Название | Evelyn |
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Автор произведения | Ralf Lothar Knop |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783754171332 |
Sie haben eine schwere Depression, die unbedingt eine stationäre Behandlung erfordert. Sie haben großes Glück, heute Morgen ist ein Patient in die Psychiatrie verlegt worden, sodass wir ein Bett frei haben. Wenn Sie wollen, können Sie sofort hier bleiben, Ihr Partner kann Ihnen ja sicherlich heute Nachmittag oder heute Abend einige Sachen bringen.
Tut mir leid, aber das geht wirklich nicht, meine Töchter sind zwar fast erwachsen, aber mein Sohn ist ja noch klein und ich muss mich um ihn kümmern.
Die Frage ist doch, ob Sie sich in Ihrem Zustand überhaupt angemessen um Ihren Sohn kümmern können, aber das ist natürlich Ihre Entscheidung, doch Sie sollten wissen, dass eine Depression eine schwere Erkrankung ist, die gravierende Folgen haben kann und die nicht einfach ohne eine therapeutische Behandlung wieder verschwindet. Wenn Sie keine stationäre Behandlung wünschen, sollten Sie sich zumindest einer Therapie in unserer Tagesklinik unterziehen, dort wird in einer Woche ein Platz frei, den ich für Sie als Notfall reservieren könnte.
Ich dachte zwar, der spinnt doch, ich habe doch keine Depression, meine Schwierigkeiten kommen einfach von diesen Kolleginnen, vielleicht auch von meinen Töchtern, also von meinen äußeren Lebensbedingungen, aber sie hatten doch mit mir überhaupt nichts zu tun. Trotzdem erklärte ich mich mit einer Therapie in der Tagesklinik einverstanden, zumal ich, die Therapie dauerte täglich von acht bis sechzehn Uhr, während der ganzen Zeit krankgeschrieben war, sodass ich mich auch nach einem neuen Arbeitsplatz umhören konnte.
In dieser Zeit fand ich zunächst auch großen Halt bei Robert, der meine Probleme sehr gut verstanden hat, eine solche geistige Übereinstimmung hatte ich zuvor noch nie erlebt, wir waren wirklich aus einem Holz geschnitzt. Doch eines Tages kam ein Schreiben vom Arbeitsamt, das wieder einmal zu einer radikalen Veränderung in meinem Leben führte. Natürlich hätte ich das Schreiben nicht öffnen dürfen, aber ich war einfach zu neugierig, was Robert als selbstständiger IT-Administrator denn mit dem Arbeitsamt zu tun hätte. Es handelte sich um einen Bescheid zum Arbeitslosengeld, der mich völlig aus der Fassung brachte, nicht nur, weil der dort vermerkte Betrag extrem niedrig war, sondern vor allem, weil ich nicht verstand, wieso Robert überhaupt plötzlich Arbeitslosengeld bekommen sollte. Wieder einmal war ich in der Position, dass ich erkennen musste, dass mein Partner offensichtlich Geheimnisse vor mir hatte, die mein Leben betrafen.
Kannst du mir mal sagen, wieso du Arbeitslosengeld bekommst?
Hast du etwa meinen Brief aufgemacht? Das geht jetzt aber wirklich zu weit, du kannst doch nicht einfach meine Post öffnen.
Ja, das stimmt, es tut mir leid, aber der Absender hat mich so irritiert, dass ich gar nicht mehr nachgedacht habe. Aber jetzt ist das nun mal so und ich möchte von dir wissen, wieso du Arbeitslosengeld beziehst und dann auch noch so wenig. Was ist denn mit deiner Firma als IT-Administrator?
Also gut, ich hatte nie eine eigene Firma, ich habe das nur gesagt, weil es sich besser anhört.
Und wie hast du dann dein Geld verdient?
Ich habe zwei 400-Euro Jobs.
Aber wieso hast du dir denn nie einen richtigen Job gesucht, als IT-Fachmann gibt es doch genug Jobs.
Die Belladonnalilie, von der ich geschieden bin, verlangt so hohe Unterhaltskosten von mir, die ich nicht bereit bin zu zahlen, deshalb musste ich unbedingt unter der Pfändungsgrenze bleiben, deshalb läuft gegen mich auch schon länger ein Privatinsolvenzverfahren.
Wieso das denn, du hast doch zumindest etwas Geld verdient?
Nein, nicht wirklich, die beiden 400-Euro Jobs habe ich unter den Namen von zwei Freundinnen angemeldet und die wollten das nun nicht länger mitmachen, besonders die eine hat sich wohl davon mehr versprochen als nur ein Arbeitsverhältnis, jedenfalls bin ich nun beide Jobs los.
Du hast mich also die ganze Zeit belogen und mir Dinge vorgespielt, die es gar nicht gibt. Wie kannst du mich unter diesen Voraussetzungen denn zu einer solchen Entscheidung mit unserer neuen Wohnung bringen. Genauer gesagt ist es ja gar nicht unsere Wohnung, sondern nur meine Wohnung und ich muss jetzt für alles alleine aufkommen.
