Kalte Kernreaktion. Willi Meinders

Читать онлайн.
Название Kalte Kernreaktion
Автор произведения Willi Meinders
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783991076995



Скачать книгу

zeigt sich darauf nach diesem Beschuss ein „Einschlagsmuster“, das ziemlich genau die Form des Spalts abbildet. Nimmt man nun eine andere Fläche und fügt zwei Spalten ein, kann zweierlei passieren: Entweder gibt es auf der dahinter liegenden Projektionswand die Abbilder der beiden Spalten (dann haben sich die Elektronen wie Teilchen/Materie verhalten) oder aber, auf der Projektionswand zeigt sich ein sog. Interferenzmuster, welches entsteht, wenn zwei Wellen sich gegenseitig beeinflussen. Diese Überlagerung von Wellen kann man selbst leicht erzeugen, wenn man zwei Steinchen gleichzeitig in einem gewissen Abstand ins Wasser wirft. Im Ergebnis ist es so, dass die Elektronen sich bei einem Doppelspalt nicht entscheiden können: bin ich nun Teilchen (Masse) oder bin ich Welle (Energie). – Die Elektronen scheinen sich also genau in dem Grenzbereich der Atome zu befinden, wo sich Energie und Materie treffen. Das Wissen über Energie ist auf groteske Weise lückenhaft, wenn man diese Zusammenhänge nicht kennt, weil genau die hier beschriebene Energie die billigste und sauberste überhaupt ist. Mir ist kürzlich ein Ingenieur begegnet, der meinte, oberhalb des sog. Energieerhaltungssatzes (also des Grundsatzes, dass man aus einer Apparatur nie mehr Energie gewinnen kann als man zuvor hineingesteckt hat) gäbe es nichts, denn sonst gäbe es ja auch das Perpetuum mobile. Er meinte, deshalb könnte es auch die Kalte Fusion nicht geben. Im Prinzip hatte er recht, ich fürchte nur, er wusste nicht warum: Auch für die Energie, die aus Kernreaktionen gewonnen wird, gilt der Energieerhaltungssatz, aber in der Weise, dass die Energie in Form der verwendeten Materie bereits vorhanden ist. Und hier ist nun der große Bruch gegenüber konventioneller (chemisch erzeugter) Energie: Diese Materie ist bei einer Kernreaktion mit der Lichtgeschwindigkeit im Quadrat zu multiplizieren, wodurch sich eine Vervielfachung der Energie ergibt. Weil es so enorm wichtig ist, wiederhole ich es noch einmal: Der Energiegewinn aus einer Kernreaktion ist ein natürlicher Vorgang, wie er sich seit Jahrmilliarden auf der Sonne abspielt. Die Formel E=MC2 gibt es seit über hundert Jahren und sie wurde unzählige Male als richtig anerkannt. – Die Nutzung der Kernenergie ist durch die Kernspaltung in Verruf geraten. Aber wir sehen doch, was Kernenergie leisten kann: Kraftwerke, U-Boote, Eisbrecher usw. Dabei müssen wir endlich zur Kenntnis nehmen, dass Kernkraft eben nicht nur Kernspaltung und Hochenergie-Heißfusion ist. Die Kalte Kernfusion eröffnet alle Möglichkeiten der Kernkraft, aber ohne die Nachteile der Kernspaltung – wie Strahlung, Brennstoffgewinnung, Abfallproblematik und dergleichen.

      Annäherung an die Kalte Fusion

      Lassen wir diese Vorbemerkungen hinter uns und wenden uns der Kernfusion zu – der Heißen wie der Kalten. Zunächst zur sog. „Heißen“ Kernfusion. Diesen Begriff hätte ich vor ein paar Jahren noch nicht verwendet, denn, weil es nach Meinung vieler Physiker eine „Kalte“ Fusion nicht gibt, gibt es auch keine „Heiße“ Fusion, sondern einfach nur Kernfusion. Dabei übersehen diese Wissenschaftler, dass der Begriff „Kalte Fusion“ bereits 1948 von dem Physiker und Nobelpreisträger Andrej Sacharov geprägt wurde. Die Heiße Kernfusion versucht, die Verhältnisse auf der Sonne zu simulieren. Dort herrscht eine Temperatur von rund 15 Millionen Grad Celsius. Hinzu kommt der enorme Druck, der durch die pure Masse der Sonne entsteht. Unsere Erdanziehung entsteht aus der Masse der Erde. Kleine Gegenstände werden von großen Gegenständen angezogen. (Übrigens mit Hausmitteln ganz leicht zu beweisen: Legen Sie abends ein Styropor-Kügelchen in die Mitte eines gefüllten Waschbeckens – am anderen Morgen ist es am Rand.) Würden wir uns auf einem Himmelskörper von der Größe der Sonne befinden, würde sich unser Körpergewicht so sehr steigern, dass wir unweigerlich auf eine sehr handliche Größe schrumpfen würden. So ergeht es auch den Atomen: Die ungeheuer hohe Temperatur und der ungeheure Druck zwingen die Wasserstoffatome zur Fusion und setzen die Bindungsenergie frei, welche die Sonne erstrahlen lässt. So weit so gut. 15 Millionen Grad auf der Erde herzustellen ist wohl schon schwierig genug, aber woher soll der Druck kommen? Die Sonne ist schließlich so groß, dass, wenn sie auf der Position unseres Mondes stünde, sie unsere Erde weit überdecken würde. – Die Physiker haben sich zu helfen gewusst: „Wenn wir den Druck nicht haben, müssen wir eben die Temperatur erhöhen“. Man entschied sich bei der Versuchsreaktoren also stattdessen für 150 Mio. Grad. – Wie nun soll diese Temperatur beherrscht werden, denn man will ja irgendwann Energie daraus gewinnen? Ein noch so solider Wärmetauscher, egal aus welchem Material, würde sofort verdampfen. Ebenso würde Beton verdampfen und jedes x-beliebige Material auch. Also kam man auf die Idee, den Fusionsprozess freischwebend zwischen riesigen Magneten stattfinden zu lassen. Man darf getrost davon ausgehen, dass diese Magnete sehr viel Energie verbrauchen. Die für die Fusion erforderliche Hitze wird dabei z. B. mit extrem starken Lasern erzeugt. Das Problem der Nutzbarmachung bleibt dabei ungelöst. Das hört sich alles sehr schwierig an und das ist es auch. Die Erfolgsaussichten waren schon immer schlecht und sie sind es bis heute. Man spricht bei der Heißen Kernfusion von der „Energie der Zukunft“, das Problem ist dabei, dass man dies schon seit Jahrzehnten sagt. Und auch jetzt veröffentlichte „ITER“ (der im Bau befindliche Reaktor in Frankreich), dass man damit rechne, in 30 Jahren „weiter“ zu sein. Neuere Versuchsreaktoren in China oder Großbritannien „verkürzen“ diese Frist auf 20 Jahre. Diese Fristen würden sich wahrscheinlich erheblich verlängern, wenn man das „Funktionieren“ der Reaktoren so definieren würde: „Die Anlagen liefern Elektrizität zu marktüblichen, günstigen Preisen, ohne dass sie mit Steuermitteln subventioniert werden müssen“. Tatsache ist und bleibt, dass noch keiner der bisher gebauten Reaktoren weltweit auch nur ein Kilowatt nutzbarer Energie erzeugt hat. Es wurde auch nie so viel Energie erzeugt, um die Anlage damit selbst versorgen zu können. Die bisherigen Fusionsanlagen haben also bisher nur Energie verbraucht, aber nie welche erzeugt.

