Elisa. Jaqueline Merlin

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Название Elisa
Автор произведения Jaqueline Merlin
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753185071



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Art natürlicher Schüchternheit keine Gelegenheit

      ausließ, mich auszuzeichnen, Rasse zu zeigen. In Hartnäckigkeit ließ ich wirklich alle

      mir gebotenen Chancen aus, zu beweisen, dass ich ungewöhnliche Fähigkeiten hatte.

      ASSISTENZLEHRER ROBIN

      Es geschah dann Folgendes:

      In meinem dritten Sommer, als ich sechzehn war und mich neusprachlich orientierte,

       ließ der Assistenzlehrer Robin verlauten, er sei an Hellsehen interessiert und suche

      freiwillige Schüler, die ihm bei ausgewählten Experimenten behilflich sind. Die große

      Anzahl der Schüler wurde von Robin schnell abgelehnt.

      Er wollte keine Spaßvögel, die ihm die Glaubwürdigkeit an seinen Experimenten leicht

      verspielten. Klare Kühnheit seiner wissenschaftlichen Arbeit sollte erhalten bleiben mit

      Sachverstand und geprägten Wesenszügen.- Reife Jungen, die Ungewöhnliches nicht

      zu dem eigenen Abenteuer machen, sich darin als explizite Superhelden widerspiegeln.

      Mein Fachbereich war moderne Sprachen. Doch hatte ich in meiner Freizeit schon viel

      in Naturwissenschaften erlebt, dass Robin es selber war, der mich im Labor ansprach:

      “Ich brauche zuverlässige, nicht zu leicht erregbare sowie äußerst vernünftige Schüler.“

      Er verdrehte mir sozusagen den Arm, warb besonnen um mich und redete auf mich ein.

      Ich konnte seiner Sache keine Begeisterung schenken, willigte nur ihm zu Gefallen ein,

      aber ohne Euphorie und Verständnis. Einfach, um von ihm in Ruhe gelassen zu werden.

      Ich entsinne mich schwach an einige Tests mit markierten Karten und ein paar Würfeln.

      Robin war schweigsam, ähnlich wie ein Arzt, der dich über gewisse Symptome befragt,

      doch sorgsam bedacht ist, keine Reaktionen auf deine Antworten zu zeigen. Ich war nie

      aber gläubig. Doch dass es nur Schau war, was seine wirklichen Ergebnisse anging und

      dass etwas Besonderes dabei herausgekommen war, glaubte ich nicht. Vielleicht war er

      vom Rektor in dieser Sache ermahnt worden, uns nicht gänzlich den Kopf zu verdrehen.

      Wie auch immer, diese ganze Angelegenheit langweilte mich schon, als er einen Schüler

      aus dem Nachbargebäude namens Tim Hopkins und mich an einem Freitag zu sich nach

      Hause einlud für den Samstagnachmittag zu einem Tee mit seiner Frau. Robins Frau galt

      als auffällig hübsches Mädchen, das am College regen Anteil nahm, und von den Ältesten

      verehrt wurde. Sie machte uns einen hervorragenden Tee und war zu uns sehr angenehm.

      Während sie die Tassen abräumte, plauderte Robin weiter. Offenbar wartete er nur, dass

      sie wieder herein käme, um mit uns zwei außergewöhnliche Experimente durchzuführen.

      „Ich weiß nicht, ob Sie schon davon gehört haben, dass es Leute gibt mit der auffälligen

      Fähigkeit, Ereignisse mit tödlichem Hintergrund, die im Zusammenhang von dem Bösen

      stehen, auf unerklärliche Weise zu erfassen, das galiläische zweite Gesicht vom Unheil.“

      Dann berichtete Robin weiter von einem Mord-Seher im 18. Jahrhundert, der die Polizei

      befähigt hätte, ein Verbrechen in Barcelona bis nach Paris zu verfolgen. Geographischer

      sowie staatlicher Art über Grenzen hinaus, die keine Beamten hätten erkundigen können.

