Название | Selbst der beste Plan |
---|---|
Автор произведения | Séamus Ó Grianna |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783866483996 |
Conall wandte sich an einen jungen Mann aus der Nachbarschaft – Mickey Sweeney. Mickey war ein netter, fröhlicher Bursche und immer bereit, einem Nachbarn einen Gefallen zu tun. Er galt auch als eine Art Advokat, und es hieß, mindestens drei Männer seien als Gatten angenommen worden, die sonst abgewiesen worden wären, wenn die Brautwerbung einem anderen als Mickey anvertraut worden wäre.
»Mickey«, sagte Conall, »ich glaube, ich würde gern heiraten.«
»Sehr klug von dir«, sagte Mickey.
»Mickey, ich wollte dich bitten, die Frau für mich zu fragen.«
»Das wird mir doch ein Vergnügen sein. Das bring ich für dich in Ordnung, mein Junge. Und wir werden eine Hochzeit feiern, wie sie die Rosses seit Menschengedenken nicht mehr gesehen haben. Wer ist übrigens die Glückliche?«
»Ich habe schon seit Langem ein Auge auf ein richtig nettes Mädchen geworfen«, sagte Conall. »Sawa Gallagher.«
»Sawa Gallagher!«, sagte Mickey mit zitternder Stimme. Sawa Gallagher! Gerade die, an die Mickey selbst so oft dachte. Und die er bitten wollte, ihn zu heiraten, wenn die Zeit reif wäre. Wäre er nicht ganz schön angeschmiert, wenn seine Liebste einen anderen nähme? Mickey wollte erst in einigen Jahren heiraten. Er fürchtete, sein Vater würde ihm kein ausreichend großes Stück Land abgeben. Nun steckte er in der Klemme. Was, wenn Sawa der Spatz in der Hand lieber wäre als die Taube auf dem Dach? Diese Art von weltlicher Weisheit besaßen Frauen doch angeblich seit dem Anbeginn der Zeiten!
»Ich möchte dir raten, dein Glück bei einer anderen zu versuchen«, sagte Mickey, als er sich von seinem Schock erholt hatte. »Ich habe gehört, dass Sawa dem Großen Jack McGee aus Milltown so gut wie versprochen ist. Und wenn du dir einen Korb holst, spricht das gegen dich. Es ist das Schlimmste, was einem Mann passieren kann. Ein Mädchen ist heute vielleicht durchaus bereit, dich zu heiraten, aber sowie sie gehört hat, dass eine andere dich nicht wollte, schon schaut sie dich morgen nicht mehr an. Das gilt natürlich für jeden Mann so gut wie für dich. Frauen sind seltsame Wesen. Die meisten würden lieber ihr Leben lang allein bleiben, als ›die Krümel einer anderen aufzulesen‹, wie es heißt. Ich möchte dir also raten, keinen Korb zu riskieren, indem du Sawa Gallagher fragst. Wie wäre es mit Madge McGinn?«
»Die mag ich nicht«, sagte Conall.
»Dann Sheela Rodgers?«, fragte Mickey.
»Wenn du Sawa Gallagher nicht für mich fragen magst«, sagte Conall, »sag das ganz offen. Dann suche ich mir einen anderen Brautwerber.«
»Sei doch mal vernünftig, Mann«, sagte Mickey und riss sich zusammen. »Ich mach das doch für dich. Wieso auch nicht? Ich wollte dir nur einen guten Rat geben, zu deinem eigenen Besten. Das ist alles.«
»Na gut«, sagte Conall. »Dann wäre das geklärt. Ich hol uns jetzt erst mal einen Tropfen Poitín. Und morgen sprichst du für mich mit Sawa Gallagher.«
Am nächsten Abend machte Mickey sich auf den Weg. Ihm blieb nichts anderes übrig. Wenn er es nicht machte, könnte Conall jederzeit einen anderen schicken. Aber Mickeys Gehirn war inzwischen nicht untätig gewesen. Er hatte gewaltig nachgedacht. Er war zu dem Schluss gekommen, dass ihm nur eine Möglichkeit blieb. Und zwar diese: Conalls Antrag auszurichten. Und wenn Sawa irgendeine Neigung zeigte, zuzustimmen, dann würde Mickey ihr ebenfalls einen Antrag machen – sollte sein Vater sich das Land doch an den Hut stecken.
Mickey kam zu Sawas Haus. Und wie immer war er dort willkommen.
»Gibt’s was Neues?«, fragte die Hausfrau.
»Ich habe seltsame Nachrichten«, sagte Mickey. »Ihr werdet es kaum glauben, aber es ist die Wahrheit. Ich bin heute Abend mit einem witzigen Auftrag hier. Ich komme mit einem Heiratsantrag für Sawa.«
Sawa war plötzlich gewaltig damit beschäftigt, Torf aufs Feuer zu legen.
