Homo sapiens movere ~ gebrochen. R. R. Alval

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Название Homo sapiens movere ~ gebrochen
Автор произведения R. R. Alval
Жанр Языкознание
Серия gebrochen
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738005448



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anfühlte, überhaupt keinen Sinn.

       Warum bin ich nicht zuhause?

      Die Erkenntnis, dass ich einen Unfall gehabt haben musste, traf mich weniger unvorbereitet, als man meinen sollte. Zu blöd, dass ich mich an den Unfall selbst gar nicht erinnerte. Vielleicht war das besser. Meine Mutter, die ich nur kurz hatte sehen können, sah auf jeden Fall aus, als hätte sie ein paar schlaflose Nächte hinter sich. Das tat mir leid. Ließ meine Schuldgefühle anspringen. Trotzdem verstand ich nicht, warum mein Körper nicht richtig funktionierte.

       Was zum Kuckuck haben die mir gegeben?

      Irgendwelche Beruhigungsmittel? Schmerzmittel, ganz sicher. Mir tat nämlich überhaupt nichts weh.

      Sehr schön.

      Ich war nicht scharf auf Schmerzen.

      Dann lieber wartete ich ab, bis ich meinen Körper wieder richtig spürte. Auch wenn ich nicht sonderlich geduldig war.

      Wie viele Stunden könnte das schon anhalten?

      3

      Ich hatte Tränen in den Augen. Dabei hatte ich keine Schmerzen. Weiß Gott nicht. Ich fühlte nämlich so gut wie gar nichts!

      Ich heulte, weil ich in einem Körper gefangen war, der nicht das machte, was ich wollte. Zumindest nicht in den Wochen, seitdem ich in diesem blöden Zimmer aufgewacht war. Inzwischen war ich in ein anderes verlegt worden. Hatte zig Therapien zu bewältigen, die meine Wut nur umso mehr anfachten. Meine Unfähigkeit, mich zu bewegen wie ich es gewöhnt war, machte mich wahnsinnig. Hinzu kamen die quietschvergnügt in meinem Hirn herum hüpfenden Gedanken, dass Alan und sein beschissenes Rudel versucht hatten mich umzubringen.

      Anders konnte ich mir den Unfall auf einer schnurgeraden Straße nicht erklären.

      Besonders, weil ich mich nicht erinnerte.

      Wie hatten die mich bloß dort finden können? Dumm nur, dass sie geglaubt hatten, ich wäre tot. War ich nicht.

      Ätsch-bätsch.

      Auch wenn ich mich ab und fragte, ob totsein wirklich das schlimmere Übel wäre. Tja, Herr Kotzbrocken Garu, es hat nicht funktioniert. Ich lebe noch!

      Irgendwie.

      Verdammt, hatte ich ihm wirklich derartig wenig bedeutet, dass er nicht nur unsere Beziehung, sondern auch gleich noch mein Leben beenden konnte? War in seinem Herzen nicht das kleinste Plätzchen Platz für mich? Er mochte mich nicht lieben, aber…

      Egal, es war passiert. Alan hatte mich auf die Abschussliste gesetzt.

      Wortwörtlich.

      Trotzdem gestattete ich es mir nicht, ängstlich zu sein. Angst würde meine momentane Hilflosigkeit schüren. Was unweigerlich darauf hinaus liefe, dass ich mich nicht nur von ihr und meiner Wut, sondern auch noch einer nahenden Depression beherrschen ließe. Darauf konnte ich gut und gerne verzichten. Dennoch war es beunruhigend, dass bisher niemand versucht hatte, mir erneut nach dem Leben zu trachten. Entweder war ich durch meine Nahtoderfahrung bereits vollkommen aus dem Rudel entfernt oder die Gestaltwandler fanden es witzig, mich im Unwissenden zu lassen.

      So durfte ich wild spekulieren, wann und ob ein weiterer Anschlag geplant war.

      Ich schob diese Überlegungen in die dunkelste Ecke meines Kopfes und konzentrierte mich wieder auf Dominiks Anweisungen. Ich war nicht gelähmt, aber meine Muskeln waren derart verkümmert, dass ich erst wieder lernen musste sie zu gebrauchen. Kein Wunder. Nach dem ersten Schock, wie lange ich im Koma gelegen hatte, fand ich mich allmählich damit ab, dass mir mehr als sieben Monate fehlten.

      32 Wochen!

      Und jetzt musste ich die Quintessenz dieser anhaltenden Bewegungslosigkeit ausbaden. Schöne Scheiße!

      Ich hatte nicht nur mehr als ein halbes Jahr meines Lebens, sondern sogar meinen Geburtstag verpasst! Heiliger Bimbam, ich bin 31!

