PENNYFLAX und die Rache des Hexenmeisters. Andreas Bulgaropulos

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Название PENNYFLAX und die Rache des Hexenmeisters
Автор произведения Andreas Bulgaropulos
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738030488



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traut sich aus seinem Feuerberg, um ganz Eraluvia zu … dings, äh … zu erobern.«

      Shirah nickte, was ihre Zöpfe zum Wackeln brachte. »Hat er ja auch schon angedroht, als wir ihn damals in seinem Thronsaal belauscht hatten. Aber was können wir da bloß tun? Will mich nicht erobern lassen!«

      Meister Snagglemint erhob sich mit entschlossener Miene und griff nach seinem Zauberstab. »Auf alle Gefälle müssen wir ein Kobold-Getümmel zusammentrommeln, damit wir besprechen können, wie wir uns am besten schützen. Begleitet mich sofort zum Dorfplatz!«

      Pennyflax, Shirah und Minky folgten dem Alten aus seinem Baumstammhaus nach draußen, und Fauch flatterte ihnen hinterher. Sie beschritten den Hauptweg, der am Rauschebach entlangführte, und riefen alle Bürger Garstingens dazu auf, sich geschwind zum Getümmel einzufinden, da es um Leben, Tod und nie mehr Streiche spielen ging – was sich natürlich kein Kobold zweimal sagen ließ. So erreichte ein ganzer Pulk von Garstingern den Dorfplatz unter der großen Eiche, und selbst die beiden Schäfer Triefauge und Schniefnase ließ man von der Weide ihrer Wollmäuse holen.

      Eine Viertelstunde später waren alle zweiundfünfzig Kobolde versammelt, um sich die Schreckensnachricht aus Minkys Mund anzuhören und anschließend Meister Snagglemints Vermutung wegen der Seufzer-Schlucht. Nachdem der Magiker geendet und vorgeschlagen hatte, Garstingen eine Weile zu verlassen, bis die Gefahr aus dem Nordwesten vorübergezogen war, riefen alle aufgeregt durcheinander. Niemand wollte sein Heim aufgeben und in Richtung Osten flüchten, einer ungewissen Zukunft entgegen. Zumal die meisten Kobolde der Meinung waren, man könne nicht aufgrund von Gerüchten das Schlimmste vermuten und feige alles stehen und liegen lassen. Vor allem Bäcker Murksipfusch und Tüftler Schlonzo wollten um keinen Preis ihre Backstube und Werkstatt der Zerstörungswut irgendwelcher Goblins oder Dämonen überlassen. Und noch während sich zustimmendes Gemurmel unter den Bürgern breitmachte und einige bereits nach Hause gehen wollten, weil sie die Sache als erledigt betrachteten, sprang Pennyflax auf den Redner-Baumstumpf und erhob die Stimme.

      »Verzwurbeldingst noch mal!«, schimpfte er. »Shirah und ich haben euch doch erst vor wenigen Monaten von den Kriegsmaschinen berichtet, die wir im Feuerberg gesehen haben. Und wir haben euch von den Gemeinheiten erzählt, die Sulferion dort ausbrütet. Habt ihr das schon wieder vergessen?! Der Hexer ist tatsächlich der fieseste Bösewicht, den ihr euch vorstellen könnt, und wenn wir jetzt die Köpfe in den Matsch stecken und so tun, als ob uns sein Feldzug nix angeht, dann geht’s uns wie den Dorfbewohnern nördlich von hier: Garstingen wird niedergebrannt, und wir werden gefesseldingst!«

      »Und was schlägste vor?«, rief Murksipfusch. »Sollen wir kilometerlang über die Oststraße nach Viancáru latschen und bei den Elfen leben? Für die feinen Langohren sind wir doch nur nutzlose Winzlinge, die gerne Maden fressen!«

      Pennyflax überlegte und zuckte die Schultern. »Nee, nicht dort leben. Aber ’ne Spitzenidee wäre, Elfenkönig Lampion Lavendel um die Hilfe seiner Truppen zu bitten. Und wenn wir auf dem Weg ins Elfenreich so viele Bewohner Eraluvias wie möglich warnen, könnten wir uns alle verbünden und Sulferion ’nen Superstreich spielen. Da würde der nämlich ganz schön Augen glubschen!«

      Erneut brachen die versammelten Kobolde in Gemurmel aus. Die Mehrheit war vom Nutzen einer solchen Aktion nicht überzeugt, sondern vielmehr dafür, sich aus den Angelegenheiten der anderen Völker herauszuhalten und den Hexenmeister nicht noch mehr zu verärgern, als es Pennyflax schon letzten Sommer getan hatte. Viele waren gar der Meinung, dass keine Gefahr für Garstingen bestand, weil es zu unbedeutend war. Deshalb hörte auch keiner mehr Shirah oder Meister Snagglemint zu, die beide Pennyflax’ Vorschlag unterstützten, nach Viancáru zu gehen. Ein Kobold nach dem anderen wandte sich ab und marschierte zurück auf den Waldweg, um sich wieder seinen Alltagsgeschäften zu widmen.