      Vage Erklärungen stammten von Robin. Ich hatte nie Lust, Genaues darüber zu erfahren.

      „Keine Angst, Sie brauchen keinen Mord prophezeien“, sagte er beschwichtigend. „Was

      viel Harmloseres liegt in meinem Sinn. Ich bitte dazu Schüler David einmal vor die Tür,

      während wir mit Schüler Tim arbeiten.“- Dreizehn Minuten später holte mich Tim herein

      und runzelte seine Stirn. „Völliger Blödsinn! Der Tee war aber gut und erst Frau Robin!“

      Robin ging mit mir durch den Salon zurück in einen Raum, in dem auf einem Tisch fünf

      identische Labor-Gläser standen, die bis zur Hälfte mit der farblosen Flüssigkeit gefüllt

      waren, die ich erfassen sollte. „David, vier sind mit Wasser, eines ist mit Schwefelsäure.

      Meine Frau wird nacheinander aus jedem einzelnen Glas trinken. Sie weiß so wenig wie

      Sie, womit sie gefüllt sind. Melden Sie sich, wenn sie meinen, dass es Schwefelsäure ist.

      Wenn nicht, werde ich es natürlich tun.“ Robin zog seine übliche Schau ab, man schalte

      den Willen aus und mache den Verstand zu einem unbeschriebenen Blatt und ähnliches.

      Was folgte, war nicht dramatisch. Ich hatte keine Vorahnung, "Visionen" von Frau Robin,

      die sich in Todeskrämpfen wand, sondern sah zu, wie sie aus jedem dieser Gläser trank.

      Als sie einen weiteren Schluck aus dem zweitem Glas nahm, hatte ich das vage Gefühl,

      dass es besser sei, wenn sie das nicht täte. Sowie man die Bahn-Tür öffnen will und eher

      sein lässt, weil man ahnt, dass sich auf dem Gleis zurzeit etwas Ungewöhnliches aufhält.

      Wie man einen heißen Pott nicht abstellt, weil einem klar wird, dass man sich verbrennt.

      Ich hob den Arm und sagte: „Äh!“ “Richtig, das ist die Schwefelsäure!“, antwortete Robin.

      „Können Sie mir genau sagen, was Ihnen durch den Kopf schoss, David“, fragte Robin.

      „Nichts, Sir!- Wirklich nichts Genaues. „Ist dies tatsächlich Schwefelsäure?“, fragte Tim.

      Robin riss einen Streifen blaues Lackmuspapier ab und stippte ihn in das Glas: knallrot.

      Dieser Papierstreifen wurde so schnell rot, wie man es sich nur hätte wünschen können.

      „Möchten Sie es noch einmal versuchen, David?“, fragte mich Robin. Ich verspürte mit

      dem Erfolg keine besondere Freude, Befriedigung oder Genugtuung. Ich überlegte, wie

      ich Tim dazu bewegen konnte, im College den Mund zu halten und es nicht zu erzählen.

      Aber ich konnte schlecht nein sagen und ging wieder hinaus, während Robin es erneut

      aufbaute. Beim zweiten Mal fühlte ich mich völlig gelangweilt und genoss einen Anblick

      von Frau Robin. Ich saß einfach nur da wie unbeteiligt und hatte vergessen, warum wir

      uns hier eigentlich versammelt hatten. In der Sache wurde mir klar, dass Frau Robin im

      Trinken der Flüssigkeiten schon beim fünften Glas angekommen war, ohne dass etwas

      geschehen war. Vermutlich hatte ich Anzeichen von Unruhe gezeigt, weil Robin zu mir

      angesprungen kam und mir eine Hand auf die Schulter legte. „Keine Sorge um Wasser,

      David! Diesmal war überall nur Wasser drin.“ In seltsamer Weise beobachtete ich Frau

      Robin, wie sie sich vorbeugte, um jene Gläser wegzuräumen, als mich Robin ansprach.

      „David, können Sie mir diesmal sagen, was in Ihnen ablief, sich nicht von mir täuschen

      zu