      „Weinen Sie, Samantha?“ Mürrisch schüttelte ich den Kopf und biss die Zähne zusammen. Meine Hände hatten sich um die Stange des starren Laufbandes verkrampft, auf dem ich mich bemühte, einen Fuß vor den anderen zu setzen. „Gut, dann machen Sie weiter. Konzentrieren Sie sich. Erinnern Sie sich, wie es funktioniert.“ Wäre Dominik kein Sklaventreiber, der sich als Therapeut verkleidet hatte, hätte ich ihn möglicherweise als gut aussehend bezeichnet. Ich schätzte ihn etwas jünger als mich, vielleicht Mitte zwanzig. Sein Haar lag in kleinen, braunen Wellen um sein schmales Gesicht, das dennoch sehr maskulin wirkte. Sein kantiges Kinn war angespannt, seine vollen Lippen zusammengepresst und seine Mundwinkel kräuselten sich in gezierter Zurückhaltung. Fast, als hielte er mit aller Macht einen entnervten Schrei zurück. Dominik war ein wenig größer als ich und recht muskulös.

      Nicht wie ein Gestaltwandler. Seine Figur erinnerte mehr an einen Vampir. Aber ihm fehlte das gewisse Etwas. Die legere Gleichgültigkeit vielleicht. Daraus schloss ich, dass er ein Mensch sein musste. Freilich hätte ich seine Energiepunkte checken können. Doch solange ich meinen Körper nicht vollständig beherrschte, hatte ich Angst davor.

      Ganz ehrlich.

      Wer sagte mir denn, dass ich nicht aus Versehen meine Eigenschaften als Saphi freisetzte? Mich wunderte eh, dass das während meines Komas nichts passiert war. Hatten auch diese Fähigkeiten geschlummert?

      „Wo sind Sie nur mit ihren Gedanken?“ Dominiks Stimme war so dicht neben meinem Ohr, dass ich beinah einen Sprung nach hinten gemacht hätte. Allerdings wäre es nur der Versuch gewesen. In Wahrheit wäre ich umgefallen. Ziemlich elegant … jaaha … wie ein Mehlsack. Ein großer. Von daher konnte ich wirklich von Glück reden, dass ich nicht mehr allzu schreckhaft war.

      Oder meine Reaktionen selbst von einer Schnecke im Winterschlaf noch überholt werden konnte.

      Mein Herz allerdings trommelte heftig gegen meinen Brustkorb. „Jetzt geben Sie sich ein bisschen mehr Mühe. Sie schaffen das, Samantha. Sie müssen es nur wollen!“

       Geee-nau. Und wenn ich dich lang genug anstiere, siehst du aus wie meine Mutter.

      Zischend atmete ich die Luft zwischen den Zähnen aus. Gleichzeitig brüllte ich mein Bein gedanklich an sich endlich von dem scheiß verfickten, blöden Boden zu lösen. Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte ich es, mein Knie zu beugen und meinen Fuß einen – oder vielleicht auch zwei – Zentimeter anzuheben. So konnte ich mein Bein, ähnlich einem Schlurfen, nach vorn schieben. Von Gehen konnte keine Rede sein.

      Aber hey!

      Noch vor drei Tagen hatte ich nicht mal stehen können.

      Danach war ich unendlich froh, als ich wieder im Bett lag. Noch besser, es war Essenszeit. Schöner wäre es natürlich gewesen, wenn mich jemand gefüttert hätte. Aber ich musste allein dafür sorgen, dass sich meine Hand mit der Gabel an meinen Mund bewegte. Ohne die Gabel fallen zu lassen. Oder das Essen, was sich darauf befand.

      Und ohne meinen Mund zu verfehlen!

      Pah, wie war Dominik nur auf diese Idee gekommen? Sollte er mich nicht unterstützen? Es kam mir eher so vor, als würde er mich absichtlich quälen. Natürlich wusste ich, dass es nur zu meinem Besten war. Trotzdem – verdammter Bockmist – es war furchtbar. Verdammt schwer.

      Einfach zum Kotzen!

      Nie im Leben hätte ich mir ausgemalt, alles von vorn lernen zu müssen. Nicht zum ersten Mal wünschte ich mir, aus meiner Haut fahren zu können. Hätten die scheiß Gestaltwandler das auch richtig machen können? Dann wäre ich jetzt zwar tot, würde aber auch nicht in diesem unnützen Gestell aus Haut, Knochen und unbrauchbaren Muskeln feststecken. Abermals füllten sich meine Augen mit Tränen, die ich schnell fort blinzelte. Alan würde es nicht schaffen, mich zu brechen. Selbst wenn das bedeutete, dass ich dafür mit Dominik, dem Sklaventreiber, jeden Tag eine mehrstündige Verabredung hatte.

      Alan würde ich es zeigen!

      Ich, Samantha Bricks,