Evelyn. Ralf Lothar Knop

Читать онлайн.
Название Evelyn
Автор произведения Ralf Lothar Knop
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783754171332



Скачать книгу

gegenseitige Akzeptanz. Robert und ich haben des Öfteren am Wochenende gemeinsam gekocht, wobei ich einige neue Rezepte kennengelernt habe, die allen hervorragend geschmeckt haben, wirklich allen, denn wir haben tatsächlich am Wochenende alle gemeinsam gegessen, sechs Personen an einem Tisch, friedlich an einem Tisch, worüber ich besonders glücklich war.

      Als diese Harmonie selbst nach Monaten immer noch ungetrübt war, machte Robert mir den Vorschlag, eine gemeinsame Wohnung für alle sechs zu suchen.

      Ich bin selbstständig und als IT-Administrator immer wieder in verschiedenen Firmen tätig, an völlig unterschiedlichen Orten, insofern bin ich überhaupt nicht ortsgebunden, denn ich muss ja sowieso immer woanders hinfahren.

      Es wäre wirklich toll, wenn wir endlich wieder alle in einer Wohnung leben würden. Dass die Mädels hier eine Etage höher wohnen und einen eigenen Eingang haben und ich überhaupt keine Ahnung und keine Kontrolle mehr darüber habe, wer da eigentlich jeden Tag und vor allem nachts ein- und ausgeht, gefällt mir schon lange nicht mehr, manchmal überfällt mich eine regelrechte Angst, dass eines der Mädels schwanger sein könnte und sich ihr ganzes Leben versaut, besonders, wenn ich zufällig mitbekomme, dass sich wildfremde Jungs morgens aus dem Haus schleichen.

      Ich würde mich freuen, wenn wir eine Wohnung finden könnten, die so groß ist, dass jeder sein eigenes Zimmer hätte und wir trotzdem eine Familie auf einer Etage sind.

      In den Firmen, in denen ich arbeite, verlassen immer wieder Mitarbeiter die Firma, um bei einer größeren Firma in einer anderen Stadt anzufangen und auch die Chefs dort haben immer wieder Kontakte zu irgendwelchen Vermietern. Ich werde mich mal umhören, ob für uns das Passende dabei ist und du kannst ja auch die Anzeigen in der Zeitung beobachten, du hast mit einer Zeitungsanzeige ja schon einmal großes Glück gehabt.

      Auch dieses Mal sollte ich wieder Glück haben, denn schon nach wenigen Tagen fand ich in der Zeitung eine Anzeige, die mir sehr gut gefiel.

      6 Zimmer, Küche, Bad, 180 qm. Wohnung in ländlicher Lage in ehemals hochherrschaftlichem Hause, sofort zu vermieten, Miete nach Vereinbarung.

      Da ich überzeugt war, dass es sich um ein Schnäppchen handelte, dass wahrscheinlich sehr schnell weg sein würde, habe ich sofort bei der angegebenen Nummer angerufen und noch für denselben Tag einen Besichtigungstermin vereinbart. Anschließend rief ich Robert an und teilte ihm mit, dass ich eventuell eine geeignete Wohnung für uns gefunden hätte und dass wir sie noch am selben Tag besichtigen könnten.

      Ich habe mich dann sofort in diese Wohnung verliebt, zumal, was ja nicht in der Anzeige gestanden hatte, es hier auch noch einen offenen Kamin gab, auch die Holzfußböden und die Rundbogenfenster haben mir sehr gefallen. Das alles machte zwar schon einen sehr verwitterten und vergammelten Eindruck, aber ich fand es unglaublich romantisch und vor allem war ich froh, dass hier die Mädels wieder jedes ihr eigenes Zimmer haben würde und mit uns zusammen wohnen würde.

      Wer hat denn hier vorher gewohnt?

      Meine Eltern haben hier gewohnt und vor kurzem ist mein Vater gestorben. Meine Mutter kann in dieser großen Wohnung nicht mehr alleine wohnen, außerdem wollte sie, dass man sich endlich mal mehr um sie kümmert, deshalb ist sie in ein privates Pflegeheim gezogen.

      Es tut mir leid, dass Ihr Vater gestorben ist. Also die Wohnung gefällt mir sehr gut, aber ich weiß natürlich noch nicht, ob wir sie uns überhaupt leisten können.

      Wir haben gedacht, dass 900 Euro Kaltmiete für diese Wohnung angemessen seien.

      Kann ich mich mal kurz mit meinem Mann beraten?

      Selbstverständlich.

      Robert, was hältst du von der Wohnung, ich finde sie einfach fantastisch, allerdings kann ich diese Miete natürlich nicht alleine aufbringen.

