EBQUIZEON - Die Welt hinter der Welt (2018). Andreas Bulgaropulos

Читать онлайн.
Название EBQUIZEON - Die Welt hinter der Welt (2018)
Автор произведения Andreas Bulgaropulos
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783742744098



Скачать книгу

lächelte. Ihr Ärger verpuffte bereits. Sie besaß eine schwarze Kurzhaarfrisur, war achtundzwanzig, äußerst clever und hübsch, und wäre John nicht verheiratet gewesen, er hätte längst eine Affäre mit ihr angefangen.

      »Mir war nicht bewusst, dass hier jeder so über mich denkt, Kollegin.«

      »Ach komm schon, John! Das ist unfair. Du weißt genau, wie sehr ich deine Fachkompetenz schätze. Nur könntest du von Zeit zu Zeit deine Skepsis daheim lassen, dann würde unsere Arbeit doppelt so flüssig laufen.«

      »Ja … ich weiß.« Seine Stimme klang nervös und brüchig. Sie betraten das Labor. »Und du hast recht. Abschlusstests bringen mich aus dem Konzept. Wird schon schiefgehen, was?«

      Begleitet von einer Tonfolge entstand ein Heliogramm-Gesicht vor ihnen im Raum. Delphi, die Künstliche Intelligenz, die alle Computerfunktionen des Forschungscenters kontrollierte, manifestierte sich in Form eines Frauenkopfes, der an südeuropäische Marmorbüsten der Antike erinnerte.

      »Guten Morgen, Professor McGloominter«, begrüßte ihn die Lichtenergie-Projektion sanft. »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Herfahrt. Laut Tagesplan stehen die Kalkulationen der euklidischen Verzögerungsvariablen für das neue Koordinatensystem an. Sollen wir damit beginnen?«

      John wühlte seine Aufzeichnungen durch. »Später, Delphi. Ich habe zuerst etwas mit Nyla und Scott zu besprechen. Würdest du inzwischen die Herstellung der neuen Q-Bot-Serie initiieren und sie mit allen Daten des Raumzeitgefüges füttern, unter Berücksichtigung der Riemannschen Mannigfaltigkeit?«

      »Natürlich, Professor McGloominter. Wenn Sie es wünschen …«, bestätigte die KI, und ihr Gesicht verwandelte sich in einen vollständigen Körper. Sie trat auf John zu und hielt ihm ein Autorisierungs-Pad entgegen. »Ich benötige für die Ausführung Ihrer Anordnung eine DNA-Verifizierung.«

      »Ja, richtig«, murmelte er. Dass die Projektionen der neuartigen Heliogramm-Technologie feste Formen annehmen und Materie selbstständig bewegen konnten, irritierte ihn manchmal. Obwohl es sich um eine Gyronics-Entwicklung handelte.

      Er legte die Hand auf das Pad.

      »Ich registriere erhöhte Stressmuster in Ihrer Stimme. Geht es Ihnen gut, Professor McGloominter?« Delphi nahm das Analysegerät wieder an sich.

      »Meine Güte … ja doch!« Er riss sich zusammen. »Ich habe letzte Nacht schlecht geschlafen. Das ist alles.«

      Ohne eine Erwiderung verschwand das Heliogramm.

      John zog seine Assistentin mit sich zum anderen Ende des Raums und schob sie in den Antigrav-Lift. Beide schwebten ein Stockwerk nach unten.

      »Sag mal, ist tatsächlich alles in Ordnung?«, hakte Nyla Singer beunruhigt nach. »Du wirkst so zerstreut. Du hast Delphi eine Aufgabe gegeben, die sie bis an ihre Grenzen auslastet. Da bleiben keine Kapazitäten mehr für …«

      »Ich weiß.« Seine Miene verhärtete sich, Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn.

      Ich habe nur die eine Chance. Wenn es beim ersten Mal nicht klappt, bin ich mitsamt meinen Forschungen erledigt!

      Unten traten beide aus der Liftröhre und erreichten die Abteilung, hinter deren Schutzwänden die Fluktuationskammern lagen. In jeder Kammer transformierten mächtige Konverter das Brymm-Mineral zu reiner Energie und erschufen das für die Versuchsreihe wichtige Eindämmungsfeld.

      Scott Greene stürzte aus der Photonischen Datenverarbeitung. Als Wunderkind war er bereits mit vierzehn von Gyronics eingestellt worden und hatte sich innerhalb der vergangenen fünf Jahre zum Computercrack entwickelt.

      »Boss!«, regte sich der junge Mann auf. »Irgendwer in der Chefetage hat unseren Zugangsstatus für den Q-Bot-Researches-Bereich gesenkt. Wir stehen infolgedessen so limitiert da, als ob wir Laborgehilfen wären. Das gab’s noch nie!«

      John spielte den Gleichgültigen. »Eine Vorsichtsmaßnahme von Yanderbrook wegen eines Sicherheitsproblems. Kein Grund zur Sorge, Scott.« Er dirigierte seine Mitarbeiter in den Computerkernraum und an das Transcend-Terminal.