Am meisten litt ich unter diesem Vertrauensbruch, unsere ganze Partnerschaft, von der ich geglaubt hatte, dass sie die Lösung aller meiner Probleme sein könnte, basierte auf einer Lüge, er hatte mich die ganze Zeit ausgebeutet und hatte auch noch geglaubt, dass alles gut gehen würde.
Die Schlinge um meinen Hals zog sich mal wieder zu, ich wusste einfach nicht, wie es jetzt weitergehen sollte; der Druck an meinem Arbeitsplatz nahm immer stärker zu und jetzt war auch zu Hause die Scheiße am dampfen. Robert bekam 600 Euro Arbeitslosengeld und damit waren unsere Kosten einfach nicht finanzierbar, es musste irgendwie Geld herbeigeschafft werden.
Da Robert viele Kontakte zu verschiedenen Firmen hatte, fand er schließlich eine Firma, bei der er offiziell eintausend Euro im Monat verdiente, inoffiziell wollte der Firmenchef ihm jedoch mehr bezahlen. Aber dieser Typ war ein Verbrecher, er zahlte immer nur die tausend Euro und von einer anderen Vereinbarung wusste er plötzlich nichts mehr.
Da dieses Geld immer noch nicht reichte, die Nebenkosten für unsere Wohnung waren einfach zu hoch, kam Robert auf die Idee, eine Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) zu gründen und anschließend eine gelenkte Insolvenz einzuleiten. Unter unserem wirtschaftlichen Existenzdruck habe ich mich von ihm breitschlagen lassen, meinen Namen als Geschäftsführerin herzugeben, obwohl ich Angst hatte. Ich dachte, es ist falsch, es ist Betrug. Aber Robert war sich sicher, dass alles gut gehen würde und zum ersten Mal stellte ich fest, dass wir doch nicht aus einem Holz geschnitzt waren, er hatte einfach andere Moralvorstellungen und ich wollte nicht, dass er mich in diesen Sumpf mit reinzieht.
Ein weiterer Grund war für mich, dass ich immer noch fest an unsere Partnerschaft glaubte, ich wollte diese neue Lebensgemeinschaft einfach nicht aufgeben, zumal alles andere zwischen uns ja immer noch in Ordnung war, er konnte immer noch sehr zärtlich zu mir sein und ich erlebte mit ihm immer noch eine sehr erfüllende Sexualität. Es durfte einfach nicht sein, dass dies aus finanziellen Gründen zerstört wurde.
Während meiner Therapie in der Tagesklinik habe ich sehr viel über mich gelernt, auch wenn ich die Hosen immer nur soweit runtergelassen habe wie ich wollte, vor allem habe ich nichts über meine Partnerschaft erzählt, denn ich wollte auf keinen Fall, dass meine Partnerschaft in Frage gestellt wurde.
Ich habe gelernt, wie ich auf andere Menschen wirke, dass ich mir jeden Schuh anziehe und dass es etwas mit mir zu tun hat, wenn mich irgendetwas aufregt. Ich habe viele Dinge aus meiner Kindheit aufgearbeitet und vor allem ist mir meine Lebensstrategie klar geworden, sodass ich sagen kann, dass diese Therapie für mich ein großer Gewinn war. Außerdem bekam ich Psychopharmaka, die ich nach meiner Therapie unbedingt weiter nehmen sollte.
Veränderungen
Am Ende meiner Therapie wurde nochmals eine körperliche Untersuchung durchgeführt, bei der die Ärztin einen Leberfleck entdeckte, der ihrer Meinung nach nicht gut aussah, deshalb schickte sie mich in die dermatologische Abteilung, wo man diesen Fleck entfernte. Im Labor wurde dann festgestellt, dass es sich tatsächlich um den sehr aggressiven schwarzen Hautkrebs gehandelt hatte, sodass ich anschließend noch mehrmals zu einer Bestrahlung ins Krankenhaus musste, damit sich keine Metastasen bilden. Dies war noch eine zusätzliche Belastung und es wurde wirklich langsam zu viel für mich.
Wenigstens die Psychopharmaka, die ich nach meiner Therapie noch lange Zeit genommen habe, machten mir die Tage einigermaßen erträglich und am Abend trank ich dann zusätzlich noch ein bis zwei Gläser Rotwein, sodass ich wenigstens gut schlafen konnte. Inzwischen hatte ich auch wieder eine neue Arbeitsstelle gefunden, an der es mir besser ging.
All diese Ereignisse gingen natürlich nicht spurlos an meinen Kindern vorbei. Diana hatte von all diesen Turbulenzen endgültig die Schnauze voll. Da sie immer noch ihr Praktikum in Kierspe machte und inzwischen die Führerscheinprüfung bestanden hatte, wollte sie natürlich endlich ein Auto haben, um nicht mehr auf den Bus angewiesen zu sein, aber sie hatte ebenso wenig wie ich