PENNYFLAX und die Rache des Hexenmeisters. Andreas Bulgaropulos

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Название PENNYFLAX und die Rache des Hexenmeisters
Автор произведения Andreas Bulgaropulos
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738030488



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das noch nicht das Schlimmste sein«, brummte der Grünhäuter, zog eine grimmige Miene und deutete auf Fauch. »Sulferion wollen Drachling wiederhaben! Deshalb er lassen Pyros aus Feuerberg raus, damit sein Atem euer Dorf zu Asche macht!«

      Erneut stöhnten die umstehenden Kobolde vor Schreck. Denn mit Pyros, dem riesigen Drachen, der Fauchs Vater war und in den Tiefen des Vulkans lebte, war gewiss nicht zu spaßen. Vor allem aber wusste jedermann seit Pennyflax’ und Shirahs Reise zum Feuerberg, dass man Olf vertrauen konnte und er die Wahrheit sprach, weil er seit vergangenem Sommer kein Fiesling mehr war.

      »Aber wie ist denn das alles möglich?«, hauchte Shirah und blinzelte Meister Snagglemint mit furchtsamem Blick an. »Wir haben dem Hexer doch sein Zauberbuch stibitzt … wieso kann der immer noch so gemein sein?«

      Der Magiker strich durch seinen langen grauen Bart und krächzte: »Das Böse braucht keine Bücher, um böse zu sein. Sulferion kann vielleicht durch den Verlust seines Zauberbuchs ein paar Formeln nicht sprechen, aber das ändert nix an seiner Boshaftigkeit und dem Verlangen, Rache an seinem Volk, den Elfen zu üben. Denn wie ihr wisst, wurde er vor tausend Jahren aus dem Elfenreich Viancáru verbannt, weil er die Schwarze Magie studierte und Prinzessin Candela Lavendel entführte.« Snagglemint holte Luft und streckte entschlossen seinen Rücken durch. »Kann uns aber Wurst und Käse sein. Die Oberwichtigkeit ist nämlich, dass der Hexenmeister mit seinen Goblintruppen, Feuerkatapulten, Dämonen und seinem Drachen Pyros das Land überrennen und uns unterjochen will!«

      Pennyflax hob die Hand. »Ist dieser Unter-Jochen auch so’n Fiesling? Oder wohnt der einfach nur unter Jochen?«

      »Kamerrrad!«, schnarrte Minky streng und zog seinen Rotzfaden hoch. »Unterjochen heißt so was wie ›versklaven‹ oder ›zu Dienern machen‹, klarrr?«

      »Klarifari«, gluckste Pennyflax, »wusste ich.« Dann wurde er wieder ernst und wandte sich an die Garstinger. »Wenn ihr bleiben wollt, müssen wir unser Dorf vor Sulferions Krieg schützen und zugleich die anderen Völker vor ihm warnen, besonders die Elfen. Würde also vorschlagen, ihr kümmert euch darum, Garstingen zu … dings, äh … zu befestigen und Fallen und Zäune aufzubauen. Und ich latsche mit Fauch zur Oststraße, wo wir bestimmt ’ne Elfenpatrouille aufgabeln, die mich nach Viancáru bringt. Werde dort König Lampion Lavendel mal in die langen Lauscher lispeln, was hier im Westen Eraluvias so abgeht! Abgedingst?«

      Während ein Kobold nach dem anderen seine Zustimmung murmelte, tippte Shirah ihrem Freund auf die Schulter. »Brauchst mal nicht zu glauben, dass du dich ohne mich verkrümeln kannst. Ich komme mit dir, weil du unterwegs jemanden brauchst, der Rätsel lösen kann, sich mit Heilkräutern auskennt und flotti jeden Knochenbruch verarzten kann, stimmt’s?!« Sie grinste und machte ihm einen Kussmund.

      Pennyflax versuchte gar nicht erst, ihr die Idee auszureden, denn er kannte ihren Dickkopf. Zweitens war er froh, die Reise in das weit entfernte Elfenreich nicht alleine antreten zu müssen, weil dies bestimmt kein Zuckerwatteschlecken werden würde. Da nahm man jede Hilfe an, vor allem die seiner Freundin.

      »Aber wie sollen wir das mit der Dorfbefestigung hinkriegen?«, rief ein Garstinger aus der Menge. »Können doch niemals Zäune bauen, die Dämonen, eine Goblinarmee und Drachenfeuer aufhalten!«

      Meister Snagglemint schnippte mit den Fingern. »Ha! Mich hat ein Geistesblitz getroffen! Wir brauchen vielleicht gar keinen Zaun … muss aber meine Idee erst noch überprüfen. Doch bis dahin könnt ihr alle was anderes tun!« Flugs beendete er die Versammlung und wies den Garstingern Aufgaben zu. Diese reichten von Vorräte anlegen über Steine sammeln und Holzschaufeln herstellen, bis hin zum Pflücken von Herbstzeitlosen, einer giftigen Blumenart, aus der er ein Zauberelixier brauen wollte. Selbst die Koboldkinder wurden mit dem Basteln von Stinkbomben beauftragt. Danach begleiteten Pennyflax, Shirah, Fauch, Minky und Olf den Alten zurück zu sich nach Hause, wo er ihnen seine Idee erklären wollte.

