Название | Die Mayerling-Katastrophe: So war es - war es so? |
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Автор произведения | Marlene Gabriel |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738012644 |
Damals war der Jockeyklub das angesagteste Etablissement für die jungen Aristos, die sich hier die Zeit vertrieben. Die Baltazzis, Philipp Coburg, Fürst Ypsilanti, Rudi Liechtenstein, alle schauten irgendwann einmal vorbei und verspielten Vermögen.
Rosa fiel erst viel später in Ungnade, da waren Rudolf und sie schon ein Paar und Rudolf gedachte sie zu heiraten.Doch Franz Joseph war keinesfalls mit der Wahl seines einzigen Sohnes einverstanden. Vater Potocki wiederum sah seine Tochter düpiert, immerhin gehörte er zum polnischen Hochadel und war um einiges reicher als der Kaiser. Wie lange diese Geschichte dauerte ist nicht bekannt. Nur dass bereits im Jahr 1880 die Vorarbeiten zur Heirat mit Stephanie von Belgien im Laufen waren.
Doch Kaiser Franz Joseph wusste sehr genau, dass er mit der Ablehnung seiner Tochter den überaus arroganten und stolzen Potocki schwer beleidigt hatte und traf mit dem polnischen Grafen eine geheime Abmachung. Der Kaiser werde für die Ausrichtung der Hochzeit finanziell sorgen und zudem die Kosten einer verschwenderischen Aussteuer tragen, würdig einer Prinzessin.
Eduard Graf Raczynski wurde der Ehemann des „gefallenen“ Mädchens. Auch er gehörte zum Magnatenkreis Polens, Kann sein, dass er nicht ganz so viel Besitz hatte, wie die Potockis.
Das Paar lebte lebenslang auf Schloss Rogalin bei Posen. Sie starb elf Jahre nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1937. Als man den Nachlass sichtete, fand man nicht nur einen verstaubten Makartstrauss sondern auch ein dickes Bündel vergilbter Briefe, mit dem charakteristischen „R“ für Rudolf. Zudem erkannte einer der Nachlassverwalter die Schrift des Kronprinzen.
Was dann mit den Briefen wirklich geschehen ist, ist ungeklärt. Die Familie Potocki berichtet, dass sich die damals noch lebende Stephanie Lonyay, ehemalige Kronprinzessin die Briefe erbat und durch Boten abholen ließ. Sie sollen dann bei ihr verblieben sein. Angeblich nahm sie diese Briefe sogar auf ihrer Flucht vor den Russen nach Pannonhalma mit. Eine andere Lesart will davon wissen, dass diese Briefe von Stephanie vor der Flucht mit vielen anderen Papieren verbrannt wurden, also nicht mehr existieren.Leider, wie schon mehrmals erwähnt, ist der gesamte Nachlass der Fürstin Lonyay in Pannonhalma und kann nicht eingesehen werden, obwohl es von Historikern immer wieder versucht wird, wenigstens Teile des Nachlasses sichten zu dürfen. Es könnte sein, dass alle diese Geschichten nicht stimmen und die Rudolf-Briefe an Rosa Potocka noch existieren und im im Nachlass gefunden werden könnten.
Mitzi Kaspar, die intimste Vertraute und langjährige Geliebte des Kronprinzen kam aus der Halbwelt. Sie wurde 1864 in Graz geboren und verstarb 1907 an Syphillis.
Dazwischen lag ein Leben mit vielen verschiedenen Männern, bevor der Kronprinz kam. Während der Beziehung mit ihm und auch nachher, lebte sie allein und es ist von keiner einzigen neuen Beziehung zu einem Mann etwas bekanntgeworden. Auch nach dem Tod Rudolfs wurde sie nach wie vor überwacht. Galt sie doch als allererste Geheimnisträgerin. Noch in der Nacht vor der fatalen Abfahrt nach Mayerling soll er sie ja besucht haben.
Kennengelernt haben sich Rudolf und Mitzi wahrscheinlich über die Kupplerin Wolff, einer stadtbekannten „!Dame“. Mitzi war nicht nur äußerlich genau der Typ, den Rudolf bevorzugte. Selbst sein Cousin, der spätere Thronfolger Franz Ferdinand, war von ihr so schwer begeistert, dass er Rudolf mit seiner Schwärmerei für Mitzi auf die Nerven zu gehen begann.