      Greene warf Nyla einen fragenden Blick zu, erntete jedoch ein Schulterzucken. »Aber, Boss … die schicken weitere Sicherheitsdroiden. Zu uns! Ich kriege langsam Muffensausen. Könntest du mich endlich aufklären?«

      Der leitende Quantum-Engineer setzte sich in einen Liegesessel und bedeutete den beiden, es ihm gleich zu tun. Jetzt zahlt es sich aus, dass ich in letzter Zeit so paranoid war. »Trefft euch bitte im Ex-R-Space mit mir. Ich möchte die Problematik der Lasermatrix durchgehen.«

      Scott stieß ein Zischen aus. »Was? Die haben wir doch ausgiebig …«

      Nyla kam ihrem Chef zu Hilfe. Auf ihre Instinkte war immer Verlass gewesen.

      »Ach … stimmt ja, John. Da gab es bei der Synchronisierung der Impulse noch Unklarheiten.«

      Der junge Jamaikaner ergab sich seinem Schicksal.

      Milchiges Weiß. Die drei Physiker loggten sich mit Gedankenbefehlen in die künstliche Realität der GT-Corporation ein.

      Sie erschienen an einem Ort, welcher der Kommandozentrale eines Raumschiffs ähnelte, aber organischer designed war. Der Außenbereich hinter den halbtransparenten Wänden stellte eine Weite ohne Grenzen dar, in der bizarre Vielecke und Blitze umher sausten.

      »Was soll das, John? Wo sind wir hier?«, echauffierte sich Nyla und blickte an ihrem Körper hinunter. Er besaß die Form einer nebelartigen Substanz, die pulsierte. »Und was bin ich?«

      Die Nebelsubstanz, die Scott Greene war, jubelte: »Wow, Boss! Ich fasse es nicht. Du hast eine Tarnung für deinen SuperMindCell etabliert!«

      John McGloominters Stimme drang stockend aus der dritten Wolkenform. »Ich … hatte keine Wahl. Hört zu … uns bleibt wenig Zeit. Ihr haltet euch außerhalb des Gyronics Ex-R-Space auf, in einem von mir erschaffenen Refugium, das nicht von der Firma überwacht wird. Fälschungen unserer Signaturen besprechen in diesem Moment ein Problem in der Techniksektion. Ich muss mich stark konzentrieren, um die Ablenkung am Laufen zu halten … und trotz Delphis momentaner Auslastung werden ihre Suchroutinen den Schwindel früher oder später entdecken.«

      »Cool! Du ziehst Dinger durch, Boss …«

      Nyla dämpfte seine Euphorie. »Scott, ich bin zwar auch beeindruckt, doch halten wir uns mit Begeisterungsstürmen zurück. Wenn unser pflichtbewusster John sich solche Maßnahmen gestattet, hat er bestimmt eine Hiobsbotschaft auf Lager.« Sie hätte gerne ein scharfsinniges Gesicht gemacht, scheiterte aber an ihrer Körperform.

      Diese Frau trifft wie immer ins Schwarze! »Hast du meine Anordnung ausgeführt, Scott?« Johns Stimme zitterte. »Die Übertragung der Forschungsdaten auf die Speichermodule?«

      »Du darfst mich für den Nobelpreis vorschlagen, Boss. Das unbemerkt hinzukriegen, war ’ne harte Nuss. Und ich konnte Nyla vorhin nicht um Hilfe bitten, weil sie mit Delphi vernetzt war. Die fünf frisch replizierten Protein-Speicher liegen nebenan in der Datenverarbeitung. Gemäß deiner Anweisung habe ich den aktuellen Teil unserer Forschung draufgepackt. Der ältere Hauptteil befindet sich in Gebäude-D auf Backup-Einheiten, an die ich nicht rankomme.«

      »Das weiß ich. Existieren weitere Sicherheitskopien der Neudaten?«

      »Alle vernichtet, Boss.«

      »Sehr gut.« Die Erleichterung war John anzuhören. »Ich leite nun den Löschvorgang der Originaldateien ein.«

      »Du willst die Originale löschen?!«, brauste Nyla auf. »Das gefährdet nicht nur alles, woran wir in den letzten Wochen gearbeitet haben, es ist absolut unzulässig! Welches Spiel treibst du, John?«

      »Die neuen Daten dürfen keinesfalls im System verbleiben! Vertraue mir, Nyla … ich erkläre gleich alles. Rechnet mit Erschütterungen des Ex-R. Ich beginne mit dem Löschen.«

      Johns Nebelform leuchtete auf. Seine Mitarbeiter verspürten in der Realwelt ein Verkrampfen ihrer Nackenmuskulatur. Die Wände des Refugiums begannen