      Niedergeschlagen stand Pennyflax auf dem Redner-Baumstumpf und ließ die Schultern hängen. Er hätte aus seiner braunen Koboldhaut fahren können, so ärgerte er sich über die Gleichgültigkeit seiner Mitbürger. Doch noch während sich die Versammlung auflöste, brach vorne auf dem Weg ein Tumult aus und Geschrei war zu vernehmen, das sogar das Rauschen des Herbstwinds in den Baumwipfeln übertönte. Die Garstinger, die zuerst gegangen waren, kamen zurückgestürmt, die Augen vor Schreck geweitet und von einer solchen Panik erfüllt, dass sie die anderen über den Haufen rannten, die gerade gehen wollten.

      Pennyflax, Shirah, Meister Snagglemint und Minky versuchten in dem umher wirbelnden Laub zu erkennen, vor was die Kobolde flüchteten. Bis sie plötzlich eine große grüne Gestalt durch das Unterholz hetzen sahen, deren Augen rot glühten und die auf den Dorfplatz zulief. Irgendjemand schrie »GOBLIN!«, und genau in diesem Moment erblickten sie tatsächlich einen jener gefährlichen Grünhäuter, die im Dienste Sulferions standen und für ihre Brutalität berühmt waren.

      Der Goblin war nur mit einem Lendenschurz bekleidet und trug Knochenschmuck, der an seinem Hals und den muskulösen Armen klapperte. Das Auffälligste aber war der Zopf oben auf seinem Schädel sowie sein Maul mit dem Raubtiergebiss. Er machte einen gewaltigen Sprung, landete auf dem Dorfplatz und grunzte Pennyflax an: »Ihr Kobolde müssen verschwinden! Es geben Krieg!«

      *** 3 ***

      Wie gelähmt vor Angst starrten die Kobolde auf den Goblin, der mit seiner Halskette aus Rattenschädeln, den rot glühenden Augen und den Krallenhänden wie ein Albtraum wirkte. Gerade weil die Garstinger nur halb so groß wie der Grünhäuter waren, flüchteten viele vom Dorfplatz in den Wald oder warfen sich in den nächstbesten Blätterhaufen. Andere waren mutiger und griffen nach Stöcken oder zückten ihre Messer. Die alte Booja war jedoch die Furchtloseste von allen. Für eine Koboldfrau besaß sie enorme Muskeln, deshalb ging das Gerücht, dass sie in ihrer Jugend einen Grünhäuter umgehauen hatte, weil der ihr ein Glas Marmelade stehlen wollte. Und an dem Gerücht schien etwas dran zu sein, denn Booja näherte sich dem Goblin von hinten mit einer Bratpfanne in der Hand.

      Inzwischen hatte Pennyflax seinen Schock überwunden und ermahnte Fauch, der in Angriffsstellung gegangen war, keinesfalls Feuer zu spucken. Ihm fiel nämlich an dem Goblin etwas auf, das ihm bekannt vorkam: Ein beachtliches Bäuchlein wölbte sich über dessen Lendenschurz. Auch die Fliegen, die dem Grünhäuter um die Käsefüße schwirrten, waren ein untrügliches Erkennungsmerkmal. Da dämmerte es Pennyflax endlich. »Ol… Olf?«, stotterte er. »Das ist ja ’ne rauschige Überraschung!« Er kletterte vom Redner-Baumstumpf, lief auf den Goblin zu und schüttelte ihm die Pranke.

      Erleichtert erkannte Shirah jetzt ebenfalls ihren gemeinsamen Freund wieder. Olf hatte ihnen letzten Sommer geholfen, aus dem Feuerberg zu flüchten, weil er nicht länger ein Diener des Hexers sein wollte. Die Koboldin umarmte den dicken Goblin herzlich und lachte: »Hast uns aber ganz schön erschreckt! Biste extra gekommen, um uns vor Sulferion zu warnen?«

      Olf grinste über beide Ohren, tätschelte Fauchs Kopf und setzte gerade zu einer Erklärung an, als ihm die alte Booja von hinten eins mit der Bratpfanne überzog. Goblinkopf und Pfanne produzierten ein »Klong«, und während Pennyflax und Shirah die Kinnladen runter klappten, verdrehte Olf die Augen und sackte zusammen.

      Gerade so konnten die beiden Kobolde Booja davon abhalten, den vermeintlichen Bösewicht nach Strich und Faden zu vermöbeln. Pennyflax nahm ihr die Pfanne ab, was Booja gar nicht passte: Sie zeterte wütend vor sich hin und ließ Schimpfworte vom Stapel, die noch nicht einmal Pennyflax kannte. Nachdem er Olf auf die Beine geholfen hatte und Shirah die verängstigten Garstinger von der Harmlosigkeit des Goblins überzeugt hatte, führten die beiden ihren Freund zum Baumstumpf, wo er sich hinsetzte.

      Schließlich war Olf wieder klar im Kopf und blickte ernst in die Runde, zu der sich soeben Meister Snagglemint und Minky dazugesellten. »Es geben Krieg!«, grunzte er seine Warnung erneut heraus. »Sulferion haben tausende Goblins für Kampf gerüstet und Feuerkatapulte aufgefahren, die mit Glutrubinen funktionieren und von alleine rollen können. Außerdem Hexenmeister beschwören Dämonen von Seufzer-Schlucht herauf. Er wollen Richtung Viancáru ziehen und auf seinem Weg ganz Eraluvia verbrennen!«

      Die Garstinger, die sich herangetraut hatten und Olf lauschten, rissen vor Entsetzen die Augen und Münder