Die Suche nach dem ICH. Stefan Kleine Wolter

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Название Die Suche nach dem ICH
Автор произведения Stefan Kleine Wolter
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783753129464



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      warum ich diese Krankheiten mit all ihren

      Symptomen habe.

      Vielleicht habe ich sie auch verdient.

      Ich weiß es nicht, wahrscheinlich.

      Aber welchen Grund kann es haben,

      dass eine Frau, die sich um ihre beiden schwerkranken Eltern kümmern muss,

      die tagtäglich neue Hiobsbotschaften von/über ihre Eltern erfährt,

      die sich um allen Schriftkram ihrer Eltern kümmern muss, usw.,

      auch noch die komplette Unterstützung durch ihren Mann verliert?

      Warum muss diese Frau jetzt auch noch alles für ihren und ohne ihren Mann machen?

      Warum schaffe ich es nicht einzukaufen,

      Schreibkram zu erledigen,

      zu kochen,

      zu telefonieren,

      einfach mal eine Bratwurst auf nem Weihnachtsmarkt zu bestellen?

      Was ist der Grund dafür, dass ich meiner Frau so zur Last liege?

      Sie hat nie irgendjemanden etwas Böses getan,

      hat immer und überall geholfen.

      Ich würde sie so gerne von dieser Last befreien,

      aber nicht mal das schaffe ich, bin zu feige.

      Wer erklärt mir/uns die Gründe dafür?

      Wenn es immer einen Grund gibt,

      warum dürfen wie ihn nicht erfahren?

      Leben im Treibsand

      Alles fühlt sich im Moment so an, als stecke ich in einem Trichter aus Treibsand.

      Je mehr ich versuche heraus zu kommen, desto stärker zieht es mich hinab.

      Nur wenn ich ruhig verharre, bleibe ich dort, wo ich bin.

      Eine Chance, allein heraus zu kommen habe ich nicht.

      Am Trichterrand stehen Menschen, die ich kenne, aufgeteilt in verschiedene Gruppen:

      - Menschen, die mir wirklich helfen wollen, die meine Hände nehmen und mich hinaufziehen, die mir auch Halt geben, wenn es mal nicht weiter geht.

      - Menschen, die mich immer wieder herunterdrücken, sobald ich es wieder ein Stückchen nach oben geschafft habe. Je leiser es aufwärtsgeht, desto eher können diese Menschen überlistet werden.

      - Menschen, die teilnahmslos zusehen, denen scheinbar alles egal ist.

      - Und Menschen mit gut gemeinten Ratschlägen. Sie wollen mich einfach mal eben schnell an einem Seil aus dem Trichter ziehen. Ist doch ganz leicht. Leider ist das Seil aber nicht um meinen Oberkörper festgemacht, sondern um meinen Hals.

      Welcher Mensch zu welcher Gruppe gehört, ist oft sehr eindeutig.

      Aber manchmal gelingt es mir eben nicht,

      festzustellen zu welcher Gruppe ein Mensch gehört.

      Januar

      Sonntag der erste

      Es ist Sonntag.

      Der erste im Jahr.

      Ein normaler Sonntag,

      und doch irgendwie anders.

      Er macht mir Angst.

      Angst vor der Zukunft.

      Er zerdrückt mich.

      Die Gedanken an die Zukunft erdrücken mich.

      Das Atmen ist schwer.

      Das Denken ist schwer.

      Alles fällt mir irgendwie schwer;

      - Nein, es liegt nicht an der einen Flasche Bier von gestern -

      Woran liegt es, dass mir gerade dieser Sonntag so Angst macht?

      Daran, dass es der erste im Jahr ist?

      Daran, dass einem alle FROHES, SCHÖNES

      oder sonst wie tolles Jahr wünschen?

      Keine Ahnung.

      Letzte Nacht wollte ich umdrehen,

      ich wollte den Sonntag nicht,

      ich wollte das andere Jahr nicht.

      Warum?

      Ich weiß es nicht.

      Last traces

Image

      Angst

      Dreieinhalb Monate bin ich nun krankgeschrieben.

      Noch immer fühle ich mich unheimlich müde.

      Kraftlos.

      Ausgebrannt.

      Wie lange noch?

      Und immer wieder diese Angst.

      Diese Angst vor der Zukunft.

      Diese Angst vor Morgen,

      Übermorgen,

      nächste Woche,

      nächsten Monat.

      Diese Angst, dass ich nicht weiter krankgeschrieben werde.

      Diese Angst, als Simulant abgestempelt zu werden.

      Diese Angst, morgen wieder in den beruflichen „Alltag“ zu müssen.

      Diese Angst zu versagen. Alles fühlt sich so falsch an.

      Alles fühlt sich wie ein riesengroßes Verbrechen an.

      Ich bin immer noch so unheimlich

      - kraftlos & müde -

      Dieses Gefühl

      Dieses Gefühl, dass mir die Brust zerquetscht wird.

      Dieses Gefühl, alles zerstören zu wollen.

      Dieses Gefühl, alles zu hassen.

      Dieses Gefühl, allein sein zu wollen, aber nicht allein.

      Dieses Gefühl, weinen zu wollen, aber nicht zu können.

      Dieses Gefühl, mit dem Kopf die Wand einrennen zu wollen.

      Dieses Gefühl, von niemandem verstanden zu werden.

      Dieses Gefühl der Einsamkeit inmitten der Liebsten.

      Dieses Gefühl nervt mich total.

      Ich hasse dieses Gefühl.

      Ich will es nicht mehr.

      (eBay und rebuy übrigens auch nicht).

      Hab es weggeschickt.

      Kaum drehe ich mich um,

      ist es auch schon wieder da,

      mit dem Cuttermesser in der Hand.

      Kann nicht widerstehen.

      Der arme Boxsack musste ganz schön leiden.

      Besser?

      Weiß nicht;

      Was ist jetzt?

      Dieses Gefühl............

      Bin ich?

      Wer bin ich?

      Was