PENNYFLAX und die Rache des Hexenmeisters. Andreas Bulgaropulos

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Название PENNYFLAX und die Rache des Hexenmeisters
Автор произведения Andreas Bulgaropulos
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738030488



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Erfahrung im Waffen- und Rüstungsschmieden, sondern kannte sich natürlich mit der Kampfstrategie der Grünhäuter aus, weshalb seine Hilfe doppelt so wertvoll war.

      Zum Abschied bekam Pennyflax von Meister Snagglemint zwei Dinge geschenkt: Ein Säckchen mit Engelsstaub gegen Schwarze Magie und einen Zauberschlüssel in Form einer Stimmgabel, der zwar nur ein Mal benutzbar war, aber garantiert jede Tür öffnete. Murksipfusch übergab dem Kobold einen Laib selbstgebackenes Steinbrot, das man sogar zur Verteidigung nutzen konnte. Und Schlonzo schenkte Shirah ein Töpfchen mit einem Superkleber namens Buhu, den man sich auf die Fuß- oder Schuhsohlen schmierte und damit selbst auf Glatteis nicht ausrutschte.

      Als sich Pennyflax, Shirah und Minky von allen verabschiedet hatten und gerade losmarschieren wollten, hörte die versammelte Mannschaft ein Donnergrollen in der Ferne. Dieses konnte jedoch kaum mit dem Wetter zusammenhängen, da der Himmel nicht nach Gewitter aussah. Vielmehr rumorte der Donner aus dem Nordwesten herüber und klang nach einer Explosion.

      Olf deutete zum Horizont, wo ein rotes Leuchten im Herbstnebel aufflackerte, und grunzte: »Vulkan!«

      Auch Fauch stieß sein bedrohlichstes Fauchen aus, und da klackerten bei Pennyflax die Münzen: Der Feuerberg war ausgebrochen und schleuderte seine Lava in den Himmel. Verzwurbeldingst, dachte er. Sulferion macht Ernst und lässt Pyros den Drachen aus seinem Thronsaal unterm Berg frei!

      Mit einem unheilvollen Gefühl im Nacken verließen die Freunde Garstingen und traten eine Reise an, wie sie noch nie zuvor zwei Kobolde und ein Rotzling angetreten hatten.

      *** 4 ***

      Drei Stunden vor Pennyflax’ Aufbruch, tief im Feuerberg:

      Der Mann mit den Spitzohren und den weißen Haaren begann vor Wut zu zittern. Sein Gesicht verzerrte sich, und über seine graue Haut züngelten Flammen, so dass er wie ein zwei Meter großer Teufel wirkte, der aus dem Höllenfeuer empor gestiegen war. Noch während seine Augen rot aufglühten, stieß er einen Schrei aus, der die Grundfesten des Vulkanbergs erschütterte.

      Sulferion brüllte seine Goblin-Kommandeure an, dreizehn Elitekrieger, die sich ehrfürchtig vor ihrem Meister in den Staub warfen, weil sie seine Anordnungen missverstanden hatten. Zur Strafe packte der Hexer einen von ihnen im Genick, hob ihn hoch und ließ ihn so lange die Hitze seiner Flammenaura spüren, bis der Grünhäuter zappelnd um Gnade winselte. Anschließend erklärte er den Arbeitsvertrag seines Untertans für aufgelöst, warf ihn hinaus und rief den Anführer der Elitekrieger nach vorne.

      »URMOG! Warum muss ich meine Befehle ständig wiederholen?! Diese Katapulte sollten schon längst aus dem Berg geschoben werden! Wenn deine Leute unfähig sind, unsere Arbeiter-Trolle anzuweisen, suche ich mir neue Kommandeure … UND DANN WIRST AUCH DU ERSETZT!!!« Vor Zorn schleuderte der Hexer einen Feuerball gegen die Wand des Tunnels, in dem er mit seinen Leuten stand. Ein Transporttunnel, der vor Hochbetrieb aus allen Nähten platzte, da etliche Goblins und Trolle Kriegsgerät nach draußen beförderten.

      »Meister müssen das entschuldigen«, grunzte Urmog kleinlaut und zog seinen Lendenschurz hoch, was die daran befestigten Rattenschädel zum Klappern brachte. »Trolle konnten Katapulte nicht durch Ausgang des Feuerbergs rollen, weil Katapulte zu breit gebaut wurden.«

      »Dann lass das Tor vergrößern!«, fauchte Sulferion. »Muss man euch denn jede Kleinigkeit erklären?!«

      Urmog gab seinen Leuten die Anweisung und fragte vorsichtshalber nach: »Sollen Urmog auch Schlot des Feuerbergs vergrößern lassen, damit Drache von Meister leichter rausfliegen kann?«

      »Nein! Pyros wird sich seinen Weg frei sprengen, sobald ich die Dämonen der Seufzer-Schlucht herauf beschworen habe … auch das hatte ich dir bereits erklärt, du Madenhirn! Selbst dein Vorgänger besaß mehr Grips als du!« Wieder verzerrte sich das Gesicht des Hexers, und wieder flammte seine Hand auf.

