Späte Begegnung. Milla Burckhardt

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Название Späte Begegnung
Автор произведения Milla Burckhardt
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783752903492



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      Milla Burckhardt

      Späte Begegnung

      Unterm Pflaster rauscht das Meer

      Dieses ebook wurde erstellt bei

       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Späte Begegnung

       Ein Kind sein

       Unter Freundinnen (2)

       Leben mit Schule

       Unter Freundinnen (3)

       Studienjahre

       Unter Freundinnen (4)

       Karriere - und Anderes

       Unter Freundinnen (5)

       Ein Kind bekommen

       Unter Freundinnen (6)

       Das Ende ist nicht das Ende

       Anmerkungen

       Impressum neobooks

      Späte Begegnung

       Milla Burckhardt

       Späte Begegnung

       Unterm Pflaster rauscht das Meer

       Roman

       Impressum

      Texte: © Copyright by Milla Burckhardt

       Umschlag: © Copyright by Maria Herrlich

       Verlag: Milla Burckhardt

      Viktoria-Luise-Platz 5

      10777 Berlin

      [email protected]

      Druck: epubli, ein Service der neopubli GmbH,

      Berlin

      Printed in Germany

      Liebe Marianne,

      du fragtest, wie es möglich sei, dass ich nun doch noch „unter die Haube“ gekommen bin, mit über siebzig. Das frage ich mich auch. Was hat Björn und mich so stark zueinander gezogen? Gibt es in unserem langen Leben Erfahrungen, die uns verbinden? Oder ist es die Unterschiedlichkeit des Erlebens, die unsere jeweilige Attraktivität ausmacht? Ich möchte unser beider Leben aufschreiben, um Antworten auf diese Fragen zu finden. Vielleicht erfahre ich sogar etwas über „die Liebe“. Hättest du Lust, meine Schreibversuche zu begleiten? Mir täte es natürlich gut, eine Gesprächspartnerin wie dich zu haben.

      Ich grüße dich von ferne

      Clara

      Liebe Clara,

      dein ganzes Leben bist du am Hafen der Ehe vorbei gesegelt, und nun das. Es ist mir in der Tat nicht nachvollziehbar, wie man – und vor allem du - sich in unserem hohen Alter einem wildfremden Menschen so schnell so nah fühlen kann. Das soll kein Vorwurf sein, nur eine Verständnisfrage. Zwischen euch liegen Jahrzehnte unterschiedlicher Erfahrungen – wie geht das zusammen? Ich bin gespannt, ob deine Aufzeichnungen darüber Auskunft geben. Schick mir, was du hast. Und du kennst mich ja: Ich spare nicht mit Kritik.

      In Liebe

      Marianne

      Ein Kind sein

       Björn

      Seine Eltern trafen sich während des Studiums an der University of Southern California in Los Angeles. Finn war aus Skandinavien gekommen1 und wollte eigentlich schreiben, aber er brauchte Geld, und mit Literatur konnte er nichts verdienen. Es blieb die Wissenschaft und für das Fach Volkswirtschaft waren Stipendien ausgeschrieben. Er musste sich nicht sehr anstrengen, um eines zu gewinnen und war zunächst seiner finanziellen Sorgen ledig. Bei einem studentischen Fest lernte er Louise kennen und war fasziniert von ihrem Auftreten. Da er in den USA zunächst sehr alleine war, war er glücklich, dass sie sich zunächst auf ein Gespräch, dann auf mehrere Tänze einließ. Ihre großen Augen, ihr Lächeln und nicht zuletzt ihr Temperament beim Tanz verwirrten ihn, der bislang nur mit Männern näheren Kontakt hatte. Louise wiederum war unter Frauen aufgewachsen und hatte keinerlei Erfahrung mit Männern. Aber dass sie ein attraktives Mädchen war, das hatte sie schon als Jugendliche an den Reaktionen von Verwandten, Mitschülern und Freundinnen erfahren. Finn, den norwegischen Studenten, erlebte sie als höflich und liebenswürdig, ohne aufdringlichen Charme. Sein Flair aus der Welt Europas zog sie an, wie auch seine Klugheit. Sie verstanden sich auf Anhieb. Schnell wurden sie ein Paar. Sie wechselte ihr Studienfach und begann, ebenfalls VWL zu studieren. Beide fühlten sich einer intellektuellen Schicht in den USA zugehörig, die sozialistischen Ideen anhing und nicht nur in Amerika mehr Chancengleichheit realisieren wollte.

      Finn wie Louise trugen an schwerem Kindheitsgepäck. Louises Eltern waren kurz nacheinander an der Spanischen Grippe2 gestorben, als sie fünf Jahre alt war. Sie wuchs bei der Großmutter auf, getrennt von ihren Geschwistern, die bei Schwestern ihrer Mutter untergebracht wurden. Finns Vater in Norwegen zog seinen Sohn alleine auf. Er konnte nicht verwinden, dass ihn seine Frau kurz nach der Geburt des Sohnes verlassen hatte. Sein Enkel erlebte ihn als einen Mann, der an der Welt und seinem eigenen Leben krankte. Finn wie auch Louise hatten frühe Bindung nur als eigene Sehnsucht erlebt. In die Ehe stolperten sie ohne sexuelle Erfahrungen.

      Finn hatte Freude an wissenschaftlicher Arbeit und sie fiel ihm leicht. Sofort nach dem Abschluss des Studiums erhielt er eine Stelle als Assistenzprofessor in Charlottesville im Staat Virginia. Damit war der Lebensunterhalt für ihn und eine künftige Familie gesichert. Er mietete eine Wohnung und kaufte einen gebrauchten Model T Ford, ein Auto, das noch mit einer Kurbel in Gang gebracht werden musste. Das Baby, das er und Louise sich wünschten, kam 1936 zur Welt und wurde nach Finns Vater Björn genannt.

      Louises Beziehung zu ihrem Kind war überschattet von beginnender Unzufriedenheit mit ihrer Hausfrauenrolle und ihrer Ehe. Sie fühlte sich weder sexuell noch intellektuell ausgelastet. Was der Ehemann ihr an Bestätigung nicht geben konnte und was ihr im Beruf fehlte, sollte nun ihr kleiner Junge bringen. Ein Kind zu haben, Mutter zu sein, bedeutete Erfolg im Leben einer Frau und einen Meilenstein auf dem Wege zu gesellschaftlichem Ansehen. Stolz fuhr sie mit dem Baby zu den Verwandten in Ohio, wo sie ihre Kindheit verbracht hatte. Und die Anerkennung für das kleine blonde Wesen blieb nicht aus: Alle waren angetan von dem aufgeweckten Baby. Louise freute sich, dass ihr in dieser Woche auch viel abgenommen wurde: Großmutter und Schwester wollten immer wieder das Baby füttern, wickeln und mit ihm spielen. Es gab auch ein Fest im