Die Mayerling-Katastrophe: So war es - war es so?. Marlene Gabriel

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Название Die Mayerling-Katastrophe: So war es - war es so?
Автор произведения Marlene Gabriel
Жанр Документальная литература
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Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783738012644



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Auslandsgastspiele. In Wahrheit lebten die Buska und der Kronprinz in Prag noch ungenierter ihre junge Liebe aus.Die Sache eskalierte erst im Jahr 1880, als die Buska sich schwanger fühlte. Das war keinesfalls im Sinne des Kaisers. Also rief er General Török zu sich, einen alten Haudegen, aber Ehrenmann, dem Kaiser total ergeben. Er befahl ihm unverzüglich die Burgschauspielerin Johanna Buska zu heiraten. Was Török als kaiserlichen Befehl auffasste und die junge Schauspielerin heiratete. Natürlich war er über die Schwangerschaft der jungen Frau informiert.

      Török, um 35 Jahre älter als seine junge Frau, seit seiner ersten glückliche Ehe mit Mathilde Harnoncourt-Unverzagt, die im Kindbett gestorben war, war zum Hagestolz geworden, hatte natürlich seine Eigenheiten und Gewohnheiten. Johanna Buska wiederum war jung, Schauspielerin und erwartete noch einiges vom Leben. Nun war sie die Gemahlin eines alten Militärs, der zwar einen stolzen Namen trug, Török de Szendrö lautete der ganze Namen, aber glücklich war sie in dieser Ehe nicht. Aber das Kind, wahrscheinlich vom Kronprinzen, trug einen stolzen Namen. Am 14. Februar 1881 wurde Alexander Török de Szendrö geboren, war ein hübsches lebhaftes Kind und verlor seinen „Vater“ nach vier Jahren.

      Die Buska heiratete mit 40 den Prager Theaterdirektor Angelo Neumann. Trotzdem wurde ihr die Generalspension trotz Wiederverheiratung weiter gewährt. Das war in der Tat sehr ungewöhnlich. Bei einer Wiederverheiratung einer sogenannten „ärarischen“ Witwe musste diese auf alle Pensionsansprüche verzichten.

      Sohn Alexander, angeblich dem Kronprinz wie aus dem Gesicht geschnitten, promovierte zum Doktor der Politikwissenschaften, avancierte zum Legationsrat und war Leutnant der Reserve. Die Buska übersiedelte nach Wien. Sohn Alexander heiratete in Budapest eine Bürgerliche. Seine Spuren verloren sich dann. Allerdings erzählte die Larisch-Wallersee, dass sie ihm in Amerika begegnet sei und ihn sofort als Kronprinz Rudolfs illegitimen Sohn erkannt hatte.

      Rudolf hatte einen Hang zu Schauspielerinnen. Darin unterschied er sich keineswegs von vielen jungen Erzherzögen, die das Chorps de Ballett als ihr ureigenstes Jagdgebiet ansahen oder den Schauspielelevinnen des Burgtheaters oder der Hofoper fest nachstiegen. Auch Operettensoubretten waren gefragte mögliche Partnerinnen der brünftigen Erzherzöge.

      Mina Pick, Schauspielerin am Wiener Grey-Theater, damals in der Wiener Canovagasse, war ebenfalls eine der Geliebten des Kronprinzen. Sie war kokett, viel umschwärmt und konnte zweimal „hinauf“ heiraten. Ihr erster Mann war ein Edler von Böhm. Nach seinem Tod war sie wieder in Wien zugange, kehrte ans Theater zurück und erneuerte die Bekanntschaft mit dem Kronprinzen. Die um drei Jahre ältere nunmehrige Edle von Böhm, war zweifellos erfahren und in Liebesdingen weder kompliziert noch unwillig. Sie war eher überaus routiniert und raffiniert und Rudolf war immer wieder in ihren Fängen. Sie oder doch Mitzi Glaser, ebenfalls Schauspielerin teilen sich die zweifelhafte Ehre mit dem Kronprinzen auf Brautschau in Brüssel gewesen zu sein. Genaueres ist heute nicht mehr herauszubringen, denn alle Unterlagen über diese mehr als peinliche Angelegenheit sind verschwunden oder vernichtet worden.Die Pick war immer hochmodisch, nach dem letzten Schrei , angezogen, war pikant, schlagfertig und führte ein recht aufwendiges Leben. Von ihren Gagen konnte sie sich diesen Aufwand sicher nicht leisten. Es ist daher anzunehmen, dass aus der Schatulle des Kronprinzen einiges für sie abfiel. Was sie nicht hinderte, sich nach einem reichen Mann umzusehen. Doch es blieb nur einer übrig. Der war zwar weder reich, noch hatte er Aussicht einmal ein größeres Erbe zu erhalten, doch er war fesch, war von Adel und ebenso leichtsinnig wie die Pick, zudem um einige Jahre jünger. Graf Christian Leiningen- Westerburg heiratete die Tanz-Soubrette, doch der aufwändige Lebensstil der Leiningen-Westerburgs änderte sich keineswegs. Die zwei Glücksritter ließen sich angeblich zu einer kleinen Erpressung Kronprinz Rudolfs hinreißen, der war inzwischen mit einer als höchst eifersüchtig bekannten Frau verheiratet und Vater einer dreijährigen Tochter. Ob die Erpressung gelang, darüber berichtet die Chronik leider nichts.Zwischenzeitlich ersteigerte Leiningen-Westerburg das Gut und Schloss Mayerling überaus günstig. Kann sein, dass sie damit Rudolf zuvorgekommen sind, der ebenfalls ein Auge auf das kleine Schloss und den Gutsbetrieb geworfen hatte und sogar schon einige Investitionen getätigt hatte. War er doch vom Vorbesitzer Michael Fischer, der sich an der Börse total verspekuliert hatte, darum gebeten worden.

