...und dann ist nur noch Liebe. Tiago Maria Alma

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Название ...und dann ist nur noch Liebe
Автор произведения Tiago Maria Alma
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847667698



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zu denken. der würde noch früh genug kommen. die ganze fahrt war wunderschön und fast wie ein traum. das vertraute zwischen uns wurde noch vertrauter und zwar auf eine so natürliche art, dass es zwischen uns zunächst nicht mal erwähnt werden musste. wo nur kam dieses vertraute her? wieso hatten wir beide das selbe gefühl: uns schon seit ewigkeiten intensiv zu kennen, schon seit ewigkeiten zusammen zu gehören, schon seit ewigkeiten gleich zu schwingen? es kam wie es absehbar war; wir kamen ans autobahnende vor münchen und fuhren den mittleren ring richtung münchen nord. es kam eine tankstelle und ich sagte mit einigem schmerz im herzen hier kannst du mich raus lassen. es tat weh! wir fuhren auf die tankstelle und blieben noch eine weile im auto sitzen, umarmten uns innigst und lange und automatisch mussten wir tief durchatmen. der abschied war nun da. sie sagte, dass sie sich noch einen sixpack kauft um damit zu ihrer besten freundin zu fahren, bevor sie nach hause fährt. das, was sie erlebt und erfühlt hatte musste sie ihr unbedingt mitteilen; hatten sie doch schon monatelang darüber philosophiert wie sie aus der jetzigen situation rauskommen könnte, rauskommen bei einem mann, den sie nicht liebte. schon lange nicht mehr! nun schien eine lösung möglich; nicht konkret, aber denkbar. ich wusste davon nichts, das erfuhr ich alles erst wenig später in telefonaten die uns zunächst nur blieben. wir wohnten mehr als 300 km voneinander entfernt und ich hatte zurzeit (bis november) keinen führerschein, war also nicht sehr mobil. außerdem musste sie extrem vorsichtig damit umgehen, dass wir uns kennengelernt haben, denn ihr mann war extrem eifersüchtig und aggressiv. sie hatte förmlich angst vor ihm...

      wir umarmten uns noch einmal intensiv mit küssen und tiefen blicken und dann musste sie einsteigen und losfahren. ich winkte noch bis das auto meinen blicken entschwand und wartete auf mein taxi, das ich in der tankstelle bestellt hatte. das kam dann auch wenige minuten später und ich ließ mich nach gauting fahren. mit dem taxifahrer sprach ich kein wort; ich wäre nicht dazu in der lage gewesen. nun war es schon weit nach 23:00 uhr als ich zu hause ankam. alles war dunkel, josie und doerte schliefen schon und nur mein hund max begrüßte mich mit einem affentanz. in mir war zunächst nur noch leere. ich nahm mir ein alkoholreduziertes weißbier und setzte mich noch ins wohnzimmer zum nachdenken- und fühlen. innerlich breitete sich ein riesiges glücksgefühl aus. gleichzeitig wehrte ich mich dagegen nun in unser gemeinsames ehebett zu gehen – aber mir blieb zunächst keine wahl. todmüde schlich ich mich rauf ins schlafzimmer und kroch in mein bett. mit intensivsten gedanken an sie schlief ich schnell ein. ich konnte am nächsten morgen ausschlafen, denn morgen war samstag...

       23. April 1998

      als ich aufwachte war es schon nach elf. zeitgleich mit dem aufwachen dachte ich an sie. es lief innerlich ein glücklicher schauer durch mich und der heftige wunsch, dass sie bei mir wäre überwog alle meine anderen gefühle und gedanken. noch etwas schlaftrunken und gedankenversunken ging ich runter in die küche. außer max kein lebenszeichen von josie und doerte. offensichtlich waren sie einkaufen gefahren. ich war also erst mal allein und das genoss ich auch erst mal. nur sehnsucht nach meiner lieben josie machte sich bemerkbar und ich freute mich auf sie. ich machte mir einen kaffee und setzte mich auf die terrasse in die morgensonne. es war immer noch schönes, warmes wetter. dann hörte ich das auto von doerte vors haus fahren und einen jubelschrei von josie, die mich draußen sitzen sah. sie flog mir in die arme, küsste mich tausendmal und hatte viel zu erzählen – so wie sie immer irgendwie plapperte vor lebensfreude. das tat mir gut und lenkte mich kurzfristig ab. doerte begrüßte mich ohne emotion und nur mit der frage, na, wie war die messe. ich antwortetet supertoll, denn so war es ja auch. natürlich hatte sie keine ahnung, was ich mit supertoll meinte. jede minute in der keiner etwas sprach war ausgefüllt von gedanken an sie. meine ganze existenz war damit ausgefüllt. ich konnte es nicht steuern und konnte es nicht unterdrücken. demzufolge war ich wie weggetreten für die anderen um mich herum. einerseits freute mich das, andererseits störte es mich auch etwas, denn es hörte und hörte nicht auf und nahm mir zeitweise fast den atem. ich war zu kaum was fähig und ließ mich einfach treiben... ich hatte den dringenden wunsch sie anzurufen, traute mich aber nicht... ich beschloss sie am montag vom büro aus an ihrem arbeitsplatz anzurufen.

