Sie träumte von Liebe. Christina Bartel

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Название Sie träumte von Liebe
Автор произведения Christina Bartel
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742750358



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      „Liebling, versetz’ dich doch in ihre Lage. Was würdest du tun, wenn ich plötzlich nicht mehr da wäre?“

      Entsetzt sah Brian sie an. Allein der Gedanke zerriss ihm das Herz. „Daran möchte ich gar nicht denken...“

      „Joan hat Steve ebenso sehr geliebt“, gab sie zu bedenken.

      „Habe ich dir heute schon gesagt, wie sehr ich dich liebe?“, fragte Brian liebevoll.

      Rachel lächelte. „Das hast du ganz vergessen.“

      „Dann hole ich es jetzt nach“, flüsterte er und umhüllte ihre Wangen mit seinen großen Händen. „Ich liebe dich.“ Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie erst zärtlich, dann leidenschaftlicher.

      Drei Tage vor der Eröffnungsfeier von Farleys überredete Brian seine Schwester, Rachel und ihn in die Stadt zu begleiten, um sich das Geschäft anzusehen. Der überwiegende Teil war fertig, nun mussten nur noch die Feinheiten erledigt werden.

      Farleys befand sich inmitten des goldenen Dreiecks von Mailand, wo die exquisitesten Geschäfte der Mode- und Schmuckbranche vorzufinden waren. Neben Versace, Krizia, Armani und Valentino waren hier auch Faraone, Buccellati und Bulgari ansässig. In dem zweistöckigen Haus, das einzig die Kollektion von Farleys beherbergte, kam ihnen ein Italiener wie aus dem Buche entgegen. Der schwarzhaarige Mann im Alter ihres Vaters reichte Brian seine braungebrannte Hand. Er trug ein weißes Hemd, dessen obere Knöpfe geöffnet waren, sodass das ebenfalls schwarze Haar seiner Brust zu sehen war. Lächelnd begrüßte er Rachel und küsste ihre Hand.

      „Mr. Bandero, ich darf Ihnen meine Schwester Joan vorstellen“, machte Brian sie miteinander bekannt.

      „Es freut mich, Sie endlich kennen zu lernen, Mrs. Farley“, sagte Mr. Bandero lächelnd und küsste ihr ebenfalls die Hand.

      Um ein Lächeln bemüht nickte Joan ihm zu und widmete sich dann der Einrichtung und den ausgestellten Modellen. Brian, der den prüfenden Blick seiner Schwester bemerkte, schwieg und folgte ihr langsam, während er ihre Meinung abwartete. Er schätzte ihr Gespür für das gewisse Etwas und hoffte, sie würde ihm einen Tipp für den letzten Schliff geben.

      „Sag mir, was ich noch tun kann“, sagte Brian hoffnungsvoll, nachdem Joan ihren Rundgang durch das zweistöckige Geschäft beendet hatte. Und tatsächlich machte sie zwei Vorschläge, die sie sich am nächsten Tag in der Umsetzung ansahen.

      „Wow! Jetzt ist es perfekt.“ Erfreut legte Brian den Arm um seine Schwester und küsste ihre Wange.

      Die Eröffnung von Farleys wurde tatsächlich zum Ereignis des Jahres. Neben den geladenen Prominenten und den bedeutenden Personen aus der Politik- und Filmbranche bewunderten zahlreiche Presseleute die wunderschönen Abendkleider, die die Mannequins auf der breiten Treppe zwischen den beiden Etagen vorführten.

      Matthew, der nur zu diesem Anlass aus New York angereist kam, war von der Eröffnung mehr als begeistert. Voller Stolz klopfte er seinem Sohn auf die Schulter und bestaunte dessen Werk. Damit hatte Brian bewiesen, dass er nun durchaus in der Lage war, seine erste Filiale zu übernehmen.

      „Schatz, du siehst wunderschön aus“, sagte Matthew leise zu seiner Tochter, die ein langes, hellblaues Seidenkleid mit tief ausgeschnittenem Rücken von Farleys trug, und küsste ihre Wange. „Du wirst deiner Mom von Tag zu Tag ähnlicher.“

      Lächelnd legte Joan ihre Hand an seine rechte Wange und küsste seine linke Wange, als Matthew einen alten Freund in der Menge bemerkte.

      „Da hinten steht Richard Barckley. Erinnerst du dich an meinen Londoner Freund?“, fragte Matthew seine Tochter, die plötzlich seine Hand auf ihrem nackten Rücken spürte, während er sie sachte durch die Menge in Richtung Richard Barckley schob. Nach wenigen Schritten legte Joan die Hand an den Arm ihres Vaters und blieb inmitten der Menschenmenge stehen.

