Slow Dancing In A Burning Room. Rika Mayer

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Название Slow Dancing In A Burning Room
Автор произведения Rika Mayer
Жанр Языкознание
Серия Slow Dancing In A Burning Room
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754184448



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einen Schneeball vor sich her. „In Afrika schneit es aber nicht“, warf Sara ein und gab ihm einen Schubs. Aarons Reaktion war ein schneller Handgriff und das Mädchen schrie auf als seine Zähne in ihr Handgelenk sanken. „Hey, hey, you two, cut it out!“, ging Lucas dazwischen und Haydn schenkte Macy ein mitleidiges Lächeln. „Welcome to our family.“ Sie zuckte etwas verzagt die Schultern. „Keine Sorge“, fügte Briony nonchalant hinzu. „Wir fressen nur Verwandte.“ Haydn zog ihr wieder ihre Mütze über die Augen und sie protestierte lautstark.

      Obwohl man nicht sagen konnte, dass der Ort unter Kindermangel litt, war es doch schwer, gegen die geballte Ladung Cavendishs anzukommen, wenn es um Wettbewerbe ging. Es war Noel, der die Trophäe – ein Marmeladenglas gefüllt mit Gummibärchen – nach Hause tragen durfte - für seinen Schneemann aus dem Weltall. Briony saß auf Haydns Schultern und machte ihn fast taub, als sie mit den anderen Weihnachtslieder verunstaltete und wuschelte ihm dabei mit den Wollfäustlingen in den Haaren herum. Dass sie ihm dabei auch manchmal die Augen zuhielt und ihn somit fast zum Stolpern brachte, führte dazu, dass er sie den Rest des Weges über eine Schulter geworfen trug, während sie ihm ihre Füße in die Brust boxte.

      Die Kuchenauswahl servierte man im Wohnzimmer, wo Haydn sich gezwungen sah, sich mit Jullien ans Klavier zu setzen, bevor er von allen weiblichen Mitgliedern seiner Familie mit Küssen erdrückt wurde. Während sie ganz und gar unweihnachtliche Duette spielte, tanzten die Kinder durch den Raum und versprühten Sillystring bis sie sich fast daran verschluckten. Aidan und Macy schienen den Weg des geringsten Widerstands gewählt zu haben und lachten nur mehr darüber.

      Als die Meute im Bett war und die Semi-Erwachsenen sich in ihre Zimmer zurückgezogen hatten, saß Haydn auf der Veranda und zog an einer Zigarette, während er in seinem Notizbuch kritzelte. Obwohl es Minusgrade hatte und sich niemand mehr im unteren Stockwerk befand, hatte er es dennoch vorgezogen nicht im Hause zu rauchen. Die eisige Luft half ihm dabei, seinen Kopf freizukriegen und er hatte tatsächlich ein paar Minuten Zeit sich darüber Gedanken zu machen, welche Erziehung er sich für seine Tochter vorstellte. Sie hatte definitiv eine Menge seiner Kreativität geerbt und begeisterte sich zumindest in seiner Gegenwart für Musik und Kunst, aber sie war auch ein Tomboy und las Sternbilder und Planetensysteme wie andere die Morgenzeitung. Wenn es so schwer war, ein Kind richtig zu erziehen, wieso kam es dann nicht von Anfang weg mit einer individuellen Gebrauchsanweisung? Vielleicht wäre er dann nicht so ein Rabenvater.

      Als er keine Zigaretten mehr hatte und das Gekritzel in seinem Buch zu abstrakte Formen annahm, kehrte er ins Haus zurück und verteilte die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum. Die meisten hatten kleine Kärtchen „von Mum und Dad“ angehängt, auch wenn viele davon streng genommen Haydn bezahlt hatte. Was sollte er auch sonst mit seinem Geld anfangen? Es kam ihm nicht einmal besonders absonderlich vor, dass er es war, der seinen Eltern Taschengeld gab und nicht umgekehrt.

      Nachdem die Geschenke abgezählt waren und er seinen Tee ausgetrunken hatte, setzte er sich auf die Couch und rief seinen liebsten Grinch an. Phonesex hatte ihm immer noch durch eine schlaflose Nacht geholfen. Kishiko hatte sich in ihren exklusivsten Dessous auf ihrem weißen Fellteppich ausgebreitet, trank Champagner aus einem teuren Kristallglas und hörte Heavy Metal. Sie war nur zu gewillt, die Fernbedienung gegen einen anderen batteriebetriebenen Gegenstand auszutauschen. Sie trieben sich so weit zum Höhepunkt soweit Haydns schmutziges Japanisch reichte, dann fertigte er sie mit ein paar gezielten englischen Schweinereien ab und sank keuchend zurück auf die Armlehne. „Now that’s what I call a merry Christmas“, lachte Kishiko am anderen Ende der Leitung und streckte sich genüsslich. „Any chance you might be available in person sometime soon?“ „Ich kann Ende Jänner einen Abstecher nach San Francisco machen, wenn du dich freimachen kannst.“ „Ist das eine Frage?“ „Nein.“ „Schick mir das genaue Datum und ich werde sehen, dass ich so wenig wie möglich am Leib trage. – Wusstest du übrigens, dass…“

      Dass es halb sieben Uhr morgens war, bemerkte er erst, als eine Herde geschenkewütiger Kinder das Wohnzimmer enterte – gefolgt von zwei gähnenden Eltern. Maartje setzte sich seufzend zu ihm und band ihren Morgenmantel zu, während Jonas den Kamin entzündete. „Na, Sinta Klaas? Heute Nacht hast du ja wenigstens eine Ausrede, warum ich mal wieder umsonst dein Bett überzogen habe.“ „Vrolijke Kerstmis, Mams“, drückte er ihr einen Kuss auf die Wange und konnte sich gerade noch rechtzeitig wieder aufrichten, bevor Briony auf seinen Schoß sprang, um das Papier von ihrem ersten Geschenk zu reißen.

