Slow Dancing In A Burning Room. Rika Mayer

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Название Slow Dancing In A Burning Room
Автор произведения Rika Mayer
Жанр Языкознание
Серия Slow Dancing In A Burning Room
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754184448



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verkriechst und dich selbst bemitleidest.“ „Ach Mamma“, schüttelte Linnea den Kopf. „Ich habe mit Albin meinen Frieden geschlossen. Ich denke in ein paar Monaten können wir vielleicht sogar Freunde sein.“ „Aber du weißt, dass er in ein paar Monaten auch jemand neuen gefunden haben könnte.“ „Dann hoffe ich, dass sie ihn vom Fleck weg heiratet und glücklich macht.“ „Seit wann bist du so erwachsen, Linni?“, lehnte Agneta sich an die Abwasch und musterte die junge Frau, die den Zucker in den Wein rührte. „Ich bin nicht erwachsen, Mamma“, zuckte diese jedoch nur die Schultern. „Aber ich kann auch nicht ewig etwas nachtrauern, von dem ich weiß, dass es nicht richtig gewesen wäre. Für mich und für ihn.“

      10

      Die Zwillinge hatten sich gegenseitig mit Lametta dekoriert und jagten sich durch das Wohnzimmer, immer knapp genug am Weihnachtsbaum vorbei, um ihn fast umzuwerfen. Grace saß auf dem Teppich vor dem Kamin und brachte ihre eigene Version des Weihnachtsmanns zu Papier und Simon versuchte Cookie ein Glöckchen an den Schwanz zu binden. Doch immer wenn er dachte, es geschafft zu haben, wedelte der gutmütige Husky mit dem Schwanz und schüttelte das Glöckchen geräuschvoll ab.

      Briony und Bethany standen am Küchentisch und stachen kleine Sterne aus dem Lebkuchenteig, während Maartje das Blech im Ofen kontrollierte und Haydn und Faith bestäubten sich gegenseitig unter fröhlichem Singen mit Mehl, die Hände vom Teig ganz verklebt. Lucas hatte sich mit seinen Kopfhörern in den Wintergarten zurückgezogen und der Reverend versuchte, sich zwischen Kindergeschrei, Glöckchen Gebimmel und Weihnachtsmusik auf seine Predigt zu konzentrieren. Es war ein ganz normaler Dezembertag im Hause Cavendish.

      „Papa, bleibst du bis ins neue Jahr?“, streckte Briony sich über den Tisch, anstatt um ihm herumzugehen und renkte sich fast die Schulter aus. „Bis zum dritten Jänner“, nickte Haydn fröhlich. „Das sind ganze drei Wochen“, hob er sie hoch und sie drückte ihren Ausstecher in den Teig. „Drei Wochen?“, konnte sie es kaum glauben und das Teigstück fiel auf den Fußboden. „Ja“, bückte sich Haydn, um es aufzuheben und wischte sich dann die Hände an ihrer Schürze ab. „Ist das ein gutes Weihnachtsgeschenk?“ „Das beste“, schlag sie ihre Arme um ihn, doch dann sah sie ihn etwas skeptisch an. „Heißt das aber, dass ich sonst nichts kriege?“ Alle in der Küche Anwesenden lachten laut und Haydn zwickte ihr in die Nase. „Nimmersatte Raupe.“ „Aber ich hab einen langen Brief an den Weihnachtsmann geschickt“, schmollte das Kind. „Und ich hab nicht mal einen einzigen Rechtschreibfehler gemacht.“ „And here I thought that all you wanted for Christmas was me“, tat Haydn beleidigt und Briony kletterte auf einen Stuhl, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Dich hab ich ja schon – und es ist noch nicht Weihnachten.“ „Da hat sie Recht, Brüderchen“, bewaffnete Faith sich mit einer Faust voll Mehl und als Haydn sich umdrehte, um ihr zu erwidern, klatschte sie sie ihm direkt ins Gesicht. „Okay, now it’s war!“, spuckte und hustete er und tastete nach etwas, mit dem er sich die Augen reiben konnte. Dann nahm er eines der Eier von der Anrichte und zielte so scharf, dass Faith es nicht einmal kommen sah, bevor es ihr auf den Kopf klatschte. „Und ich hab gedacht, ich bin das Kind“, seufzte Briony in dem Tonfall den sie eindeutig von ihrem Vater hatte und Bethany und Maartje grinsten.