      Kommen wir nun zur Kalten Kernfusion. Zum Jahresende 2019 hat die amerikanische physikalische Gesellschaft (die nach westlichen Maßstäben wohl höchste Instanz der Physik) einen Aufsatz veröffentlicht, der folgenden Titel trug: (Link 1)

      „Accepted Paper – Nuclear fusion reactions in deuterated metals“, was so viel heißt wie: „Akzeptierte Veröffentlichung – Nukleare Fusionsreaktionen in mit Wasserstoff angereicherten Metallen“. Das sagt dem Nichtfachmann zunächst einmal überhaupt nichts. In Wirklichkeit steckt diese Formulierung jedoch voller Brisanz. Wir nehmen diesen Titel, um uns in die Welt der Kalten Kernfusion vorzuarbeiten. Zunächst: „Accepted Paper“ heißt: Es besteht in den Gremien der APS (American Physical Society) Konsens über die Richtigkeit dieser Aussage. Diese Kernfusion findet in mit Wasserstoff bzw. Deuterium angereicherten Metallen statt. Was heißt das? Wenn wir uns ein Atom ansehen, dann finden wir in seinem Inneren die positiv geladenen Protonen und die mindestens gleiche Zahl ungeladener Neutronen. (Mit einer Ausnahme: Das Wasserstoffatom hat nur ein Proton und kein Neutron.) Umkreist wird dieser Kern von so vielen Elektronen (negativ geladen), wie sie der Zahl der Protonen entspricht. Es handelt sich also um eine Kreisbahn, ähnlich wie im Verhältnis Erde Mond, oder Sonne Erde. Daraus folgt, dass jegliche Materie, die ja aus Atomen besteht, nicht kompakt sein kann. Denn wenn man Kugeln stapelt bleiben bekanntermaßen erhebliche Zwischenräume. Nehmen wir nun ein Metall wie Palladium (es findet in der chemischen- oder der Schmuckindustrie Verwendung) mit seinen 46 Protonen, dann ist dieses Atom wesentlich größer als ein Wasserstoffatom, das nur ein einziges Proton beherbergt. Das heißt, man kann in die Zwischenräume der Palladium-Atome riesige Mengen an Wasserstoffatomen einleiten. Und nun beginnt das Entscheidende: Wenn man die Wasserstoffatome, die ja nun in die „Gitterstruktur“ der Metallatome dichtgedrängt eingeschlossen sind, unter Stress setzt, können sie einander nicht mehr ausweichen und sie beginnen zu fusionieren. – Wie setzt man sie unter Stress? Nun, die kleinen Behälter, in denen sich das Palladium und der Wasserstoff befinden, werden kräftig geschüttelt und mit Vibrationen und Resonanzen drangsaliert. Zusätzlich wird dann die Einfüllöffnung verschlossen und der Behälter erhitzt, womit sich im Behälter (Reaktor) ein Druck aufbaut. Ich beschreibe hiermit (grob) die gängigste Methode der Kalten Fusion/LENR, die mittlerweile anstatt Palladium Nickel verwendet. Neu ist diese Erkenntnis keineswegs. Der Effekt wurde schon 1989 durch die beiden Elektrochemiker Fleischmann und Pons beobachtet. Ich komme darauf noch ausführlich zu sprechen. Diese Einwirkungen reichen aus, um in den kleinen Reaktoren Nuklearreaktionen auszulösen, welche Bindungsenergie freisetzen. Das heißt: diese kleinen Reaktoren erzeugen erheblich mehr Energie als man ihnen zuführt. Was ich bisher aus der Veröffentlichung der APS noch nicht erklärt habe, ist der Begriff „deuterated“. Dieser Begriff ergibt sich aus dem Isotop Deuterium. Der Reihe