      In seiner Wohnstube stellte sich der Magiker vor eines der Bücherregale, öffnete ein Geheimfach und wedelte mit der Hand darüber. Sekunden später schimmerte die Luft in dem Fach, und aus den Lichtschleiern formte sich ein großes, schwarzes Buch, auf dessen Einband magische Zeichen glühten.

      »Verzwurbeldingst, Sulferions Zauberbuch!«, rief Pennyflax. »Hier ist es also!«

      Snagglemint nickte. »Hab es versteckt und unsichtbar gezaubert, damit es niemand findet … und damit es nicht abhaut. Es hat nämlich seinen eigenen Willen, müsst ihr wissen. Möchte nur mal rasch reinglubschen, ob meine Idee machbar ist.« Er beugte sich über das Buch, murmelte hin und wieder ein »Aha« oder »So so« oder »Formel-für-famose-Faltenfüße« und ließ irgendwann triumphierend den Zeigefinger auf eine Seite niedersausen. »Heiliger Kugelblitz … das isses! Hab mich richtig erinnert. Es handelt sich um eine Formel, mit der man einen Energieschild beschwören kann, der sich wie eine große Käseglocke über unser Dorf ausbreiten würde. Damit könnten wir Garstingen schützen!«

      »Aber ist das nicht gefährlich?«, gab Shirah zu bedenken und rieb sich ihre Stupsnase, weil sie kitzelte. »Ich rieche die Schwarze Magie bis hier. Könnte vielleicht das ganze Dorf zerstören!«

      Meister Snagglemint grübelte und krächzte: »Hast natürlich recht. Dürfen beim Beschwören nicht aus dem Buch lesen, sondern müssen die Formel etwas abwandeln, damit sie nicht aus Schwarzmagie entsteht. Das patzige Problem ist aber: Wo kriegen wir stattdessen die Energie für einen so starken Zauber her?«

      Keinem fiel etwas ein. Schließlich schwiegen alle bedrückt, denn niemand wollte sich ausmalen, was mit einem ungeschützten Garstingen geschah, wenn tausende Goblins und Dämonen darüber hinwegfegten oder Drachenfeuer darauf niederregnete.

      Doch plötzlich grunzte Olf und schlug sich vor die Stirn. »Olf ja blöd wie Strohbohnen! Olf haben super Energiequelle für Zauber dabei, nämlich Glutrubin aus dem Feuerberg!« Der Goblin zog einen hellrot leuchtenden Edelstein von der Größe eines Hühnereis aus seiner Gürteltasche und überreichte ihn Snagglemint.

      Pennyflax und Shirah staunten, denn sie wussten, dass Sulferion die Steine in einer Mine des Feuerbergs abbauen ließ, um seine Kriegsmaschinen damit zu betreiben. Keiner der beiden hatte aber damit gerechnet, einen Glutrubin außerhalb der Brennenden Lande zu sehen. Sein Glitzern erhellte den ganzen Raum.

      Der alte Magiker murmelte vor sich hin, prüfte den Rubin von allen Seiten und hielt ihn an die Spitze seines Zauberstabes, in die ein grüner Smaragd ins Holz eingelassen war. Als die beiden Steine sich berührten, knallte es plötzlich und ein rotgrüner Lichtblitz flammte zur Decke hoch, wo er ein Loch ins Dach brannte. Die Anwesenden zuckten zusammen, doch Snagglemint verkündete lächelnd: »Perfekt! Sollte mir nun möglich sein, die Formel für unsere Zwecke anzuwenden.«

      Pennyflax atmete auf – er konnte beruhigt Vorbereitungen für seinen Aufbruch treffen. »Ich gehe dann mal meinen Rucksack packen«, teilte er Shirah mit, »denn das Elfenreich ist mindestens zwei oder zwölfundachtzig Tagesreisen von hier entfernt. Wir dürfen demnach keine Zeit vertrödeln!«

      »Klarifari«, stimmte Shirah zu. »Wir treffen uns in zwanzig Riesenschnaufern bei mir am Gartentor. Und vergiss deine Glühwürmchen-Laterne nicht!«

      Er nickte und wollte schon hinaus wetzen, da hielt Minky ihn an der Schulter fest und schnarrte: »Warte, Kamerrrad. Ich würde gerne etwas zur Rettung meiner neun Brüder beitragen, die von den Goblins verrrschleppt wurden. Was hälste davon, wenn ich mitkomme? Falls die Elfen nämlich auf stur schalten, kann ich ein Wörrrtchen in ihrer Muttersprache mit ihnen schwatzen … mein Elfisch ist legendär!«

      »Abgedingst!«, jubelte Pennyflax. »Und wenn die Muttersprache nix hilft, probierst du’s mit der Vatersprache.« Sogleich flitzte der Kobold nach draußen auf den Waldweg, kletterte die Leiter seines Wohnbaums hinauf und packte seinen Rucksack. Natürlich dachte er neben seiner Laterne auch an Fauchs Feuersteine, damit der Drachling unterwegs keinen Kohldampf schieben musste. Zuletzt hängte er sich seine Zwille an den Gürtel, die durch eine Verzauberung Meister Snagglemints jeden Stein, den sie verschoss, in eine Hornisse verwandelte. Anschließend eilte er zurück.

      Am Mittag trafen sich die drei an der Rauschebachbrücke,