      Doch, die raffinierten Leiningens wollten diesen Besitz keineswegs behalten, sondern boten es umgehend dem Kronprinz zum Kauf an. 1887 wurde es dann um 80.000.-- Goldkronen? (Währung war damals Gulden) vom Kronprinzen gekauft.

      Sporadisch hielten sich die Leinigens als Gäste des Kronprinzen in Mayerling auf, doch dann reiste man etwas überstürzt nach London. Kann sein, dass die Schulden zu groß wurden, die Gläubiger dem Grafenpaar im Nacken saßen. Das Geld vom Verkauf Mayerlings hielt nicht lange. Der Lebensstil war nach wie vor sehr aufwendig, zudem spielte man gerne. 1893 wurden sie geschieden. Der Graf hatte genug von seiner um 13 Jahre älteren Ehefrau. Mina Leiningen -Böhm- Pick verlebte in London wilde Jahre, verlor in den Londoner Spielcasinos mehr als sie gewann und verelendete immer mehr. Bekannt ist noch, dass sich die Pick nicht scheute nochmals eine Erpressung, diesmal am greisen Kaiser zu wagen. Sein Finanzberater, Bankdirektor Palmer sagte strikt nein.

      Die Pick starb 1940 in London. Sie wollte zwar immer als die Grand Mätresse in die Geschichte eingehen, doch das ist ihr nicht gelungen. Heute kann man sie als das bezeichnen, was sie ja war, eine kleine intrigante Dirne mit großen Ambitionen.

      Die schöne Anna Kuranda, Gattin des erfolgreichen Hoteliers und Unternehmers Emil Kuranda hatte es dem Kronprinzen angetan. Sie entsprach mit ihrer klaren, etwas dunkleren Haut, den schweren braunen Haaren und Augen, den unregelmäßigen aber harmonischen Gesichtszügen ganz seinem damaligen Frauenbild. Sie war im Aussehen das genaue Gegenteil seiner Ehefrau. Die erste Begegnung der beiden fand im Sommer 1888 laut Stephanie in einemSeparee in Abbazia statt, wohin das Kronprinzenpaar gereist war. Die Kurandas wiederum waren die heimlichen Könige des Urlaubsortes, hatte doch Emil Kuranda hier ein großes Hotel gebaut und wollte weiter investieren.

      Die Presse bekam von dieser Affäre Wind und schlachtete sie hämisch und weidlich aus. „Man las von einem „mit lächelndem Zynismus zur Schau gestellten intimen Verhältnis zur üppigen Gattin eines Generaldirektors aus Fiume. Kein Zweifel, damit waren der Kronprinz und Anni Kuranda, geborene Frankfurter, gemeint. Emil Kuranda drückte beide Augen zu, er wollte es sich schließlich mit dem Thronerben nicht verderben. Die Kronprinzessin war nicht so duldsam. Es soll sogar zu Schreiduellen des Paares gekommen sein, wenn Rudolf wiederum nächtelang mit Anni Kuranda zugange war. Einfallsreich, was seine Liebschaften anging, spann der Kronprinz sogar einen Großonkel, Erzherzog Friedrich ein und erklärte, dass er auf ungarischen Wunsch die Beziehungen zu den Kurandas pflege. Der, gutmütig wie er war und mit einem Dragoner von einer Ehefrau geschlagen, nämlich Erzherzogin Isabella, in Hofkreisen auch Busabella genannt, (ihr Busen war nicht zu übersehen) spielte sogar den Postillon d' amour für das Liebespaar. Immerhin sei Herr Kuranda ein bedeutender Investor. Er stellte es also als Geschäftsbeziehung dar. Stephanie wusste es besser und bezeichnete viel später Anni als „kleine Vetsera“. Durch diese Eskapade des Kronprinzen könnte es zum endgültigen Bruch zwischen Rudolf und Stephanie gekommen sein.

      Die Spur dieser Liebelei des Kronprinzen verliert sich in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts.

      Durch Zufall bin ich im Internet auf eine Anzeige gestoßen, wo nach Anni Kuranda, geborene Frankfurter gesucht wurde. Ihr Todesdatum ist so wie der Todesort unbekannt. (Anm.d.Verf.). Wahrscheinlich ist auch Sie ein Opfer des Holocaust geworden.

      Noch eine Dame, die sich der Gunst des Kronprinzen erfreuen durfte sei hier erwähnt: Es handelt sich um die polnische Agnatentochter Rosa Gräfin Potocka. Unermesslich reich, verwöhnt, aber trotzdem streng erzogen, war ihr bestimmt, ebenfalls standesgemäß und vor allem auch reich zu heiraten. Ihr Vater, Graf Alfred Potocki wurde vom Kaiser zum Statthalter von Galizien ernannt.

      Rosa hatte noch eine ebenso hübsche Schwester und einen sehr eleganten Bruder. Die Familie war öfters in Wien, zumal man hier Verpflichtungen hatte, nicht nur den Besuch des jährlichen Polenballes, der immer einer der Höhepunkte des Wiener Faschings war. Auf einem dieser Bälle fiel die schöne Rosa sowohl dem Kronprinzen als auch Erzherzog Johann Salvator ins Auge. Der Kronprinz war da noch nicht 20, mit der Busta verbandelt, doch er hatte schon damals den Kennerblick für ungewöhnliche