      „Geh’ du nur zu ihm, Dad. Mir ist heute nicht nach alten Freunden.“

      „Bist du sicher?“, fragte Matthew sanft.

      Joan nickte. „Lass ihn nicht weglaufen, Dad. Ihr habt euch lange nicht gesehen.“

      „Das haben wir zwei auch nicht, Kleines“, wandte Matthew väterlich ein. Er hatte ihre Trübseligkeit bemerkt und ließ sie nur ungern allein.

      „Geh’ schon“, drängte sie ihren Vater lächelnd, doch ihre Augen strahlten nicht mit. „Wir haben die nächsten Tage für uns, Dad. Richard ist nur heute Abend hier.“

      Er nickte zustimmend. „Gib’ mir Bescheid, wenn du heim möchtest. Ich begleite dich“, sagte Matthew

      An diesem Abend wurde Joan einige Male von jungen Männern angesprochen, doch sie lehnte jede Bitte um einen Tanz ab. Nach einer Weile wurde ihr die große Menschenansammlung zu viel und sie zog sich in den hinteren, ruhigeren Teil des Geschäftes mit einem Glas Champagner zurück.

      „Sind Sie auch diesem Trubel entflohen?“, fragte plötzlich jemand dicht hinter ihr und Joan seufzte innerlich. Wie hatte sie nur glauben können hier vor Männern sicher zu sein?

      „Verzeihen Sie meine Direktheit...“, sagte Joan, ohne sich zu dem fremden Mann umzudrehen. „...aber ich habe kein Interesse an einem Tanz mit Ihnen.“

      „Gut, dann sind wir schon zwei“, sagte er gelassen und trat neben sie.

      Unwillkürlich musste Joan lächeln. „Sie wollen sich also nur mit mir unterhalten?“

      „Dazu muss ich erst herausfinden, ob sich ein längeres Gespräch mit Ihnen lohnt“, sagte der Fremde, während seine Augen auf die Gäste des Abends gerichtet waren. Er spürte jedoch ihren fragenden Seitenblick an sich heften. „Diese Frauen dort drüben zum Beispiel sind auf Männerjagd.“ Er deutete zu zwei blonden Frauen in knappen Kleidern hinüber, die mit mehreren Männern gleichzeitig Blicke tauschten.

      „Was ist daran so schlimm?“

      „Dass sie nicht nach ihrem Herzen, sondern nach dem Geruch von Geld entscheiden.“

      „Und das macht sie uninteressant?“

      „Für mich ja.“ Zum ersten Mal traf sich ihr Blick und Joan sah in die braunen Augen eines jungen Italieners. Er musste etwa in ihrem Alter sein. „Ich möchte mehr von einer Frau, als das sie einem reichen Mann nachrennt und sein Geld ausgibt.“

      „Dann gehören Sie zu der Kategorie Mann, die ihrer Frau eine Karriere nicht missgönnen, sondern sie dabei unterstützen?“

      Er lächelte. „So etwas in der Art.“

      Eine Zeitlang unterhielten sie sich über unverfängliche Themen und spotteten über die anderen Gäste. Schließlich erfuhr Joan von ihrem Gegenüber, dass er an der hiesigen Universität Modedesign studierte und so tauschten sie angeregt ihre Ansichten über die Modebranche aus.

      „Nun, da wir uns besser kennen gelernt haben...“, sagte der junge Fremde nach beinahe einer Stunde. „Wie wäre es jetzt mit einem Tanz?“

      „Ich dachte, Sie wollten nicht mit mir tanzen“, erinnerte Joan ihn.

      „Ich fürchte, ich habe gelogen“, sagte er reumütig und hielt ihr seine Hand entgegen. „Darf ich bitten?“

      Sie lächelte. „Gern, obwohl ich glaube, dass Sie das die ganze Zeit im Sinn hatten.“

      „Vielleicht werden Sie die Wahrheit eines Tages erfahren.“

      „Das glaube ich nicht“, sagte sie und ließ sich von ihm zu den anderen tanzenden Paaren führen. Einen Moment darauf spürte sie seine Hand auf ihrem nackten Rücken. Ein eigenartiges Kribbeln durchfuhr sie.

      Nachdem Joan sich am späten Abend von dem Unbekannten verabschiedet hatte, stieg sie zu ihrem Vater auf die Rückbank der schwarzen Limousine. Während Matthews Aufenthalt in Mailand stand ihm der Chauffeur des Grand Hotels rund um die Uhr zur Verfügung, aber Matthew wollte die Vorzüge der Limousine nur bei wichtigen, öffentlichen Einladungen in Anspruch