, denn sobald ich den Knochen ansah stieß er ein warnendes Knurren aus.

      „Ist ja gut mein Freund, ich nehme dir dein Leckerchen schon nicht weg“, beruhigte ich den Malinois und dachte weiter darüber nach, wie ich den Knochen loswerden konnte.

      Die Filiale der Sparkasse an der Straße war doch etwas weiter entfernt, als nur einen Kilometer, und lag direkt neben einer größeren Baustelle, auf der wohl so eine Art Einkaufszentrum entstehen sollte. Der Bau schien allerdings ins Stocken geraten zu sein, denn Arbeiter konnte ich dort nicht entdecken. Wie der Mann gesagt hatte, war die Sparkasse geschlossen und würde erst morgen früh um zehn Uhr wieder öffnen.

      Seufzend lenkte ich meinen Kia in Richtung Esens, um mein Glück dort zu versuchen.

      Zum Glück lagen die Ortschaften hier nicht allzu weit auseinander und nach gut zwanzig Minuten stand ich vor der Filiale einer Volksbank, die allerdings wegen Renovierungsarbeiten zurzeit geschlossen hatte. Ein handgeschriebenes Schild nannte ein paar Standorte von weiteren Volksbanken und Geldautomaten.

      Zähneknirschend und an den herrlichen Strand, die Nordsee und ein kühles Bier denkend, fuhr ich zu der Sparkasse weiter, musste dort aber erfahren, dass diese auch nur bis zwölf Uhr geöffnet war.

      „Das hat doch keinen Sinn, Bingo“, meinte ich resigniert zu meinem Hund, der mich aber ignorierte und sich lieber weiter mit seinem stinkenden Knochen beschäftigte. Inzwischen knurrte mein Magen, denn seit dem Frühstück heute Morgen hatte ich nichts mehr zwischen die Zähne bekommen. Ich erinnerte mich an das Steak, das ich mir gönnen wollte und kurvte auf der Suche nach einem Steakhaus durch den Ort. In der Nähe einer Kirche entdeckte ich ein griechisches Restaurant und beschloss - bevor ich noch verhungerte - dort mein Glück zu versuchen. Das Steak musste dann halt bis heute Abend warten. Mein verbliebenes Bargeld würde noch für zwei Mahlzeiten und ein Frühstück morgen reichen, dann aber musste ich unbedingt zu einer Bank.

      Bingo ließ nur widerwillig von seinem Knochen ab, den er sorgfältig halb unter dem Beifahrersitz versteckte. Ich erklärte ihm, dass wohl kaum jemand meinen Wagen aufbrechen würde, um das stinkende Teil zu stehlen, doch auf dem Weg zum Restaurant warf Bingo immer wieder sehnsüchtige Blicke zum Wagen zurück.

      Das Lokal nannte sich Hades und wurde seinem Namen in jeder Hinsicht gerecht. Ich wusste, dass die Bezeichnung der griechischen Mythologie entnommen war und irgendetwas mit der Unterwelt zu tun hatte und so kam ich mir in dem Lokal auch vor. Es herrschte ein ungemütliches Halbdunkel, das lediglich von einigen nackten, schwachen Glühbirnen an den Wänden erhellt wurde. Ein Ober, dessen Aussehen mich stark an einen Hades erinnerte, schlurfte an meinen Tisch, legte wortlos eine Karte vor mich hin und zückte dann einen kleinen Schreibblock und einen übergroßen Bleistift.

      „Guten Tag“, grüßte ich freundlich und lächelte den Mann an, der aber weiterhin stumm blieb. Vielleicht war er ja Grieche und der deutschen Sprache nicht mächtig. „Ich hätte gerne ein Bier.“

      Er kritzelte etwas, wandte sich wortlos um und schlurfte wieder davon. „Und etwas Wasser für den Hund“, rief ich ihm hinterher, bevor ich mich der Speisekarte widmete.

      Ein Steak suchte ich allerdings vergebens und überlegte noch, was ich mir stattdessen bestellen sollte, als der Grieche wieder mit meinem Bier heranschlurfte. Erneut zückte er seinen Block und sah mich abwartend an.

      Bestimmt war der Mann stumm oder kannte unsere Sprache nicht. Zumindest konnte er sie nicht sprechen, denn meine Bierbestellung war ja bei ihm angekommen. Leider fehlte aber das Wasser für Bingo.

      Dann überraschte mich der Ober doch noch, indem er fragte: „Was esse?“, wobei er auf die Karte zeigte.

      Mein Blick fiel auf eine Grillplatte mit dem vielversprechenden Namen ‚Hadesplatte‘ für zwei Personen. Souvlaki, Bifteki, Leber, Gyros, Pommes und Salat. Genau das, was ein Jonathan Lärpers jetzt vertragen konnte. Die Leber würde ich großzügigerweise Bingo überlassen. Mit Innereien hatte ich es nicht so ...

