RoadMovie. Hans-Joachim Mundschau

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Название RoadMovie
Автор произведения Hans-Joachim Mundschau
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783844253122



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immer darauf achtend, ob Patrizia vielleicht in einem der Straßencafés sitzen würde.

      Ich entdeckte sie nirgends. Darüber war ich froh, weil ich mich noch nicht vorbereitet fühlte. Es war warm, ich schwitzte unter meinem Hut. Ich hätte mir gerne den Schweiß von der Stirn abgewischt, aber ich hatte ja in beiden Händen die Plastiktaschen. Ich ging so schnell ich konnte, geriet dadurch immer mehr ins Schwitzen. Zu allem Überfluss rissen die Griffe der Taschen nach und nach ein, so dass ich die Taschen um die Handgelenke wickeln musste.

      Vor der Tür von Ingas Wohnung stellte ich die Taschen erst einmal auf dem Boden ab und setzte mich auf die Treppenstufen, die nach oben führten. Ich fühlte mich erschöpft und mir war schwindlig. Ich nahm den Hut ab, Meine Stirn und meine Haare waren schweißnass. Mit fahrigen Händen suchte ich in meiner Jacke nach Zigaretten. Ich musste sie irgendwo vergessen haben. Als ich mich zurücklehnte, schlief ich fast augenblicklich ein.

      Jemand riss mich aus einem kurzen, wirren Traum. Es war Inga, die mich an der Schulter rüttelte.

      „Hallo Peter, aufstehen, Karriere machen!“ sagte sie.

      Ich schaute sie schlaftrunken an und sagte überflüssigerweise: „Ich muss eingeschlafen sein.“

      „So siehst du auch aus. Komm rein, es ist Zeit, die Hühner zu füttern.“

      Nachdem ich mich hochgerappelt hatte, nahm ich meine Einkaufstüten und folgte ihr in die Wohnung. Ich stellte alles zunächst in Britts Zimmer ab, setzte mich aufs Bett und wischte mir mit meinem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Ich war ziemlich kaputt. Ich hätte mich einfach umlegen können und weiterschlafen. Todmüde war ich - und unendlich erschöpft. Mir war nicht nach Gesellschaft, doch ich wollte Inga nicht enttäuschen. Sie hatte mich bei sich aufgenommen, und ich konnte mich nicht einfach entziehen.

      Ich brauchte dringend eine Dusche und dann ein Glas Rotwein, um meine Lebensgeister zu wecken. Ich raffte mich auf, zog meine verschwitzten Klamotten aus, mein T-Shirt und meine Unterhose waren völlig nass, und ging nackt ins Badezimmer. Die Tür war offen, aber Inga stand unter der Dusche. Ich sagte „Oh, Verzeihung!“ und wollte den Raum verlassen. Sie rief mir aber nach: „Bleib doch hier, komm’ unter die Dusche!“

      Ich zögerte nicht und ging zu ihr in die Duschkabine. Da war wenig Platz, so dass wir sehr eng beieinander standen.

      „Wasch’ mir den Rücken“, sagte sie und drehte sich um. Ich nahm etwas Duschgel aus der Tube, die in der Seifenschale lag, und begann ihren Rücken einzuseifen. Die Berührung erregte mich, meine Erektion berührte ihre Pobacken.

      Es war mir peinlich. „Tut mir leid, du wirkst halt auf mich.“

      Das Wasser lief ihr über Haare und Gesicht, als sie mich grinsend über die Schulter ansah. „Würde mich schwer enttäuschen, wenn es nicht so wäre.“

      Ich verteilte die Seife auf ihrem Rücken und rubbelte ein wenig. Ich bemühte mich, sie nicht an intimen Stellen zu berühren.

      „Warte“, sagte sie, „ich wasch dich auch.“ Sie drehte sich wieder zu mir um, schaute sich erst einmal meinen steifen Penis an, nahm Shampoo, verteilte es in meinen Kopfhaaren.

      „Du, ich muss raus, mir wird’s zu warm“, sagte ich. Ich wusch mir das Shampoo aus den Haaren und stieg aus der Duschkabine. Ich nahm mir das Handtuch, das sie für mich bereitgelegt hatte und trocknete mich langsam ab. Es war mir peinlich, dass meine Erektion anhielt.

