1. Die Borgia. Alexandre Dumas d.Ä.

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Название 1. Die Borgia
Автор произведения Alexandre Dumas d.Ä.
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754902523



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Straßen, in Türen, Häusern und Kirchen zu drängen. Darüber hinaus war diese Disposition des Wetters ein wahrer Segen des Himmels, denn auch wenn es warm war, gab es zumindest keine Sonne.

      Gegen neun Uhr häuften sich bedrohliche Gewitterwolken über ganz Trastevere auf, aber was zählte Regen, Blitz oder Donner für diese Menge? Sie waren von einer ganz anderen Sache eingenommen, sie wartete auf ihren Papst. Ein Versprechen war ihnen für heute gegeben worden, und es konnte von allen erkannt werden, dass, wenn der Tag ohne Wahlergebnis vorübergehen sollte, er aller Wahrscheinlichkeit nach in einem Aufruhr enden würde; daher wurde die Unruhe in dem Maße, in dem die Zeit fortschritt, größer.

      Es schlug neun Uhr, halb zehn, ein Viertel vor zehn, ohne dass etwas passierte, das ihre Hoffnungen bestätigte oder zerstörte. Endlich, der erste Zehnuhrschlag war zu hören, richteten sich alle Augen auf den Schornstein: Es schlug langsam zehn Uhr, jeder Schlag schwang in den Herzen der Menge. Endlich bebte der zehnte Schlag, entschwand dann schaudernd ins All; und, der Stille folgend, brach gleichzeitig aus hunderttausend Brüsten ein großes Geschrei: „Non v'e fumo! Es gibt keinen Rauch!“ Mit anderen Worten: „Wir haben einen Papst.“

      In diesem Moment begann der Regen zu fallen; aber niemand kümmerte darum, so groß waren Freude und Ungeduld unter all den Menschen. Endlich wurde ein kleiner Stein aus dem zugemauerten Fenster gelöst, das die Öffnung zum Balkon war, auf den nun alle Augen fixiert waren. Ein allgemeiner Ruf begrüßte seinen Fall; nach und nach wurde die Öffnung größer, und nach ein paar Minuten war sie groß genug, um es einem Mann zu ermöglichen, auf den Balkon heraus zu kommen.

      Der Kardinal Ascanio Sforza erschien; aber in dem Moment, als er drauf und dran war, heraus zu treten, zögerte er einen Augenblick, durch Regen und Blitz erschreckt, und zog sich schließlich wieder zurück. Sofort brach die Menge ihrerseits wie ein Sturm in Schreie, Flüche, Heulen und Drohungen, den Vatikan niederzureißen und sich ihren Papst selbst zu suchen, aus.

      In diesem Lärm, mehr erschrocken vom Sturm des Volkes denn vom Sturm des Himmels, bewegte sich Kardinal Sforza auf den Balkon, und zwischen zwei Donnerschläge, in einem Moment der Stille, erstaunlich für jeden, der den Lärm zuvor gehört hatte, machte er folgende Proklamation:

      „Ich verkünde euch eine große Freude. Seine Eminenz und ehrwürdiger Herr Rodrigo Lenzuolo Borgia, Erzbischof von Valencia, Kardinal-Diakon von San Nicolo-in-Carcere, Vizekanzler der Kirche, wurde zum Papst gewählt und hat den Namen Alexander VI. angenommen.“

      Die Nachricht von dieser Ernennung wurde mit seltsamer Freude aufgenommen. Rodrigo Borgia hatte den Ruf eines ausschweifenden Mannes, das war wahr, aber Zügellosigkeit hatte den Thron mit Sixtus IV. und Innozenz VIII. bestiegen, sodass für die Römer die einzigartige Situation eines Papstes mit einer Geliebten und fünf Kinder nichts Neues war. Die wichtigste Sache für den Moment war, dass die Macht in starke Hände fiel, und es war für die Ruhe von Rom wichtiger, dass der neue Papst das Schwert des heiligen Paulus erbte, als dass er die Schlüssel von St. Peter geerbt.

      Und so wurden die Feste, die zu dieser Gelegenheit gegeben wurde, viel mehr von kriegerischem als religiösem Charakter dominiert; und erschienen eher geeignet, die Wahl eines jungen Eroberers, denn die Erhöhung eines alten Pontifex zu begehen.

      Es gab keine Grenzen der Höflichkeiten und prophetischen Epigramme auf den Namen Alexander, der zum zweiten Mal den Römern ein Weltreich zu versprechen schien; und am selben Abend, in der Mitte brillanter Illuminationen und Freudenfeuern, die die Stadt in einen Flammensee zu verwandeln schienen, wurde das folgende Epigramm verlesen, während der Beifallsbekundungen des Volkes:

      „Rom unter Cäsars Herrschaft in der antiken Geschichte

      Zu Hause und über die Welt siegreich geschritten;

      Aber Alexander seine Herrlichkeit noch erweitert:

      Cesare war ein Mann, aber Alexander Gott.“

      Was den neuen Papst betraf: Kaum hatte er die Formalitäten der Etikette, die seine Erhöhung ihm auferlegte, und jedem Mann den Preis seiner Simonie bezahlt hatte, warf er seine Augen von der Höhe des Vatikan auf Europa, ein großes politisches Schachspiel, bei dem er die Hoffnung schätzte es nach seinem Willen und seiner eigenen Genialität steuern zu können.