Sie war der Typ der frischen, koketten, das Herz aber am rechten Fleck tragenden Wienerin, obwohl sie aus Graz kam. Sie war schlank, mittelgroß, dunkle Haare und Augen, kecke ein wenig nach oben strebende Nase. Sieht man sich heute ihre Fotos an, sieht man keineswegs eine außerordentliche, überragende Schönheit, sondern eine eher unauffällige junge Frau, deren Gesichtszüge etwas aufgedunsen wirkten, eher rundlich waren. Allerdings hat sich das Schönheitsideal seit damals sehr gewandelt. Die Affäre mit Mitzi Kaspar ging über Jahre. Rudolf war überaus großzügig, kaufte ihr ein dreistöckiges Zinshaus im 4. Bezirk, Heumühlgasse 10. Nun war sie Hausbesitzerin, damit ehrbar. Allerdings wusste wohl die ganze Nachbarschaft, dass die einstige Nobelhure nun die Freundin des Kronprinzen war. Oft genug wurde ja der Hofwagen vor dem Haus gesehen. Der Kronprinz ging dort ungeniert ein und aus.
Kronprinzessin Stephanie wusste sehr wohl, welche Bedeutung die Kaspar für ihren Gatten hatte und war gerade auf sie, dem Mädel aus dem Volk, rasend eifersüchtig.
Ein Vorfall mit der Kaspar sollte nicht unerwähnt bleiben, obwohl es auch hier keine schriftlichen Aufzeichnungen mehr gibt. Es kann sein, dass auch diese nach Mayerling entfernt wurden oder beim Brand des Justizpalastes 1927, ein Raub der Flammen wurde. Allerdings wurde in Polizeikreisen heftigst darüber gesprochen. Im Sommer 1888 wurde Mitzi im Polizeipräsidium vorstellig und gab sehr aufgeregt zu Protokoll, dass ihr der Kronprinz bei einem Spaziergang in Mödling, nahe des Husarentempels, den Vorschlag unterbreitet hatte, gemeinsam mit ihm in den Tod zu gehen. Dieser Vorschlag sei durchaus ernst gemeint. Sie sei gekommen, um ein etwaiges Unglück zu verhindern. Die Aussage wurde zu Protokoll genommen, aber nichts weiter veranlasst. Außer dass angeblich die Überwachung des Kronprinzen verstärkt wurde. Mitzi, die wahrscheinlich am meisten erzählen hätte können, schwieg bis zu ihrem Tod eisern, trotz der überaus üppigen Angebote, besonders von ausländischen Medien.
Trotzdem sickerte nach Rudolfs Tod einiges über seine Manneskraft durch. Laut Mitzi Kaspar konnte er den Geschlechtsakt nur dann vollziehen, wenn er Champagner, gemischt mit Cognac getrunken hatte. Wahrscheinlich hatte sie dieses Detail ihrer einstigen Madame, der Wolff erzählt, diese gab es prompt weiter.
Nach dem Tod Rudolfs wurden der Kaspar 30.000 Gulden ausgehändigt, so wie es der Kronprinz verfügt hatte. Eine diesbezügliche Mitteilung samt dem Geld wurde nach seinem Tod in seinem Schreibtisch vorgefunden.
Mitzi bekam als Einzige der Mitwisser Mayerlings nach dem Tod des Kronprinzen keine wie immer geartete Unterstützung vom Kaiserhaus. Auch wurde an sie kein Schweigegeld gezahlt.
Nach Rudolfs Tod zog sie sich gänzlich zurück, verkaufte sogar ihr Haus in der Heumühlgasse, verzichtete damit doch auf einige Zinseinnahmen und kaufte sich ein kleines Haus, wo kein Hausmeister benötigt wurde. Gerade ihr Hausmeister war besonders von den Scheinen angetan, die ihm findige Reporter zusteckten, damit er ihnen etwas über Rudolf und Mitzi erzählte. Sie wollte keinesfalls mit Anfragen über den Kronprinzen oder gar Mayerling behelligt werden. Sie ging praktisch in der Anonymität der Großstadt unter. Nur wenige wussten, dass die Privatiere, als solche stand sie im Lehmann-Adressbuch, die Geliebte des Kronprinzen war. Auch nach dem Tod von Rudolf konnte sie sehr gut leben. Sie hatte ihr schuldenfreies Haus, mit sehr wenigen Mietern, besaß Schmuck und lebte sehr zurückgezogen. Sie verstarb an den Folgen einer Syphilis im Jahr 1907. Zuvor musste sie wohl an sehr großen Schmerzen gelitten haben, war aber total vereinsamt, da sie anderen Menschen gegenüber als überaus misstrauisch geworden galt und niemand an sich heranließ. Sie hat weder mündliche noch schriftliche Aufzeichnungen hinterlassen.
Es darf aber angenommen werden, dass nicht nur das Aussehen Mitzis den Kronprinzen beeindruckte, sondern auch ihr Wesen und ihr Charakter. Sie war lustig, charmant, voller Einfälle, konnte gut zuhören und trösten und stellte keinerlei Ansprüche an ihn. Bei ihr konnte er sich geben wie er wollte, ohne dass er Angst haben musste, dass seine Ansichten und seine Gespräche sofort irgendwo in einer ausländischen Zeitung standen. Mitzi war wirklich verschwiegen. Eventuelle Geheimnisse nahm sie mit ins Grab.
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