      Obwohl Urmog bereits einen grauen Schopf besaß und aufgrund einer Verletzung das linke Augenlicht verloren hatte, warf er sich geschickt zur Seite und entging dem Feuerball. Rasch sprang er zurück auf die Füße und erinnerte den Hexer an die Dummheit seines Vorgängers, der sich von einem Kobold hatte hinters Licht führen lassen und im Magen eines Sumpfmonsters gelandet war.

      Bevor Urmog jedoch eine Reaktion seines Meisters ernten konnte, packte ihn jemand von hinten am Arm und zog ihn beiseite. Zwei Elfenkrieger in Lederrüstungen und mit langen blonden Haaren traten vor Sulferion und verneigten sich.

      »Ihr habt nach uns schicken lassen, Gebieter?«, erkundigte sich der vordere Elf mit melodischer Stimme, ein Schönling, der ein gebogenes Schwert an der Hüfte und einen Langbogen auf dem Rücken trug. »Wie genau können mein Bruder und ich Euch bei Eurem Feldzug behilflich sein?«

      Sulferion hatte sich abgeregt. Die Flammen, die um seinen Körper züngelten, erloschen und seine Haut nahm wieder ihre aschgraue Farbe an. Nur seine Augen glühten noch immer. Über seine Mundwinkel legte sich ein spöttisches Lächeln, als er die beiden musterte und daran dachte, dass er früher zum selben Volksstamm wie sie gehört hatte. Der Hexer raunte: »Schau an, Halbelf und sein schweigsamer Bruder Sieben! Mich kannst du mit deiner aufgeblasenen Höflichkeit nicht täuschen, Freundchen, denn wir haben vor tausend Jahren zusammen am Königshof von Viancáru gelebt. Ich kenne deine Sorte … ihr seid allesamt Heuchler und Verräter! Eure Familie tat so, als ob sie König Lavendel treu ergeben war, dabei habt ihr eine Intrige nach der anderen gegen den Herrscher geschmiedet. Aber deswegen braucht ihr euch nicht für etwas Besseres zu halten. Ihr zwei seid genauso verschlagen wie ich es bin, gib es ruhig zu! Erinnerst du dich zum Beispiel daran, wie ich die Tochter des Königs entführte, weil sie nicht meine Frau werden wollte?«

      Halbelf schluckte – er erinnerte sich nur zu gut. Dies war der Grund, warum er und sein Bruder als Abtrünnige im Elfenreich Viancáru gesucht wurden.

      Geschmeidig wie ein Wolf näherte sich Sulferion und zischte ihm ins Ohr: »Damals am Königshof wusste ich, dass ihr zwei die Richtigen wart, um mir die Entführung von Prinzessin Candela zu ermöglichen. Bedauerlicherweise dachte dein Bruder, er könnte mich betrügen, indem er meinen Plan bei den Palastwachen für eine Belohnung ausplaudert. Das war äußerst dumm von ihm! Somit trägt er selbst die Schuld an dem Fluch, mit dem ich ihn belegen musste. Ich wette, diese Strafe lastet noch immer schwer auf ihm, richtig? Schließlich steht er durch den Seelenfluch in Verbindung mit der Unterwelt und spürt, wie die Geister den Verlust ihres Lebens betrauern. Und genau aus diesem Grund gebe ich euch beiden den Rat, niemals auch nur an Verrat zu denken. Sonst lernt ihr noch größere Verzweiflung als die Geister kennen!«

      Halbelf wurde blass wie Schnee. Er schaute zur Seite zu seinem Bruder, dem die Zeichen des Seelenfluchs deutlich anzusehen waren. Denn Sieben hatte Flecken auf der Haut, dunkle Augenränder und klagte seit Jahren über Schmerzen und Schlaflosigkeit. »Ich … verstehe, Gebieter«, presste Halbelf hervor und beeilte sich zu versichern: »Wir werden Euch treu dienen, bis Ihr mit Eurer Armee in Viancáru einmarschiert und den Königsthron erobert habt. Doch ich darf Euch an Euer Versprechen erinnern, nach unserem Sieg meinen Bruder von seinem Fluch zu erlösen und uns die Freiheit zu schenken.«

      Der Hexenmeister überhörte die Bemerkung. Er war inzwischen mit den Elfenbrüdern bis zum Tor des Transporttunnels geschritten und schaute auf seine Armee hinab, die sich am Fuß des Feuerbergs versammelte. Wiederum verzog er die Lippen zu einem Grinsen und knurrte: »Seit Ewigkeiten warte ich auf meine Rache! König Lavendel hat mich wegen meines Studiums der Schwarzen Magie aus dem Elfenreich verbannt, obwohl ich mit seiner Tochter Candela verlobt war. Hätte ich die Prinzessin geheiratet, wäre ich sein Nachfolger geworden, doch dieses Recht auf den Thron hat der König mir genommen und mich durch das halbe Land jagen lassen. Nun aber besitze ich die Macht, mir wiederzuholen, was mir gestohlen wurde. Ich werde mit meiner Armee bis in seinen Palast vordringen, ihm die Krone vom Kopf reißen und ihn in den dunkelsten Kerker Eraluvias werfen, bevor ich mich selbst zum neuen König kröne!«

      Sulferion ballte die Fäuste. Er spürte, wie die Boshaftigkeit durch seinen Körper pulsierte, eine Macht, die ihn im Laufe der Zeit zum Dunkelelf, Feuermagier und Totenbeschwörer