      Als sie alle wieder sauber waren und die Kekse sicher in den Blechdosen vor hungrigen Kindermündern versteckt waren, nahm Haydn Cookie und Briony mit auf einen kleinen Spaziergang, da der Kleinen von der Teignascherei etwas übel war. „Sagst du mir auch, was du dir vom Weihnachtsmann wünscht?“, zog er an der Leine, damit Cookie hinter dem Baum hervorkam, hinter dem sie wohl ihr Territorium markieren wollte. Er war erst am Vorabend nach Hause gekommen und hatte noch keine Gelegenheit gehabt, sich den Zettel anzusehen, den Maartje feinsäuberlich kopiert hatte, bevor sie ihn mit den Kindern in den Postkasten geworfen hatte. „Ich wünsch mir neue Farbstifte“, hüpfte sie über die kleinen Schneehaufen auf dem Gehsteig. „Das ganze Set mit allen Farben. Und wenn man mit Wasser drübermalt, verschwimmen sie.“ „Du meinst Aquarellstifte.“ „Ja, Awaell.“ Sie hatte eben auch seine künstlerischen Ambitionen in die Wiege gelegt bekommen. „Und was noch?“ „Ein Fernrohr! Ein großes, damit ich den Mars sehen kann.“ „Das heißt Teleskop.“ Cookie vergrub ihre Schnauze in einer Schneewehe und Haydn wickelte sich die Leine etwas fester ums Handgelenk. Briony an seiner anderen Hand nieste. „Gesundheit, Kröte“, zog er eilig ein Taschentuch aus der Manteltasche und putzte ihr die Nase. „Du hast dich doch nicht verkühlt, Ladybird?“ „Nein“, schüttelte sie heftig den Kopf und die Quaste auf ihrer Mütze flog hin und her. „Ich hab Schnee in die Nase gekriegt.“ „Ah ja“, nickte er lächelnd und zog ihr die Mütze über die Augen. „Hey!“, protestierte sie und boxte ihm in die Seite. Dann nieste sie wieder und hätte Haydn sie nicht festgehalten, wäre sie wohl ausgerutscht und hingefallen. „Oi, ich glaube, wir gehen wohl besser wieder zurück und machen dir einen heißen Tee.“ „Ich bin nicht verkühlt“, schmollte sie und ließ sich auf den Arm nehmen. „Ich muss morgen beim Schlittenrennen Peter Donaldson schlagen.“ „Umso mehr Grund, schnell einen heißen Tee zu trinken und unter die warme Decke zu kriechen.“ „Krieg ich eine heiße Schokolade und kommst du zu mir ins Bett?“ „Absolument.“

      „Weißt du was ich mir noch gewünscht habe?“ schlüpfte sie in ihren Flanellpyjama und kletterte auf ihr Bett. Haydn breitete die Decke über sie beide und sie schmiegte sich an ihn. „Dass ich dieses Jahr eine Maman und eine kleine Schwester kriege mit der ich spielen kann.“ „Aber du hast doch all deine Onkel und Tanten“, versuchte er sein plötzliches Unbehagen zu überspielen das ihn wie ein Schlag getroffen hatte. „Ja, aber das sind deine Geschwister. Ich will meine eigene Schwester. Und meine eigene Maman.“ „Du hast ja eine, chouchou.“ „Ja, eine unsichtbare, die mich nicht will.“ Hatte er eigentlich je bedacht, wie Briony es auffassen würde, wenn er ihr so geradeheraus erzählte, dass ihre Mutter einfach gegangen war ohne sie mitzunehmen? „Aber ich will eine richtige Maman, so wie die von Lucy. Die mir meine Haare in Zöpfe flechtet und mir Puppenkleider näht und…“ An ihrer Stimme und der Art wie sie ihre Arme um ihn schlang wusste er, dass kleine heiße Tränen über ihre Wangen liefen, ohne sie ansehen zu müssen. „Oh, babydoll! Komm her“, zog er sie hoch und drückte sie an sich. Er hasste es, wenn sie weinte. Sie weinte nicht oft, aber wenn, dann war er meistens unfähig etwas dagegen zu tun. Er konnte nicht bei ihr bleiben, er konnte sie nicht nach Montréal holen, er konnte ihr keine Mutter und eine Schwester aus dem Hut zaubern. „Aber“, schniefte sie. „Der Weihnachtsmann wird sie mir schon bringen, wenn ich mir ja sonst nicht viel wünsche. Irgendwann im nächsten Jahr.“ Er streichelte ihren Kopf. „Bestimmt.“

      Die Tränen trockneten und das Mädchen dämmerte in einen traumlosen Schlaf. Haydn löste sich vorsichtig von ihr und bettete ihren Kopf auf das Kissen, bevor er das Zimmer verließ und zurück hinunter ins Wohnzimmer ging. Der Fernseher war an und die Hausälteren hatten sich auf die beiden Sofas verteilt, während die Kinder auf dem Boden saßen. Es war erstaunlich friedlich und Haydn schob seine Schwester zur Seite, um sich zu ihnen zu quetschen. Manchmal tat es richtig gut, eine Familie zu haben.

      Zwei Wochen später saßen zweiundzwanzig Mitglieder des Cavendish Clans und ihre Gäste in einem viel zu kleinen Esszimmer an einem zu kleinen Tisch voll viel zu viel Essen. Aber das war eine Tradition. So wie die fröhlichen, lauten Gespräche, das Gelächter und die Insiderjokes im Sprachenchaos. Es war eine Atmosphäre die wohl die meisten erst einmal zurückschrecken ließ wenn sie nicht hinein geboren worden waren. Aidan, Faiths Freund, und Macy, Lucas’ Freundin, sahen auch nach einer Stunde nicht so aus, als würden sie nicht doch immer wieder nach einem Notausgang Ausschau halten.

      Jullien und Maartje und Matisses Frau Carrie hatten den Nachmittag in der Küche verbracht – mit der abwechselnden Hilfe von Matisse, Haydn und Faith. Es gab Truthahn mit genügend Fülle, um einen Elefanten zu stopfen, gedämpften Rotkohl, einen kleinen Kartoffelacker, Pies, Salate in fünf Variationen und drei Kuchen als Dessert – niemand konnte den Cavendishs vorwerfen, dass an Feiertagen gekleckert wurde.

      „Warum hat der Weihnachtsmann eigentlich einen Schlitten, wenn er ja fliegt?“, trottete Grace am Morgen davor an Haydns Hand hinter den anderen zur großen Wiese, auf der sich die Kinder zum allweihnachtlichen