      Die Welt war nun an einem dieser überragenden Momente angelangt, wenn alles sich zwischen dem Ende einer Periode und dem Beginn der andere wandelt. In Osten die Türkei, im Süden Spanien, im Westen Frankreich und im Norden Deutschland, alle gingen davon aus, alle zusammen mit dem Titel Großmacht, diesen Einfluss, für den sie bestimmt waren, in der Zukunft in den zweitrangigen Staaten auszuüben.

      Dementsprechend werden wir auch, zusammen mit Alexander VI., einen raschen Blick auf sie werfen, um zu sehen, was ihre jeweilige Situation in Bezug auf Italien, das sie alle als Preis begehrten, war.

      Konstantin XI., Palaeologos Dragozes, von dreihunderttausend Türken belagert, nachdem er vergeblich auf Hilfe an die ganze Christenheit appellierte, war nicht bereit gewesen, den Verlust seines Reiches zu überleben, und wurde in der Mitte all der Toten, in der Nähe des Tophana Tors gefunden; und am 30. Mai 1453, hatte Mohammed II. seinen Einzug in Konstantinopel, wo er, nach einer Regierung, mit der er den Beinamen „Fatile“ oder der Eroberer verdient hatte, starb, zwei Söhne hinterlassend, deren älterer den Thron unter dem Namen des Bayezit II. bestiegen hatte.

      Der Amtsantritt des neuen Sultans ging jedoch nicht mit der Ruhe vonstatten, die sein Recht als älterer Bruder und die Auswahl seines Vaters versprochen haben sollte. Sein jüngerer Bruder, D'jem, besser bekannt unter dem Namen Zizimeh, hatte argumentiert, dass, während er in der Zeit des Purpurs geboren war – das heißt, während der Herrschaft von Mohammed - Bayezit vor dieser Zeit geboren wurde, und damit der Sohn einer Privatperson war.

      Das war eher ein fauler Trick, aber wo Kraft alles und Recht nichts ist, genügte es, um einen Krieg zu schüren. Die beiden Brüder, jeweils an der Spitze einer Armee, trafen sich daher in Asien im Jahr 1482. D'jem wurde nach sieben Stunden Kampf geschlagen, und von seinem Bruder, der ihm keine Zeit, seine Armee zu sammeln gab, verfolgt. Was ihn veranlasste, sich in Kilikien einzuschiffen und auf Rhodos Zuflucht zu suchen, wo er den Schutz der Johanniter erflehte.

      Diese, die es nicht wagten ihm Asyl auf ihrer Insel, so nahe an Asien, zu gewähren, schickten ihn nach Frankreich, wo sie ihn sorgfältig in einer ihrer Kommandanturen beschützten, ungeachtet des Drängens des Kait Bey, Sultan von Ägypten, der gegen Bayezit revoltierte, und den jungen Prinzen in seiner Armee haben wollte, um seiner Rebellion das Aussehen einer legitimen Kriegsführung zu geben.

      Die gleiche Forderung, mehr oder weniger mit der gleichen politischen Absicht, hatten nacheinander Matthias Corvinus, König von Ungarn, Ferdinand, König von Aragon und Sizilien, und Ferdinand, König von Neapel gestellt.

      Auf seiner Seite, Bayezit, der von der Bedeutung eines solchen Rivalen wusste, falls dieser sich einmal mit einem der Fürsten, mit denen er im Krieg war, verbündete, hatte Botschafter zu Karl VIII. geschickt, ihm das Angebot zu machen, falls er einverstanden wäre, D'jem bei sich zu behalten, ihm eine erhebliche Rente zu gewähren, und Frankreich die Souveränität über das Heilige Land zu geben, so bald Jerusalem durch den Sultan von Ägypten erobert werden würde. Der König von Frankreich hatte diese Bedingungen akzeptiert.

      Aber dann hatte Innozenz VIII. interveniert, und Ansprüche auf D'jem erhoben, vorgeblich, um Unterstützung durch die Ansprüche des Flüchtlings zu einem Kreuzzug, den er gegen die Türken predigte zu erhalten, aber in Wirklichkeit, um sich die Rente von 40.000 Dukaten anzueignen, die Bayezit dem christlichen Fürsten geben wollte, der sich verpflichtete der Kerkermeister seines Bruders zu sein.

      Karl VIII. hatte nicht gewagt, dem geistigen Oberhaupt der Christenheit ein Verlangen, von solch heiligen Gründen unterstützt, zu versagen, und daher hatte D'jem Frankreich verlassen, begleitet vom Großmeister d'Aubusson, unter dessen direkter Aufsicht er war; aber sein Beschützer hatte nur für den Preis eines Kardinalhutes zugestimmt, auf seinen Gefangenen zu verzichten.

      So hatte, am 13. März