      Nun ja, die Wohnung ist schon ein wenig vergammelt, aber wenn sie dir gefällt, bin ich damit einverstanden. Selbstverständlich werden wir uns die Miete und die Nebenkosten teilen. Aber was ist mit deinen Kindern? Das liegt hier schon ziemlich abseits und hier fährt ja auch kein Bus.

      Das ist kein Problem. Wenn ich morgens zur Arbeit fahre, kann ich alle mitnehmen, die Mädels gehen ja alle drei auf dieselbe Schule und die Kita ist auch ganz in der Nähe, sodass ich nur an zwei verschiedene Stellen fahren muss. Vielleicht kannst du ja gelegentlich auch jemanden mitnehmen.

      Sollen wir uns das noch einmal in Ruhe zu Hause überlegen? Schließlich ist das eine Entscheidung für längere Zeit.

      Aber dann ist die Wohnung vielleicht schon weg, ich würde mich wirklich wohler fühlen, wenn wir sofort zusagen könnten.

      Ich habe noch am selben Abend den Mietvertrag unterschrieben, nur ich, denn ich wollte nicht, dass zwei unterschiedliche Namen unter dem Mietvertrag stehen und außerdem war ich mir sicher, dass diese Partnerschaft ein Leben lang halten würde. Zwar wollten die Vermieter, dass auch Robert unterschreibt, aber ich konnte sie mit einer fadenscheinigen Begründung davon abbringen. Auf der Heimfahrt habe ich die ganze Zeit vor lauter Glück gesungen.

      Wir sind dann schon nach vierzehn Tagen umgezogen.

      Schulstress

      Der Umzug war ein weiterer Kraftakt in meinem Leben, weil ich fast alles ganz alleine machen musste; während es für Robert viele zeitaufwendige Probleme in den Firmen gab, in denen er arbeitete, weigerten sich die Mädels, wirklich zu helfen, weil sie eigentlich gar nicht umziehen wollten, denn ihnen war bewusst, dass sie ihre Freiheit, über die sie in ihrer abgeschlossenen Wohnung verfügten, nun wieder verlieren würden, zumindest konnten sie keine jungen Männer mehr unbemerkt empfangen.

      Auch die Renovierungsarbeiten in der neuen Wohnung habe ich weitgehend alleine gemacht. Als wir endlich in unserer neuen Wohnung so eingerichtet waren, dass alle zufrieden waren, war ich davon überzeugt, dass endlich ein zufriedenes und glückliches Familienleben anfangen würde. Die Partnerschaft zwischen Robert und mir war weiterhin sehr erfüllend, wir haben gemeinsam gekocht, sind Hand in Hand spazieren gegangen und haben oft bis spät in der Nacht miteinander geredet; wir hatten eine so glückliche Zeit miteinander, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass unsere Beziehung jemals scheitern würde. Ich fühlte mich als Frau angenommen.

      Auch die Mädels hatten sich beruhigt, als endlich ihre eigenen großen Zimmer eingerichtet waren und sie sich wieder wohl fühlten. Doch eines Abends, Robert war noch nicht zu Hause, kam Miriam zu mir ins Wohnzimmer und ich konnte ihr sofort ansehen, dass sie ein ernsthaftes Problem hatte, über das sie mit mir reden wollte.

      Kann ich dich mal sprechen?

      Jetzt sag mir nicht, dass du schwanger bist.

      Du musst nicht immer gleich von dir auf andere schließen, im Gegensatz zu dir bin ich sehr wohl in der Lage, mich vor einer ungewollten Schwangerschaft zu schützen. Außerdem dreht sich in meinem Leben nicht alles nur um die Männer, es gibt noch andere Probleme.

      Ich möchte doch nur, dass du dir dein Leben nicht versaust. Also dann erzähl mal, was hast du?

      Ich habe die Schnauze voll von der Schule und deshalb werde ich abgehen und mir eine Lehrstelle suchen.

      Bist du verrückt geworden, du kannst doch nicht ein Jahr vor dem Abitur die Schule schmeißen, du verbaust dir damit doch alle Chancen, mal einen guten Beruf zu ergreifen.

      So wie du oder was? Außerdem bin ich nicht ein Jahr vor dem Abitur.

      Wieso das denn nicht, du bist doch in der zwölf?

      Ich habe meine beiden Leistungskurse versemmelt und deshalb kann ich das Abitur nicht mehr schaffen, es sei denn, ich wiederhole die Jahrgangsstufe zwölf und wähle andere Leistungskurse. Das wären dann aber nochmals über zwei Jahre und dazu habe ich einfach keine Lust mehr.

      Wieso erzählst du mir das denn erst jetzt? Du weißt doch bestimmt nicht erst seit heute, dass du in beiden Leistungskursen eine fünf oder sogar eine sechs bekommst. Vielleicht hätten wir das ja noch verhindern können, wenn du mir das früher erzählt hättest.

      Hast du dich denn jemals