      Inga stellte das Wasser ab und kam ebenfalls aus der Duschkabine. Sie schaute zwischen meine Beine und grinste. „Der Kleine ist aber hartnäckig.“

      „Es tut mir leid, ich hätte mich nicht darauf einlassen sollen.“

      „Du hast dich doch auf gar nichts eingelassen, und das ist nicht der erste Schwanz, den ich sehe. Du musst dir nichts vorwerfen. Ich hätte gerne mit dir geschlafen, aber ich bin dir nicht böse, weil du nicht magst.“

      „Ich komm’ mir so blöd vor“, erwiderte ich. „Ich bin hier mit einer tollen Frau zusammen, die mit mir vögeln will, und ich habe eine ganz andere im Kopf.“

      „Ich hab’ mir schon so was gedacht“, sagte sie, während sie unbefangen ihre Scham abtrocknete. „Ich nehme mal an, sie wohnt hier in der Stadt. Sie muss ja eine Granate sein.“

      „Ja, sie wohnt hier. Hat mich ziemlich aus der Bahn geworfen.“

      „Das ist nicht zu übersehen. Du stehst, glaube ich, ziemlich neben dir. Seit wann geht das schon so?“

      „Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Es ist, als würde ich mich ständig im Kreis drehen. Ich hab’ sie etwa vor einem Jahr kennen gelernt.“

      „Und jetzt läufst du hinter ihr her wie ein Hund, und sie wollte nur einen schnellen Fick.“

      „Inzwischen glaub’ ich das auch. Aber es ändert nichts. Da ist etwas mit mir passiert, was ich nicht in den Griff kriege.“

      „Du bist also deiner Traumfrau begegnet.“

      Es war keine Frage sondern eine Feststellung. Sie zog sich einen quietschgrünen Slip über und ein T-Shirt in fast der gleichen Farbe.

      „Ist mir auch mal passiert, mit einem Mann natürlich. Hab’ einige Zeit gebraucht, bis ich darüber hinweg war. Der Scheißkerl hat mich ganz schön kaputt gemacht. Er war verheiratet und wollte uns beide haben.“

      „Das mit der Traumfrau kann schon stimmen, aber es ist doch eher ein Alptraum geworden.“

      Sie verschwand in ihrem Zimmer. Ich hörte, wie sie Schubladen öffnete und schloss. Ich war immer noch dabei, mich abzutrocknen, als sie wieder ins Badezimmer kam und mir ein Bild zeigte.

      „Das ist er, der Saukerl. Ich bin immer noch nicht darüber hinweg.“

      Der Mann auf dem Bild kam mir bekannt vor, aber ich konnte mich nicht erinnern, wo und wann ich ihn schon einmal gesehen hatte.

      „Er ist Italiener“, sagte sie. „Er brauchte mich nur anzusehen und mein Höschen wurde schon nass. Ich hab’ mich von ihm getrennt, weil ich es nicht mehr ertragen konnte, ihn mit einer anderen teilen zu müssen…“

      Aus ihren Worten klang Zorn. Sie hatte keine Ahnung, wie gut ich das nachvollziehen konnte. Aber sie lachte gleich wieder.

      „So was passiert halt, und du bist machtlos. Lass uns einen Wein darauf trinken.“

      Meine Erektion war so weit abgeklungen, dass ich jetzt unbefangen an ihr vorbei in Britts Zimmer gehen konnte, um mir eine Unterhose und ein T-Shirt anzuziehen. Ich zog mir noch eine Jeans über und fühlte mich dann so, dass ich in die Küche gehen konnte. Sie war dabei, Brötchen mit Schinken zu belegen. Ich hatte die Flaschen in Britts Zimmer vergessen. In den Plastiktüten und fand ich auch meine Zigaretten, als ich eine Flasche Wein herausholte.

      Während ich die Flasche öffnete, stellte Inga zwei Gläser auf den Tisch und sagte: „Gib mir auch eine Zigarette. Ich brauche heute Drogen.“

      Ich steckte mir zwei Zigaretten in den Mund, zündete sie an, gab ihr eine davon. Sie nahm einen tiefen Zug mit geschlossenen Augen. Sie wirkte müde. Ich goss die Gläser halb voll und reichte ihr ein Glas. Wir stießen an, schauten uns in die Augen, sie wandte allerdings ihre Augen schnell ab.

      „Ist was?“ fragte ich.

      Sie schüttelte den Kopf, lächelte und nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas.

      „Ich bin noch immer nicht ganz über die Geschichte hinweg.“

      Ich stellte mein Glas auf dem Tisch ab, nahm ihres aus ihrer Hand, stellte es daneben und nahm sie in die Arme. Sie begann zu schluchzen. Ich streichelte sanft ihren Rücken. Das Schluchzen ging in heftiges Weinen über. Ich weiß,