      „Ich nehme die Hadesplatte aber bitte ohne Salat. Vielleicht können sie ja statt des Salates eine doppelte Portion Pommes dazulegen. Und bitte eine Schale Wasser für den Hund.“

      Wieder kritzelte der Mann auf seinem Block herum, bevor er schlurfend verschwand.

      Inzwischen hatten sich meine Augen an das Halbdunkel gewöhnt und ich sah, dass das lokal nahezu leer war. Lediglich ein älteres Ehepaar saß an einem Tisch und beide löffelten eine Suppe, die mir aus grünen Bohnen zu bestehen schien.

      Die Hadesplatte kam nach einer langen Wartepause. Leider doch mit Salat und ohne doppelte Pommes. Bingos Trinkwasser wurde in einer kleinen Flasche geliefert, wobei es sich um normales Mineralwasser mit Kohlensäure handelte. Die Pommes befanden sich in einer separaten Schüssel, die ich nutzte, um das Wasser hineinzugeben. Natürlich erst, nachdem ich die Pommes auf meinen Teller geschaufelt und die Kohlensäure aus dem Mineralwasser geschüttelt hatte ...

      Das Essen riss ein riesiges Loch in meine verbliebenen Barbestände. Vermutlich würde es am Abend lediglich für ein kleines Steak reichen, doch zunächst einmal war ich gesättigt. Und die zwei Scheiben Leber schienen Bingo hervorragend zu schmecken, was er mit einem zufriedenen Grunzen kundtat.

      Auf der Rückfahrt zu meiner Ferienwohnung machte ich mir Gedanken, wie ich den Rest des Tages verbringen und - vor allen Dingen - die Geldbeschaffung morgen durchführen würde. Die Vermieterin hatte sich für die Restzahlung auf keine Uhrzeit festgelegt, so dass ich direkt morgen früh zu dieser Sparkasse fahren wollte und sie danach bezahlen konnte. Und den Nachmittag heute könnten Bingo und ich am Strand verbringen. Sonne, Meer, Sand und der würzige Duft der Nordsee ...

      Ein Mann und sein Hund im Urlaub. Was gab es denn Schöneres?

      VIII.

      Pünktlich um eine Minute nach zehn Uhr betrat ich die Filiale der Sparkasse in Neuharlingersiel. Der gestrige Nachmittag war herrlich gewesen. Bingo und ich genossen einen langen Spaziergang durch warmen Sand und kaltes Meerwasser, wobei der Malinois sich offensichtlich an das vergangene Jahr erinnerte, als er versucht hatte, von dem Salzwasser zu trinken. Diesmal vermied er es, seine Schnauze in das salzige Nass zu stecken und nahm stattdessen dankbar von dem mitgebrachten Wasser, das ich ihm reichte. Ein wirklich herrlicher Nachmittag!

      „Du wartest hier“, wies ich meinen haarigen Freund an und zeigte auf eine Stelle im Schatten. „Es wird nicht lange dauern und danach gehen wir wieder an den Strand.“ In Gedanken fügte ich hinzu: Und zum Mittag gönne ich mir endlich ein riesiges Steak mit einer doppelten Portion Pommes. Und viel, viel Mayonnaise. Die Aussichten für den heutigen Tag waren einfach nur rosig.

      Die Sparkasse lag noch leer und verlassen vor mir, lediglich zwei Angestellte arbeiteten hinter einem langen Tresen an ziemlich veralteten Computerbildschirmen. Die klobigen Monitore konnte man gut und gerne als Antiquitäten bezeichnen, was mich zu einem Lächeln animierte. In diesem Teil der Welt schien die Zeit stehengeblieben zu sein, doch so lange ich hier mein Geld bekam, spielte das für mich keine Rolle. Einzig der in einer Ecke stehende übergroße Safe schien ziemlich neueren Datums zu sein. An seiner Front prangte eine moderne Zahlentastatur mit einem Handscanner. Offensichtlich gab es hier keinen separaten Tresorraum.

      Einer der Sparkassenmitarbeiter, ein ziemlich dicker, kahlköpfiger Mann mit einem viel zu engem Hemd und übergroßen Schweißflecken unter den Achseln, erhob sich schwerfällig als er mich am Tresen bemerkte. Mit einer übertrieben theatralischen Geste drückte er eine Taste und kam dann auf mich zu.

      „Moin. Was kann ich für sie tun?“

      „Guten Morgen. Ich möchte von meinem Konto etwas Geld abheben“, lächelte ich und kramte meine Bankkarte hervor. „Leider ist die Karte defekt, so dass ich nicht an einem Automaten Geld bekommen kann.“

      „Sind sie denn Kunde bei uns?“

      Ich spürte, wie ich etwas bleich im Gesicht wurde. „Nein, aber ist das ein Problem?“

      „Kein