EBQUIZEON - Die Welt hinter der Welt (2018). Andreas Bulgaropulos

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Название EBQUIZEON - Die Welt hinter der Welt (2018)
Автор произведения Andreas Bulgaropulos
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742744098



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Gedanken überschlugen sich. Ich muss sie warnen! »Nyla! … Scott! …«, brüllte er. »Verhaltet euch passiv … die haben Anweisung, zu …«

      John bekam einen Hustenanfall. Übelkeit und Schwindel befielen ihn. Er wollte den beiden zurufen, was er über die Intelligenz herausgefunden hatte und welche Intrigen sie spann. Doch ihm versagte die Stimme. Vor seinen Augen tanzten Funken.

      Was … stimmt nicht … mit mir?

      Scott Greene wehrte sich lautstark, stieß zwei der Roboter beiseite und startete einen Fluchtversuch. Er umklammerte etwas, das wie die Protein-Speichermodule aussah. Während er auf die Tür zulief, suchte er Johns Blickkontakt und sendete ihm eine Gedankenbotschaft.

      »Boss! Die echten Module sind im …«

      Unvermittelt hob einer der Droiden die Waffe und schoss.

      Greene hörte das Projektil in sein Fleisch eindringen, gleichzeitig schleuderte ihn die Wucht des Aufschlags herum. Sein Gesichtsausdruck spiegelte Verblüffung wider. Er sackte mit einem rauchenden Loch in der Brust zusammen.

      Nyla Singer stieß einen Schrei aus, ging in die Knie und kroch wimmernd neben die Leiche. Schließlich schleppten die Maschinen sie an Armen und Beinen weg.

      Unter Schock und wie durch einen Schleier verfolgte John das Geschehen. Bevor er an die Daten oder an Flucht denken konnte, packten ihn mechanische Hände und pressten ihn gegen die Wand. Seine Wahrnehmung streikte auf allen Ebenen, trotzdem vernahm er die Meldung des Droiden-Commanders an die Firmenleitung.

      »Mr. Yanderbrook, Sir … der Laborkomplex befindet sich unter unserer Kontrolle. Wir haben den Eindringling und seine Komplizen gefasst.«

      Die Stimme von Johns Chef ertönte aus dem VidCom: »Sind die Daten sichergestellt, Commander?«

      »Ja, Sir.«

      »Sehr gut. Ich schicke ein Ersatzteam von Wissenschaftlern rüber zu Ihnen, damit wir unverzüglich die Abschlusstests einleiten können.«

      »Was soll mit den Gefangenen geschehen, Sir?«

      »Bringen Sie die Frau zur Gehirnwäsche ins Restrukturierungs-Center.«

      »Und den Mann?«, schnarrte die Maschine.

      Die Kaltherzigkeit der Antwort jagte einen Schauer über Jonathan McGloominters Rücken.

      »Bei ihm muss es wie ein Unfall aussehen, Commander.«

      Brymm … Die Stadt war erwacht.

      ~1~

      *** 21. Dezember 2207 ***

      *** Minenstadt Kap Rosa, Mond ***

      Seit mehreren Nächten litt er unter Schlafstörungen. Überwältigte ihn schließlich doch die Müdigkeit, plagte ihn jedes Mal derselbe Traum, wie eine Prophezeiung voller Launen und Andeutungen. Hätte er sich nach dem Aufwachen daran erinnert, wäre ihm vielleicht eine Verbindung zu den gegenwärtigen Geschehnissen aufgefallen.

      Aber er erinnerte sich nicht. Noch nicht. Dennoch bemerkte er während des Träumens den Unterschied zwischen einem gewöhnlichen und diesem Traum: Das Szenario erschien klarer, greifbarer.

      Er schlenderte über eine belebte Uferpromenade auf den »Real-Seafood« Imbissstand zu. Die Sonne versank am Horizont hinter den Bergen und entzündete sowohl das Meer als auch den Pier mit orangerotem Feuer. Gleißend reflektierten die Fassaden der Häuserreihen das Licht, das sich in den Springbrunnenfontänen der Plätze brach.

      Zwischen den Gebäuden pulsierte das Leben – ein eigener, gleichmäßiger Rhythmus. Menschen verschiedener Nationalitäten flanierten auf der Promenade, saßen in Bars oder Cafés, unterhielten sich und lachten. Kinder spielten am Ufer.

      Im Hintergrund, auf der anderen Seite der Bucht, schraubten sich Wohntürme in den Himmel empor. Ihre Architektur bestand aus atemberaubend verschlungenen Komponenten und ihre Spitzen durchstießen die Schleierwolken, die von Vogelschwärmen begleitet wurden. Das Abendlicht umflutete die Türme von hinten, weshalb sich ihre Konturen nur dunkel im rot glitzernden Meer spiegelten.