       24. April 1998

      schon beim aufstehen war ich glücklich, dass das wochenende rum war und ich in die firma fahren konnte – bzw. mit doerte zur firma fahren musste. da doerte nur bis 13:00 uhr arbeitete ersehnte ich dass die zeit bis dahin schnell vergeht und stürzte mich in die arbeit um dann sofort bei ihr anzurufen, denn sie hatte um 13:00 uhr mittagspause. die zeit verging relativ schnell, auch wenn sie ständig in meinen gedanken präsent war. endlich fuhr doerte nach hause. ich schloss meine bürotüre die sonst immer offen steht, außer wenn ich mich extrem konzentrieren musste, oder ein gespräch mit einer mitarbeiterin führen musste. alle wussten, dass wenn die türe geschlossen ist, keiner stören darf. das kam selten genug vor und damit war ich sicher, dass ich nicht beim telefonieren mit ihre gestört wurde und niemand es mitbekommt. mit zitternden fingern wählte ich die nummer von der firma in der sie arbeitete. es meldete sich jedoch nicht sie, sondern eine kollegin. ich fragte nach ihr und wurde verbunden. als ich ihre stimme vernahm riss es mich fast vom stuhl. meine beine wurden weich, mir wurde schwindelig und rang nach luft. darum herrschte ganz kurz erst mal schweigen und ich glaube es ging ihr ebenso wie mir. ich fragte erst mal wie es ihr ginge. es ging ihr gut sagte sie und das wochenende wäre viel zu lang gewesen und sie wäre zu hause trotz ablenkung durch die kinder und den üblichen tagesverlauf mit sich nicht klar gekommen. nur durch den besuch bei ihrer freundin und längere gespräche wäre sie einigermaßen ruhiger geworden... wir telefonierten fast eine ganze stunde – bis ihr chef aus der mittagspause zurückkam – und wir hätten wahrscheinlich noch bis in die tiefe nacht weitertelefonieren können. wir tauschten uns aus über das was wir erlebt und erfahren hatten in den letzten 5 tagen und dass das wohl eine fügung war, dass es so gekommen ist. jetzt mussten wir damit klar kommen. wir waren beide verheiratet und hatten kinder. wir waren beide in der beziehung am nullpunkt und bei uns beiden war ein ende der beziehung – auch ohne unser kennenlernen – schon längere zeit absehbar. nun aber wurde daraus eine perspektive die vorher nicht da war. jedoch sprachen wir darüber gar nicht, denn erst mal gab es nur unsere situation in der wir jetzt waren. über zukunft gab es noch keine gespräche, ja eigentlich auch noch keine konkreten gedanken. wir blieben zunächst nur im jetzt. wir verabredeten, dass wir uns gegenseitig so oft anrufen wie es möglich ist. dabei war die mittagspause erst mal die einzige und sicherste zeit, denn zu hause ging es ja nicht bzw. nur dann wenn man alleine war. aber dann musste der andere ja auch alleine sein. es war also schwierig, bzw. fast nicht möglich, spontan den anderen anzurufen. das tat oft ganz schön weh. (es ist doch schön, wenn es vor liebe und sehnsucht weh tut, denn wenn es nicht so wäre, hätte man es gar nicht!). es blieb dann noch die möglichkeit sie anzurufen wenn sie bei ihrer freundin war – und das war sie ganz schön oft. ich beschließe ihr heute noch einen brief zu schreiben und sage es ihr. Ich hatte vor, den brief in ihre firma zu schicken, aber sie gab mir dann lieber die adresse ihrer freundin die im selben ort wohnte. wir verabschiedeten uns schweren herzens und freuten uns auf das nächste telfongespräch.

      Der erste Brief

       24. April1998

      geliebter stern, mein herz,

      ich bin nicht in der lage, dir einen handschriftlichen brief zu schreiben. ich zittere zu sehr in gedanken an dich und vor sehnsucht nach deiner nähe. die situation ist normalerweise zum verzweifeln aussichtslos, aber wir beide spüren, dass das wenige, was wir konkret voneinander haben mehr ist, als wir erwarten durften – so wie es aussieht.

      ich kann ohne einen gedanken an dich keine sekunde mehr sein und das beeinflusst mein ganzes verhalten. die anstrengung funktionieren zu müssen sieht und merkt man mir an und alles in mir vibriert – und das vom aufwachen bis zum einschlafen. woher kommst du nur? wieso kenne ich dich schon so lange, ohne dich jemals zuvor getroffen zu haben? wieso verstehen wir uns „blind“? oder sind wir etwa erblindet durch den hellen blitz, der uns in umkirch getroffen hat?

      fragen, fragen, fragen... und antworten sind nicht notwendig. jede frage, die ich mir stelle kann unbeantwortet bleiben weil wir jede antwort schon vor der fragen kannten. alles ist vertraut, jeder gedanke