      11

      Linnea und Agneta hatten es sich auf dem Sofa bequem gemacht und schlürften selbstgemachten Punsch. Sie hatten Agnetas alten Plattenspieler vom Dachboden geholt und die leicht verstaubten Platten aufgelegt, die Linnea aus ihrer Kindheit kannte. Ihr Weihnachtsdinner war im Kühlschrank – niemand konnte ernsthaft erwarten, dass sie sich an den Herd stellten, auch wenn Weihnachten war, das würde ihnen nur das Fest zunichte machen – und sie hatten rechtzeitig daran gedacht, sich ein paar Kekssorten vorzubestellen, von denen sie nun einen Teil vor sich auf dem Couchtisch ausgebreitet hatten. Den anderen Teil hatten sie schon fast zur Gänze vertilgt.

      „Weißt du, was schade ist?“, seufzte Linnea und lehnte den Kopf zurück. „Dass heute nicht Neujahr ist. Ich hätte so viele gute Vorsätze.“ „Und du meinst, du hast sie bis Neujahr wieder vergessen?“ „Nein, verworfen.“ Agneta lachte und wippte mit dem Fuß im Rhythmus. „Ich weiß heute schon, dass ich mir vornehme, meiner Tochter fürs nächste Jahr den perfekten Ehemann zu finden.“ „Oh, Mamma, bitte nicht!“ Und das sagte sie nicht nur, weil sie etwas wusste, dass ihre Mutter nie erraten könnte. „Linni“, fuhr Agneta jedoch fort. „Du wirst neunundzwanzig…“ „Und im nächsten Jahr werde ich wieder neunundzwanzig“, zwinkerte Linnea und stand dann auf, um in die Küche zu gehen. Langsam bekam sie Hunger, draußen war es dunkel und es war wirklich höchste Zeit, den Wein etwas atmen zu lassen, den gebeizten Lachs und den würzigen Frischkäse aus dem Kühlschrank zu holen, bevor sie ihn zum Auftauen in die Mikrowelle stecken mussten.

      „Ach, ich finde es so schön, mein Kind an Weihnachten ganz für mich allein zu haben“, schwenkte Agneta ihr Glas und verschüttete beinahe etwas von seinem Inhalt auf den frisch geschrubbten Boden des Wintergartens. Linnea biss in ein Stück Schinken und lächelte milde. „Ernsthaft!“, wischte sich Agneta einen edlen Tropfen von ihrem Rock. „Männer sind ja sehr nett, aber meine Tochter ist mir der liebste Mensch auf der ganzen Welt.“ „Ich hab dich auch lieb, Mamma.“

      Den Rest des Abends verbrachten sie damit, kitschige Weihnachtsfilme anzuschauen und schließlich – als die Filme zu gruselig wurden - Brettspiele zu spielen. Etwa eine halbe Stunde lang saßen sie mit ihren Weingläsern vor dem Fernseher auf dem Boden und amüsierten sich über einen Softporno – das Weihnachtsprogramm war auch nicht mehr das, was es mal war. „Oh Gott, sie reitet auf Luft! Da ist weit und breit kein Schwanz in Sicht!“, klopfte sich Linnea auf die Schenkel und Agneta kam nicht darüber hinweg „wie viele Haare der Typ auf der Brust hat“.

      Am Weihnachtsmorgen hatten sie beide leichte Kopfschmerzen und trotteten mit der vollen Kanne Kaffee ins Wohnzimmer, um die restlichen Geschenke auszupacken, die sie sich ohnehin selbst gekauft hatten. Mit Außnahme derer, die sie sich die Mühe gemacht hatten, für einander auszusuchen, oder die von Freunden eingetrudelt waren.

      12

      „Aufwachen, Schlafmütze“, kitzelte sie etwas an der Nase und sie blinzelte. Haydn saß neben ihr auf dem Bett und streichelte ihr Gesicht mit einer blutroten Rose. „Grattis på födelsedagen!“ „Oh…“, lächelte sie und gähnte. „Das klang ja schon fast richtig.“ „Ha-ha“, beugte er sich zu ihr, um ihr einen Kuss zu geben. „Hmmm… Aber danke.“ Sie streckte sich und setzte sich dann genüsslich seufzend auf. Sie hatte ausgezeichnet geschlafen und es war ihr Geburtstag! Und vor ihr saß ein äußerst attraktiver junger Mann, in nichts als Shorts. „Sorry, dass ich mir die letzten Male nicht die Mühe gemacht habe, daran zu denken“, legte er ihr ein Paket in den Schoß und steckte die Rose in die Schleife, die darum herumgebunden war. Dass er jetzt daran dachte überstieg