»Dürfte man vielleicht fragen, wer dich schickt?«, fragte die Hausfrau.
»Es muss wohl heraus«, sagte Mickey. »Aber bitte, macht mir keine Vorwürfe. Ich bin hier nur der Bote. Eine solche Bitte kann ich doch niemandem abschlagen. Natürlich habe ich ihm geraten, zur Vernunft zu kommen und bei seinen Leisten zu bleiben. Aber das hat nicht geholfen.«
»Himmel, wer ist es denn?«, fragte die Hausfrau.
»Ihr würdet das in tausend Jahren nicht erraten«, sagte Mickey. »Conall Ferry.«
»Der müsste doch sparsam sein, wenn er irgendwie auf seine Eltern kommt«, sagte die Hausfrau.
»Na ja, ich dürfte das nicht sagen«, antwortete Mickey. »Aber in so einem Moment muss die Wahrheit ans Licht. Er ist sehr faul. Er hat noch nicht einmal alle Kartoffeln ausgemacht. Die faulen in der Erde vor sich hin. Und er säuft wie ein Loch. Beim letzten Jahrmarkt hat er ein Kalb verkauft und das Geld bis auf den letzten Penny mit einer Bande von Kesselflickern vertrunken. Am Abend lag er sternhagelvoll bei Morrisons im Hinterhof.«
»Dann nüchtert er ja offenbar blitzschnell aus«, sagte Sawa. »Ich bin ihm auf dem Heimweg begegnet, und da war er so nüchtern wie jetzt du.«
»Ich erzähle nur, was ich gehört habe«, sagte Mickey. »Ich war nicht auf dem Jahrmarkt. Ich gehe nur hin, wenn ich Geschäfte habe – ein Tier zu kaufen oder ein Tier zu verkaufen. Aber egal, wie er es mit dem Trinken hält, faul ist er. Das ist kein Gerücht. Ich weiß ganz genau, dass er in keinem Jahr vor Anfang April einen Spaten in die Hand nimmt.«
»Und wann hat er die Wiese neben dem Haus umgegraben?«, fragte Sawa. »War das im letzten April?«
Damit hatte Mickey nicht gerechnet. Sawa verteidigte Conall! Egal, was er sagte, sie war auf Conalls Seite. Nun kam Mickey der Gedanke, dass er möglicherweise die falsche Karte ausgespielt hatte, dass es vielleicht besser gewesen wäre, so zu tun, als wäre es ihm egal, ob Sawa Conall heiraten wollte oder nicht.
»Wie seht ihr das denn?«, fragte er die Eltern.
»Das überlassen wir ihr«, sagte der Vater. »Sawa muss entscheiden. Es geht doch um ihr Schicksal, nicht um unseres.«
Mickey begriff, dass er die Partie verloren hatte. Er musste rasch handeln. Er konnte Sawa keine Zeit lassen, sich die Sache zu überlegen. Ihn überkam die plötzliche Angst, dass sie Conalls Antrag annehmen könnte. Und dann wäre alles verloren.
»Na«, sagte er und versuchte zu lächeln, »ich gebe wohl besser jetzt zu, dass es nur Unsinn war. Der arme Conall Ferry! Ich hoffe, ihr glaubt mir, dass ich kein Wort davon gemeint habe, was ich über ihn gesagt habe. Aber so ein kleiner Witz kann doch nichts schaden. Was ich hier in die Wege leiten möchte, ist meine eigene Hochzeit. Und ich bin mein eigener Brautwerber. Ich bin gekommen, um Sawa zu fragen, ob sie mich heiraten möchte.«
Niemand sagte etwas. Sawa kratzte Wolle. Sie wirkte vollkommen in ihre Arbeit vertieft, so als ginge Mickeys Antrag sie gar nichts an.
Endlich brach ihre Mutter das verlegene Schweigen. »Ich hätte nicht gedacht, dass du in den nächsten ein bis zwei Jahren schon heiraten wolltest«, sagte sie.
Sawa kratzte Wolle.
»Ich habe meinen Entschluss für mich behalten, bis ich bereit war, mich zu erklären«, sagte Mickey.
»Na«, sagte der Vater, »wie schon gesagt, als ich dich noch für den Brautwerber für einen anderen gehalten habe – und entschuldige bitte, wenn ich deine Witze nicht verstanden habe –: Wir werden unserer Tochter bei ihrer Entscheidung keine Steine in den Weg legen. Das ist ihre Angelegenheit. Was sagst du, Sawa?«
»Ich bin heute Abend nicht in Stimmung, um überhaupt irgendetwas zu sagen«, sagte Sawa. »Ich habe mich viel zu sehr geärgert. Denn wenn mir in Herz und Seele auf dieser Welt etwas verhasst ist, dann Verleumdung und üble Nachrede.