      Brückenkonstruktionen verbanden die Buchten der Stadt, und obwohl die Sonne ihn blendete, identifizierte er jene Stege über dem Wasser als Verkehrsrouten, auf denen Fahrzeuge pendelten. Die Betriebsamkeit erstreckte sich über den ganzen Himmel, Gleiter flogen vorbei, landeten auf den Häuserdächern oder starteten von dort.

      Und langsam senkte sich die Dämmerung auf die Küstenmetropole herab, um sie in ein Lichtermeer zu verwandeln.

      Kannte er den Ort? Er wusste es nicht. Zweifellos weilte er auf einem anderen Planeten, da sich die Stadt deutlich von denen der Erde unterschied. Bei ihrem glanzvollen Anblick verspürte er bereits jetzt Heimweh. Sein Aufenthalt würde viel zu schnell enden.

      An dieser Stelle des Traums nahm er sich regelmäßig vor, die Zeit so gut es ging zu nutzen. Er beschleunigte seine Schritte.

      Wie immer bestellte er an dem Imbissstand eine Portion Grillfisch, und wie immer versicherte ihm der Service-Droide, dessen Aussehen dem eines dynamischen Jungunternehmers glich, dass es sich um echten, fangfrischen Fisch handelte.

      Um die Wartezeit zu überbrücken, begab er sich mit einem Getränk in der Hand zu einem der schwebenden Lichtenergietische. Ein Mann, vermutlich ebenfalls ein Gast, lehnte am Nachbartisch und bewunderte den Abendhimmel, an dem die ersten Sterne aufblinkten.

      Der Mann bemerkte ihn, lächelte und nickte nach oben. »Wie viele gibt es wohl da draußen?«

      Ihm wollte beim besten Willen nicht einfallen, woher er dieses vertraute Gesicht kannte. Bevor er nachfragen konnte, fügte der Mann hinzu:

      »Keine Sorge, du wirst es bald herausfinden. Du bist für die Sterne bestimmt.«

      Daraufhin überkam ihn eine unbeschreibliche Sehnsucht.

      Während der Droide mit der Zubereitung des Essens beschäftigt war, stach ihm am anderen Ende des Platzes eine Menschenmenge ins Auge, die sich aufgrund eines Polizeieinsatzes bildete. Warnhinweise der Ordnungskräfte schallten zu ihm herüber, die den Schaulustigen Gewalt androhten, sollten sie nicht ihrer Wege gehen.

      Er runzelte die Stirn. Der Vorfall wirkte wie eine kalte Dusche und zerstörte die zauberische Abendatmosphäre der Stadt. Dennoch verfolgte er das Geschehen.

      Der Droide unterbrach ihn bei seinen Beobachtungen, reichte ihm die Bestellung und verlangte dreißig »Pedrachná«. Ein Preis, der ihm recht hoch erschien, auch wenn ihm die Währung unbekannt war. Er bezahlte mit drei blau schimmernden Münzen, die er aus seiner Jackentasche zog.

      Schade … die muss ich jetzt ausgeben, dachte er und nahm die Fisch-Box entgegen.

      Er öffnete sie und wollte zugreifen, verharrte aber irritiert, da der Inhalt aus Insekten bestand. Käferartige Insekten, die auffällige Facettenaugen besaßen und sich gegenseitig auffraßen.

      Vor Ekel ließ er alles auf den Boden fallen.

      Normalerweise endete der Traum an diesem Punkt.

      Heute nicht. Die bizarre Situation zerstob nicht durch sein Aufwachen. Stattdessen verspürte er eine Beklommenheit, die ihm in die Glieder kroch und das Verlangen nach einer Erklärung für den schlechten Scherz auslöste. Der Droide beachtete ihn jedoch nicht mehr, widmete sich dem Bratrost und schien guter Dinge.

      Erneut beanspruchte die Menschenmenge seine Aufmerksamkeit – sie geriet in Bewegung. Die Leute schrien, liefen auseinander und gaben den Blick auf eine Person frei. Eine Frau, die sich ihrer Verhaftung widersetzte. Sie riss sich los, schlug einen Polizisten nieder und begann zu rennen. Geradewegs in seine Richtung.

      Wieder erklangen Warndurchsagen. Sirenen heulten.

      Plötzlich fauchten Waffen auf. Violette Energiestrahlen erhellten den Abend und fraßen sich in den Boden und die Häuserfassaden. Mehrere Zierpflanzen an